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Veröffentlicht am 04.03.2017

Erfindergeist, Geld und Macht - die Erleuchter der neuen Welt

Die letzten Tage der Nacht
1

Ein historischer Roman über die ausgetüftelten Patentstreitigkeiten der großen Erfinder Thomas Alva Edison und George Westinghouse, die schließlich ermöglichen dass sich der Wechselstrom durchsetzt und ...

Ein historischer Roman über die ausgetüftelten Patentstreitigkeiten der großen Erfinder Thomas Alva Edison und George Westinghouse, die schließlich ermöglichen dass sich der Wechselstrom durchsetzt und General Electric die Haushalte der USA erleuchtet.
Anstelle die beiden Erfinder zu Wort kommen zu lassen, ist der junge, unerfahrene Anwalt Paul Cravat Protagonist der Geschichte. Zunächst sieht es so aus, als würden die sich häufenden Klagen von Edison gegen seinen Klienten Westinhouse Paul zermürben, doch allmählich wächst er in die taktischen Begleitumstände seines Berufsstandes hinein und ermittelt selbst, ohne vor kleinen Einbrüchen, Spionage, Bestechung und Manipulation zurückzuschrecken. Dies jedoch nach wie vor liebenswert und charmant. Weibliche Hauptrolle spielt die Met-Sängerin Angnes, selbst Meisterin des Versteckspiels, clever und interessant, aber schließlich Vertraute des jungen Anwalts. Neben den Erfindern sind Protagonist und kongeniale Heldin jedoch nicht die einzigen interessanten Charaktere der Geschichte, die mit altertümlichen und modernen Zitaten genialer Erfinder und Visionäre vor den Kapiteln eingeleitet werden. Weitere Erfinder, Investoren und historische Persönlichkeiten treten auf und verleihen dem Roman seine ganz eigene Note.
Intelligent geschrieben und ausgezeichnet formuliert ist der Roman kein Buch, das man "mal eben" liest. Vielmehr hat es, auch wegen seiner historischen Belege, verdient, dass jeder Satz genossen, ausgekostet und gewürdigt wird, so dass der Handlung optimal gefolgt werden kann.
Die Covergestaltung - eine Glühbirne inmitten der die Freiheitsstatue zu glühen scheint, dies vor nachtblauem Hintergrund - scheint flächig und einfach, ist aber ebenso genial wie der Inhalt des Buchs.

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  • Cover
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  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
Veröffentlicht am 15.09.2016

Temporeicher Thriller - Wer jagt Will und Julie?

Der Killer
1

David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting ...

David Baldaccis erster Teil der Trilogie um den US-amerikanischen Auftragskiller Will Robie ist temporeich, spannend und voller ungeahnter Wendungen. Der Thriller besticht durch kurze, sich im Setting abwechselnder Kapitel, die Tempo und Spannungsbogen unterstützen, den Lesefluss vereinfachen und ermöglichen, dass man sich schnell in die Erzählung einfindet. Obwohl der vorliegende Teil 1 in sich abgeschlossen ist, darf man gespannt sein, ob einzelne Handlungsstränge in den weiteren Bänden aufgegriffen werden und welcher Showdown zum Ende des dritten Teils bereitgehalten wird.

