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Nadines_Buecher

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2017

Vielfältig

Spectrum
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Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich ...

Polizei, FBI, CIA, die Mafia - alle tummeln sich auf dem Spielfeld, als es in Las Vegas zu einer Geiselnahme in einer Filiale von GoBox, einem neuen Konzept an mobilen Schließfächern für Wertsachen, ähnlich denen in einer Bank, kommt. Während der ältere und zum Schreibtischdienst eher verurteilte denn beförderte Witwer Carter außerhalb von GoBox versucht, aus dem genialen aber eben auch unter diesem Phänomen leidenden jungen Dr. Burke und dem ehrgeizigen und toughen ehemaligen Mafia-Kronprinzen und jetzigem Polizisten Nic ein Team zu machen, das durch sein Zusammenspiel die Welt zumindest ein wenig zu einem besseren Ort machen kann, kämpfen innerhalb der Filiale nicht nur die Geiseln ums Überleben. Auch die Täter spielen mehr oder weniger ihr eigenes Spiel, sind von unterschiedlichen Dämonen getrieben, was sie grausam ausleben.

Actionreiche, ruhige, emotionale und auch grausam bis ekelhafte Szenen wechseln sich ab. Langweilig wird es nicht. Auch sind noch genügend lose Enden für einen weiteren Band mit dem vielfältigen, tatsächlich bunt schillernden Spektrum an (Charakter-)Eigenschaften der vorgestellten Ermittler übrig. Der entsprechende Cliffhanger wäre auch vorhanden.

Das Buchcover begeistert mich nach wie vor, was noch ergänzt wird durch die in blau gehaltenen Schnittkanten der Seiten. Beim nächsten Band wäre eine andere Farbe das i-Tüpfelchen.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Ein Mosaik aus Story, Textdesign und Genres

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat ...

Was tun, wenn für den Rest des Monats nur noch 17,50 Euro zur Verfügung stehen, das Honorar für den Nebenverdienst noch nicht überwiesen ist und dann auch noch das Arbeitslosengeld für den kommenden Monat eben wegen des Nebenverdienstes auf sich warten lässt? Sophie, arbeitslose Schriftstellerin, schreibt schließlich ein Buch darüber - über den Hunger, den sie andere Arbeitslose im Supermarkt erkennen lässt, ihre Boutique namens Altkleidersammlung, ihren ganz persönlichen Teufel, der ihr das Stehlen empfiehlt, und über in jeder Hinsicht ihre Servicekräfte ausbeutende Gastronomen, aber auch über Überlebenswillen, hilfsbereite Freunde, Leidensgenossen und die heilende Wirkung der Familie.
Die Textsequenzen sind nicht nur inhaltsreich, sondern auch künstlerisch gestaltet, indem Wortschöpfungen (ein großes Lob gebührt an dieser Stelle der Übersetzerin!), schier unendliche Aufzählungen und auch Textdesign dem LeserInnen-Auge Freude bereiten. Allein die sexuellen Abenteuer von Leidensgenosse Hector hätten mir ehrlich gesagt wären sie nicht vorhanden gewesen nicht gefehlt... Scheinbar gibt es auch so etwas wie ein Happy End.
Eine sehr französische Geschichte, künstlerisch im Stilmix, kreativ erzählt und alles andere als langweilig.
Das Cover verrät schon ein wenig von den erwähnten Mitteln, mit der LeserInnen bei der Lektüre unterhalten werden und fällt durch die rote Farbe, die Teufelshörner, Titel und Satz des Titels auf jeden Fall auf.

Veröffentlicht am 16.09.2017

Entfaltet sich elegant

Ein Gentleman in Moskau
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Ein wenig anstrengend zu lesen - genau wie die russischen Klassiker, auf die an vielen Stellen Bezug genommen wird. Die unendliche Eleganz entfaltet sich jedoch mit dem geduldigen, genauen und genießenden ...

Ein wenig anstrengend zu lesen - genau wie die russischen Klassiker, auf die an vielen Stellen Bezug genommen wird. Die unendliche Eleganz entfaltet sich jedoch mit dem geduldigen, genauen und genießenden Lesen.

Ein Roman mit vielen Seiten, der langsam genossen und nicht als Pageturner weggelesen werden möchte, denn dafür ist der Schreibstil zu schwer und blumig - wie ein elegantes Parfum, das seine Kopfnote erst nach einiger Zeit entfaltet. Es gibt Zeitsprünge, die einen vor veränderte Tatsachen stellen, deren Ursache man erst viel später verraten bekommt. Man kann also eine leichte Ungeduld entwickeln. Doch folgt man Rostov, seinen Gedankengängen und seinen Erlebnissen beharrlich und geduldig, wird man belohnt.
Die Charaktere sind dreidimensional gestaltet, rufen unterschiedlichste Emotionen hervor und machen es nachvollziehbar, ob der charmante, gewitzte und nur ein Mal ein wenig depressive Graf sich mit ihnen befreundet, ihnen vertraut oder eben nicht. Die Vielzahl der Personen erinnert an die russischen Klassiker, an die sich Alexander Rostov an vielen Stellen erinnert. Dennoch behält man in diesem Fall den Überblick.
Eine emotionale, eindringliche aber eben auch anstrengende Geschichte.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Mehr Sozialdrama denn Kriminalroman

Eine von uns
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Der Fox geht um im englischen Dorf Heathcote, bricht in die Häuser der Dorfbewohner ein, entwendet das ein oder andere, hiinterlässt Spuren von Wald und Vandalismus, stößt den ein oder anderen dadurch ...

