Profilbild von Nati

Nati

Lesejury Star
offline

Nati ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nati über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2023

Entfremdung

Die Landkarte der Liebe
0

Nach kurzem Blick auf das Cover und den Titel erwartete ich eine seichte und kitschige Liebesschnulze, doch schnell wurde ich eines Besseren belehrt, denn schon nach einigen Seiten hat mich das Buch gefesselt ...

Nach kurzem Blick auf das Cover und den Titel erwartete ich eine seichte und kitschige Liebesschnulze, doch schnell wurde ich eines Besseren belehrt, denn schon nach einigen Seiten hat mich das Buch gefesselt und berührt.
Zwei Schwestern – Katie und Mia – ziehen nach dem Tod der Mutter zusammen in eine Wohnung nach London. Beide Frauen sind sehr unterschiedlich veranlagt. Katie wirkt sehr selbstsicher und steht mit beiden Füßen fest im Leben. Ihre kleine Schwester Mia dagegen ist sehr flatterhaft und lässt sich gern treiben. Mia überrascht Katie mit der spontanen Entscheidung gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Finn ein Jahr durch die Welt zu gondeln. Eines Nachts wird Katie unsanft durch die Polizei aus dem Schlaf gerissen. Sie erfährt, dass ihre Schwester von einer Klippe auf Bali gestürzt ist. Doch warum ist Mia auf Bali, eigentlich sollte sie doch in Australien sein? Für Katie bricht eine Welt entzwei, als sie erfährt, dass Mia von der Klippe gesprungen sein soll und es sich nach Zeugenaussagen um einen Selbstmord handelt. Hat es etwas mit dem entsetzlichen Streit zu tun, den Katie und Mia in ihrem letzten Telefonat hatten? Warum haben sich die Wege von Finn und Mia getrennt? In Mias Rucksack findet Katie ein Reisetagebuch und beschließt den Spuren ihrer Schwester zu folgen. Auf der Reise lernt sie ihre Schwester und sich besser kennen und ihr wird klar, warum sie sich entfremdet hatten. Gleichzeitig stellt sie aber auch fest, dass unter der Oberfläche immer eine tiefe Verbindung zwischen ihnen bestanden hat.
Das Buch ist leicht und flüssig geschrieben, zeigt aber auch eine gewisse Tiefe auf. Die Charaktere der Hauptprotagonisten sind gut skizziert. Die Gefühle, die zwischen Angst, Schuld und Zuneigung schwanken, sind so real beschrieben, dass man sich leicht in die Personen hinein versetzen kann. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Kathie und Mia erzählt. Aus den Überschriften ist immer klar erkennbar, welche Schwester die Geschichte erzählt, wo sie sich gerade befindet und in welchem Monat die Handlung spielt. Lucy Clarke hat es gekonnt verstanden, die einzelnen Kapitel so zu verbinden, dass kein Bruch im Erzählfluss entsteht und der Leser immer den Überblick behält. Je mehr man in die Geschichte eintaucht, merkt man wie sich die Entfremdung auflöst und die Schwestern sich einander nähern.
Die überraschenden Wendungen haben mich fasziniert, so dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. Ein ungeheuer einfühlsamer Roman, der mich berührt hat und den ich gern weiterempfehlen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Haus Torstraße 1

Torstraße 1
0

Sybil Volks ist auf sehr ansprechende Art gelungen, die wechselvolle Geschichte des Hauses Torstraße 1 in Berlin mit dem fiktiven Leben zweier Familien zu verbinden.
An ihrem achtzigsten Geburtstag kehrt ...

