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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2018

Ein lesenswertes Buch

Töchter
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In „Töchter“ von Lucy Fricke begeben sich die Freundinnen Martha und Betty auf eine ungewöhnliche Reise. Marthas Vater hat weit fortgeschrittenen Krebs und will von ihr in seinem alten Golf von Hannover ...

In „Töchter“ von Lucy Fricke begeben sich die Freundinnen Martha und Betty auf eine ungewöhnliche Reise. Marthas Vater hat weit fortgeschrittenen Krebs und will von ihr in seinem alten Golf von Hannover in die Schweiz gefahren werden, um dort zu sterben. Betty soll Martha zur Seite stehen. Aus der Fahrt mit klarem Ziel wird bald jedoch ein Roadtrip, auf dem sich die Beteiligten mit einigen essentiellen Fragen auseinander setzen. Wie sehr prägen die eigenen Eltern und deren Lebenswandel? Wie schließt man mit den Enttäuschungen der Vergangenheit ab? Und was passiert, wenn Rollen sich umdrehen? Die Sprache der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Es gab viele Sätze, die ich bewusst mehrfach gelesen habe, weil ich sie so treffend und nur allzu wahr fand. Dennoch konnte mich das Buch emotional nicht so packen, wie ich es gern gewollt hätte. Das ernste Grundthema wird immer wieder durch turbulenten und skurrilen Szenen aufgelockert, es gibt aber auch viele rührende Momente. Insgesamt definitiv ein lesenswertes Buch!

Veröffentlicht am 16.12.2018

Interessante Idee, die mich leider nicht voll überzeugen kann

DOORS X - Dämmerung
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„Doors“ ist ein besonderes Buchprojekt von Markus Heitz. Nach einem einheitlichen Intro muss der Leser sich entscheiden, welche Tür er als erstes auswählt: Die mit dem !, dem ? oder dem X? Ich habe mich ...

„Doors“ ist ein besonderes Buchprojekt von Markus Heitz. Nach einem einheitlichen Intro muss der Leser sich entscheiden, welche Tür er als erstes auswählt: Die mit dem !, dem ? oder dem X? Ich habe mich für letzteres entschieden und lernte im Intro eine ungewöhnlich besetzte Spezialeinheit kennen, die angeheuert wird, um die Tochter eines Geschäftsmanns aus einer Höhle auf seinem Grundstück zu befreien. Die sechs Beauftragten erwartet dort unten Unglaubliches. Das Buch bietet eine Mischung aus Psychothriller, Action, Horror und Fantasy. Mir sprang die Geschichte aber zu oft hin und her und war mir dadurch zu wirr. Sie ist in sich abgeschlossen, aber sehr viele Fragen bleiben offen – letztendlich ist das eine Buch nur ein Puzzlestück und man muss wohl alle drei lesen, um das ganze Bild zu erhalten. Eine interessante Idee, die mich leider nicht voll überzeugen kann.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Eintauchen ins Berlin der Nachkriegszeit

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Die drei Schwestern Rike, Sylvie und Flori leben in Berlin, als im Mai 1945 die Sowjetarmee in Berlin einzieht. Der Familie gehörte vor dem Krieg ein prächtiges Kaufhaus am Ku‘damm, das nun in Schutt und ...

Die drei Schwestern Rike, Sylvie und Flori leben in Berlin, als im Mai 1945 die Sowjetarmee in Berlin einzieht. Der Familie gehörte vor dem Krieg ein prächtiges Kaufhaus am Ku‘damm, das nun in Schutt und Asche liegt. Ihr Vater Friedrich Thalheim ist ein Gefangener, seit er in den letzten Tagen des Krieges Teil des Volkssturms werden musste und nun ist auch ihre Villa beschlagnahmt. Gemeinsam mit Friedrichs zweiter Frau ziehen die Schwestern in die alte Wohnung ihrer Großmutter und beginnen die Arbeit als Trümmerfrauen, um mehr Lebensmittel zu erhalten. Rikes Wunsch ist es, das Kaufhaus so bald wie möglich wieder aufzubauen. Dafür fehlt aber nicht nur Geld, auch die politische Situation muss sich verbessern. Dennoch ist Rike fest entschlossen, alles zu tun, damit der Wunsch wahr werden kann.

