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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2019

Trifft meinen Geschmack so gar nicht

Berlin Stories 5: Michael Schulz. @berlinstagram
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Mich faszinieren ausgefallene Fotos und genau diese hatte ich hier erwartet. Leider sprechen mich im ganzen Buch nur eine handvoll Bilder wirklich an. Der Rest zieht mich sehr runter, spricht von Verfall ...

Mich faszinieren ausgefallene Fotos und genau diese hatte ich hier erwartet. Leider sprechen mich im ganzen Buch nur eine handvoll Bilder wirklich an. Der Rest zieht mich sehr runter, spricht von Verfall und negativen Veränderungen, zeigt Zerstörung und Müll. Klar, auch das ist eine Aussage. Dennoch hatte ich eine andere „Draufsicht“ erwartet. Künstlerischer. Aufrüttelnder. Nicht einfach nur ein Schnappschuss von vielen.

Farben und Formen können so viel aussagen – ich finde das hier nur auf wenigen Fotos. Blickwinkel, die aus dem grauen Alltag einen besonderen Moment aufsteigen lassen, fehlen mir leider völlig. Das eine oder andere Bild ist ein „guck mal!“, wie ich mir das ganze Buch gewünscht hätte. Diese Ausnahme-Bilder sind grandios, der Rest könnte von schlicht jedem, der durch Berlin bummelt, gemacht worden sein.

Natürlich kann auch genau das die Aussage sein. Doch enttäuscht es mich eben so, wie es ist. Und dabei kann ich mich so schön in Bildern verlieren, wenn sie meinen Nerv treffen. So, wie das Bild mit dem Fernsehturm oder das Bild mit den Kränen. Viele dieser Fotos sind für mich „verfrühte Lost Places“.

Schade! Ich hatte mir so viel von diesem Buch versprochen. Leider nur zwei Sterne von mir.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Davonlaufen oder Probleme in Angriff nehmen?

Dschungel
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Nachdem Felix im kambodschanischen Dschungel verschollen zu sein scheint, beauftrag dessen Mutter seinen besten Freund, ihn zu suchen. Also macht sich dieser auf eine Reise, die ihn noch mal in die gemeinsame ...

Nachdem Felix im kambodschanischen Dschungel verschollen zu sein scheint, beauftrag dessen Mutter seinen besten Freund, ihn zu suchen. Also macht sich dieser auf eine Reise, die ihn noch mal in die gemeinsame Vergangenheit, die Jugend führt. Doch was wird am Ende seiner Reise auf ihn warten?

Ganz oft verbraucht Friedemann Karig enorm viele Worte. Seine Beschreibungen sind an diesen Stellen dann extrem detailreich und überladen. Auch hat er einen Kniff angewandt, der zwar genial ist, aber für meinen Geschmack hat er den „Bogen überspannt“. Er hat weit, weit ausgeholt, um vom Start zum Ziel zu kommen, Umwege genommen, ist abgewichen – der direkte Weg wäre sehr viel kürzer gewesen, aber, ich gebe es zu, nicht so dramatisch.

So hat mich Karig zwischendurch immer wieder verloren. Meine Gedanken sind unweigerlich abgedriftet und ich musste wieder den Faden finden. Das ist anstrengend. Passt zur Aussage des Buches, aber ist dennoch ungeschickt.

Richtig erwärmen konnte ich mich zudem für keine der Figuren. Der namenlose Erzähler ist mir trotz seiner Bemühungen, seinen Freund zu finden, nicht wirklich sympathisch. Was er von Felix erzählt, macht auch diesen nicht zu einer Figur, die ich im Freundeskreis haben möchte. Das ist natürlich dann auch nicht gerade dazu geeignet, sich für das Buch zu erwärmen. Und das ist wirklich schade!

Die Erinnerungen an die Erlebnisse in der Kindheit sind teils sehr amüsant, manche auch fast schon informativ, aber sehr viele auch eine regelrechte Abarbeitung von Klischees. Die Reise selbst, die Erlebnisse des Erzählers, seine Art – irgendwann kippt bei mir das Interesse extrem und ich warte nur noch auf das Ende. Das ist dann zwar wirklich gelungen, aber es versöhnt mich leider nicht insgesamt mit dem Buch. Es ist überraschend, es ist atemberaubend – und nach ein wenig Sackenlassen dann doch irgendwie ein Beweis dafür, dass Felix und der Erzähler nicht die sind, für die der Leser und sie sich selbst hielten.

Fabian Busch macht als Sprecher einen echt guten Job, dennoch reißt er das Ruder nicht mehr herum. Am Ende bleiben bei mir leider nur zwei Sterne übrig. Für drei reicht es nicht mehr.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Tiefste Boshaftigkeit – nicht mein Fall

Scherbenseele
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Eine Reihe Selbstmorde unter Jugendlichen in Schweden erschüttert das Land. Die Selbstmörder hören Musik von „Hunger“ – jede Cassette (jawohl, Cassette) individuell angefertigt. Jens Hurtig kommt nur langsam ...

