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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Lebensabschnitts-Biographie

Tumult
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Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ...

Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ist dadurch eine Lebensabschnitts-Biographie der 60er und 70er-Jahre. Hier erlebt Enzensberger einiges, er ist bei Chruschtschow in Russland, erlebt live die Cuba-Revolution, lernt seine russische Frau Mascha kennen und kennt auch sonst viele wichtige Menschen...

Wer sich für Politik und Weltgeschehen der 60er- und 70er- Jahre interessiert, wird hier ganz auf seine Kosten kommen, denn Enzensberger hat alles miterlebt und reflektiert vieles davon, auch sehr selbstkritisch. Der Erzählstil ist manchmal etwas langweilig, dann wieder spannend zu lesen, Biographie eben...Gespickt ist der Text mit Gedichten, die er zur entsprechenden Zeit und zum entsprechenden Thema verfasste, hauptsächlich beruht der Text aber auf alten Tagebuchaufschrieben.

Was mich gestört hat, vielleicht auch etwas belustigt und ungläubig, ist dass Enzensberger scheinbar überll seine Finger im Spiel hatte und alle Menschen kannte. Ein bisschen hat es mich an "Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand" erinnert. Auf mich wirkte das etwas unauthentisch...

Zusammenfassend ein wichtiger Text der deutschen intellektuellen Kulturlandschaft, für Politikinteressierte und Zeitgeschehens-Interessierte sicherlich spannend und lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Und wieder einmal ein "Klassiker", bei dem man sich fragt: Warum!?

Die Rättin
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Eine Ratte erzählt dem Erzähler im Traum, wie das Ende der Menschen aussehen wird und wie es danach weiter gehen wird. Gleichzeitig schildert der Erzähler vier Geschichten, die mit dem Untergang der Menschen ...

Eine Ratte erzählt dem Erzähler im Traum, wie das Ende der Menschen aussehen wird und wie es danach weiter gehen wird. Gleichzeitig schildert der Erzähler vier Geschichten, die mit dem Untergang der Menschen verknüpft sind: Da sind fünf Frauen, die Quallenbestände in der Ostsee messen sollen...Da ist Oskar Matzerat, seine Erlebnisse seit "Die Blechtrommel" und der 107. Geburtstag seiner Großmutter...Da ist der Künstler Malskat, der den Wiederaufbau der 50er Jahre als Farce enttarnt... Und da sind Grimm'sche Märchenfiguren, die versuchen, den Wald zu retten...

Selten habe ich mich so durch ein Buch durchquälen müssen wie durch "Die Rättin". Anfangs ist man noch betroffen von der schonungslosen Ehrlichkeit der Ratte und dem Bewusstsein, dass der Mensch nicht gut umgeht mit seinem Planten. Doch nach 450 Seiten hat man davon wirklich genug! Da sind die kleinen Zwischenhandlungen wirklich spannend geraten! Mir persönlich hat die mit den Märchenfiguren am besten gefallen. Wenn man "Die Blechtrommel" gelesen hat, ist auch der Teil mit Oskar recht interessant.

Der Schreibstil ist sehr zäh, und durch das ewige Moralaposteln der Ratte sehr langweilig. Die Fantasien des träumenden Erzählers sind teilweise sehr befremdlich.
Was gefällt ist der schonungslose Sarkasmus von Günter Grass. An nichts lässt er ein gutes Haar, alles wird karrikiert und völlig überspitzt dargestellt. Ein Blatt nimmt er nicht vor den Mund und so mancher wird sich vielleicht auch an seiner herben Sprache stören, die hier und da zu finden ist. Doch macht dies das Buch wahrscheinlich zum Bestseller: Das schonungslose Aussprechen dessen, was andere unter den Tisch kehren wollen. Das Anprangern von Missständen. Die Farce der glorreichen 50er-Jahre. Selbst das Sterben zieht er in den Dreck. Wer auf ein Happy End hofft, kann hier lange warten...

Alles in allem ein sehr langweiliger Roman, allerdings mit auflockernden Stellen. An Gesellschaftskritik fehlt es hier keinesfalls, diese ist direkt und gut geraten! Doch hilft diese nur in den wenigsten Stellen darüber hinweg, dass sich die Handlung zieht und man nach dem 10. Mal nicht mehr hören will, dass der Mensch schlecht mti der Erde umgeht...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Enttäuschend

His Dark Materials 1: Der Goldene Kompass
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Lyra lebt in einem College in Oxford. Immer wieder verschwinden in letzter Zeit aber Kinder. Zusammen mit ihrem Dämon Pantalaimon macht sich Lyra auf die Suche nach den Kindern. Sie erfährt von einem seltsamen ...

Lyra lebt in einem College in Oxford. Immer wieder verschwinden in letzter Zeit aber Kinder. Zusammen mit ihrem Dämon Pantalaimon macht sich Lyra auf die Suche nach den Kindern. Sie erfährt von einem seltsamen Staub, der mit den Entführungen zu tun haben soll und kommt an ein Gerät, das wie ein goldener Kompaß aussieht und die Wahrheit voraussagen soll. Zusammen mit Freunden und Feinden muss Lyra so manches Abenteuer bestehen, bis sie schließlich einen Übergang in eine andere Welt findet...