Mir gefällt das klassische Cover des Buches sehr gut. Im Hintergrund sieht man das Café Kranzler, in den 50er Jahren eine bekannte Berliner Institution. Davor ist eine Frau abgebildet, die Rike sein könnte, die älteste der Thalheim-Töchter. Diese lernt man erstmals in einem kurzen Prolog im Jahr 1932 kennen. Gerade wurde das Kaufhaus Thalheim & Weisgerber frisch renoviert und die ganze Familie kommt vorbei, um das Ergebnis zu bestaunen.

Die Geschichte springt danach in Jahr 1945, wo nichts mehr ist wie zuvor. Rike ist inzwischen 25 Jahre alt, ihre Mutter Alma vor 13 Jahren gestorben, ihr Bruder Oskar im Krieg verschollen, ihr Vater in Gefangenschaft. Dieser hat kurz nach dem Unfalltod ihrer Mutter neu geheiratet, sodass sie und Sylvie mit ihrer Stiefmutter Claire und ihrer Halbschwester Flori zusammenleben. Nach dem Kriegsende stehen sie alle quasi vor dem Nichts und ihre Gedanken gelten in erster Linie dem Weiterleben und dem Wunsch, dass Friedrich aus der Gefangenschaft entlassen wird.

Die Autorin fängt die Stimmung Berlins unmittelbar nach Kriegsende gelungen ein. Gut konnte ich mich in die Lage von Rike hineinversetzen, die für mehr Lebensmittel der anstrengenden Tätigkeit als Trümmerfrau nachgeht und gleichzeitig schon Pläne schmiedet, wie man wieder ins Modegeschäft einsteigen könnte. Einige Stoffe konnte die Familie vor dem Krieg auf Seite schaffen, und durch Zufall trifft sie nach kurzer Zeit auch die jüdische Schneiderin Miri, die den Krieg in Verstecken überlebt hat und deren Mutter einst für Rikes Vater gearbeitet hat. Doch die Wiedereröffnung des Kaufhauses liegt aufgrund von Geldmangel, stenger Rationierung und der angespannten politischen Situation in weiter Ferne.

Die Autorin führt den Leser zügig durch die Monate und Jahre und lässt ihn an wichtigen Momenten im Leben der Thalheims teilhaben. Dabei steht Rike als Charakter im Vordergrund, aber auch die Entwicklung von Sylvie und Flori, die in den weiteren Bänden in den Fokus rücken sollen, wird beschrieben. Rike ist die vernünftigste der Schwestern und versucht, langfristig zu planen. Bald kommt sie einem Familiengeheimnis auf die Spur, bei dem sie sich nicht sicher ist, ob sie es durch weitere Nachforschungen lüften will. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz – nachdem Sylvie ihr einige Jahre zuvor den Verlobten ausgespannt hat ist sie nun bereit, ihr Herz neu zu vergeben.

„Die Schwestern vom Ku’damm: Jahre des Aufbaus“ ist atmosphärisch erzählt und lässt den Leser ins Berlin der Nachkriegszeit eintauchen. Hautnah erlebt man eine Zeit zwischen Hoffnung und Hunger mit, die Isolierung Berlins mit einer Versorgung per Luftbrücke und schließlich die Einführung einer neuen Währung. Die Autorin hat drei selbstbewusste Frauenfiguren geschaffen, die eine innere Stärke besitzen und sich selbst trotz aller Restriktionen verwirklichen wollen. Ich konnte tief in die Geschichte eintauchen und werde auf jeden Fall weiterlesen, denn ich will unbedingt wissen, wie es für die Thalheim-Töchter weitergeht!

Veröffentlicht am 24.11.2018

Was ist die Wahrheit über Kaths schweren Unfall?

Mädchen aus dem Moor
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Kath lebt gemeinsam mit ihrem Mann Adam und ihrer neunjährigen Tochter Lyla in einem abgeschiedenen Haus im Dartmoor. Mitten im Winter hat sie einen schweren Unfall: Sie kommt mit ihrem Auto von der Straße ...

Kath lebt gemeinsam mit ihrem Mann Adam und ihrer neunjährigen Tochter Lyla in einem abgeschiedenen Haus im Dartmoor. Mitten im Winter hat sie einen schweren Unfall: Sie kommt mit ihrem Auto von der Straße ab und fährt geradewegs in einen See. Durch ein Schädel-Hirn-Trauma leidet sie danach an retrograder Amnesie: Die Erinnerungen an die Tage vor dem Unfall sind weg und es ist unklar, wann und ob sie wiederkommen. Adam und Lyla verhalten sich ihr gegenüber seither merkwürdig. Schließlich erfährt sie die erschütternde Wahrheit über den Unfall, die sie nicht begreifen kann. Irgendetwas muss in den Tagen passiert sein, an die sie sich nicht mehr erinnert. Verzweifelt versucht sie, die Wahrheit herauszufinden.