Eine Reihe Selbstmorde unter Jugendlichen in Schweden erschüttert das Land. Die Selbstmörder hören Musik von „Hunger“ – jede Cassette (jawohl, Cassette) individuell angefertigt. Jens Hurtig kommt nur langsam voran und entdeckt dabei Zusammenhänge, die selbst die höchsten Kreise erschüttern und betreffen.

Nordische Krimis und Thriller sind immer recht düster. Das weiß ich, damit kann ich – besonders in Form von Hörbüchern – auch gut umgehen. Da das Autorenduo so hoch gelobt wird, wollte ich mich selbst davon überzeugen, dass sie so gut sind, wie man ihnen nachsagt.

Thomas M. Meinhardt gibt alles, um das Hörbuch aufzuwerten. Dennoch bleibt alles sehr blass für mich. Ich kann mich für keine einzige Figur wirklich erwärmen. Selbst die, die ich ein wenig mag, sind über kurz oder lang einfach nur anstrengend und ziehen mich runter.

Die Wechsel sind sehr anstrengend. Kaum hat man sich an einen Erzählstrang gewöhnt, kommt da gut klar, wechselt die Person und gern noch dazu die Zeit. Ich mag kurze Kapitel an sich sehr gerne, hier aber funktionieren sie schlicht nicht. Die Zusammenhänge sind nicht klar, auch nicht am Ende des Buches. Zumindest ich sehe hier noch immer nicht wirklich durch. Was zusammenhängt, ist weniger relevant oder interessant. Die Gründe für das Geschehen sind abstrus für mich. Klar, Mord ist nicht logisch, Selbstmord auch nicht. Doch kann man in der Regel nachvollziehen, welche wirren Gedanken die Menschen zu ihren Taten bewegen. Hier kann ich gar nichts nachvollziehen. Leider!

Ganz besonders zwei Schlüsselszenen im Buch finde ich total unsinnig. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich nicht wirklich klar sagen, wie ich das meine. Wer das Buch schon gelesen hat, weiß es (ganz gleich, wie man zu dem Buch steht und wie man es findet, diese beiden Szenen stechen heraus). Ohne diese beiden Szenen bleibt aber auch nicht viel vom Buch übrig. Das ist schon echt seltsam.

Viel Gemeinheit, Bosheit, Brutalität steckt hier auch zwischen den Zeilen. Für mich ist das so nichts. Ich bin eher der Typ für halbwegs logische Thriller. Ich muss nachvollziehen könne, wer wann was warum macht. Das kann ich hier nicht. Gute Ansätze fallen immer wieder rasch in sich zusammen.

Es tut mir aufrichtig leid, aber mit ganz viel gutem Willen reicht das gerade mal für zwei Sterne.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Großartige Aufmachung, zweifelhafte Aussage

Wicker King
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August und Jack sind Freunde, doch in der Schule zeigen sie das nicht. Jack ist das Gegenteil von August, ihre Leben könnten sich nicht krasser unterscheiden. Auch vom familiären Hintergrund gesehen. Als ...

August und Jack sind Freunde, doch in der Schule zeigen sie das nicht. Jack ist das Gegenteil von August, ihre Leben könnten sich nicht krasser unterscheiden. Auch vom familiären Hintergrund gesehen. Als August erkennt, dass Jack in seine Fantasiewelt abdriftet und seine Halluzinationen auch ihn mit einbeziehen, lässt er sich darauf ein. Er will seinen Freund nicht im Stich lassen. Die Katastrophe nimmt ihren unvermeidlichen Lauf …

Die Aufmachung des Buches ist sehr schön. Da wurde kein Aufwand gescheut. Passend dazu, wie die Story langsam immer düsterer wird, werden die Seiten von außen nach innen immer dunkler, bis irgendwann die Seiten schwarz und die Schrift weiß werden. Das ist schon super gemacht und auch ein wenig gruselig. Immer wieder gibt es Fotos, Zeichnungen, Kritzeleien usw., die zur Story passen. Die Kapitel sind recht kurz, selten gehen sie über mehr als eine Seite, oft wird eine Seite gar nicht ganz voll. Insofern liest man das Buch schnell weg. Die Kapitelüberschriften verwirrten mich jedoch fast immer und ich konnte kaum einen Zusammenhang zum Text feststellen.

Insgesamt frage ich mich, ob Jugendliche ab 14 so anders sind, als ich das in dem Alter war und ob sie tatsächlich der Story besser folgen können als ich. Für mich war vieles einfach zu nebulös, zu oberflächlich angedeutet und zu wenig wirklich klar ersichtlich oder eben erklärt, zusammenhanglos. Ja, es geht um die psychische Erkrankung von Jack und wie sein Freund August sich um ihn kümmern möchte und dabei am Ende vielleicht noch schlimmer krank wird. Doch dass ein Teenager nicht die Möglichkeit und das Wissen hat, eine solche Erkrankung zu behandeln, sollte doch klar sein. Besonders schockiert mich hier dann die Tatsache, dass zwei weitere Figuren im Buch Jacks Verfall erkennen und statt ihre Mutter einzuschalten, die beruflich mit genau solchen Fällen zu tun hat, unterstützen sie August. Alle ringsum sind komplett oberflächlich, die Eltern regelrecht teilnahmslos. Das Drama nimmt also unaufhaltsam seinen Lauf. Inwieweit das Kids helfen können soll, erschließt sich mir nicht.

