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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2018

Der richtige Roman, wenn ihr Fernweh habt!

Mit Hanna nach Havanna
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In „Mit Hanna nach Havanna“ wird Katrin ihre bisherige Sendung bei Hello-TV weggenommen. Stattdessen soll sie nun die Seniorensendung moderieren! Wie soll sie so den „Goldenen Griffel“ gewinnen, den renommierten ...

In „Mit Hanna nach Havanna“ wird Katrin ihre bisherige Sendung bei Hello-TV weggenommen. Stattdessen soll sie nun die Seniorensendung moderieren! Wie soll sie so den „Goldenen Griffel“ gewinnen, den renommierten Journalistenpreis, nach dem sie sich sehnt? Als eine alte Dame sie bittet, mit ihr nach Kuba zu reisen, um dort nach ihrer Jugendliebe zu suchen, wittert sie ihre Chance. Das Buch erzählt gelungen einen witzig-chaotischen Roadtrip mit einem ungleichen Duo. Die steife Katrin und die lebenslustige Hanna erleben bei ihrer Suche in Kuba so manches Abenteuer. Dabei sind viele Erfahrungen eingeflossen, die die Autorin selbst gemacht hat, und die auch so manche Erinnerungen an meine eigene Kubareise im letzten Jahr wachgerufen haben. Genau der richtige Roman also, wenn ihr gerade Fernweh habt!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Eine weitreichende Entscheidung und ihre emotionalen Konsequenzen

Die Mütter
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„Die Mütter“ - das ist im gleichnamigen Roman von Brit Bennett eine Gruppe älterer Frauen, die sich täglich in ihrer Kirche treffen, um für andere zu beten. In ihrer Stadt Oceanside geht so einiges vor ...

„Die Mütter“ - das ist im gleichnamigen Roman von Brit Bennett eine Gruppe älterer Frauen, die sich täglich in ihrer Kirche treffen, um für andere zu beten. In ihrer Stadt Oceanside geht so einiges vor sich. Ich tauchte ein in die Geschichte von Nadia: Ihre Mutter hat sich ein halbes Jahr zuvor umgebracht und ihr Vater ist mit der neuen Situation überfordert. Bald kann sie endlich die Stadt verlassen studieren gehen - wäre sie nicht von Luke schwanger, dem Sohn des Pastors. Sie entschließt sich zur Abtreibung und wird von Luke allein gelassen, was sie nie wird vergessen können. Die Autorin thematisiert gelungen das Thema Abtreibung und dessen emotionale Konsequenzen für alle Beteiligten. Es geht um Schuld, Liebe, Traumata, Neuanfänge und Gedanken an das, was hätte sein können. Die jungen Erwachsenen suchen nach einem Platz im Leben, still beobachtet und beurteilt von den „Müttern“. Es entsteht ein vertracktes Beziehungsgeflecht, bei dem Versuche, das eigene Leid vorübergehend zu lindern, nur neuen Schmerz auslösen. Ein nachdenklicher und bedrückender Roman, der mich fesseln konnte und den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Ein Buch für literarische Abenteurer

Euphoria
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„Euphoria“ von Lily King nimmt den Leser mit ins Neuguinea zu Beginn der 1930er Jahre, wo das Ethnologen-Ehepaar Nell und Fen gerade einen Stamm vorzeitig verlassen hat und die Rückreise nach Australien ...

„Euphoria“ von Lily King nimmt den Leser mit ins Neuguinea zu Beginn der 1930er Jahre, wo das Ethnologen-Ehepaar Nell und Fen gerade einen Stamm vorzeitig verlassen hat und die Rückreise nach Australien vorbereitet. Als sie auf ihren britischen Kollegen Andrew Bankson treffen, bewegt dieser sie zum bleiben mit dem Vorschlag, einen interessanten Stamm unweit seines eigenen zu studieren. Ich fand es spannend, in dieses exotische Setting einzutauchen und die drei bei ihrer Forschung zu begleiten. Während Nell und Fen sich immer wieder bezüglich ihrer Forschungsmethoden uneins sind, fühlt sich Bankson zu Nell hingezogen und will enger mit den beiden zusammenarbeiten. Ein Roman rund um Neugier und Entdeckerfreude, disziplinierter Forschung und wilden Ritualen sowie Eifersucht und Leidenschaft, der mich faszinieren konnte. Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung an alle literarischen Abenteurer!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Suche nach einem eigenen Platz in der Welt

Leinsee
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In „Leinsee“ von Anne Reinecke begleitet der Leser den Protagonisten Karl von Berlin zurück in die titelgebende Heimat, wo die Mutter schwer krank ist und der Vater sich das Leben genommen hat. Im Leben ...

