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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.09.2019

Hunters Erzfeind ist wieder da

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Robert Hunter bekommt es noch einmal mit seinem Erzfeind Lucien Folter zu tun, der aus der Strafanstalt ausbricht und sich fortan darauf konzentriert, an Hunter Rache zu nehmen. Ob Hunters 10. Fall sein ...

Robert Hunter bekommt es noch einmal mit seinem Erzfeind Lucien Folter zu tun, der aus der Strafanstalt ausbricht und sich fortan darauf konzentriert, an Hunter Rache zu nehmen. Ob Hunters 10. Fall sein letzter sein wird?

Lucien Folter, Hunters Collegefreund, lernte der Leser bereits in Band 6 der Reihe kennen. Lucien, hochintelligent und der schlimmste Psychopath, den Hunter kennt, hat in seiner Zeit im Gefängnis Pläne geschmiedet, die er schnell in die Tat umsetzen möchte. Für Hunter wird es daher bald sehr persönlich. Lucien Folter ist nicht unbedingt mein Lieblingsantagonist, und obwohl mir „Die stille Bestie“ gut gefallen hat, kann „Jagd auf die Bestie“ nicht ganz mithalten. Schon, dass man den Täter bereits kennt, nimmt mir ein bisschen die Spannung.

Da Chris Carter forensische Psychologie studiert und als Kriminalpsychologe gearbeitet hat, wirkt der Roman gewohnt authentisch und hat einige sehr explizite Szenen. Man lernt neben Lucien auch Tracy, Hunters Freundin, ein bisschen besser kennen. Der Autor erzählt nicht nur aus Hunters Perspektive, sondern u. a. auch aus Luciens – in einer Szene wirkt Lucien sogar fast menschlich. Es gibt einige überraschende Wendungen und, vor allem gegen Ende, spannende Szenen, ich habe aber schon spannendere Werke des Autors gelesen. Schon beim Vorgängerband schien mir die Reihe etwas zu schwächeln, hier wird es leider nicht wieder besser. Natürlich ist das Jammern auf relativ hohem Niveau, aber schade ist es eben doch.

Wie bereits im Vorgängerband kann mich die Reihe nicht mehr ganz so packen wie zu Beginn, ist aber dennoch immer noch lesens- und empfehlenswert für Thrillerfans.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Schwarzhumorig

Achtsam morden
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Anwalt Björn Diemel ist gestresst – von seiner Arbeit, von seiner Ehe – nur seine kleine Tochter liebt er heiß und innig. Ein Achtsamkeitsseminar verändert schließlich sein Leben, auf ganz unerwartete ...

Anwalt Björn Diemel ist gestresst – von seiner Arbeit, von seiner Ehe – nur seine kleine Tochter liebt er heiß und innig. Ein Achtsamkeitsseminar verändert schließlich sein Leben, auf ganz unerwartete Weise.

Ich gestehe, mit Achtsamkeit habe ich mich bisher kaum beschäftigt, wusste noch nicht einmal genau, was es ist. So war das erste, das ich aus dem Roman mitnehmen konnte, diese Definitionn: „Achtsamkeit ist die wertfreie und liebevolle Wahrnehmung des Augenblicks“ (S. 10). Jedes Kapitel ist zudem mit einer Achtsamkeitsübung überschrieben, die wirklich nützlich sein kann. Auch der Protagonist weiß sie zu nutzen, und wendet sie ziemlich unkonventionell an. Dass der Autor ihn selbst in Ich-Form erzählen lässt, passt prima dazu und lässt den Leser die Geschehnisse aus Björns Sicht heraus erleben, was den (schwarzen) Humor der Geschichte noch verstärkt.

Sympathischer wird Björn einem dadurch nicht, immerhin ist er ein Anwalt, der für seine kriminellen Mandanten das Gesetz beugt, soweit es geht, und manchmal auch darüber hinaus. Dennoch ist er ein guter Protagonist (man muss sie ja immer mögen), dessen Sicht der Welt sich durch das Seminar auf interessante und unerwartete Weise verändert hat. Je weiter ich gelesen habe, umso öfter musste ich schmunzeln, ich mag schwarzen Humor sehr. Auch die weiteren Charaktere sind keine wirklichen Identifikationsfiguren, manche sogar echte Ekel.

