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Veröffentlicht am 13.08.2022

Der dritte Band der Reihe regt - nicht nur - zum Nachdenken an

Erdfeuer
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Sam Casey dient als Söldner MiltForge, einem Konzern, der gewissenlos die letzten Ressourcen der schon sehr angeschlagenen Erde ausbeutet, während seine Schwester Ruby den Gaianern angehört, einer Gemeinschaft, ...

Sam Casey dient als Söldner MiltForge, einem Konzern, der gewissenlos die letzten Ressourcen der schon sehr angeschlagenen Erde ausbeutet, während seine Schwester Ruby den Gaianern angehört, einer Gemeinschaft, die sich um den Schutz der Erde, soweit noch möglich ist, kümmert. Als Sam verhaftet und verurteilt wird, und seine Strafe auf der Luna-Werft antreten muss, hat er eine Aufgabe im Gepäck, die ihm sehr zu schaffen macht.

Der dritte Band der Archen-Reihe R. M. Amereins nimmt sich der Vorgeschichte an, spielt im Jahr 2060, und geht der Frage nach dem Warum auf den Grund. Die Bände der Reihe können übrigens voneinander unabhängig gelesen werden, in den ersten beiden Bänden kann man über den Verbleib verschiedener Archen lesen, die hier erst noch in der Luna-Werft gebaut werden. Die Reihenfolge, wie man die Bände liest, spielt keine Rolle, als kleine Bonbons findet man kleine Querverweise zu den anderen Bänden, was ich in Reihen immer sehr liebe. Mir gefallen auch wieder die optischen Goodies im Print: Die Abschnitttrennungen und die hübschen, unterschiedlichen Schriften der Kapitelüberschriften für Ruby und Sam

Auch in diesem Band wird die Erzählung auf die Perspektiven weniger Charaktere beschränkt, hier sind es die Geschwister, die beide schon einiges durchgemacht und geliebte Menschen verloren, sich aber ganz unterschiedlich entwickelt haben. Bei Sam ist es deutlich schwieriger, seine Entwicklung nachzuvollziehen, seine Alles-egal-Mentalität zu verstehen, und so wird man vor allem bei ihm als Leser:in vor Handlungsweisen gestellt, die eher abschrecken, und dennoch kann man auch mit ihm emotional mitfühlen, spätestens dann, wenn er auf der Luna-Werft ist, und sich mit sich selbst auseinandersetzen muss – und hier wird das Geschehen dann auch sehr spannend. Ich finde es ebenfalls sehr gelungen, wie die Autorin Sams Ansichten auch durch seine Sprache ausdrückt.

Doch auch Rubys Perspektive ist nicht ohne, sind die Gaianer doch Gefahren ausgesetzt, deren sie, die an friedlichen Konfliktlösungen interessiert sind, sich nicht immer erwehren können. Konzerne, die immer noch nur an ihrem Profit interessiert sind, und eine Regierung, die sich gerade erst zusammengefunden hat, und nun vor einer schier unlösbaren Aufgabe steht, die Erde vielleicht doch noch irgendwie als Heimat der Menschen retten zu können, machen ihnen zusätzlich das Leben schwer.

Um zumindest einem Teil der Menschheit vielleicht eine neue Heimat zu ermöglichen (ob das funktioniert, wird man in den anderen Bänden lesen), werden in der Luna-Werft Archen gebaut. Luna-Werft ist übrigens wörtlich zu verstehen, sie befindet sich im All in der Nähe des irdischen Mondes.

Gerade in letzter Zeit ist es wieder sehr präsent geworden, dass wir auf unseren Heimatplaneten besser achten müssten, und so ist dieser Roman auch sehr aktuell und regt daher auch zum Nachdenken an. Gut ist, dass die Autorin immer auch Hoffnung mitschwingen lässt, sei es durch die Gaianer, aber auch manche Veränderung auf der Erde, oder durch den Bau der Archen, die der Menschheit eine Zukunft geben könnten. Wie immer ist auch das Nachwort interessant zu lesen.

Ich bin von Anfang an ein großer Fan der Autorin, und auch dieser Band hat mich wieder überzeugt. Man kann hier von guter Recherche ausgehen, aber auch von Überlegungen, die eine mögliche Zukunft zeigen, sowie einem guten Schuss Hoffnung – besser kann man diese Thematik nicht angehen.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Packender dritter Band

Tale of Magic: Die Legende der Magie – Ein gefährlicher Pakt
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Brystal Everdeen hat einen Pakt geschlossen, der in kurzer Zeit ausläuft, bisher konnte sie ihren Part leider nicht erfüllen. Auch der Gerechte Herrscher Seven beabsichtigt, noch ein Hühnchen mit ihr zu ...

Brystal Everdeen hat einen Pakt geschlossen, der in kurzer Zeit ausläuft, bisher konnte sie ihren Part leider nicht erfüllen. Auch der Gerechte Herrscher Seven beabsichtigt, noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen. Ausgerechnet jetzt gibt es eine neue Gefahr, die die Welt zerstören könnte, und von Xanthous, Angehörigem des Rates der Feen, auszugehen scheint. Das ruft das Institut für Alchemie auf den Plan, und eine Konferenz der Könige wird einberufen.

