Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2023

Leben im „Nie-Wieder“-Land

Fremd
0

Dieses Buch habe ich ausschließlich zur Hand genommen auf Grund einer Empfehlung von Maria Piwowarski. Sie stellte das Buch in der Folge 52 des blauschwarzberlin Podcasts vor. (Kann überall nachgehört ...

Dieses Buch habe ich ausschließlich zur Hand genommen auf Grund einer Empfehlung von Maria Piwowarski. Sie stellte das Buch in der Folge 52 des blauschwarzberlin Podcasts vor. (Kann überall nachgehört werden!). Und ich bin ihr dafür (wie immer!) sehr dankbar.
Nun aber zu ‚FREMD‘, ein extrem persönlicher Text von Michel Friedman. Ein Text, der tiefe Einblicke gewährt in das was ihn prägte, prägt und zu dem macht was er ist. Ein Mann, der als Kind zweier polnischer Holocaust-Überlebenden eine tiefe Verantwortung für seine Eltern empfindet, da die Familie außer in diesem Kern nicht-existent ist und dann auch noch in der Fremde. Erst Paris, dann Deutschland.
Alleine die Form des Textes ist grandios, denn es ist keine profane Prosa. Es sieht nach Lyrik aus und ist doch ein Text mit viel Tiefe und wenig Wörtern. Aus meiner Sicht eine große Kunst so komprimiert Stimmungsbilder und innere emotionale Zustände so auf den Punkt zu bringen!
„Papa sagt:
Sprache ist wichtig.
Sprache heißt dazuzugehören.
Freiheit.
Mitreden.
Mitschreiben.“
(S. 130)

Ganz ehrlich, diese Perspektive auf das Leben von Michel Friedman lässt ihn für mich noch mal in einem ganz anderen Licht erschienen. Leid und Freud liegt im Leben nah beieinander und hier ist ein sehr reflektierter Blick auf die eigene Vergangenheit zu lesen, die uns allen hilft unser Bewusstsein für das zu schärfen wie hier die Fremde wahrgenommen wird.

Ohne Frage: Lesenswert und arbeitet noch nach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Für eine klimaresiliente Lebensweise

Über Leben in der Klimakrise
0

Eine Frau ein Anliegen: Milena Glimbovski ist Gründerin des ersten Original Unverpackt Ladens in Berlin, Speakerin für Themen im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt und hat auch die mentale Gesundheit im ...

Eine Frau ein Anliegen: Milena Glimbovski ist Gründerin des ersten Original Unverpackt Ladens in Berlin, Speakerin für Themen im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt und hat auch die mentale Gesundheit im Blick und gründete den tollen „Ein guter Verlag“. Bewundernswert mit wie viel guter Energie sie voran schreitet um die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen.
Nun gibt es das Sachbuch, dass den gleichen Titel trägt wie ihr Podcast „Über Leben in der Klimakrise“. Hier will sie nicht wachrütteln und überzeugen, dass wir den Klimawandel stoppen müssen. Sie hat den „point of no return“ im Blick und beschreibt was wir tun müssen, um uns den neuen Gegebenheiten anzupassen. Es gibt bereits heute viele Veränderungen, denen wir nicht mehr gegensteuern können und wir müssen handeln damit wir so wie die Natur heute ist, auch in Zukunft mit ihr leben können.
Insgesamt gibt sie Denkanstöße und handlungsfähige Ratschläge. Ein Buch, dass Menschen helfen kann, die sich bisher weniger mit dem Thema befasst haben und eine Ohnmacht erleben. So wie sie Milena Glimbovski umgetrieben hat. Das wird zu Beginn des Buches deutlich, die Wut kommt deutlich zu Tage und dann kippt das ganze uns sie will aktiv mit guten Ratschlägen und Lösungskonzepten uns allen ein wenig Licht am Ende des Tunnels zeigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Ohne Kakeibo geht nichts, sagt die Großmutter

3000 Yen fürs Glück
0

Ich habe eine Schwäche für asiatische Literatur, das gebe ich gerne zu! Hier nun mal wieder eine Japanerin, Hika Harada, die auf ihrem Heimatmarkt mit ‚3000 Yen fürs Glück‘ für einen Bestseller gesorgt ...

Ich habe eine Schwäche für asiatische Literatur, das gebe ich gerne zu! Hier nun mal wieder eine Japanerin, Hika Harada, die auf ihrem Heimatmarkt mit ‚3000 Yen fürs Glück‘ für einen Bestseller gesorgt hat! Mit dem witzigen Untertitel „Ein Familienroman über die Kunst des Sparens“ war ich neugierig geworden.
Wir tauchen ab in die Familie Mikuriya, die in Tokyo lebt und betrachten diese zar immer über die monetären Aspekte des Lebens. Die Großmutter Kotoko und somit auch das Familienoberhaupt als Älteste, hat die Devise, dass es viel über einen Menschen aussagt was er/sie sich für 3000 Yen kauft. Übrigens (Stand Juli 2023) sind 3000 Yen, ca. 19 Euro wert. Sie steht vor der Herausforderung, dass ihre Rentenbezüge leider ihr Leben nicht abdecken, also muss sie arbeiten gehen trotz gut geführtem Kakeibo (Haushaltsbuch). Tomoko, Tochter von Kotoko, hat nun die Töchter aus dem Haus und will sich scheiden lassen – geht das finanziell? Miho möchte einen Hund und muss sich Gedanken machen, ob sie sich das überhaupt leisten kann. Ihre Schwester Maho hilft ihr beim finanziellen Überschlag. Beide sind die Enkelinnen von Kotoko.
Und so spinnt sich eine Familiengeschichte mit dem Fokus auf das Geld. Hört sich zunächst merkwürdig an, macht aber einen spannenden Blickwinkel auf. Denn es ist in der Tat so, dass man von finanziellen Handlungen auch auf Charaktereigenschaften schließen kann und so eine Betrachtung durch die Hintertür stattfindet. Eingeflochten sind Spartipps und gibt Leser:innen Anstoß über ihren eigenen Umgang mit Geld zu sinnieren.
Klar, für uns ist natürlich auch die japanische Familienstruktur und das japanische Umfeld an sich auch noch mal eine spannende Komponente in diesem Roman, da sie doch so ganz anders ticken.
Die gute Übersetzung aus dem Japanischen verdanken wir Cheyenne Dreißigacker!
Fazit: Wieviel Geld braucht man um glücklich zu sein?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2023