Auch das Ende hat mir gut gefallen, so hatte ich es mir vorgestellt und so finde ich es auch für diesen Roman am passendsten. Für mich ist die Geschichte hier aber abgeschlossen, ich hoffe nicht, dass es eine Fortsetzung geben wird. Empfehlen kann ich den Roman allen, die schwarzen Humor mögen und auch mit einem weniger sympathischen Protagonisten klar kommen.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Im Wesentlichen subjektive Annäherung an einen berühmten Großvater

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
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Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem ...

Die Geschehnisse des 20. Juli 1944 jährten sich vor kurzem zum 75. mal, und werden wohl noch lange nicht vergessen sein. Der Akt des Widerstandes, der gescheiterte Versuch eines Tyrannenmordes, vor allem aber auch Claus von Stauffenberg, gingen in die Geschichte ein. Hat im Falle Nina von Stauffenbergs die jüngste Tochter ein Buch über die Ehefrau des Widerständlers geschrieben, ist es hier eine Enkelin, Tochter des jüngsten Sohnes des Ehepaares, die über ihren Großvater referiert.

Der Titel ist in meinem Augen nicht gut gewählt. Der Duden definiert den Begriff Attentat folgendermaßen: „Politisch oder ideologisch motivierter (Mord)anschlag auf eine im öffentlichen Leben stehende Persönlichkeit“. Ein Attentat war es also schon, das Claus von Stauffenberg damals verüben wollte. Erst am Ende des Buches wird klar, Sophie von Bechtolsheim möchte ihren Großvater nicht auf diesen Begriff reduziert wissen, war er doch viel mehr, wie sie versucht zu zeigen.

Da ich erst vor kurzem Konstanze von Schulthess`Buch über ihre Mutter Nina gelesen hatte, las ich hier zunächst nicht viel Neues und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich Claus von Stauffenberg hier nicht näher kommen würde. Erst die letzten ca. 20 % des E-Books änderten das, und machten das Buch für mich lesenswert.

Ähnlich wie bei ihrer Tante ist auch hier die Annäherung an den „Protagonisten“ vor allem subjektiv geprägt, sie beruft sich aber auch auf Zeitgenossen und Weggefährten ihres Großvaters. Dokumente gibt es naturgemäß wenige, vorhandene sind auf Grund der damaligen Situation mit Vorsicht zu genießen. Die Autorin möchte mit ihrer Darstellung auch verhindern, dass der Widerstandskämpfer instrumentalisiert wird. Sie stellt aber auch die Frage, wann Widerstand gut ist, und wann schlecht. Angeregt hat sie dazu die Terrorakte der RAF.

Ob der Autorin gelungen ist, dem Leser ihren Großvater nahe bzw. näher zu bringen, muss jeder selbst entscheiden. Hätte ich das Buch über Nina von Stauffenberg nicht erst kurz vorher gelesen, hätte ich wahrscheinlich mehr für mich entnehmen können, so ist es dem Buch erst gegen Ende gelungen, mich für sich einzunehmen. Dennoch kann ich es empfehlen, vor allem, wenn man eine erste Annäherung an Claus von Stauffenberg und seine Familie beabsichtigt. Die Erinnerung an die Widerständler und die Auseinandersetzung mit der Thematik ist auch heute noch wichtig.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Prima Krimiunterhaltung

Tod in Porto
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Ein toter Brasilianer macht Inspektor Fonseca und seinem Team einen Strich durch den geplanten Urlaub, kurz danach gibt es eine zweite Leiche und ein Video, das auf ein bestimmtes Motiv hindeutet. Der ...