In „Leinsee“ von Anne Reinecke begleitet der Leser den Protagonisten Karl von Berlin zurück in die titelgebende Heimat, wo die Mutter schwer krank ist und der Vater sich das Leben genommen hat. Im Leben seiner berühmten Künstler-Eltern war nie wirklich Platz für ihn. Jetzt wird er im leeren Elternhaus von Erinnerungen eingeholt und muss sich entscheiden, wie er weitermachen will. So recht will er noch nicht zurück nach Berlin zu Mara und der städtischen Kunstszene, die ihn für seine Vakuumkunst bewundert. In Leinsee entsteht eine besondere Freundschaft zu einem Mädchen aus der Nachbarschaft, das sich immer wieder in seinen Garten schleicht und dem er bald kleine Geschenke hinterlässt. Besonders gut gefallen hat mir die bildhafte Sprache der Autorin sowie die kreativen Überschriften, die Karls Gefühlsleben farblich wiederspiegeln. Ein absolut gelungener Roman über Entwicklung und Erinnerungen, Erwachsenwerden und Wieder Kind sein wollen sowie der Suche nach einem eigenen Platz in der Welt.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Unterhaltsames Musical-Projekt an einer Brennpunkt-Schule

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Kurz vor den Sommerferien erfährt Annika, die Lehrerin für Musik und Geographie am renommierten Werther-Gymnasium in Hamburg ist, dass sie die Schule wechseln muss. Ausgerechnet sie soll gleich nach den ...

Kurz vor den Sommerferien erfährt Annika, die Lehrerin für Musik und Geographie am renommierten Werther-Gymnasium in Hamburg ist, dass sie die Schule wechseln muss. Ausgerechnet sie soll gleich nach den Ferien an die unterbesetzte Astrid-Lindgren-Schule ausgeliehen werden, die weithin als Brennpunkt-Schule bekannt ist! Um schnell zurückgeholt zu werden gründet sie dort eine Musical-AG, mit der sie einen Preis gewinnen will. Doch vieles läuft anders als geplant: Als Unterstützung muss sie ausgerechnet ihre Jugendliebe Tristan anheuern, ihr neuer Nachbar Sebastian ist sympathischer als gedacht und will das Bühnenbild bauen, und die Kids sind vielleicht doch gar nicht alle so schlimm…

Auch dieser Sommer bringt ein neues Buch von Petra Hülsmann mit sich, auf das ich mich sehr gefreut habe. Wie die anderen Bücher spielt es in Hamburg, und diesmal taucht man an der Seite von Annika in den Lehrerberuf ein. Gleich auf den ersten Seiten erfährt sie ausgerechnet an ihren siebenundzwanzigsten Geburtstag, dass sie nach den Sommerferien erst einmal nicht an ihr geliebtes Gymnasium zurückkehren wird, sondern an eine Brennpunkt-Schule ausgeliehen wird.

Annika versinkt im Selbstmitleid, doch es ist unvermeidbar, dass sie ihren Dienst an der Astrid-Lindgren-Schule antritt. Die Schüler dort sind genauso unmotiviert, wie sie es befürchtet hat. Sie meckert und leidet und ist taub für die Einwände ihres neuen Nachbarn Sebastian, der selbst früher an der ALS war und es auch wieder nicht so schlimm fand. Erst ihre alten Kollegen öffnen ihr die Augen, warum es überhaupt sie getroffen hat: Als einzige Lehrerin mit der gesuchten Fächerkombination hat sie zwar guten Unterricht gemacht, sich darüber hinaus aber nirgends engagiert. Vielleicht darf sie zurück, wenn sich das ändert? So kommt es, dass Annika an der ALS die Musical-AG gründet.

Die Protagonistin ist mit ihrer selbstbezogenen Art erst mal nicht wirklich eine Sympathieträgerin. Das wird ihr aber auch durch ihre Umwelt zurückgespiegelt, sodass sie ins Nachdenken kommt, wie sie sich verhält und was das für Reaktionen hervorruft. Mir hat es großen Spaß gemacht, die Vorbereitungen auf das Musical mitzuerleben. Was die Schüler angeht überspitzt die Autorin mit einem Augenzwinkern so manchen Typ, das Resultat erinnert ein bisschen an Fack ju Göhte. Damit endet aber auch die Ähnlichkeit, denn Petra Hülsmann lässt die AG ihr ganz eigenes Abenteuer erleben.

Auch Freundschaft und Liebe dürfen in diesem Buch nicht fehlen. So wird bald Annikas Jugendliebe Tristan, der als Regisseur gerade auf einen neuen Job wartet, in die Vorbereitungen eingespannt. Damals hat er Annika eine Abfuhr erteilt, trotzdem vergleicht sie immer noch jeden Mann mit ihm. Hat sie nach all den Jahren vielleicht endlich eine Chance bei ihm? Auch Annikas WG-Leben konnte mich unterhalten. Sie wohnt mit einer Freundin zusammen und hat ständig Besuch von der Männer-WG nebenan. Kai und Sebastian lassen sich gern bekochen und kümmern sich dafür um die technischen Dinge. Dabei kommt es zu vielen unterhaltsamen Szenen, die das Buch zu einer kurzweiligen Lektüre machen.

In „Wenn’s einfach wär, würd’s jeder machen“ versucht Annika, mit Schülern einer Hamburger Brennpunkt-Schule ein Musical auf die Beine zu stellen. Die Höhen und Tiefen, die die AG dabei erlebt, werden humorvoll erzählt. Auch eine Liebesgeschichte darf nicht fehlen. Für mich ist es wieder ein rundum gelungener Roman von Petra Hülsmann, den ich sehr gern weiterempfehle.