Sybil Volks ist auf sehr ansprechende Art gelungen, die wechselvolle Geschichte des Hauses Torstraße 1 in Berlin mit dem fiktiven Leben zweier Familien zu verbinden.
An ihrem achtzigsten Geburtstag kehrt Elsa an dem Ort ihrer Geburt zurück. Im Haus Torstraße 1 findet heute eine exklusive Eröffnungsfeier für das Soho House Berlin statt. Elsa hofft hier Bernhard zu treffen und ihre Gedanken schweifen in die Vergangenheit.
Hier wurde im Jahr 1929 das Kreditkaufhaus Jonass & Co. von der jüdische Familie Grünberg eröffnet, wo man Waren für ein Viertel des Preises mitnehmen konnte und der Rest auf Raten zu bezahlen war. Während der Eröffnungsfeier bekommt die unverheiratete Angestellte Vicky Springer auf dem Packtisch der Poststelle ein Baby. Keiner ahnt, dass der Sohn des Kaufhausinhabers Harry Grünwald der Vater des Kindes ist. Während der Geburt der kleinen Elsa wird Vicky von einer alten Frau und dem Zimmermann Wilhelm Glaser, der am Bau des Hauses mit beteiligt war, unterstützt. Später stellt sich heraus, dass auch Wilhelm Glaser zur selben Stunde Vater eines Sohnes wurde. Die beiden an diesem Tag geborenen Kinder Elsa und Bernhard sowie das Haus Torstraße 1, stehen im Zentrum dieses Buches.
Die Autorin hat es geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Ihr ist es hervorragend gelungen, das Zeitgeschehen der letzten achtzig Jahre mit einfließen zu lassen. Die Wirtschaftskrise ist da, die ersten antisemitischen Stimmen sind zu hören, der 2. Weltkrieg, die Rosinenbomber über Berlin, der Mauerbau und auch der Fall der Mauer. Ein Buch, das gleichzeitig Zeugnis ablegt über die wechselvolle Geschichte der Stadt Berlin und des Hauses Torstraße 1.
Das Schicksal der handelnden Personen hat mich bewegt. Die Familien um Elsa und Bernhard wirkten auf mich wie ganz „normale“ Familien, deren Leben so hätte ablaufen können in Ost- und Westberlin. Die Autorin wechselt immer wieder die Erzählperspektive, mal erfährt der Leser das Geschehen aus Sicht von Elsa und dann aus Sicht von Bernhard. Die damit verbundenen Zeitsprünge hätte die Autorin gern für mich noch mit Leben füllen können.
Ein empfehlenswertes Buch, das neben der Familiengeschichte noch viel Zeitgeschichte vermittelt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Stille Heldinnen und Helden

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
0

1965 Agnes hat sich beim Radio hochgearbeitet und war nun die weibliche Moderatorenstimme vom Südwestfunk. Ihr neuer Auftrag bringt sie in ein kleines französisches Dorf namens Dieulefit. Hier haben die ...

1965 Agnes hat sich beim Radio hochgearbeitet und war nun die weibliche Moderatorenstimme vom Südwestfunk. Ihr neuer Auftrag bringt sie in ein kleines französisches Dorf namens Dieulefit. Hier haben die Dorfbewohner während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg Flüchtlinge, darunter auch jüdische Kinder aus Südbaden, versteckt. Agnes erinnert sich an ihre Freundin Lily Blum, die 1940 gemeinsam mit anderen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde von Sulzburg nach Frankreich deportiert wurde. Sollte Lily noch am Leben sein?

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Der Vergangenheitsstrang beginnt im Jahr 1940 und führt uns von Sulzburg nach Dieulefit. Hier begleiten wir Lily, die an der Schule Beauvallon unterrichtet wird und die Widerstandskämpferin Jolie. Im Jahr 1965 sind wir an der Seite von Agnes, die den Ort Dieulefit besucht. Während der Besatzungszeit lebten in dem Dorf zweitausend Einwohner, denen gegenüber 1.500 Flüchtlinge standen. Es kommt einem Wunder gleich, dass es keine Denunziationen gab. Viele stille Heldinnen und Helden trifft Agnes bei ihren Recherchen, die den Glauben an Freiheit und Menschlichkeit nicht aufgegeben haben.

Auch mit ihrem neuen Roman, der nach wahren Begebenheiten geschrieben ist, hat Bettina Storks es wieder geschafft mich auf eine Reise durch ein Stück Zeitgeschichte mitzunehmen. Durch den lebendigen und flüssigen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin. Schnell war ich gefesselt von der Geschichte rund um Agnes, Lily und Jolie. Das Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2023

Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin
0

Dieser Roman ist der zweite Band einer Jahrhundertwind-Trilogie von Petra Durst-Benning. Ich habe zwar den ersten Band noch vorher schnell gelesen, doch man kann dieses Buch lesen, ohne den ersten Teil ...