Das Cover zeigt ein Mädchen im gelben Regenmantel vor der düsteren Kulisse des Dartmoors. Die Ausgangssituation ist perfekt für eine gruselige Geschichte, das ist nach wenigen Seiten klar. Kaths arbeitet im Tourismusbüro des Nationalparks und ihr Mann Adam als Rager, sodass die Familie dort in einem abgeschiedenen Haus im Moor lebt. Immer wieder macht sich Kath Sorgen um ihre Tochter Lyla, denn sie ist anders als die anderen Kinder in der Schule und hat dort keine Freunde. Auch wenn sie keine Diagnose erhalten hat ist sich Kath sicher, dass Lyla im Autismus-Spektrum liegt.

Das Buch setzt vor allem auf atmosphärische Beschreibungen, die Gänsehaut erzeugen wollen. Zum Beispiel ordnet Lyla alles in Mustern an – auf der ersten Seite auch gleich tote Vögel. Adam muss als Ranger überall nach dem rechten sehen und beispielsweise stark verletzte Tiere von ihrem Leid erlösen. Irgendjemand hinterlässt überall mysteriöse Botschaften und Lyla glaubt, immer wieder einen Mann im Moor zu sehen, der wie ihr Vater aussieht, auch wenn er es nicht sein kann.

Die Geschichte rund um Kaths rätselhaften Unfall entfaltet sich vor dieser Kulisse in ruhigem Tempo. Erst weiß Kath überhaupt nicht, warum sich alle so merkwürdig benehmen und will möglichst schnell zurück in den gewohnten Alltag. Als ihre Schwägerin Tess, eine Psychologin, ihr sagt, was ihr Umfeld über den Unfall weiß, versteht sie die Welt nicht mehr. Was Tess erzählt ergibt überhaupt keinen Sinn! Kath beginnt mit Nachforschungen, um zu rekonstruieren, was in den Tagen vor dem Unfall geschehen ist. Ich konnte ihr Bestürzen gut nachvollziehen und war neugierig, was sie herausfinden wird. Lügt sie jemand an? Gibt es eine entscheidende Situation, die sie vergessen hat? Und was weiß Lyla, die ständig Dinge sagt, die Kath nicht versteht und die Lyla nicht näher erklären will?

Während Kath mit verschiedenen Personen spricht, die ihr mit Informationen helfen können, gibt es immer wieder merkwürdige Momente, die den Gruselfaktor hoch halten. Dennoch zog sich die Handlung für mich vor allem im Mittelteil in die Länge. Schließlich spitzt sich die Situation zu, denn einige brenzlige Dinge kommen ans Licht, die Konfrontationen auslösen. Lange ist jedoch unklar, wie alles zusammenpasst. Hier muss man als Leser bis zu den letzten Seiten warten. Der Autor lässt sich nicht in die Karten schauen und das entscheidende Verbindungsstück ist aus meiner Sicht ziemlich verrückt und außerdem so weit hergeholt, dass man als Leser keine Chance hat, auch nur ansatzweise darauf zu kommen. Immerhin werden alle offenen Fragen beantwortet, sodass ich das Buch mit einem versöhnlichen Gefühl beendete.

Die klare Stärke von „Mädchen aus dem Moor“ ist es, dem Leser in die gruselige Atmosphäre des Dartmoors eintauchen zu lassen und ihm durch unerklärliche Vorfälle und rohe Szenen aus der Wildnis Gänsehaut zu machen. Die Story rund um den Unfall der Protagonistin funktioniert vor allem, weil sie keinerlei Erinnerungen mehr an die Tage vor dem Ereignis hat und konnte mich nicht richtig fesseln. Ein stimmungsvolles Buch, das für mich aber etwas schwächer war als die ersten beiden Bücher des Autors.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Chaols und Nesryns Reise in den Süden

Throne of Glass – Der verwundete Krieger
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Seit der Zerstörung des gläsernen Schlosses ist für Chaol nichts mehr wie zuvor, denn er wurde im Kampf gegen den alten König gelähmt. Nun reist er auf Bitte von Dorian gemeinsam mit Nesryn nach Antica, ...