Schon lange lag dieses Buch auf meinem SuB, immer war ich sehr gespannt darauf, da es ja doch sehr gehypt wird. Als ich es dann gelesen habe, war ich sehr enttäuscht! Lyra ist ein so furchtbares Kind!! Arrogant, grausam, selbstgefällig! Der Plot ist meiner Meinung recht vorhersehbar. Natürlich hat der Leser es hier mit einem Plot zu tun, die keine Ähnlichkeit mit anderen Plots hat, aber es ist dem Leser auch klar, dass Lyra nicht sterben wird. Diese ganze Welt ist meiner Meinung nach viel zu grausam geraten, es fehlt das Bezaubernde einer schönen Fantasy-Geschichte. Düster stellt man sich alles vor und anstrengend...Wenn ich Fantasy lese (noch dazu für Kinder/ Jugendliche), dann möchte ich mich wegträumen können in diese Welt. In DIESE Welt aber möchte ich nicht hinein...

Einige Charaktere sind doch ganz gut gelungen, auch die Vorstellung der tierischen Seelenverwandten finde ich wirklich nett. Philosophisches, wie beispielsweise die Diskussion um den wahren Glauben, lässt sich auf unsere Welt übertragen und ist meiner Meinung nach gut und spannend gelungen.

Der Schreibstil ist flüssig und nicht schwer zu lesen, das war es aber meiner Meinung auch schon, er hat jetzt nicht wirlklich etwas Mitreißendes...

Meiner Meinung nach ein völlig überbewertets Buch!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Abschiedsbrief der besonderen Art - Regt zum Nachdenken an

Tote Mädchen lügen nicht
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"Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dass seid ihr einer der Gründe ...

"Ich hoffe, ihr seid bereit, denn ich will euch die Geschichte meines Lebens erzählen. Genauer gesagt, warum mein Leben ein Ende fand. Und wenn ihr diese Kassetten hört, dass seid ihr einer der Gründe dafür." Als Clay eines Tages von der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 13 Kassetten. Er legt die erste Kassette in einen alten Walkman und hört Hannah Bakers Stimme. Hannah hat sich vor zwei Wochen umgebracht - und auf diesen Kassetten nennt sie 13 Personen, die alle dazu beigetragen haben...

"Tote Mädchen lügen nicht" habe ich vor einigen Jahren einmal von einer Freundin ausgeliehen. Vor kurzem lief es mir auf einem Flohmarkt über den Weg und ich las es noch einmal. Ich muss sagen, dass dieses Buch seine Faszination nicht verloren hat! Als Teenie war dieses Buch fesselnd und nun ist es immer noch spannend. Erneut konnte ich mich in seinen Bann ziehen lassen.

Der Schreibstil ist unglaublich fesselnd! Die Geschichte spielt in Clays Gegenwart, die durchbrochen wird vom Hören der Geschichte auf den Kassetten. Clays Gefühle sind dabei völlig schonungslos, dabei aber ohne Kitsch geschildert. Und auch wenn Hannahs Art des Abschiedsbrief eine leicht kitschige Nuance hat, trieft sie doch nicht davon. Auch bleibt ihr Erzählen stets sachlich und fast emotionslos.

Der Roman zeigt wunderbar das schwierige Leben einer Teenagerin, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat. Und es zeigt auch, wie viele Faktoren zusammenwirken können, sodass ein solches Drama entstehen kann. Selten ist es nur einer, der Schuld ist, meist sind es eben viele kleine Dinge, über die man sich selbst vielleicht gar nicht bewusst ist. Das Buch wäre meiner Meinung sehr passend für den Stundenplan einer Mittelstufe.

Zusammenfassend ein eindrücklicher und bewegender Text, der zum Nachdenken anregt. Er hat zwar einen Hauch Kitsch, der aber angesichts der Geschichte und der Art des Erzählens überhaupt nicht fehl am Platz ist! EIn Jugendbuch, das nicht nur für Jugendliche zu empfehlen ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Meisterwerk der deutschen Kinder- und Jugendliteratur!

Tintenwelt 1. Tintenherz
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"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, ...

"Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, aber er beachtete ihn nicht. Reglos stand er da, die Arme um die Brust geschlungen, als wollte er sich wenigstens auf diese Weise wärmen. So starrte er zu ihrem Haus herüber."
Mit diesem Fremden vor dem Haus von Meggie und ihrem Vater Mo ändert sich ihr komplettes Leben. Mo nimmt Meggie mit zu ihrer Tante Elinor, auf der Flucht vor einem Mann namens Capricorn. Mit ihnen reist eben jener Fremde, der in dieser Nacht vor ihrem Haus wartete: Staubfinger. Der Grund für die überstürzte Flucht ist ein Buch, das Meggies Vater vor langer Zeit gelesen hat und das er nun um jeden Preis verstecken muss...

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz der deutschen Kinder- und Jugendliteratur! Cornelia Funke schafft damit ein Meisterwerk. Von der ersten Seite an ist der Leser gefangen in Meggies Welt und vor allem als Vielleser fühlt, leidet und freut man sich mit Meggie. Cornelia Funkes Sprache ist so bildlich, dass das Geschehen und die Figuren fast greifbar wirken.

Die Geschichte ist von großer Originalität. Und wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die wirkliche Welt hinter sich zu lassen und hinter den Seiten einer Buchwelt zu versinken. So mancher Leser hat nach der Lektüre sicherlich sein Lieblingsbuch herausgeholt und es laut vorgelesen, um nach sich nach dem Verstummen umzusehen und verlegen in sich hinein zu schmunzeln...

Vor allem die Figuren sind Cornelia Funke außerordentlich gut gelungen! Ständig wandeln sie sich und müssen sich neu entscheiden, keinesfalls flach sind sie, immer verändern sie sich. Sie sind nicht vorhersehbar, immer wieder wird man von ihnen überrascht.

Fazit: Ein Meisterwerk der deutschen Kinder- und Jugendliteratur, das es wie kein anderes Buch möglich macht, sich in die Geschichte hineinzuträumen!