Auftragskiller Will Robie und die vierzehnjährige Waise Julie – was zunächst als Schicksalsgemeinschaft beginnt, sorgt nach und nach für das Aufdecken weiterer Verstrickungen, in die verschiedene Sicherheitsorganisationen der USA, das Weiße Haus, eine Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte, die Einheit von der Will Aufträge erhält, CIA-Agentin Nicole Vance und Wills Nachbarin Annie Lambert hineingezogen zu sein scheinen. Doch welche Organisationen sind tatsächlich infilitriert, wem können Will und Julie auf ihrer Flucht mit dem Ziel der Aufklärung trauen? Und wer ist das eigentliche Ziel der Anschläge: Das Mädchen oder der Killer?
Zunächst begleiten wir Will auf einige seiner Aufträge ins Ausland, erleben, wie er präzise und ausdauernd seine Jobs erledigt. Kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag, für Will selbst eine Art Meilenstein, der ihn nachdenklich macht und an seinem Job zweifeln lässt, auch weil er für seine Nachbarin Annie, Juristin im Weißen Haus, Gefühle entwickelt, erhält er einen Auftrag, von dem er bereits ahnt, dass er anders sein wird als alle zuvor. Zwar kann Will es nicht lassen, Annie wie eines seiner Ziele zu beobachten um sicher zu gehen, dass sie nicht auch ihn bespitzelt, dennoch verändert ihn seine Zuneigung. Wie geahnt geht der nächste Auftrag schief. Will bringt es nicht über sich, die junge Frau und ihre kleinen Söhne wie beauftragt zu erschießen. Als ein auf ihn gerichteter Schuss ihn nur knapp verfehlt und anschließend die Frau und ein Kind aus der Ferne erschossen werden, weiß er, dass dieser Auftrag auch ihm nach dem Leben trachtet. Doch Will ist vorbereitet, flieht mit dem Nachtbus nach New York. Dort trifft er auf Julie, ebenfalls auf der Flucht vor den Mördern ihrer Eltern. Bevor sie im Bus eliminiert werden kann, überwältigt Will den Killer und verlässt mit Julie den Bus, kurz bevor dieser explodiert. Nun gilt es herauszufinden, wem der Anschlag galt: Will oder Julie. Da weitere Morde geschehen, die scheinbar von einer der Sicherheitsorganisationen der USA verübt werden, die Spur zu einer Gruppe Ex-Soldaten zu denen auch Julies Vater gehörte führt, Will von einem Agenten namens Blue Man zusammen mit der CIA-Agentin Nicole Vance zur Aufklärung der Morde angeheuert wird, Julie mehrfach in die Schusslinie gerät aber darauf beharrt, selbst zur Aufklärung der Morde an ihren Eltern beitragen zu wollen, wird die Erzählung immer dichter, zunächst verworrender. Will fühlt sich zum ersten Mal verantwortlich für einen Menschen. Julie, lange in Pflegefamilien untergebracht, ist ebenso wachsam und misstrauisch wie der Profikiller, lernt aber ebenfalls, Will zu vertrauen. Doch erkennt Will im Laufe der Story, dass er in einem Fall der falschen Person Vertrauen entgegengebracht hat. Die Person, die eine Schlüsselfigur des gesamten Katz- und Maus-Spiels darstellt und die Will und Julie schließlich auf die richtige Fährte bringt. Nicht nur sie beide, sondern ihr Land ist in Gefahr.
Ein Thriller, der diese Bezeichnung verdient hat. Wenn es um Agenten geht, darf auch gerne etwas im Dunkeln bleiben, gerade wenn es sich um eine mehrbändige Story handelt. Mir gefällt, dass Vertrauen ein Motiv in diesem Thriller ist. Denn einem Auftragskiller Vertrauen zu schenken erscheint zunächst absurd, ebenso wie man erwartet, dass ein solcher Profi außer sich selbst, seiner Erfahrung und seinen Reflexen nichts und niemandem vertraut.

Das Cover der Auflage hätte ich mir abstrakter gewünscht, doch das ist Geschmackssache. So sehen wir einen schwarz gekleideten, nicht mehr ganz jungen Mann, bei dem es sich um Will Robie handeln kann, der einer in die Berge führenden Straße über denen die Sonne schwarze Wolken durchbricht den Rücken zukehrt und angestrengt und nachdenklich nach links schaut. Der Titel des Buchs erscheint relativ klein unter dem Nachnamen des Autors in den schwarzen Wolken im oberen Drittel des Covers.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Die Courage einer Mutter

Das verschlossene Zimmer
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Marie, aufgewachsen in Krakau bei ihrem Vater, einem couragierten und talentierten Chirurgen, sehnt sich nach ihrer Mutter, die vor vielen Jahren spurlos verschwand. Ihr Vater hüllt sich in Schweigen, ...

