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Veröffentlicht am 02.01.2019

Fitzek wie wir ihn kennen und lieben - mit einer Ausnahme...

Der Augensammler
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Alexander Zorbachs Leben könnte chaotischer kaum sein: Vor einigen Jahren verlor er auf tragische Weise seinen Job, woran seine Ehe zerbrach. Seitdem arbeitet er als Sensationsjournalist, was nicht dazu ...

Alexander Zorbachs Leben könnte chaotischer kaum sein: Vor einigen Jahren verlor er auf tragische Weise seinen Job, woran seine Ehe zerbrach. Seitdem arbeitet er als Sensationsjournalist, was nicht dazu beiträgt, dass sein Leben wieder geregelte Bahnen ziehen könnte. Alles wird noch schlimmer, als er auf mysteriöse Weise in den Fall eines Serienmörders verwickelt wird, der "Augensammler" genannt wird. Dieser entführt Kinder, nachdem er die Mütter getötet hat und schickt die Väter auf eine grausame Schnitzeljagd, bei der die Zeit gegen sie spielt. Werden die Kinder gefunden, sind sie tot - und ihnen fehlt ein Auge. Zorbach selbst gerät durch eine Verkettung seltsamer Zufälle ins Visier der Ermittler und kämpft nun ebenfalls gegen die Zeit. An seiner Seite steht die blinde Alina, die sich ganz sicher ist, den Augensammler erst kürzlich selbst getroffen zu haben...

Was bei diesem Thriller zuallererst auffällt, ist die ungewöhnliche Nummerierung von Seiten und Kapiteln - diese ist nämlich absteigend. Die Auflösung erklärt dieses Phänomen, was der Geschichte im Nachhinein einen zusätzlichen Kick gibt.
Hat man diese erste Verwunderung überwunden ( das Buch beginnt mit einem Epilog), startet der Thriller in bekannter Fitzek-Manier: Schon mit der Handlung des kurzen Epilogs steckt man mitten in der fesselnden Handlung, möchte unbedingt wissen, wie es zu diesem Punkt hat kommen können und von welchem Grauen die Geschichte hier berichtet. Diese Spannung zieht sich dann durch das ganze Buch, von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel wird man eingesogen in den Wettlauf Zorbachs gegen die Zeit und gegen den Augensammler. Natürlich trägt die dem Fitzek-Leser wohlbekannte Tatsache, die Kapitel jeweils mit kleinen Cliff-Hängern enden zu lassen, maßgeblich dazu bei, dass man kaum aufhören kann zu lesen.
Vor allem durch die Figur der blinden Physiotherapeutin Alina bekommt diese Geschichte ihre Besonderheit: Nicht nur hat Fitzek hier wieder unvergleichlich gut und genau recherchiert (was er in seinem Nachwort näher beschreibt), sodass mit einigen Klischees über Blindheit und den Alltag sehbehinderter Menschen aufgeräumt werden kann. Auch die leicht übernatürliche Komponente, die Alina ins Spiel bringt, heben den Plot auf neue Ebenen.
Wie in seinen anderen Büchern schafft es Fitzek im "Augensammler", dass ich als Leser die Geschichte lese und mich ständig frage: Wer ist es? Was übersehe ich? Man misstraut allen Figuren und möchte ihnen doch glauben. Und trotzdem ist die Auflösung absolut überraschend...

Was diesen Fitzek jedoch von anderen unterscheidet, ist zunächst die Tatsache, dass es sich hier um einen Zweiteiler handelt. Auf den Augensammler folgt der Augenjäger, und tatsächlich endet der Augensammler auch mit einem entsprechenden Cliff-Hänger, auch wenn die Handlung in sich abgeschlossen und gewohnt sauber und detailliert aufgelöst ist. Zum anderen ist dieser Thriller ungewohnt brutal! Zum einen bedient sich Fitzek einer recht vulgären Alltagssprache, über die man ab und an dann doch stolpert. Zum anderen finden sich Szenen absoluter menschlicher Grausamkeit, was sich abhebt vom restlichen Werk des Autors (ausgenommen "Abgeschnitten"). Mir persönlich hat dies nicht gestört, für zarte Gemüter allerdings kann der Plot hier doch etwas zu viel sein.

Zusammengefasst handelt es sich hier um einen Thriller, bei dem Fitzek-Leser alles finden, was sie suchen und schon kennen: Authentische Figuren, die allerdings zum Teil etwas vorschnell handeln, spannende Clif-Hänger zwischen den Kapiteln, die das Buch zu einem Page-Turner machen, eine fulminante und überraschende Auflösung und Spannung pur!

Veröffentlicht am 07.12.2018

Packender Thriller a la Fitzek

Der Insasse
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Till Berkhoff muss das Schlimmste durchleben, was einem Vater passieren kann. Sein Sohn Max verschwand vor einem Jahr spurlos. Die Tat wird einem Serientäter zugeschrieben, der kurz nach Max' Verschwinden ...