Der dritte Band der Reihe ist für mich der bislang beste, unglaublich spannend, voller interessanter und phantasievoller Ideen (allein der Campus der Alchemisten), auch aktuelle Probleme hat der Autor, den man u. a. als Kurt Hummel aus Glee, kennt, angesprochen. Neben den Alchemisten gibt es eine weitere Entdeckung, die mich sehr angesprochen hat und zukünftig sicher noch eine Rolle spielen wird. Am Ende schließlich gibt es die eine oder andere Veränderung, auf deren Konsequenzen man gespannt sein darf. Ich hoffe sehr, dass es weitere Bände geben wird.

Sehr schön und passend zum jeweiligen Kapitel sind die Illustrationen von Brandon Dorman mit denen diese eingeleitet werden. Auch eine Karte ist wieder vorhanden, über das farbenfrohe Cover (ebenfalls von Brandon Dorman), das wieder wunderbar zu allen anderen Covern der Bücher des Autors passt, muss man gar nicht extra sprechen.

Auch wenn die Reihe eher für Jugendliche gedacht ist, spricht sie mich in meinem reifen Alter auch an, die Welt, die der Autor erschaffen hat, ist sehr fantasievoll, ebenso wie seine Geschichten. Wer sich seinen Sinn für Phantasie erhalten hat, wird hier gut unterhalten. Sehr gerne vergebe ich volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 02.08.2022

Ich mag diesen unkonventionellen Ermittler

Totentanz für Dr. Siri
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Laos, 1977: Eigentlich ist Dr. Siri Paiboun längst im Rentenalter, aber als einziger Pathologe in Laos ist für ihn an Ruhestand nicht zu denken. Als aus einem zerstörten Betonweg ein mumifizierter Arm ...

Laos, 1977: Eigentlich ist Dr. Siri Paiboun längst im Rentenalter, aber als einziger Pathologe in Laos ist für ihn an Ruhestand nicht zu denken. Als aus einem zerstörten Betonweg ein mumifizierter Arm ragt, macht er sich mit Schwester Dtui auf den Weg nach Houaphan. Während seiner Abwesenheit wird der Pathologieassistent, Herr Geung, regelrecht entführt, und muss sich den Weg zurück nach Hause schwer erkämpfen.

Dr. Siri ist ein besonderer Ermittler, denn er hat Connections zur Geisterwelt, und so ganz andere Möglichkeiten Fälle zu lösen. Außerdem ist er zwar kein immer einfacher Mensch, aber durchaus liebenswert, denn er setzt sich da ein, wo es nötig ist.

Das Leben in Laos war damals nicht leicht, die kommunistische Revolution gerade erst vorbei. Dennoch spielt auch die latotische Kultur immer noch eine große Rolle. Man erfährt einiges über das Laos jener Zeit, ein zusätzlicher Pluspunkt.

Neben Siris und Dtuis Ermittlungen geht die Erzählung auch immer wieder zu Geung und seiner Odyssee. Geung hat das Down-Syndrom, und es somit generell nicht leicht. Seinen Job in der Pathologie macht er gut, doch das sieht nicht jeder so, weswegen man Siris Abwesenheit ausnutzt, um ihn loszuwerden. Doch Geung hat Siri versprochen, auf die Pathologie aufzupassen, und es hält ihn nichts davon ab, dieses Versprechen so gut wie möglich zu halten. Am Ende hat er mehrere hundert Kilometer zurückgelegt, und vielen Gefahren getrotzt, manchmal mit viel Glück.

Der dritte Band der Reihe hat mir wieder gut gefallen, der Roman lässt sich zügig lesen, ist humorvoll und nicht ohne Spannung. Man muss sich halt auf diesen unkonventionellen Ermittler einlassen, und seine Geisterwelt-Verbindung akzeptieren, dann wird man gut unterhalten. Ich jedenfalls freue mich auf Band 4 und vergebe gerne wieder volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Realer Kriminalfall, brilliant erzählt

Gretchen
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Frankfurt 1770: Susanna Margaretha Brand dient im Gasthaus der Witwe Bauer, verliebt sich in einen durchreisenden Gast und verlebt ein paar schöne Stunden mit ihm. Dass sie später schwanger sein könnte, ...

Frankfurt 1770: Susanna Margaretha Brand dient im Gasthaus der Witwe Bauer, verliebt sich in einen durchreisenden Gast und verlebt ein paar schöne Stunden mit ihm. Dass sie später schwanger sein könnte, will sie nicht wahrhaben, auch wenn ihr Körper etwas anderes sagt. Bald gibt es Gerüchte, und Susanna, Susann genannt, wird sogar von Ärzten untersucht, doch niemand stellt eine Schwangerschaft fest. Im August 1771 klagt sie eine ihrer Schwestern der verheimlichten Schwangerschaft und Geburt an, beides ist strafbar, und die Mühlen der Justiz beginnen zu mahlen.

