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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2025

Die Macht der Worte

Nennt mich nicht Ismael!
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Ismael Leseur hat es nicht leicht als 14-jähriger Nicht-Sportler an der Highschool. Der Klassenrowdy hat ihn als Opfer auserkoren und die neue Lehrerin erfreut sich an seinem ungewöhnlichen Vornamen. Als ...

Ismael Leseur hat es nicht leicht als 14-jähriger Nicht-Sportler an der Highschool. Der Klassenrowdy hat ihn als Opfer auserkoren und die neue Lehrerin erfreut sich an seinem ungewöhnlichen Vornamen. Als aber ein neuer Mitschüler, James Scobie, in die Klasse kommt und einen Debattierclub gründet, ändert sich sein Leben radikal, allerdings nicht zum Besseren... anfangs.

Für mich war dieses Buch ein Highlight: mit reichlich Selbstironie (oder Selbstmitleid?) erzählt Ismael von seinem Leid, seinen Problemen, aber auch den kleinen Freuden. James Scobie ist der heimliche Held der Geschichte, den ich für seinen Lebensmut (aus Gründen) feiere. Auch die Lehrerin ist eine großartige Person mit hervorragender Menschenkenntnis und sensiblen Vorgehensweisen in der Erziehung bzw. dem Lehren.

Diese Buch zeigt, wie stark Worte sein können, ganz besonders am Schluss. Gibt es Fortsetzungen davon? Das wäre großartig!

Veröffentlicht am 13.08.2025

Mein Name ist Hase, Monsieur Hasehase

Simpel
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Colbert Maluri ist 17 Jahre alt und will seinen Schulabschluss an einer renommierten Einrichtung in Paris absolvieren. Dafür zieht er mit seinem 22-jährigen Bruder Barnabé in die große Stadt. Glücklicherweise ...

Colbert Maluri ist 17 Jahre alt und will seinen Schulabschluss an einer renommierten Einrichtung in Paris absolvieren. Dafür zieht er mit seinem 22-jährigen Bruder Barnabé in die große Stadt. Glücklicherweise finden sie einen Platz in einer Wohngemeinschaft junger Studenten und einer Studentin. Dass Barnabé, genannt Simpel, geistig behindert und damit auf dem Intelligenzstand eines 3-jährigen Kindes ist, bringt nicht nur den Schüler an seine Grenzen, sondern wirkt sich auch auf das Leben in der neuen Umgebung aus.

Ich hatte anfangs einige Schwierigkeiten mich durch die Erzählweise in die Geschichte ziehen zu lassen. Das seltsame Verhältnis von „Simpel“ zu seinem Stofftier „Monsieur Hasehase“ empfand ich als irritierend.

Sehr gut gefällt mir, dass sämtliche Protagonisten mit ihrem Alter vorgestellt werden. Für mich klangen leider die Namen der WG-Bewohner ähnlich, so dass ich sie häufig durcheinanderbrachte (Colbert, Corentin, Emmanuel, Enzo).

Die Geschichte selbst ist sehr warmherzig erzählt und ich habe mit den Figuren mitgefiebert und -gelitten. Außerdem bewundere ich Colberts scheinbar grenzenlose Geduld, mit der er sich um seinen Bruder kümmert. Es gibt immer wieder einige witzige Szenen und schöne zwischenmenschliche Momente. Genervt hat mich Colberts Hin und Her bei der Suche nach einer Partnerin, obwohl die Wahl doch eindeutiger nicht hätte sein können.

Als sehr befremdlich und unangenehm empfand ich die Einblicke in die „Klinik“, das Heim, in dem Simpel untergebracht war und dessen Behandlungsmethoden an den Anfang des letzten Jahrhunderts erinnern.

Veröffentlicht am 08.07.2025

Ein Mädchen, seine tote Freundin, eine alte Frau und eine Möwe im Sturm auf einer winzigen Insel

Inseltage mit Rosa
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Linnea, genannt Lila, ist 11 Jahre alt und soll ein Wochenende mit der Mutter ihres Vaters auf einer kleinen Schäreninsel verbringen. Erdmute, genannt Mu, ist alles andere als eine langweilige Großmutter. ...

Linnea, genannt Lila, ist 11 Jahre alt und soll ein Wochenende mit der Mutter ihres Vaters auf einer kleinen Schäreninsel verbringen. Erdmute, genannt Mu, ist alles andere als eine langweilige Großmutter. Und dann ist da noch Rosa, Lilas beste Freundin. Die Mädchen spielen auf der Insel und denken sich verschiedene abenteuerliche Szenarien aus. Dabei spielt es keine Rolle, dass Rosa nicht mehr am Leben ist. Doch am letzten Abend zieht ein Sturm über die Insel, so dass Mu und Lila (und Rosa) festsitzen. Dazu kommt eine verletzte Möwe und fertig ist eine ungewöhnliche Katastrophengemeinschaft.
Mir fiel es anfangs recht schwer in die Geschichte hineinzufinden. Für die Ich-Erzählerin Lila sind ihre Freundin Rosa und die Spiele mit ihr ganz real. Nur ab und zu wird angedeutet, was vor anscheinend noch nicht allzu langer Zeit passiert ist. Die genauen Umstände von Rosas Tod werden leider nicht erklärt. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig bei Lila und ihrer Großmutter. Ich hätte gern mehr über Lilas Familie erfahren.
Die skizzenhaften Illustrationen in Schwarz-Weiß sind größtenteils passend zum Erzähltext, treffen allerdings nicht meinen persönlichen Geschmack, da sie zu grob wirken. Möglicherweise sollen sie an die sturmgepeitschte, raue See erinnern.
Sehr amüsiert habe ich mich über Mu, die sich reichlich „Projekte“ zum Zeitvertreib einfallen lässt und versucht die Stimmung einigermaßen stabil und die Angst auf Abstand zu halten. Normalerweise bin ich kein Fan von Gedichten, aber in diesem Fall sind sie sehr witzig und unterhaltsam.
Was ich ebenfalls positiv vermerke, ist, dass die Protagonisten tatsächlich mal aufs Klo gehen. Ist euch aufgefallen, dass diese Körperfunktion in den meisten Büchern verschwiegen wird? Hier nicht!
Insgesamt hat mir das Buch trotz kleiner Kritikpunkte gut gefallen, insbesondere einige Szenen mit tiefgründigen Gesprächen.

Veröffentlicht am 04.07.2025

Nützliche Dinge, die jedes Mädchen wissen sollte

Midwatch – Schule der unerwünschten Mädchen
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Maggie (Margarete) Fishbone hat in einem Anfall von Gerechtigkeitssinn die Geduld der Nonnen verspielt, die sich um sie und andere Kinder im Waisenhaus kümmern. In der großen Stadt gibt es eine Anstalt ...

Maggie (Margarete) Fishbone hat in einem Anfall von Gerechtigkeitssinn die Geduld der Nonnen verspielt, die sich um sie und andere Kinder im Waisenhaus kümmern. In der großen Stadt gibt es eine Anstalt für unerwünschte Mädchen. Dort wird man Maggie schon Benehmen und Gehorsam beibringen und so landet das Mädchen zeitgleich mit Sofie Zaresca und Nell Wozniak in der Schule namens "Midwatch". Doch dort geht es ganz anders zu als zunächst angenommen.
In der großen Stadt geht die Angst um: ausgerechnet im Stadtteil, in dem die reichen Leute wohnen, treibt sich ein Ungeheuer herum. Der sogenannte "Nachtschreck" hat sogar einen Nachtwächter angegriffen. Außerdem ist eine nette ältere Dame spurlos verschwunden. Jede Menge Geheimnisse müssen gelüftet werden.
Ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Begeisterung anfangen soll: Das Setting ist zwar nicht besonders ungewöhnlich, doch die Umsetzung hat mir richtig gut gefallen. Eine besondere Schule, in welcher junge Detektivinnen ausgebildet werden in einer (nicht näher definierten) Zeit, in der Kinder, insbesondere Mädchen nicht viel "wert" haben; Talente weder erkannt noch gefördert werden und man das Denken lieber den "Erwachsenen" überlassen sollte (was meistens nicht viel bringt, wie wir alle wissen). Das Buch ist mit reichlich Illustrationen in Blau-Weiß passend zum Fließtext gestaltet, die von der Autorin persönlich stammen. Die Geschichte selbst ist spannend erzählt (obwohl mir anfangs zu viele Namen gleichzeitig vorgestellt wurden, die ich mir kaum merken konnte), mit witzigen Episoden, immer wieder unerwarteten Wendungen und Raum zum Miträtseln und -ermitteln.
Es gibt zwischen den Kapiteln immer wieder (mehr oder weniger praktisch anwendbare) nützliche Tipps und sogar ein Rezept. Sowas finde ich immer klasse.
Ein Wermutstropfen ist wie so oft: keine Altersangabe der Protagonistinnen. Ich schätze sie auf 10-12 Jahre.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auch wenn diese möglicherweise einige Jahre in Anspruch nehmen könnte.

Veröffentlicht am 23.06.2025

Irgendwie anders

Menschenhausen
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In Menschenhausen leben die erwachsenen Einwohner ein harmonisches und friedvolles Miteinander (Kinder gibt es keine). Dabei hat jede Person eine Eigenheit, die sie besonders macht: einen irgendwie langen ...

In Menschenhausen leben die erwachsenen Einwohner ein harmonisches und friedvolles Miteinander (Kinder gibt es keine). Dabei hat jede Person eine Eigenheit, die sie besonders macht: einen irgendwie langen Hals, irgendwie kurze Beine, irgendwie strähnige Haare oder irgendwie schiefe Zähne. Niemand stört sich an diesen optischen Besonderheiten, weder an den eigenen und noch weniger an denen der anderen.

Doch eines Tages erhält der Ort Besuch von Lady Betty. Und Lady Betty ist anscheinend einfach perfekt: ihr goldgewelltes Haar, ihre langen Beine und intelligent ist sie ebenfalls. Den Einwohnern werden ihre eigenen Unzulänglichkeiten bewusst und sie versuchen sie zu verbergen. Doch auch an Lady Betty ist nicht alles perfekt.

Die Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Sie ist warmherzig erzählt und bunt illustriert. Die Personen wirken lebendig und auf ihre ganz eigene Art auch größtenteils sympathisch. Die überraschende "Enthüllung" von Lady Bettys (vermeintlichem!) Makel fand ich sehr gelungen. Ganz besonders ihr Umgang damit und die Lösung überraschte mich positiv. Die Reaktionen der anderen Dorfbewohner dagegen fand ich sehr unpassend und das ganz besonders, weil sie ja auch alles andere als "makellos" sind. Somit konnte mich der Schluss der Geschichte nicht ganz überzeugen.

Leider hatte ich immer wieder Schwierigkeiten die Namen den richtigen Personen zuzuordnen. Da die Figuren am Anfang vorgestellt werden, wäre mir eine Übersicht mit Bildern und Namen sehr entgegen gekommen.

Fazit: eine schöne Geschichte übers Anderssein, Akzeptieren und Akzeptiertwerden. Nicht nur die Eigenheiten anderer betreffend, sondern ganz besonders bei sich selbst.