Till Berkhoff muss das Schlimmste durchleben, was einem Vater passieren kann. Sein Sohn Max verschwand vor einem Jahr spurlos. Die Tat wird einem Serientäter zugeschrieben, der kurz nach Max' Verschwinden gefasst wurde und der nun schweigt. Als die Suche nach Max eingestellt werden soll, sieht Till nur noch einen Ausweg: Er muss sich in den Hochsicherheistrakt der Psychiatrie einweisen lassen und selbst mit dem Täter sprechen, um herauszufinden, was seinem Sohn geschehen ist...

Der Thriller packt wie gewohnt von der ersten Seite an! Mit dem Serienmörder Guido Tramnitz hat Fitzek eine für ihn recht untypisch grausame und brutalen´ Figur geschaffen, die er jedoch gut darstellt und wundervoll mit Till interagieren lässt. So fliegen die Seiten nur dahin und man ist getrieben von der Frage: Was ist dem kleinen Max zugestoßen? Lebt er womöglich sogar noch?

Leider konnte mich die Auflösung nicht ganz überzeugen. Sie war für meinen Geschmack doch etwas inszeniert, auch wenn die restliche Handlung rückblickend dadurch an Genialität gewinnt.
Nicht Fitzeks bestes Ende, aber seine Leser werden alles finden, was sie gewohnt sind: Spannung, Action, eine absolut fesselnde Handlung mit authentischen Figuren, Fragen über Fragen und am Ende eine überraschende Auflösung!

Veröffentlicht am 31.10.2018

Großartig umgesetztes Hörspiel - Leider aber konsumentenunfreundlich aufgeteilt

Die Blutlinie - Teil 1/4
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Die FBI-Agentin Smoky Barrett ist immer noch schwer traumatisiert: Vor einem halben Jahr kam ein Serienkiller in ihr Haus, vergewaltigte sie vor den Augen ihres Mannes und tötet anschließend ihren Mann ...

Die FBI-Agentin Smoky Barrett ist immer noch schwer traumatisiert: Vor einem halben Jahr kam ein Serienkiller in ihr Haus, vergewaltigte sie vor den Augen ihres Mannes und tötet anschließend ihren Mann und ihre Tochter. Nun ist der Tag der Entscheidung gekommen: Geht sie zurück zu ihrem Team oder wird sie an dem Unglück zebrechen? Gleichzeitig wird eine gute Freundin von ihr bestialisch ermordet. Der Killer behauptet, ein Nachfahre Jack the Rippers zu sein und wendet sich mit seiner Botschaft direkt an Smoky. Wozu wird sie sich entscheiden? Wird sie zurück zu ihrem Team kommen, um den Mörder ihrer Freundin zur Strecke zu bringen? Oder wird sie zugrunde gehen am Leid, dass ihr selbst zugefügt wurde?

Ich kannte die Smoky-Barrett-Reihe schon und war zunächst etwas skeptisch. Katy Karrenbauer konnte ich mir nicht so gut als Smoky vorstellen, in meinem Kopf war sie immer eher die stille, verwundete Seele. Doch schon nach der Hörprobe war klar: Katy Karrenbauer ist die optimale Besetzung für Smoky. Ihre Stimme gibt ihr genau die Tiefe, die Smoky in der Stimme, die ich im Kopf hatte, noch gefehlt hatte. Auch die anderen Figuren sind toll besetzt und bringen dadurch richtig Schwung in den ohnehin schon tollen Plot, der wirklich süchtig macht, in seinen Bann zieht und den man bis zum Ende voll Spannung verfolgt. Anfangs hat mich etwas gestört, dass die Stimmen doch recht glatt klingen im Vergleich zu Karrenbauer, man hört eben genau, dass die anderen Sprecher das sehr professionell machen. Daran gewöhnt man sich dann aber sehr schnell. Die Verarbeitung in ein Hörspiel ist dadurch wirklich toll gelungen! Die Leser sprechen ihre Rolle wirklich perfekt! Gerade auch dadurch, dass die Sprecher ihre Rolle nicht nur vorlesen wie in einem üblichen Hörbuch, kommt richtig Leben in die Geschichte und man wird noch tiefer in den Bann gezogen als es im Buch der Fall war. Stimmungen und Emotionen werden wundervoll transportiert, sodass es auch nicht schlimm ist, dass die Geschichte stark gekürzt ist. Es fehlt einfach trotzdem nichts Wichtiges, denn durch das Leben in der Stimme wird ganz viel Unausgesprochenes gesagt...

Auch das Cover hat mich ziemlich begeistert. Im Grunde ist es das Original-Cover des Buches, sodass zunächst ein Wiedererkennungswert entsteht. Im Vordergrund jedoch ist ein Bild Katy Karrenbauers zu sehen, die diese schreckliche Narbe zur Schau stellt, die auch Smoky verunziert. Diese Abbildung hat nocheinmal mehr zu einem tieferen Verständnis der Figur Smoky beigetragen, denn so richtig kann man sich diesen physischen Schrecken gar nicht ausmalen, wenn man nur das Buch liest. Wirklich toll!!