Ein toter Brasilianer macht Inspektor Fonseca und seinem Team einen Strich durch den geplanten Urlaub, kurz danach gibt es eine zweite Leiche und ein Video, das auf ein bestimmtes Motiv hindeutet. Der Fall entwickelt sich allerdings immer komplexer und birgt manche Überraschung.

Im Roman Portugal und Brasilien zu verknüpfen bietet sich ja durchaus an, denn die beiden Länder haben nicht nur ihre Sprache gemeinsam. Es leben wohl tatsächlich auch recht viele Brasilianer in Portugal. Für mich war es – erstaunlicherweise – der erste Roman, der in diesem Land spielt, und es wird wohl nicht der letzte gewesen sein. Zumindest habe ich nun große Lust, den Vorgängerband zu lesen und hoffe auf weitere Romane der Reihe.

Die Protagonisten sind zwar nicht sehr tiefgehend gezeichnet, aber auch hier spielt, zumindest etwas, das Privatleben mit hinein. Der Roman braucht aber auch nicht mehr, die Aufklärung der Fälle und die verschiedenen Beteiligten stehen im Vordergrund. Für mich hat er sich auch so sehr schnell zu einem Pageturner entwickelt, er lässt sich prima lesen, ich habe gerätselt, was hinter den Vorfällen steckt, habe einiges über die beiden Länder erfahren und auch Anreize zum Googeln bekommen. Manches hat sich gänzlich anders entwickelt als zunächst gedacht und mit der Auflösung bin ich auch zufrieden.

Gut haben mir die beiden Karten gefallen, so etwas ist in einem Kriminalroman ja eher selten, wirklich genutzt habe ich sie allerdings nicht. Sehr nützlich ist dagegen das Glossar der portugiesischen Ausdrücke.

Mich hat der Roman gut unterhalten und nicht nur Lust auf weitere Bände der Reihe gemacht, sondern auch mein Interesse für Portugal und Brasilien geweckt. Krimifans können hier bedenkenlos zugreifen. Ich vergebe 4 Sterne mit Tendenz nach oben.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Lesenswert

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg
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Erst kürzlich war der 75. Jahrestag des Attentats vom 20.Juli, ein Tag, der das Leben einer Vielzahl von Menschen drastisch änderte. Das nationalsozialistische Regime nahm die Familien der Widerständler ...

Erst kürzlich war der 75. Jahrestag des Attentats vom 20.Juli, ein Tag, der das Leben einer Vielzahl von Menschen drastisch änderte. Das nationalsozialistische Regime nahm die Familien der Widerständler in Sippenhaft.

Die Autorin ist das jüngste Kind des Ehepaares von Stauffenberg, Claus wurde bereits kurz nach dem missglückten Attentat hingerichtet, seine Frau und andere Verwandte wurden verhaftet, die Kinder kamen unter falschem Namen in ein Kinderheim, die Autorin selbst wurde in Gefangenschaft geboren.

Natürlicherweise ist diese biografische Aufarbeitung sehr subjektiv gestaltet, dennoch erhält man als Leser tiefe Einblicke in das Familienleben und die Geschehnisse vor und nach dem 20. Juli 1944. Auch Ninas Herkunftsfamilie wird beleuchtet und ihr Leben nach dem Krieg weitererzählt. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin ihre Mutter durch viele Zitate selbst zu Wort kommen lässt.

Ich habe das Werk mit großem Interesse gelesen, hat es mir doch einen anderen, geradezu intimen Blick auf das Geschehen vermittelt. Sehr dazu beigetragen hat die Bildergalerie im Anhang. Außerdem erhielt ich einen Blick auf eine starke Frau, die sich nicht brechen ließ. Es tut gut, dass der Blick auch einmal auf die Frauen der Männer des 20. Juli gerichtet wird.

Wer sich ein bisschen näher mit den Widerständlern des 3. Reiches beschäftigt, kommt um Claus von Stauffenberg nicht herum, aber auch über seine Frau Nina gibt es einiges zu berichten. Mir hat gerade die subjektive Sicht gut gefallen. Insgesamt ist dieses Buch lesenswert!