Dieser Roman ist der zweite Band einer Jahrhundertwind-Trilogie von Petra Durst-Benning. Ich habe zwar den ersten Band noch vorher schnell gelesen, doch man kann dieses Buch lesen, ohne den ersten Teil zu kennen.

Es beginnt im Jahre 1898. Isabelle, Tochter eines erfolgreichen Unternehmers aus Berlin, sollte eine gute Partie machen, denn Geld heiratet Geld so meinten ihre Eltern. Doch Isabelle wollte die große Liebe. Im Radsportverein lernte sie den Rennfahrer Leon Feininger kennen und verliebte sich in ihn. Er schwärmte von seiner Heimat in der Pfalz und den Weinbergen. Isabelle sah sich bereits als Grande Dame eines Landgutes. Gegen den Willen ihrer Eltern brannte sie mit ihm durch und heiratet. Doch das Landgut entpuppte sich als kleiner Bauernhof, in dem sie gemeinsam mit den Schwiegereltern leben mussten. Isabelle hockte nun in der Ödnis, die Decke fiel ihr auf den Kopf und ihr Mann Leon ließ sie oft allein, da er ständig für ein Radrennen trainierte. Eines Tages erreichte sie der Brief eines Notars. Leon hatte ein Weingut in der Champagne von dem jüngeren Bruder seines Vaters geerbt. In Hautvillers erwartet sie nicht nur ein neues Leben, sondern sie werden mit vielen Problemen konfrontiert. Isabelle hat von Leon keine große Hilfe zu erwarten, denn er ist lieber mit seinem Rennrad unterwegs. Als Leon einen schweren Radunfall hat und unerwartet stirbt, fällt Isabelle in ein tiefes Loch. Hilfe erhält sie von ihren beiden Jugendfreundinnen Josefine und Clara aus Berlin.

Der Schreibstil von Petra Durst-Benning ist sehr flüssig. Durch die bildhafte Sprache entstand ein regelrechtes Kopfkino vor meinen Augen. Man merkt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat, denn sie hat in den Beschreibungen der Champagnerherstellung sehr viele interessante und wissenswerte Informationen mit einfließen lassen. Die Hauptprotagonistin Isabelle hat mir mit ihren menschlichen Schwächen gut gefallen. Sie erlebt Höhen und Tiefen, dadurch wächst sie zu einer starken Frau. Obwohl einige Dinge vorhersehbar waren, war ich von dem Roman gefesselt und freue mich schon auf den letzten Teil der Jahrhundertwind-Trilogie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2023

Ein neuer Fall für Kommissarin Moll

Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity
0

Hauptkommissarin Frederica Moll und ihr Kollege Christian Lauterbach sollen gemeinsam in Hamburg eine Cold Case Unit aufbauen. Nach drei Monaten konnten sie immer noch keine Ergebnisse vorweisen. Nun bekamen ...

Hauptkommissarin Frederica Moll und ihr Kollege Christian Lauterbach sollen gemeinsam in Hamburg eine Cold Case Unit aufbauen. Nach drei Monaten konnten sie immer noch keine Ergebnisse vorweisen. Nun bekamen sie einen neuen Fall. Beim Bau der HafenCity fand man die Leiche einer jungen unbekannten Frau in einer Baugrube. Niemand schien sie zu vermissen. Die normalen Ermittlungsansätze brachten keinen Erfolg, deshalb mussten sie neue Wege gehen.

Das Cover gefällt mir und man merkt sofort, dass die Kriminalhandlung in Hamburg spielt. Die Kapitel haben eine ansprechende Länge. Der Schreibstil ist angenehm, so dass sich die Geschichte flüssig lesen lässt. Zu Beginn ist es mir etwas schwer gefallen in die Handlung hineinzukommen, da dies bereits der dritte Band um Kommissarin Moll ist. Ich habe die ersten beiden Bücher der Reihe nicht gelesen und würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, um schneller die Charaktere kennenzulernen und alle Zusammenhänge besser zu verstehen. Die Protagonisten werden detailliert dargestellt, sie sind nicht glatt, sondern haben ihre Eigenheiten mit Ecken und Kanten, dieses macht das Geschehen ansprechend.

Obwohl ich relativ früh den Täter erahnt habe, kamen am Ende noch einige Überraschungen ans Licht. Mir hat der Krimi gefallen und unterhaltsame Lesestunden bereitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere