Vielleicht könnte alles gut werden
Alles gut"Alles gut", das ist sowohl der Titel des Romans von Cecilia Rabess als auch eine in unserer Zeit äußerst überstrapazierte Redewendung, die kaum Spielraum für Antworten lässt.
Was soll man sagen, man fühlt ...
"Alles gut", das ist sowohl der Titel des Romans von Cecilia Rabess als auch eine in unserer Zeit äußerst überstrapazierte Redewendung, die kaum Spielraum für Antworten lässt.
Was soll man sagen, man fühlt sich rasch überfordert und antwortet oft ebenso unehrlich und nur floskelhaft. Vorgeschoben, aufgesetzt und nur vordergründig ehrlich scheint auch im Leben von Jess so einiges zu sein.
Auf großartige und dynamische Weise, in flottem Sprachstil und durchaus sehr einfühlsam und mitreißend, zeigt uns die Autorin einen weichenstellenden Ausschnitt aus deren Leben.
Der berufliche Werdegang von Jess mit Studium und scheinbarem Traumjob in einer der oberen Etagen bei Goldmann Sachs in New York, sowie ihre private Geschichte mit Josh, dem Ekel aus Studienzeiten, der sich im Job vom anfänglich arroganten Konkurrenten zum Freund und Liebhaber entwickelt und zunehmend Sympathiepunkte sammeln kann, wären eine gute Basis für eine reine Liebesgeschichte.
Doch beide Handlungen durchlaufen wirklich verschiedene Ebenen und haben mit Vorurteilen und enormen Problemen bezüglich Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Ehrgeiz, Karriere und Geldgier und privater Verletzlichkeit zu kämpfen.
Jess tut sich schwer, ihren Weg zu finden und auf die richtigen Menschen zu setzen, mitunter agiert sie sogar etwas pubertär und fühlt sich zu schnell in die Ecke gedrängt. Dabei könnte sie schon aufgrund ihrer Ausbildung doch viel offener und klüger argumentieren und handeln. Manchmal hätte ich gerne das Wort für sie ergriffen oder ihr geholfen.
Das Ganze vor dem Hintergrund der politischen Lage Amerikas zwischen Obama und dem „Jetzt“. Durch immer wiederkehrende Exkurse in die Vergangenheit ihrer Darsteller verdeutlicht uns die Autorin sowohl die Gefühlslage im Jetzt, als auch die Ursachen für Verletzlichkeit und somit das Dilemma, in dem Jess sich befindet. Karriere um jeden Preis, gut für die Vita? Oder doch ein Fokus auf persönlicher Zufriedenheit und Harmonie? Dieses Buch wühlt auf und beschäftigt den Leser.
Zu dem sehr auffälligen Cover, der zerquetschten Erdbeere auf gelbem Grund, das auf den ersten Blick etwas aus der Luft gegriffen scheint, kann man nur sagen: So muss Jess sich fühlen: Hin- und hergerissen zwischen Wunsch und Realität, ausgelutscht, benutzt und zerquetscht wie die Erdbeere. Meiner Meinung nach ist noch nicht alles gut!