Die Historikerin Ruth Berger erzählt nicht nur von einem tatsächlichen Kriminalfall, sondern stützt ihre Erzählung auch auf die historischen Akten zu diesem, und dennoch bleibt es ein Roman mit auch fiktiven Anteilen. Allerdings ist es auch insofern ein beachtenswerter Fall, dass Susann Goethe, der in diesem Roman auch eine handelnde Rolle spielt, zu seinem Gretchen inspirierte. Sehr lesenswert ist übrigens auch die „Nachrede“, in der die Autorin erzählt, „wie es weiterging“.

Goethe ist übrigens nicht die einzige historische Persönlichkeit, die eine mehr oder weniger große Rolle spielt, so trifft man z. B. auch auf seine Schwester Cornelia und die Brüder Senckenberg, sowie viele andere Frankfurter aus allen Schichten, so auch Susanns Geschwister, Kolleginnen und die Gäste des Gasthauses, in dem sie arbeitet. Alle Charaktere werden pointiert, und mit Stärken und Schwächen dargestellt. Die meisten steuern ihre eigenen Perspektiven bei.

Erzählt werden zunächst parallel die Ereignisse ab der Bezichtigung durch die Schwester,und das Geschehen davor, später bleibt es bei der aktuellen Zeitebene. Besonders der Erzählstil gefällt mir sehr gut, die Autorin schaut quasi „dem Volk aufs Maul“ und erzählt die jeweiligen Perspektiven so, als würde man die Gedanken und Gefühle der:s jeweiligen Handelnden erfahren, und das liest sich sehr humorvoll und unterhaltsam, was in Anbetracht dessen, was (noch) passiert, manchmal recht makaber wirkt. Dennoch lässt sich der Roman dadurch sehr gut lesen und, zunächst zumindest das, was noch kommen wird, verdrängen. Die Sprache ist dadurch oft etwas altertümlich, aber sehr passend, Insgesamt wirkt alles sehr authentisch.

Besonders die Perspektive Susanns war es – natürlich – die mich sehr berührt hat. Diese junge Frau, die einen gewissen Widerspruchsgeist hat, und daher in der Vergangenheit ihre Probleme mit ihren Dienstherrschaften. Die Witwe Bauer allerdings ist zufrieden mit ihr. Susann, jüngste der Geschwister, versucht, auch aus Liebe vor allem zu ihren Schwestern, nun alles richtig zu machen. Ein kleiner Fehltritt nur, die Hoffnung auf Liebe, stürzt sie ins Unglück. Als ledige Mutter hätte sie kaum eine Chance mehr, da ist die Gesellschaft unerbittlich. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, Susanns Überlegungen, ihre Schuldgefühle, ihre Verdrängungen, ihre Hoffnung glaubhaft darzustellen.

Der Roman punktet vor allem mit seinem Erzählstil, realistisch, authentisch, und humorvoll, was die Geschichte letztlich traurigkomisch macht – vor allem natürlich auch, weil es sich um ein reales historisches Geschehen handelt. Auch der Einbezug der Perspektiven anderer Frankfurter, aus allen Schichten, macht das Ganze sehr authentisch. Unbedingt empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Lesenswert

Galatea
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Madeline Miller nimmt sich nach Circe und Achill nun dem Pygmalion-Mythos an – das Original von Ovid ist ebenfalls in diesem Buch enthalten. Pygmalion schuf eine Frauenstatue, in die er sich verliebte, ...

Madeline Miller nimmt sich nach Circe und Achill nun dem Pygmalion-Mythos an – das Original von Ovid ist ebenfalls in diesem Buch enthalten. Pygmalion schuf eine Frauenstatue, in die er sich verliebte, die zum Leben erwachte und ihm sogar eine Tochter schenkte. Die Kurzgeschichte „Galatea“ ist aus Sicht dieser Frau erzählt und führt Ovids Verse fort.

Während bei Ovid der Mann im Mittelpunkt steht, und die Frau nicht mal einen Namen hat, ist es bei Miller umgekehrt. Zudem ist die Harmonie zwischen den beiden längst zerbrochen. Galatea hat das Leben an Pygmalions Seite nicht ertragen, und auch das Bedürfnis, ihre Tochter zu schützen. Doch nun ist sie gefangen, wird unter Drogen gesetzt und „darf“ hin und wieder seinen Besuch ertragen. Die Autorin lässt Galatea selbst erzählen – eindringlich und berührend.

Lesenswert sind auch das Vorwort der Autorin sowie das Nachwort von Andreas Knabl, das zusätzliche Informationen bietet. Schön und zur Geschichte passend sind die dezent farbigen Illustrationen von Thomke Meyer.

Auch wenn hier „nur“ eine Kurzgeschichte erzählt wird, lohnt sich das Lesen, nicht nur für Fans der Autorin, unbedingt. Die Boni werten das Buch zusätzlich auf.

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