Wenn man sich selbst verschwinden lassen will…

Nincshof
0

Die Debütantin dieses Romans, Johanna Sebauer, ist im österreichischen Burgenland in der Nähe der ungarischen Grenze groß geworden und ist dann in die große weite Welt gezogen. Und genau das merkt man ...

Die Debütantin dieses Romans, Johanna Sebauer, ist im österreichischen Burgenland in der Nähe der ungarischen Grenze groß geworden und ist dann in die große weite Welt gezogen. Und genau das merkt man diesem gelungenen Sommerroman an. Hier werden Perspektiven aufeinander aufgemacht und so herrlich ironisch und absurd erzählt, dass es kracht.
Es geht um Nincshof (wie der Titel des Romans), ein österreichisches kleines Dorf in dem eine Gruppe Radikaler wohnt, möchte man fast sagen und weiß zugleich, dass es eine ironische Titulierung ist. Denn diese Gruppe, die ‚Oblivisten‘ wollen ihr Dorf von der Welt abschneiden, es vergessen lassen und autark leben. Die Bewegung besteht aus drei Männern, die diesen Plan ersonnen haben. Im Dorf wohnt auch die ältere Erna Rohdiebl, die sich um die Meinung andere wenig schert und sich keine Meinung einreden lässt. Die Oblivisten wollen sie für ihre „Aktionen“ gewinnen, aber dann taucht auch noch diese unsägliche Dokumentarfilmerin mit ihrem Mann auf und die Dynamik wird herrlich abstrus.
Der Schreibstil ist mal was anderes, zum Teil auch dem österreichischen zu verdanken. Ich fand es herrlich erfrischend zu lesen.
Wer sich den vielen schlechten Nachrichten über unseren Erdball mal ein paar Stunden entziehen will, gerne in humorvoller Literatur versinkt um über uns - „die Menschen“ – zu lachen in all ihrer Absurdität, dann greift zu diesem guten Sommerbuch. Hebt die Laune und macht glücklich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2023

Aufklären - aber in gut und in Romanform!

Selma, Küsse, Kuddelmuddel
0

So langsam wird das was mit den guten Aufklärungsbüchern! Hier ist ein phänomenal gutes Duo am Start, die schon zwei Bücher zum Thema Aufklärung im leykam Verlag veröffentlich haben.
Laura Melina Berling ...

So langsam wird das was mit den guten Aufklärungsbüchern! Hier ist ein phänomenal gutes Duo am Start, die schon zwei Bücher zum Thema Aufklärung im leykam Verlag veröffentlich haben.
Laura Melina Berling schreibt wunderbare Texte (auch bekannt durch ihren Kanal @littlefeministblog) und Hannah Rödel illustriert das ganze gekonnt und kindgerecht.
Es sind beides Kinderromane ab 10 Jahren, die den jungen Menschen auf dem Weg ins Neuland helfen soll. Welches Neuland? Pubertät! Daher auch erst ab 10 Jahren geeignet. Die beiden geben an, dass das Ganze bis 14-15 Jahren gut geht.
Laura Melina Berling ist von Hause aus Sozialpädagogin in Frankfurt ist und setzt sich dezidiert mit all den Themen rund um die Pubertät auseinander und wie es den Kindern erleichtert werden kann sich zu finden und zu verstehen was abgeht mit ihrem Körper.
Der erste Band richtet sich in erster Linie an Mädchen, aber eben auch an alle die sie verstehen möchten: „Selma, Küsse, Kuddelmuddel“. Es geht vor allem um die 12jährige Selma, die zum ersten Mal ihre Periode bekommt, die Laune fährt Achterbahn und irgendwie wird alles ein wenig anders und doch will sie noch ein bisschen Kind bleiben dürfen.
Der zweite Band „Yunus, Zocken, Zeugs“ richtet sich eher an Jungs, aber auch hier sind alle eingeladen zu verstehen. Hier ist der 12jährige Yunus die Hauptfigur und er möchte eigentlich den ganzen Tag auf seiner Konsole rumhämmern, aber da geht noch mehr ab bei ihm, dass er sortieren muss.
In beiden Bänden geht es übrigens nicht nur um die weltbewegende Pubertät, das Gange ist jeweils in eine spannende Geschichte eingebettete für den es einen Klassen-Detektiv-Club benötigt!
Fazit: Roman und Aufklärung zugleich – sehr sehr gelungen!!!! Ich kann allen Eltern nur raten ihre Kinder mit diesen Büchern zu beglücken. Wenn es nicht gleich gelesen wird, macht nix. Irgendwann wird es zu Rate gezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere