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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2022

Etwas verwirrend

Vertrauen
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Dies ist das 2.Buch, dass ich von dem israelischen Autor Dror Mishani lese, nachdem mich „Drei“ nachhaltig beeindruckt hat.

Mir war nicht bewusst, dass es sich bei „Vertrauen“ um den 4.Teil einer Krimireihe ...

Dies ist das 2.Buch, dass ich von dem israelischen Autor Dror Mishani lese, nachdem mich „Drei“ nachhaltig beeindruckt hat.

Mir war nicht bewusst, dass es sich bei „Vertrauen“ um den 4.Teil einer Krimireihe handelt.

Sicher wäre es hilfreicher bei Band 1 zu starten, aber man kommt auch ohne Vorwissen in die Reihe hinein. Anfangsschwierigkeiten haben mir die vielen fremdartigen Namen bereitet, an die man sich aber mit der Zeit gewöhnt.


Zum Inhalt:

Gleich 2 Fälle landen fast zeitgleich bei Inspektor Avi Avraham auf dem Schreibtisch. Eine kleines Baby wird in einer Tasche in einem Einkaufszentrum gefunden. Es handelt sich offensichtlich um eine Frühgeburt, und es ist fraglich, ob das Kind im nahegelegenen Krankenhaus gerettet werden kann. Des Weiteren wird ein Hotelgast vermisst, der nach einem Ausflug nicht zurückkehrt und sein ganzes Gepäck zurücklässt. Gleichzeitig hat er dafür gesorgt, dass er bei den Menschen denen er begegnet ist in Erinnerung bleibt, und wenige Tage später wird sein Gepäck von Männern, die sich als Verwandte ausgeben abgeholt und die Rechnung beglichen.



Es handelt sich um einen klassischen Ermittlerkrimi mit einem sehr gemächlichem Tempo. Spannung kommt eigentlich kaum auf, und man sucht als Leser die ganze Zeit nach Zusammenhöngen zwischen beiden Handlungssträngen. Angenehm war, dass der Ermittler eine Sympathiefigur war, kein kaputter Typ mit zerrüttetem Familienleben, wie man es so oft liest. Auch der literarische, sehr atmosphärische Schreibstil hat mich wieder begeistert. Die Figurenzeichnung von Mishani ist sehr gelungen und auch Israel als Schauplatz war spannend, zumal der Autor auch den Dauerkonflikt zwischen Juden und Arabern in die Geschichte mit einfließen lässt.

Ich habe spekuliert und gerätselt, bin den falschen Fährten des Autors auf den Leim gegangen und obwohl es ein einigermaßen befriedigendes Ende gab, hat mich das Buch auch verwirrt.

Letztendlich bin ich nicht restlos überzeugt, werde den Autor aber sicher weiter im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Jetzt erst recht - Flitterwochen

Say yes - Perfekter wird‘s nicht
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Was für ein Schock! Für Annie wird der Tag, der der Schönste in ihrem Leben hätte sein sollen zum Alptraum. Ihr Bräutigam Alexander lässt sie im Brautkleid vor der Kirche sitzen.

Es gibt weder eine Entschuldigung ...

Was für ein Schock! Für Annie wird der Tag, der der Schönste in ihrem Leben hätte sein sollen zum Alptraum. Ihr Bräutigam Alexander lässt sie im Brautkleid vor der Kirche sitzen.

Es gibt weder eine Entschuldigung noch eine Erklärung. Das lässt Annie verständlicherweise in einem Gefühlschaos und mit Selbstzweifeln zurück. Sie lenkt sich ab durch Sport und trifft im Fitnessstudio auf Patrick, einem lustigen Typen, den sie noch von früher von einer Jugendfreizeit kennt. Alexander‘s Mutter, der die Angelegenheit sehr peinlich ist und die Annie immer wohl gesonnen war, überredet Annie die Flitterwochen auch alleine anzutreten, um den Schock zu überwinden und sich wieder besser zu fühlen. Die Reise ist sowieso schon bezahlt und nicht stornierbar. Nach einigen Überlegungen wird Patrick schließlich ihr Reisepartner, denn alleine hätte die Reise sicherlich keinen Spaß gemacht.

Natürlich kommt es wie es kommen muss, aber das Setting Australien war ein Traum und die Protagonisten Annie und Patrick allerliebst. Laura Jane Williams hat einen wirklich warmherzigen, gefühlsbetonten Liebesroman geschrieben, der einen den Alltag mal vergessen lässt, und genau das war meine Hoffnung und der Grund, warum ich zu dem Buch gegriffen habe. Ich mochte es, dass sich die Protagonisten ganz langsam angenähert haben und dass Annie in der Geschichte eine deutliche Entwicklung durchläuft, hin zu einer selbstbewussten jungen Frau, die sich endlich auch selber liebt.

Ich fand wohl, dass Annie jünger wirkte, als sie beschrieben wurde. Etwas überflüssig waren für meinen Geschmack die ganzen Spitznamen, mit denen in Annie‘s Familie sowohl Annie als auch ihre kleine Schwester bedacht wurden.

Die Figuren waren mir größtenteils sympathisch. Natürlich war Alexander kein Sympathieträger und auch Annie‘s Mutter war eine eher schwierige Person, mit der sich die Annie zum Ende der Geschichte aber auseinandersetzen konnte im Gegensatz zu ihrem früheren Ich, dass immer nur (wenig erwachsen) verletzt und beleidigt reagiert hatte.

Der Roman lässt sich flott durchlesen und hat mir schöne Lesestunden beschert, so dass ich ihn gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Brilliant

alias Grace
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Mit „Alias Grace“ habe ich einen weiteren Roman der kanadischen Autorin Margaret Atwood gelesen, bzw. als Hörbuch gehört. Es handelt sich um einen historischen Roman, der Mitte des 19.Jahrhunderts angesiedelt ...

Mit „Alias Grace“ habe ich einen weiteren Roman der kanadischen Autorin Margaret Atwood gelesen, bzw. als Hörbuch gehört. Es handelt sich um einen historischen Roman, der Mitte des 19.Jahrhunderts angesiedelt ist.

Die gerade einmal 16jöhrige Grace Marks wurde nach einem spektakulären Doppelmord, den sie gemeinsam mit dem Stallknecht James McDermott begangen haben soll, zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Roman von Atwood beruht auf wahren Begebenheiten und ist angelehnt an diesen Fall , der in Kanada lange Zeit die Schlagzeilen beherrschte.

Im Gegensatz zu McDermott, der für seine Tat gehängt wurde, hat man damals die Strafe von Grace in ein Lebenslänglich umgewandelt. Sie hatte einige Fürsprecher, die sie für unschuldig hielten und die immer wieder Petitionen zu ihren Gunsten einreichten.

Das Buch ist ein Gesellschaftsportrait des späten 19.Jahrhunderts und wir erfahren als Leser nach und nach die Lebensgeschichte der hübschen und klugen Protagonistin, die in Irland in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, bevor die Familie nach Kanada auswanderte. Die Mutter verstarb bei der Überfahrt, der Vater war ein trunksüchtiger Taugenichts. So mußte Grace sehr schnell erwachsen werden und Geld verdienen, was nichts anderes hieß als eine Anstellung in einem reichen Haus als Hausmädchen zu finden. Eine andere Möglichkeit an Einkommen zu gelangen, gab es für Frauen aus einfachen Verhältnissen damals nicht, außer vielleicht der Prostitution, aber das wäre für Grace nie eine Option gewesen.

Grace befindet sich gleich zu Beginn des Buches schon viele Jahre in Haft, wobei sie gewisse Privilegien genoss, da sie eine vorbildliche Gefangene war. So war es ihr gestattet kleinere Aufgaben im Haushalt des Gefängnisdirektors zu übernehmen, und in diesem Haus hatte sie auch die Gelegenheit einem jungen Psychiater ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Dieser wollte anhand von Grace‘s Fall mehr über die Psyche von Tätern erforschen und vielleicht auch die Unschuld der jungen Frau beweisen. Es gab zwar ein Geständnis von Grace, doch das war mehr als zweifelhaft, da es bei der Beschuldigten große Erinnerungslücken zum eigentlichen Tatzeitpunkt gegeben hat.

Grace war eine sehr sympathische Person, der man einen grausamen Mord an ihrem ehemaligen Arbeitgeber Thomas Kinnear und dessen Haushälterin Nancy Montgomery einfach nicht zutraut, und trotzdem bleibt einem die ganze Zeit ein Restzweifel, ob sie nicht doch nur eine sehr geschickte Lügnerin war. Es war spannend in die Zeit einzutauchen und auch über die Anfänge der Psychologie zu lesen.

Mir hat insbesondere das Hörbuch mit seiner herausragenden Vertonung richtig gut gefallen. Margaret Atwood schreibt unglaublich abwechslungsreich und interessant. Es gab wechselnde Perspektiven, eingestreute Briefe, sowie Gedichte und Zeitungsartikel.

Das Buch war ein wahrer Hörgenuss, und jetzt bin ich sehr gespannt auf die Verfilmung, die bei Netflix erschienen ist.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Ein außergewöhnliches Debüt

Eine Nacht, Markowitz
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Ayelet Gundar-Goshen‘s Debüt 2012 ( übersetzt ins Deutsche 2015), ist ein Roman, der zu Gründerzeit Israels spielt. Antiheld Jakob Markowitz hat ein Allerweltsgesicht, mit dem er wunderbar zum Waffenschmuggler ...

