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Veröffentlicht am 21.03.2021

Trauer und Bewältigung

Die Telefonzelle am Ende der Welt
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In einem Garten am Meer steht eine Telefonzelle, zu der viele Leute reisen, da man angeblich die Stimmen der Toten hört, wenn man den Hörer abnimmt. Viele wollen mit ihren Angehörigen reden, sie hören, ...

In einem Garten am Meer steht eine Telefonzelle, zu der viele Leute reisen, da man angeblich die Stimmen der Toten hört, wenn man den Hörer abnimmt. Viele wollen mit ihren Angehörigen reden, sie hören, Antworten bekommen. So auch Yui, die beim Tsunami 2011 ihre Mutter und ihre Tochter verloren hat. Bei der Telefonzelle begegnet ihr ein Arzt, der ebenfalls ein Trauma verarbeiten muss. Die beiden nähern sich an und beginnen, gemeinsam an ihren Seelenwunden zu arbeiten …

Manchmal muss man aus seiner Komfortzone herausgehen, um Neues kennenzulernen und ihm eine echte Chance zu geben. Bücher von amerikanischen Autoren kann ich ganz locker weglesen, bei den britischen wird es meist ein wenig „steifer“, die nordischen Autoren sind gern düster, französische Bücher lesen sich wieder anders und bei Büchern, die in mir doch extrem fremden Gegenden/Ländern spielen, komme ich beim Lesen sehr langsam voran. So auch bei diesem Buch. Das bedeutet nicht, dass es schlecht wäre. Namen und Orte sind fremd und „bremsen“ ein wenig den Fluss, aber die Story selbst – zumal sie auf wahren Begebenheiten beruht – ist doch bereichernd und auch ergreifend.

Der Stil ist sanft und ein bisschen „kirschblütig“. Das muss man mögen, ganz klar. Er passt aber zur Trauer, zu den Dramen, die den Figuren widerfahren sind, den Traumata, die sie überwinden müssen. Er passt zu den Gefühlen, die diese haben und die mich beim Lesen überwältigt haben.

Das Buch hat bei mir noch längst nicht verheilte Wunden wieder aufgerissen, aber auch ein bisschen mehr heilen lassen. Deshalb habe ich es nur in kleinen Schritten lesen können, denn es hat mich sehr oft zum Weinen gebracht. Auch das ist nicht schlecht – gerade, wenn man immer seine Gefühle für sich behält, reinigt es die Seele, wenn man einmal seinen Tränen freien Lauf lässt. Dabei hat das Buch geholfen und das reicht schon, um es sehr zu mögen. Nicht jeder Autor kann Leser so erreichen.

Dennoch ist die typische japanische Zurückhaltung auf jeder Seite präsent. Man bleibt als Leser mit mehr Abstand zu den Figuren und dem Geschehen, als wir westlichen Leser das gewohnt sind. Das weckt zwiespältige Gefühle – man trauert, aber man bleibt quasi hinter einer Glaswand.

Es ist ein Buch, das den Leser fordert, ihn aber auch belohnt. Von mir bekommt es vier Sterne.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Schnell und lecker leicht gemacht

Hensslers schnelle Nummer
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Mein Mann und ich essen gern, wir kochen gern und beide mögen wir gern Kochsendungen. Da gibt es immer den einen oder anderen neuen Kniff zu lernen, den man übernehmen kann. Da auch immer mal wieder die ...

Mein Mann und ich essen gern, wir kochen gern und beide mögen wir gern Kochsendungen. Da gibt es immer den einen oder anderen neuen Kniff zu lernen, den man übernehmen kann. Da auch immer mal wieder die Zeit knapp ist, sind „schnelle Nummern“ eine tolle Sache, erst recht, wenn sie umwerfend schmecken!

Ich gebe zu, Steffen Hessler gehört nicht zu meinen liebsten TV-Köchen, aber er steht noch weit vor Tim Mälzer oder Achim Müller. Tut mir leid, Leute, aber Ihr stresst mich echt! Aber die Blitzrezepte, die Henssler auch bei YouTube und Facebook vorstellt, ich aber aus der Sendung „Topfgeldjäger“ kenne, sind wirklich der Hit. Klar, dass mich da das Buch für meine Sammlung brennend interessierte, zumal Henssler verspricht, dass keins der Rezepte „alt“ ist und sie (bisher) auch nicht online zu finden sind!