Der Fox geht um im englischen Dorf Heathcote, bricht in die Häuser der Dorfbewohner ein, entwendet das ein oder andere, hiinterlässt Spuren von Wald und Vandalismus, stößt den ein oder anderen dadurch auf seine tiefsten Geheimnisse und fördert sie so, für alle sichtbar werdend und damit brachial, ans Tageslicht. Doch wer ist der Fox, den die Polizei im Jahr 1984 aufgrund der noch in den Kinderschuhen steckenden Ermittlungsmöglichkeiten anhand DNA- und weiterer Spuren, nicht fangen kann? Und was will er von der ruhigen, allein lebenden, gottesfürchtigen Anna, die er offenbar entführt hat, was das Dorf nur noch mehr in Aufruhr versetzt?
Abschnittsweise aus der Perspektive einzelner Dorfebwohnerinnen und -bewohner, die auf unterschiedliche Weise Kontakt zu Anna hatten, wird die Suche nach ihr und dem Fox erzählt, wobei das Geheimnis des im Fokus stehenden Charakters langsam enthüllt wird und die Reaktion des Dorfes daraus schonungslos dargelegt wird. Am Ende bleibt die Verzweiflung desjenigen, dem zu viel anvertraut wurde und der deshalb erkannte, wie wenig Leben er selbst hat, obwohl er am Leben vieler teilhatte. Schuld und Schuldzuweisung, Egoismus und Abschottung, deren Auswirkungen, spielen ebenfalls eine Rolle.
So entfaltet sich ein Sozialdrama, das in seinen Abgründen fesselnder nicht sein könnte. Ein besonderes Lese-Gefühl!
Das Cover kommt recht harmlos daher, mit der Zeichnung der Dorfhäuschen und der Spur eines Fuchses. Dennoch weckt es Aufmerksamkeit.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Zukunftssthriller mit kleinen Schwächen

Die Lieferantin
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Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung manipuliert wo es nur geht, greift stark in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ein. Rechtsextremismus wird geschürt, indem Studenten als radikale Demonstranten ...

Großbritannien nach dem Brexit. Die Regierung manipuliert wo es nur geht, greift stark in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen ein. Rechtsextremismus wird geschürt, indem Studenten als radikale Demonstranten angeheuert werden. Nächster Coup des Parlaments ist der Druxit, eine strikte Anti-Drogen-Politik mit allen Konsequenzen. Drogenbaron Boyce und seine Mannen hören ihre im Darknet aufgestellten Kassen klingeln, die Unterwelt begrüßt den Druxit. Die selbst kontrolliert konsumierende schwarze Programmiererin Mo, die sich in einer Welt voller Rassenhass wiederfindet und ein starkes Gefühl trotz der Adoption durch eine wohlhabende weiße Familie und eine sehr gute Bildung doch nicht dazuzugehören betäuben muss, arbeitet für Ellie, die sich zum Ziel gesetzt hat anonym per Drohne im Darknet bestellbaren reinen Stoff anzubieten, um ihren Mitmenschen den Rausch zu ermöglichen, sie aber gleichzeitig vor einem elenden Drogentod zu bewahren, wie ihn ihr Bruder Eddie starb. Restaurantbesitzer Leigh, ein Freund von Ellie, hat vor Verzweiflung den Schutzgelderpresser Gonzo, der für den Boyce-Clan arbeitete, getötet. Doch die Unterwelt macht einen Fehler, richtet den Falschen als vermeintlichen Mörder, einen Polizeiinformanten, gleichzeitig Ellies Drogenlieferant. Als sich der jüngste Boyce-Sohn Declan seinem Vater beweisen will, laufen die Dinge endgültig aus dem Ruder. Es gibt weitere Opfer eines wirren Drogenkrieges.
Die Geschichte ist nüchtern und dennoch mitreißend geschrieben, die Geschichten der Charaktere entfalten sich nach und nach, der Effekt der kleinen Ursache mit großer Wirkung ist meisterhaft ausgeführt. Allerdings habe ich Mo und Ellie zunächst, warum auch immer, für ein und dieselbe Person gehalten. Auch fehlt mir irgend etwas in der heftigen Zukunfts-Story, was ich nicht deutlich benennen kann.
Schade, dass im Klappentext von einer Elliot die Rede ist (Name im englischsprachigen Original?), im Buch dann von einer Ellie (Abkürzung des Vornamens, über die die Leser nicht aufgeklärt werden?).
Das Cover gefällt mir sehr gut! Die Spiegelung einer Treppe in einen U-Bahntunnel, die in zwei verschiedenen Farben erscheint, und der haptisch hervorgehobene Titel und der Name der Autorin sind sehr gut gelungen! Das Buch wird damit zum Hingucker.