Marie, aufgewachsen in Krakau bei ihrem Vater, einem couragierten und talentierten Chirurgen, sehnt sich nach ihrer Mutter, die vor vielen Jahren spurlos verschwand. Ihr Vater hüllt sich in Schweigen, was nur noch mehr die Wut der jungen Frau schürt. Während sich der Zweite Weltkrieg und der Einmarsch der Deutschen immer weiter abzeichnen, Judenfeindlichkeit öffentlich gelebt wird, trifft Marie wieder auf ihren Freund Ben aus Kindertagen und entscheidet sich, nicht nur Medizin studieren zu wollen, offenbar ein Unding zu ihrer Zeit, sondern auch Ben heiraten zu wollen, eine weitere Entscheidung die ihr Leben einschneidend verändern wird. Mit weiteren Nachforschungen, die Marie über ihre Mutter anstellt, entfernt sie sich offenbar weiter von ihrem Vater, der seinerseits in der Klink unter einem den Nazis zugewandten zu leiden hat, der ebenfalls die freie Chefarztposition für sich beansprucht. Was verschließt Dominik in seinem Schlafzimmer? Offenbar nicht nur den Zopf seiner Frau, den Marie findet. Aufgrund einer Rückblende lernen wir Helena, Maries Mutter, schließlich kennen. Was ihre Gewissheit, Dominik bedeute ihren Tod, tatsächlich meint, enthüllt sich fulminant, bevor Marie und Ben nach Australien fliehen können. Eine Familiengeschichte über ein Geheimnis, das von tiefer Liebe zeugt.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Der magische Atlas Londons - Gefährliche Themse

Das Geheimnis der Themse
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London ist die deutschstämmige ehemalige Gouvernante Charlotte noch nicht lange mit Theaterkritiker und Journalist Tom verheiratet und in ein neues Heim umgezogen, als ...

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts in London ist die deutschstämmige ehemalige Gouvernante Charlotte noch nicht lange mit Theaterkritiker und Journalist Tom verheiratet und in ein neues Heim umgezogen, als dem Paar ihre Kinderlosigkeit zu schaffen macht. Ein Buchprojekt, das der exzentrische Mr. Jellicoe bei Tom in Auftrag gibt, könnte Abhilfe packen. Denn schon ist sowohl Toms als auch Charlottes Abenteuerlust und das Interesse am Mystischen, denn das Buch soll eine Art magischer Atlas Londons werden, geweckt. Neben der Story um Charlotte und Tom gibt es einen weiteren Erzählstrang um eine Geheimgesellschaft, die sich der Themse besonders zugetan fühlt. Daneben werden das London der 1890er Jahre, die Themse-Strandsucher, allerlei mystische Orte die es auch heute noch in der Metropole zu sehen gibt und historischer Figuren aufgegriffen. Aber auch zweifelhafte Gesellschaft und Beziehungsprobleme, alternative Lebenswege und sogar Entführung und Mord sind Thema in diesem angenehm zu lesenden, abwechslungsreichen Roman. An einigen Stellen hätte ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht, denn plötzlich geht alles zum Ende hin recht schnell und einiges bleibt unaufgelöst. Die Geschichte ist bereits der zweite Roman um Charlotte und Tom, nach "Der verbotene Fluss", in dem es ähnlich mystisch zugehen muss und in dem sich das Paar findet. Dieses Buch werde ich nun auch lesen, freue mich auf ebenso gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Gedanken einer großen Denkerin

Was wir scheinen
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Hannah Arendt, die sich selbst nie als Philosophin bezeichnet sehen wollte, wird in diesem Roman, in dem man mit der Witwe in den Urlaub in die Schweiz und von dort in ihre bewegte Vergangenheit geprägt ...

Hannah Arendt, die sich selbst nie als Philosophin bezeichnet sehen wollte, wird in diesem Roman, in dem man mit der Witwe in den Urlaub in die Schweiz und von dort in ihre bewegte Vergangenheit geprägt von Flucht, Widerstand, interessanten und bekannt gewordenen Persönlichkeiten, Gedichten und klar gefassten und niedergeschriebenen Gedanken, nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und schließlich in die neue Heimat USA reist. Keine alltägliche Frau ihrer Zeit, umso bemerkenswerter zu erfahren wer sie war, was sie dachte, wie sie dachte und worin sie sich vielleicht irrte. Die Geschichte kann nicht anders als mit Zitaten gespickt und von Gedankensprüngen, die näher betrachtet nur zu nachvollziehbar sind, bestimmt sein. Aber genau das macht Hannah Arendt und ihr Leben aus. Insofern ist ihr keine Seite zu viel gewidmet, um sie uns in der heutigen Zeit lebendig werden zu lassen. Schon das Cover des Buchs ein Genuss, denn der vielsagende Titel wird gespiegelt und von einem singenden und einem zuhörenden Vogel gesäumt; kiwitt, kiwitt...

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