Der Aufbau des Buches ist passend – die Rezepte sind nach Kategorien geordnet, sodass man super fix die passende schnelle Nummer finden kann. Zudem gibt es genau drei Zeichen für die schnelle Information: Anzahl der Zutaten, Zubereitungszeit in Minuten und ein Zeichen für vegetarische Rezepte. Als Fan der asiatischen Küche und weil ich diese Soße quasi zu allem gern mag, freue ich mich natürlich besonders über die Henssler-Variante des Grundrezeptes für eine Teriyakisauce.

Die einzelnen Kategorien sind: Kartoffeln, Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch, Gemüse, Pasta, Salate, für Zwischendurch und Desserts. Da ist definitiv für jeden etwas dabei! Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und ich liebe die großen Fotos mit den fertigen Gerichten/Speisen! Die Zutatenlisten sind hübsch kurz gehalten und in einer großen Schriftart gewählt, sodass man das Buch in „sicherem Abstand“ haben und dennoch alles lesen kann. Bei der Zubereitung ist die Schrift etwas kleiner, aber noch immer gut und auch ohne Brille lesbar! Die Schritte sind kurz und knackig beschrieben. Das reicht völlig, da keine wirklich komplizierten Aktionen nötig sind, um die Rezepte nachzukochen. Bei vielen der Rezepte findet sich noch ein besonderer Tipp, mit dem man dem Gericht eine neue Note geben kann oder der hilft, es richtig hinzubekommen. Die Zutaten finden sich häufig schon bereits im Vorrat oder können schnell und einfach in jedem Lebensmittelgeschäft gekauft werden.

Anders als bei den meisten TV-Köchen sind im Buch nicht massig Fotos des Kochs eingestreut. Davon gibt es welche, aber sie halten sich in Grenzen. Sie läuten quasi nur jeweils die nächste Kategorie ein.

Natürlich sind nicht alle Rezepte für jeden ein Volltreffer. Ich mag beispielsweise Hensslers Variation von Spaghetti Carbonara nicht. Sahne hat in Carbonara nichts verloren und ein rohes Eigelb auf den Nudeln (komplett, einfach draufgesetzt) löst bei mir alles aus, aber keinen Appetit. Dafür hat mich das Rumpsteak mit Champignonrahm sofort für sich gewonnen, auch wenn ausgerechnet hier eine doch eher außergewöhnliche Zutat (rosa Champignons) benötigt wird. Da nahm ich mir aber eben einfach die Freiheit, sie durch meine braunen Champignons zu ersetzen!

Über das Register am Ende des Buches findet man ganz schnell direkt zu Rezepten, die zum Stichwort passen. Das ist mir bei Kochbüchern auch immer sehr wichtig. Vielleicht findet man in diesem Buch wenig überraschend Neues, dafür aber tolle Ideen und Anregungen. Klar, wer auf Showküche steht, der wird hier enttäuscht sein, aber die „schnelle Nummer“ ist eben schnell, einfach, unkompliziert und dennoch überraschend lecker. Ich blättere sehr gern in diesem Buch und finde es toll, dass der Trend nun immer mehr zur bodenständigen und sinnvollen Küche geht. Hier fängt kluge und gesunde Ernährung an, die auch mit der Umweltfreundlichkeit einhergeht. Find ich mehr als gut, find ich klasse.

Von daher – tolles Buch, tolle Rezepte, offline und für jeden machbar. Das gibt fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Mut zeigt sich in unterschiedlichen Formen

Pepino Rettungshörnchen
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Pepino wohnt mit seiner Mutter, seinem kleinen Bruder und seinem Onkel auf dem Dachboden einer Feuerwehrwache. Er fährt bei jedem Einsatz mit, denn er ist doch ein Rettungshörnchen! Mit viel Mut und Eifer ...

Pepino wohnt mit seiner Mutter, seinem kleinen Bruder und seinem Onkel auf dem Dachboden einer Feuerwehrwache. Er fährt bei jedem Einsatz mit, denn er ist doch ein Rettungshörnchen! Mit viel Mut und Eifer hilft er auf seine eigene Weise. Ohne ihn wäre die Mäusefamilie verloren gewesen! Doch dann gerät er bei der Futtersuche an einen fiesen Marder und benötigt selbst Rettung …

Das Kinderbuch ist sehr liebevoll gestaltet. Passend zu den spannenden und lustigen Texten von Irmgard Kramer hat Nora Paehl Illustrationen erschaffen, die sowohl kindgerecht, als auch zur Geschichte passend und lustig sind. Zwar werden die Tiere – von den Eichhörnchen über die Vögel und Mäuse bis zum Marder – reichlich vermenschlicht, doch finde ich das für die Zielgruppe passend und vor allem nicht so gemacht, dass es die Kids als Realität ansehen würden.

