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Melina_K

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2019

Leider nur eine Einleitung

Chroniken der Weisen
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Mit diesem ersten Band möchte Laura Misellie eine etwa 10 bändige Reihe beginnen. Dadurch passiert im ersten Band selbst leider sehr wenig. Als Hauptcharakterin wird Jo eingeführt, die feststellen muss, ...

Mit diesem ersten Band möchte Laura Misellie eine etwa 10 bändige Reihe beginnen. Dadurch passiert im ersten Band selbst leider sehr wenig. Als Hauptcharakterin wird Jo eingeführt, die feststellen muss, dass sie Leute durch Berührung zu willenlosen Sklaven machen kann. Um zu Lernen mit dieser Gabe umzugehen, wird sie auf die Insel der Weisen gebracht, wo noch andere Leute mit magischen Fähigkeiten leben. Den Großteil des Buchs hadert sie mit ihrem Schicksal, vermisst ihre Familie und schmiedet Fluchtpläne. Sie lernt viele Bewohner der Insel kennen, doch der Leser erfährt oft nur wenig über die anderen, da aus der Sicht von Jo geschrieben wird und die meist mit sich selbst beschäftigt ist.
Erst am Ende des Buchs beschließt Jo dann (ich will jetzt nicht sagen warum, um nicht das einzig Spannende in dem Buch zu spoilern) mit den Weisen gegen die bösen Mächte zu kämpfen und mit diesem Entschluss ist das Buch auch schon fertig.
Das Buch ist sehr umgangssprachlich und teils mit Gedankensprüngen geschrieben, was vielleicht daran liegt, dass alles aus Jos Perspektive geschrieben ist. Mich hatte es beim Lesen manchmal eher gestört, aber man gewöhnt sich daran.
Für mich das größte Manko ist wie kurz das Buch ist und wie wenig passiert. Allen, die überlegen, sich „Hinter den Spiegeln“ zu kaufen, würde ich raten zu warten, bis vielleicht zwei oder drei Bände draußen sind, um dann alle in einem Rutsch lesen zu können.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Viel Stoff zum Grübeln

Die artgerechte Haltung von Gedanken
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Diese Kurzgeschichten haben auf den ersten Blick durchaus unterschiedliche Themen: Familie, Beziehungen, Lebensziele, Arbeit, Stress, Moral. Trotzdem treffen viele einen ähnlichen Ton, die Charaktere empfinden ...

Diese Kurzgeschichten haben auf den ersten Blick durchaus unterschiedliche Themen: Familie, Beziehungen, Lebensziele, Arbeit, Stress, Moral. Trotzdem treffen viele einen ähnlichen Ton, die Charaktere empfinden eine überraschte Hilflosigkeit im Angesicht ihres Standes in der Welt. Eigentlich hatten sie es sich ganz anderes vorgestellt, oder gar nicht so genau darüber nachgedacht, aber so wie sie sind, wollten sie eigentlich niemals werden.
Manche dieser Geschichten sind handfester und behandeln konkrete Probleme andere sind schon fast kafkaesk abstrakt. Alle geben reichlich Raum zum Nachdenken und leider sind auch alle eher traurig, wenn auch in Stufen von melancholisch bis verzweifelt. Dieses Buch hat mich sofort mitgenommen. In manchen Personen konnte ich mich selber erkennen, bei anderen war ich wiederum froh, dass ich es nicht konnte. Auf jeden Fall habe ich viel zu verdauen mitgenommen und möchte es allen weiterempfehlen, die gerne mal wieder ein bisschen über die Welt und die Menschen nachgrübeln möchten.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Ein intelligenter Science-Thriller

Die Codices
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In der ersten Hälfte ist dieses Buch in drei Handlungsstränge unterteilt. Im ersten kann der Leser mitverfolgen wie Gaius, ein junger Römer der während dem Spätrömischen Reich bei einem christlichen Bischof ...