Seit der Zerstörung des gläsernen Schlosses ist für Chaol nichts mehr wie zuvor, denn er wurde im Kampf gegen den alten König gelähmt. Nun reist er auf Bitte von Dorian gemeinsam mit Nesryn nach Antica, der Hauptstadt des südlichen Kontinents. Dort sollen sie als Botschafter den regierenden Großkhan für den Kampf gegen die dunklen Mächte im Norden gewinnen. Gleichzeitig hofft Dorian, dass die legendären Heilerinnen der Torre Cesme ihm helfen können, wieder zu laufen. Doch kaum in Antica angekommen läuft alles ganz anders als geplant.

Seit mehr als fünf Jahren begleitet mich „Throne of Glass“ bereits, und nun ist das Finale endlich zum Greifen nah. Der fünfte Teil „Die Sturmbezwingerin“ endete hochdramatisch und machte wie immer Lust auf mehr. Dieser sechste Teil machte mich jedoch skeptisch: Er spielt nämlich parallel zum vorherigen Band, und Aelin kommt darin nicht vor. Stattdessen drehen sich die rund 800 Seiten ausschließlich um Chaol, Nesryn und einige neue Charaktere.

Chaol hat in dieser Reihe wirklich schon einiges mitmachen müssen. Als Leser hat man ihn nicht nur durch emotionale Höhen und Tiefen begleitet, sondern auch miterleben müssen, wie er schwer verletzte wurde und nun von der Hüfte abwärts gelähmt ist. Nachdem er im letzten Band fehlte, weil beide Handlungsstränge parallel verlaufen, war ich nun neugierig, ob ihm auf dem südlichen Kontinent geholfen werden kann. Gleich zu Beginn des Buches treffen er und Nesryn in Antica ein und werden von der Familie des Großkhans empfangen. Doch die Stimmung ist äußerst gedämpft, denn eine der Töchter ist drei Wochen zuvor unerwartet verstorben. Keine gute Ausgangsposition, um mit dem Herrscher über die Entsendung von Streitkräften zu verhandeln.

Auch im Hinblick auf die Heilung von Chaol tritt bald Ernüchterung ein. Die Heilerin Yrene scheint als einziges dazu in der Lage zu sein, doch sie floh einst aus Fenharrow und würde am liebsten niemandem helfen, der für den alten König gearbeitet hat. In ihren Sitzungen lernen sich die beiden allmählich besser kennen und bauen Verständnis füreinander auf. Doch Chaols durch Magie erlittene Verletzung ist anders als alles, was ihr je begegnet ist. Nesryn verbringt währenddessen Zeit mit Sartaq, einem Sohn des Großkhans und Kommandant der Ruk-Reiter.

Die Geschichte schlägt ein ruhiges Tempo an und entfaltet sich nur langsam. In dieser Zeit lernt man Chaol und Nesryn ebenso wie die zwei neuen Charaktere Yrene und Sartaq besser kennen. Sowohl die Heilerinnen als auch die Ruk-Reiter sind potentielle Verbündete und könnten über entscheidendes Wissen im Kampf gegen die Valg verfügen. Doch bis die ersten Geheimnisse gelüftet werden muss der Leser Zeit mitbringen. Es müssen sich erst Vertrauensverhältnisse aufbauen, was für meinen Geschmack viel zu ausführlich beschrieben wurde. Auch Aelins Abwesenheit vermisste ich schmerzlich. Für mich ist sie DIE Schlüsselfigur der Reihe und dieses Buch ohne sie las sich für mich eher wie ein Spin-Off als wie ein Vor-Finale.

Nach rund 500 Seiten kommt die Geschichte endlich wieder richtig in Schwung und bot dramatische Szenen, Spannung und Kämpfe. Meine Lust an dieser Reihe wuchs dadurch mit jeder Seite wieder. Endlich kommt es auch zu wichtigen Offenbarungen und Erkenntnissen, welche entscheidend für den Kampf im Norden sind. Ich bin schon jetzt gespannt, wie die im Norden verbliebenen Charaktere auf die Konsequenzen der in diesem Buch beschriebenen Reise reagieren werden. Insofern freue ich mich nun sehr auf den letzten Band der Reihe!