Immerhin weiß man im Grunde schon von Anfang an, wie das Buch verlaufen und wo alles enden wird. Auch das ist etwas, von dem ich nicht sicher bin, dass die Zielgruppe das mag. Da haben schon Erwachsene oft ein Problem mit. Ich wurde mit keiner Figur wirklich warm. Sollte sich ein Leser mit einer Figur identifizieren können, ist in dessen Leben so viel schiefgelaufen, wie bei August und Jack. Da hilft das Buch nicht wirklich, denke ich. Und ob es Kids dazu bringt, gefährdete Kids zu erkennen, wage ich zu bezweifeln. Da sind es dann doch eher die Eltern, die mit diesem Buch ein wenig aufgerüttelt werden könnten. Ob diese es aber lesen? Wohl kaum.

Die Idee des Buches kann ich absolut verstehen und ich denke auch, hier müsste tatsächlich mehr gemacht werden, um den Kids, die Hilfe brauchen, diese auch zu ermöglichen. Aber ich befürchte einfach, dies hier war nicht die ideale Umsetzung. Schade. Da kann ich trotz allem nur zwei Sterne geben.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Buch für Anhänger und Interessenten der „Schlüssel-Philosophie“

Grace und die Suche nach dem Glück
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Grace fühlt sich leer, ausgelaugt und hat komplett den Blick auf das Schöne im Leben verloren, obwohl sie eigentlich gar keinen Grund dazu hat. Alles läuft bei ihr bestens, es geht ihr gut, es mangelt ...

Grace fühlt sich leer, ausgelaugt und hat komplett den Blick auf das Schöne im Leben verloren, obwohl sie eigentlich gar keinen Grund dazu hat. Alles läuft bei ihr bestens, es geht ihr gut, es mangelt ihr an nichts. Allerdings ist die Arbeit ihr Leben geworden und Freizeit Mangelware. Zufällig trifft sie durch einen Fehler (sie nimmt den falschen Bus) auf dem Weg zu einem Interview auf eine seltsame Dame, die sich Zeit für sie nimmt und den Finger in die Wunde legt. Die alte Dame lädt Grace zu sich ein und eine wundersame Geschichte nimmt ihren Lauf …

Die Buchbeschreibung hat mich neugierig gemacht und ich wollte mich sehr gern mit Grace auf die Reise machen. Doch mit jeder Seite verlor ich selbst immer mehr den Bezug zu allem. Ich bin offen für neue Gedanken, doch hier fühlte ich mich auf eine ungute Art von der Autorin in etwas gedrängt, das ich nicht wollte. Da fing ich dann an, mich gegen das Buch regelrecht zu wehren. Es hat mich tatsächlich böse und wütend gemacht.

Die alte Dame sagt recht weit am Anfang des Buches: „Du wirst immer wieder die Erfahrung machen, dass bestimmte Menschen und Ereignisse nicht ohne Grund in dein Leben treten, Grace.“ Diesen Satz unterschreibe ich gerne – und er trifft auch auf dieses Buch zu. Jedoch anders, als sich Christine Friel McGrory das wohl vorgestellt hat.

Für mich gibt es einfach zu viele Unstimmigkeiten in der Geschichte. Zu viele Zufälle, zu viele spontane Änderungen von Grace, zu viel, das mir einfach widerstrebt. Auch mag ich es nicht, wenn eine Figur ein ganzes Buch hindurch ohne Namen bleibt. Die „Belehrungen“ durch naturwissenschaftliche und philosophische Beispiele machen es auch nicht besser. Der Stil ist schlicht und so, als würde man einem Kind etwas erklären oder einem etwas begriffsstutzigen Menschen. Das liest sich leider für mich nicht wirklich „märchenhaft“, sondern ärgert mich.

Ganz verloren hat mich das Buch dann bei der Danksagung. Da erklärte sich dann so manches. Gelernt habe ich, dass es gut sein kann, zuerst die Danksagung zu lesen, bevor man ein Buch liest. Denn da offenbart sich, dass man kein schönes modernes Märchen gelesen hat, sondern quasi eine „Verkaufsveranstaltung“ besucht hat. Es geht um die „Schlüssel-Bewegung“ und ich mag es einfach nicht, wenn man mich so hereinlegt.

War das Buch am Anfang noch mit ein wenig gutem Willen „magisch“, konnte man sich noch darauf einlassen, dass Grace problemlos ihre bisherige Art so leicht abstreifen konnte und plötzlich aus dem Stress heraus in die ruhige Welt der alten Dame eintauchen und sich dort wohlfühlen und lange aufhalten kann, wandelt sich alles von Seite zu Seite ins Absurde. Am Ende war ich sehr enttäuscht und fühlte mich sogar betrogen …!

Es tut mir leid, aber auch noch nach vielen Tagen Reflektion kann ich meine Meinung darüber nicht ändern. Deshalb kann ich diesem Buch leider nur zwei Sterne geben.