Durch die Zeichnungen gibt es viel zu sehen für die Kinder – sowohl beim Vorlesen, als auch beim Selbstlesen. Die Bilder unterstützen das Gelesene und lockern auf. So verfliegen die 94 Seiten quasi wie im Flug und die Kinder haben ein Erfolgserlebnis. Das stimmt sie positiv aufs Lesen und weckt den Wunsch nach mehr. Die kleine Leseprobe am Ende verspricht auch, dass Pepino in weiteren Büchern kommen wird.

Sehr gefallen hat mir auch, dass Pepinos Mut herausgearbeitet wird, ohne zu verhehlen, dass gewisse Aktionen einfach auch mit Gefahr verbunden sind und man sehr aufpassen muss. Zudem wird deutlich gemacht, dass Zusammenhalt wichtig ist, aber auch, andere ihren eigenen Weg gehen lassen zu müssen. Zwar ist Pepino ein Junge, doch auch Jala wird als tapferes, selbständiges und mutiges Mädchen nicht in die zweite Reihe gestellt. Ein Buch, das also für Gleichberechtigung eintritt.

Ein spannendes Buch, das zeigt, dass auch Helden mal Angst haben und Mädchen mindestens genauso mutig sind wie Jungs – fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Wir sind alle mehr als nur eine Person

Echo Mountain
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Der Börsenkrach nimmt Ellies Familie alles. Ihr Vater, ein Schneider, setzt alles auf eine Karte und zieht mit der Familie auf den Echo Mountain, um dort in der Wildnis neu zu beginnen. Ellie kommt am ...

Der Börsenkrach nimmt Ellies Familie alles. Ihr Vater, ein Schneider, setzt alles auf eine Karte und zieht mit der Familie auf den Echo Mountain, um dort in der Wildnis neu zu beginnen. Ellie kommt am besten damit klar, für ihre Mutter, ihre Schwester und ihren Bruder ist es härter. Als beim Baumfällen Ellies Vater schwer verletzt wird, geben alle Ellie die Schuld, doch sie kennt die Wahrheit, kann und will sie aber nicht sagen. Deshalb beschließt sie, einen Weg zu finden, ihren Vater zu heilen. Dabei begegnet sie außergewöhnlichen Menschen und lernt viel über das Leben und sich selbst …

Es ist unbeschreiblich, mit welcher wunderschönen, poetischen und doch deutlichen Sprache Lauren Wolk ihre Bücher schreibt! Hier sei auch ganz besonders die Kunst Birgitt Kollmanns hervorgehoben, die wunderbaren Metaphern, die die Autorin ihre Protagonistin benutzen lässt, aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen! Nicht jedes Bild ist in der direkten Übersetzung ebenso aussagekräftig, wie im Original. Das muss man erst mal hinbekommen!

Das Leben während der Wirtschaftskrise ist mit allen Facetten so wunderbar geschildert, dass man vergessen könnte, dass die Geschichte vor fast einhundert Jahren spielt. Auch dass die Rolle der Frau damals eine andere war, dass sie ohne einen Mann an ihrer Seite wenig bis nichts galte, schockiert immer wieder, vergisst man aber, weil in dieser Geschichte so viele so starke, wunderbare Frauen zeigen, was in ihnen steckt. Aber auch, was es bedeutet, Verantwortung zu haben – ob man will oder nicht – und Wahrheit, die nicht immer das ist, was man auf den ersten Blick sieht, spielen in diesem Buch eine wichtige Rolle. Zudem lässt uns Lauren Wolk sehen, dass Selbstlosigkeit immer besser ist, als Egoismus und vorschnelles Urteilen nicht die besten Erkenntnisse hervorbringt. Eine ordentliche Portion Mystik steckt auch in der Geschichte, dennoch wirkt sie nicht „abgehoben“ und unwirklich.