In der ersten Hälfte ist dieses Buch in drei Handlungsstränge unterteilt. Im ersten kann der Leser mitverfolgen wie Gaius, ein junger Römer der während dem Spätrömischen Reich bei einem christlichen Bischof in Alexandria in die Lehre geht. Dieser Bischof gibt Gaius aber nicht nur in der Auslegung der Bibel neue Impulse, sondern lehrt ihn auch Physik, Mathematik und Logik. So darf Gaius miterleben, wie drei Codices mit Lösungen für allerhand mathematische Probleme geschrieben werden.
Diese Codices werden etwa zur heutigen Zeit von einem italienischen Philologen wiederentdeckt und entschlüsselt. Gleichzeitg muss der junge Genforscher Lennard seine neue Erfindung, den DNA-Computer gegen eine skrupellose Japanische Firma verteidigen. Unerwartet kommen ihm dabei die Codices zu Hilfe.
Zusammen mit diesen Charakteren unternimmt der Leser hier eine Weltreise zu lauter Orten, von denen er sonst nie gewusst hätte. Wolfgang Eckstein baut diese Geschichte auf einer extrem guten Recherche (in allen Bereichen die ich beurteilen kann) auf und vermag es die Stärken und Schwächen moderner Technologien gleichermaßen aufzuzeigen. Neben spannungsgeladenen Verfolgungen kehrt immer wieder besinnlichliche Ruhe ein, in der sich die Charaktere genau selbst hinterfragen müssen und der Leser bekommt ganz nebenbei eine Wiederholungsstunde in Geschichte, Philosophie, Logik, Geometrie und verschiedensten Kulturen.
Meine Erwartungen hat das Buch damit bei weiten übertroffen, da es zwar spannend ist, aber eben mehr als nur Effekthascherei.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Lebendige Geschichte

Die englische Fürstin
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Daisy wird jung an den deutschen Fürsten Hans von Pless verheiratet. Während sie zunächst versucht, in ihrer arrangierten Ehe glücklich zu werden, besteht ihr Leben aus dekadenten Maskenbällen, teuren ...

Daisy wird jung an den deutschen Fürsten Hans von Pless verheiratet. Während sie zunächst versucht, in ihrer arrangierten Ehe glücklich zu werden, besteht ihr Leben aus dekadenten Maskenbällen, teuren Kostümen und vielen Reisen – wobei auch eine Tigerjagt zu Gast beim Maharadscha von Cooch Behar nicht fehlen darf. Gleichzeitig muss sie sich den komplizierten Regeln des Deutschen Adels unter dem launischen Regime von Wilhelm II anpassen.
Nach und nach kommt sie durch Joshi den Stallburschen und seine Familie sowie durch die alte Köchin mit dem Elend der Bergwerksarbeiter und dem Leben der Armen in Kontakt. Gegen den Willen ihres Mannes beginnt sie zu helfen, wo sie kann, was oft in einem Streit mit Hans endet.
Sie entfernt sich immer weiter von ihrem Mann und findet schließlich ihre Liebe bei einem anderen. Zur selben Zeit spitzt sich jedoch das Verhältnis zwischen England und Deutschland mehr und mehr zu: Daisy, geborene Engländerin, die einen guten Drat zum deutschen Kaiser, aber auch zum englischen Hof hat versucht lange zu vermitteln und den unausweichlichen Krieg zu verhindern. Als dieser dennoch ausbricht, wird sie Krankenschwestern und organisiert einen Lazarettzug mit dem sie wieder und wieder Verwundete aus dem Krieg heim bringt.
Endlich gelangt sie nach dem 1. Weltkrieg zu einem happy end: Sie zieht sich mit ihrem Liebhaber und ihrem jüngsten Sohn nach Frankreich zurück und lässt sich vom Fürsten von Pless scheiden.

Es geht ihn diesem Roman tatsächlich mehr um Geschichte und weniger um Liebe als ich erwartet hatte und das finde ich gut gelungen. Vieles aus dem Geschichtsunterricht wurde hier für mich lebendig. Das Buch ist abwechselnd aus Daisys Sicht und in der dritten Person geschrieben, sodass man sich gut in Daisy aber auch in die allgemeine Lage hineinversetzen kann. Zusätzlich verwendet die Autorin Ausschnitte aus Briefen und Zeitungen, wodurch Daisys Schicksal aber auch die politischen Stimmungen zu der Zeit unglaublich real werden. Das ganze Setting wirkt gut recherchiert und stimmig.
Auch Daisys Charakter und ihre Entwicklung, finde ich sehr überzeugend. Sie wird einem ignoranten, hübschen jungen Ding zu einer selbstbewussten modernen Frau, die sich für das einsetzt, was ihr richtig erscheint.
Alles in allem: Ein sehr gelungener historischer Roman.