Allerdings muss ich doch auch einen Stern abziehen, denn die Aufteilung des Hörspiels in mehrere Teile ist wirklich eine kleine Falle. Das komplette Buch ist nämlich aufgeteilt in vier Hörspielteile, die alle einzeln zu erwerben sind. Ich finde diese Strategie sehr sehr ungünstig und für den Konsumenten nicht sehr freundlich, zumal die einzelnen Teile nur knapp 75 Minuten lang sind und da finde ich den Preis schon sehr hoch. Das hätte man gut auch in ein Paket packen können. Ich als Konsument fühle mich da einfach sehr veräppelt...

Letztenlich tut dies jedoch keinen Abbruch daran, dass es sich hier um ein genial umgesetztes Hörspiel handelt, dass 75 Minuten absolute Spannung verspricht!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimmen
  • Atmosphäre
  • Musik/Geräusche
  • Handlung
Veröffentlicht am 27.09.2018

Unrealistisch und vorhersehbar

Die stille Kammer
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Emma wird nach vier Jahren Haft in einer Psychiatrischen Strafvollzugsanstalt entlassen. Sie hat ihren Sohn erstickt und wurde dafür verurteilt, nun will sie ganz von vorn anfangen. Bis sie eines Tages ...

Emma wird nach vier Jahren Haft in einer Psychiatrischen Strafvollzugsanstalt entlassen. Sie hat ihren Sohn erstickt und wurde dafür verurteilt, nun will sie ganz von vorn anfangen. Bis sie eines Tages ein Foto in ihrer Post findet, auf dem ein etwa vierjähriger Junge zu sehen ist, auf der Rückseite steht der Name ihres Sohnes und das Alter. Ist ihr Sohn doch noch am Leben? Aber was geschah dann vor vier Jahren?

Die Handlung war mir viel zu unrealistisch und zu vorhersehbar. Anstatt sich ihrem neuen Leben hinzugeben folgt Emma sofort einer völlig unsinnigen Spur und stolpert dabei von einem 'Zufalll' zum nächsten. Dabei sind ihre Schritte sowohl unvollziehbar als auch unrealistisch, außerdem verhält sie sich absolut naiv. Die Figuren finde ich so platt gestaltet, dass man recht schnell ahnt, dass man hier keinem trauen kann. Spannung kommt kaum auf, da die nächsten Schritte sehr vorhersehbar sind. Mit der Auflösung hatte ich so nicht gerechnet, bzw. die Hintergundstory war überraschend, was dann wenigstens die letzten Seiten gerettet hat. Alles in allem aber enttäuschend.

Veröffentlicht am 20.09.2018

Unbequeme Wahrheiten

Kleine große Schritte
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Ruth Jefferson ist seit über 20 Jahren Säuglingskrankenschwester und sie liebt diesen Beruf. Bis eines Tages der Vater eines frischgeborenen Patienten ihr verbietet, das Baby anzufassen - denn Ruth ist ...

Ruth Jefferson ist seit über 20 Jahren Säuglingskrankenschwester und sie liebt diesen Beruf. Bis eines Tages der Vater eines frischgeborenen Patienten ihr verbietet, das Baby anzufassen - denn Ruth ist Afroamerikanerin und der Vater ein Rechtsexremer. Ruth fügt sich der Anweisung ihrer Vorgesetzten, doch kurz darauf stirbt das Baby - in Anwesenheit von Ruth...

Das Buch schlägt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann. Es ist wirklich spannend und man kann die geschilderten Dinge kaum glauben. Die Figuren sind anschaulich und lebensecht ausgearbeitet und wirken sehr lebendig (was sicher daran liegt, dass Jodi Picoult laut des Nachwortes wieder wundervolle Recherchearbei geleistet hat und auch auch viele Interviews führte).
Dieses Buch beschäftigt sich wie fast jedes von Picoult mit einem absoulten Tabu-Thema: der Rassenfrage. Dabei läuft die Handlung auf einem schmalen Grat zwischen Klischee und Realität. An vielen Stellen ist man als Leser fast schon genervt vom Selbstmitleid der schwarzen Protagonistin, doch im nächsten Augenblick schämt man sich für dieses Gefühl, denn dann wird das Klischee sofort aufgehoben durch das, was diese Menschen Tag für Tag erleben. Die Quintessenz des Buches stellt eine absolut unbequeme Wahrheit dar, über die jeder von uns nachdenken sollte! Und auch wenn wir als Deutsche das weit von uns schieben, weil es bei uns dieses Problem nicht zu geben scheint, täuschen wir uns: Denn wir haben andere Probleme,wir haben andere Beispiele, wo Diskriminierung und Ungleichheit jeden Tag stattfindet. Zuallerst ganz unbewusst in unserem Kopf, aber gleichzeitig öffentlich in unserem Alltag und in unserer Politik! Dieses Buch kann man nicht weglegen, ohne dass es etwas in uns bewegt hat. Der Mut, den Jodi Picoult beim Schreiben eines solchen Buches bewies, macht sich bezahlt, denn die unbequeme Wahrheit wirkt....