Das Ganze ist so gekonnt und liebevoll miteinander verbunden worden, dass eine spannende, bewegende und unbeschreiblich wundervolle Geschichte entstanden ist, die nicht nur der Zielgruppe der Leser ab 11 Jahren gefallen wird. Aus diesem Alter bin ich längst raus, dennoch habe ich das Buch nicht aus den Händen legen können und habe jede Zeile nahezu inhaliert und genossen. Der Mut und die Kraft der zwölfjährigen Ellie rücken so manches im eigenen Leben in ein neues Licht. Ellie kommt zu Erkenntnissen, die damals wie heute so manchen Menschen fehlen, die aber für Mensch und Tier, für Erfolg und Misserfolg, für Recht und Gerechtigkeit sehr wichtig sind. Echte Dankbarkeit – auch für Dinge, die die Natur hervorbringt – haben wir verlernt, aber Ellie bringt sie uns wieder näher.

Mich hat das Buch wieder mal extrem bewegt, zum Nachdenken gebracht, bereichert und glücklich gemacht. Solche Bücher müsste es viel mehr geben! Und Eltern, die mit ihren Kindern diese Bücher lesen, oder sie ihnen einfach zum Lesen geben. Ellie und all die anderen Figuren dieses Buches, inklusiver ihrer oft überheblichen Schwester, ihres impulsiven – und für die damalige Zeit typisch im Verhalten eines Mannes gefangenen – Bruders, sowie der nur auf ihren Vorteil bedachten Nachbarin, so seltsam das klingen mag, haben sich direkt in mein Herz katapultiert und das Buch auf meiner „ewigen Liste“ in die Top Ten geschossen. Fünf Sterne, ganz klar!

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Tolle Grundidee, absolut schlechte Umsetzung

Die Nachbarin
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Ein Wohnhaus in London. Die Nachbarn schotten sich alle ab, doch die Wände sind dünn. Lexie hört Harriett, Harriett hört Lexie. Beide machen sich ein Bild von der anderen und reden sich ein, das Gras ist ...

Ein Wohnhaus in London. Die Nachbarn schotten sich alle ab, doch die Wände sind dünn. Lexie hört Harriett, Harriett hört Lexie. Beide machen sich ein Bild von der anderen und reden sich ein, das Gras ist auf der anderen Seite grüner. Eine von beiden lebt glücklicher. Doch welche?

Der Plot klang echt super, doch schnell erkannte ich, dass meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Das ist schade, denn man hätte echt was aus der Grundidee machen können. Stattdessen aber liest man im Wechsel die Sicht der beiden Nachbarinnen, deren Gemeinsamkeit nur der Fakt ist, dass sie die andere um ihr Leben beneiden, ohne es wirklich zu kennen. Beide bilden sich ein, die andere auch ohne Kontakt einschätzen zu können – und liegen falsch.

Die eine hat die Trennung vom Ex nicht verkraftet, obwohl der psychische Gewalt ausübte, die andere hat eine Fehlgeburt hinter sich und leidet darunter und unter der Tatsache, dass sie einfach nicht mehr schwanger wird. Harriett stellt sich schnell als Psychopathin heraus und ihr Geheimnis, was sie denn Schlimmes getan hat, wird erst spät aufgedeckt. Lexie driftet in ihrem Wunsch, endlich mit Tom ein Kind zu bekommen, ebenfalls immer mehr in eine psychische Krankheit hinein. Nach vielen, vielen Seiten kommt dann so etwas, wie ein Showdown. Und hier hatte ich das ungute Gefühl, dass die Autorin selbst einfach nur genug von der Story hatte …

Doch, mir ist schon klar, welche Aussage das Buch haben soll. Dennoch hat es Längen, ist einem kaum jemand darin sympathisch und lässt es typische Merkmale eines Thrillers vermissen. Die beiden Stories der Frauen passen einfach nicht so recht zusammen. Die Figuren handeln alle ziemlich irrational und unlogisch.

Kinderwunsch ist eine Sache, die viel Raum im Leben einnehmen kann. Das verstehen vielleicht nur Frauen, die das schon selbst mitmachen mussten. Insofern kann ich Lexie schon verstehen, doch ist hier vieles nur halbgar erzählt und die Gedankengänge nicht gut dargestellt. Auch Toms Part ist nur unzulänglich geschildert. Seine Gedanken und Gefühle werden wie alles andere im Buch nur nebulös angedeutet. Das macht das Lesen schwierig. Obwohl das Buch mit fast 450 Seiten einen enormen Umfang hat, sagt es wenig und an den relevanten Stellen viel zu wenig bis gar nichts. So schade!

Die Grundidee ist super, die Umsetzung schlecht. Die eine oder andere gute Stelle gibt es und dass man sich von der ersten bis zur letzten Seite unwohl fühlt, weil Harrietts Verhalten absolut ängstigt, rettet noch den dritten Stern.

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