Ayelet Gundar-Goshen‘s Debüt 2012 ( übersetzt ins Deutsche 2015), ist ein Roman, der zu Gründerzeit Israels spielt. Antiheld Jakob Markowitz hat ein Allerweltsgesicht, mit dem er wunderbar zum Waffenschmuggler taugt aber von den Frauen kaum wahrgenommen wird. Dafür hat er einen sehr auffälligen Freund, Seev Feinberg, mit einem gewaltigen Schnauzbart und einer natürlichen Autorität, der jedem Rock hinterherhechelt und sich durch seine ungestüme Triebhaftigkeit schnell in Gefahr bringt. Obwohl heftig in die leidenschaftliche Sonia verliebt, kann er den Verlockungen des Fleisches nicht widerstehen und betrügt sie permanent und ohne große Reue.

Die beiden ungleichen Freunde werden vom Irgun - Vizechef nach Europa geschickt, um dort Jüdinnen durch Heirat und Überführung nach Israel vor den Nazis zu retten. Selbstverständlich sollen die Scheinehen im Heiligen Land direkt nach der Ankunft wieder geschieden werden. Doch Jakob, dem Bella, die schönste aller Frauen zugelost wird, verweigert seiner Frischangetrauten den Scheidebrief, der in Israel für eine Scheidung zwingend notwendig ist, um eine Ehe wieder aufzulösen.



Das Buch war ganz anders als ich es erwartet hatte. Es kam mir ein bisschen wie ein israelisches Märchen vor. Die Sprache, die die Autorin in diesem Roman verwendet, ist ausgesprochen bildhaft und blumig. Wenn Frauen nach Orangen riechen, kann das einen Mann zuweilen in einen Liebestaumel versetzten. Ein kleiner Junge, der jedoch Pfirsichduft verströmt, hat ein Problem. Die Liebe und der Sex sind immer wieder Thema im Roman und gerade zu Beginn des Buches darf man ausschweifende Sexszenen lesen, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen. Ich fand es gut, dass diese mit viel Humor und Ironie geschrieben waren. Ich denke Gundar- Goshen wollte die Helden ihrer Geschichte, die immerhin Jüdinnen vor dem Nationalsozialismus gerettet haben, ( was im Übrigen auf einer wahren Begebenheit beruht), ein Stück weit von ihrem Sockel stoßen und zeigen, dass dies ganz normale Männer mit ganz normalen Schwächen waren.

Nach einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten hat mir der Roman richtig gut gefallen. Die Autorin kann einfach ganz wunderbar fabulieren , so dass das Lesen große Freude macht. Die Übersetzung ist großartig gelungen. So manche Metapher, manch ein Wortspiel bleiben mir sicher noch länger im Gedächtnis. Als Leser erlebt man hier wirklich alle Gefühlswelten zwischen höchstem Glück und tiefster Trauer. Außerdem lernt man ganz nebenbei so Einiges über die Gründerzeit Israels.

Das Buch ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Von mir gibt es 4.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Eine Tennisfamilie

Eine perfekte Familie
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Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ...

Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ihr ganzes Leben bestimmt hat. Alle vier Kinder sind auf dem Tennisplatz groß geworden. Stan hat es geliebt als Trainer junge Talente zu entdecken.Seine Frau hatte die Organisation der Tennisschule im Griff, und trotzdem blieb immer noch Zeit für ein Match mit dem Ehemann. Selbst der Familienhund ist nach der Tennisspielerin Steffi Graf benannt. Alles scheint perfekt, bis Joy spurlos von der Bildfläche verschwindet.



Liane Moriarty kann wunderbar schreiben. Man fliegt als Leser förmlich durch die Seiten. Durch verschiedene Perspektivwechsel, auch in die Vergangenheit, wird die Geschichte abwechslungsreich und man erfährt nach und nach Hintergründe von lange Verschwiegenem und Verdrängtem, dass die Familie in einem anderen Licht erscheinen lässt.



Joy und Stan waren mir direkt sympathisch, ebenso wie ihre vier sehr unterschiedlichen Kinder Brooke, Amy, Troy und Logan. Die Geschwister bilden trotz sehr verschiedenen Charaktere eine Einheit und unterstützen sich und ihre Eltern. Aber da ist noch Savannah, die Frau, die verletzt und Hilfe suchend eines Tages vor der Türe der Delaneys steht. Sie scheint einen Keil in das harmonische Familiengefüge zu treiben.



Der Autorin hat eine Mischung aus Familienroman und Krimi geschrieben, was sehr unterhaltsam war. Es gab allerdings einige Längen im Mittelteil, und auch das Ende hätte für meinen Geschmack straffer erzählt werden können.

Man muss auch sagen, dass sich die Zufälle bei der Auflösung häuften. Da hat es sich die Autorin ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem hatte ich schöne Lesestunden und empfehle das Buch gerne weiter.



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