Handlungsüberfrachtung - trotzdem spannend!
Sieben letzte Tage
„Sieben letzte Tage“ von Robert Rutherford
Worum handelt es sich?
Um den Debütroman von Robert Rutherford, seines Zeichens Gründungsmitglied der Krimiwerkstatt des Northern Crime Syndicates.
Eine Megaplot: ...
„Sieben letzte Tage“ von Robert Rutherford
Worum handelt es sich?
Um den Debütroman von Robert Rutherford, seines Zeichens Gründungsmitglied der Krimiwerkstatt des Northern Crime Syndicates.
Eine Megaplot:
Die in England wohnende Strafverteidigerin Alice Logan erfährt, dass ihr ungeliebter Vater in den USA in 7 Tagen hingerichtet wird wegen Mordes.
Diese 7 Tage werden auf 420 Seiten erzählt. Es beginnt damit, dass die Frau, wegen der sich Alices Mutter von ihrem Mann getrennt hatte, Alice viel jüngere Schwester Fiona von der Hinrichtung informiert. Fiona war bei der Trennung der Eltern noch recht jung, hat daher eine völlig andere Sicht auf ihren Vater als Alice. Fiona ist sofort von der Unschuld ihres Vaters überzeugt und versucht ihre Schwester zu animieren, etwas gegen die Hinrichtung zu unternehmen. Es kommen dann etliche Personen, die helfen, die befragt werden, die Schaden zufügen wollen ins Spiel. Von England geht es nach Paris und dann sogar in die USA. Aus einem Mord werden viele Fälle und das weltweit. Auch ein Unfall mit Fahrerflucht vor zig Jahren, zu dem Opfer Alice persönlichen Bezug hatte, wird mit in die Handlung gewebt. Das alles auf 420 Seiten und in 7 Tage verpackt.
Meine Meinung:
Der Plott, die Idee ist super. Schreibstil ist auch OK. Aber es ist einfach zu viel in die Handlung hineingepresst worden. Man verliert fast die Übersicht, der Autor scheinbar auch, da manche wichtige Helfer irgendwie gar nicht mehr erwähnt werden. Die überbordenden Tage von Alice, was sie alles unternimmt, kann man evtl. dem Adrenalin wegen der drohenden Hinrichtung zuschreiben. Manche Reaktionen von ihr kann man nicht verstehen, von logisch agierend zu unvorsichtigen, nicht durchdachten Handlungen und vorschnellen Einschätzungen. Passt nicht ganz. Und dass eine Person, die auf einer Toilette überfallen wird, sich nach dem Überfall ohne zu duschen ins Bett legt, naja.
Aber: ich habe das Buch sehr schnell gelesen, da es spannend war. Manches musste ich nochmal nachlesen, entweder wegen zu vieler Personen oder zu undurchsichtigen Passagen.
Es hat mich unterhalten – von der Spannung, vom Inhalt. Sehr gut wurde die unterschiedliche Wahrnehmung der beiden Schwestern beschrieben. Was die viel ältere Schwester aktiv miterlebt hatte, hatte die kleine Schwester nicht erlebt. So haben völlig andere Erfahrungen die beiden geprägt und bestimmen so die Gefühle und Taten.
Fazit:
Schon eine Leseempfehlung. Aber davon ausgehen, dass 24 Stundentage sehr lange gestreckt werden können. Das Buch polarisiert auch mächtig. Manche hat diese Handlungsüberfrachtung völlig abgeschreckt, andere haben gesagt, OK, trotzdem spannend. Zu denen gehöre ich. Es war spannend. Und wenn der Autor seine vielen Ideen in Zukunft auf mehrere Bücher verteilt, werde ich ihn auch gerne wieder lesen. 3,5 von 5 Sternen!