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Veröffentlicht am 23.11.2025

Jugenddystopie: die Menschheit wird von MAM kontrolliert

Evermind. Sie kennt dich
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Die Geschichte spielt mehr als 200 Jahre in der Zukunft, die Menschheit hatte 2044 eine KI namens Multipurpose Artificial Mind, die sich selbst MAM nennt, gestartet, die sich um das Wohlergehen der Menschen ...


Die Geschichte spielt mehr als 200 Jahre in der Zukunft, die Menschheit hatte 2044 eine KI namens Multipurpose Artificial Mind, die sich selbst MAM nennt, gestartet, die sich um das Wohlergehen der Menschen kümmern soll - und das tat und tut sie auch: die Menschen leben mittlerweile unter der Erde in Cities, wo alles von MAM gesteuert wird, da die Erdoberfläche nicht mehr bewohnbar ist. Doch ist MAM wirklich so unfehlbar?

Die gerade 16 Jahre alt gewordene Livia erzählt uns die Geschichte aus ihrer Sicht in ich-Form, sodass man noch tiefer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann. Man fiebert richtig mit ihr mit.
Die Welt der Zukunft ist so realistisch gezeichnet, man kann sich vorstellen, dass es eines Tages vielleicht tatsächlich mal so sein wird, wenn es auch leider sehr traurig bzw. gefühlskalt ist. Zwischen den Menschen gibt es keine Nähe, kaum Emotionen, MAM kontrolliert, steuert, regelt und bestimmt alles; und die Menschen nehmen es so hin, denn MAM hat immer Recht.
Die City ist so lebendig und fesselnd aufgebaut: es gibt 3 Stockwerke (Levels), in denen die Menschen nach ihren körperlichen Fähigkeiten eingeteilt sind. Die meisten sind Level-2 Do-its (so heißen die arbeitenden Menschen ab 16 Jahren), es gibt auch viele Level-1 Do-its (aufgrund körperlicher oder psychischer Einschränkungen), die auch arbeitstechnisch nur niedere und körperlich anstrengende Arbeiten übernehmen dürfen. Und ganze wenige Level-3 Do-its.
Die Arbeitsstellen sind in Departments aufgeteilt, und MAM teilt alle zu. Ohne Chance zu wechseln, denn MAM berechnet alles richtig. Livia wird Department N (Nurse) zugeteilt, doch sie ist alles andere als glücklich darüber, auch wenn sie sich mit der Zeit gut einarbeitet und als Krankenschwester viel Talent hat. Sie hat jedoch ethische Bedenken bezüglicher Gewisser Entscheidungen von MAM. Und das will sie und einige andere Do-its ändern.
Sämtliche Charaktere sind so authentisch und lebendig ausgearbeitet, neben Livia mochte ich besonders ihre Mitbewohnerin Sierra aus Level-2 (auch wenn sie anfangs etwas chaotisch rüberkam); und aus Level-1 ganz besonders Tjark. Jeder hat seine Eigenheiten, und trotz der Kontrolle von MAM sind es immer noch eigenständige Menschen, die nicht alles so hinnehmen, sondern auch hinterfragen.

Das halb-offene Ende nach einem aufwühlenden und actionreichen Showdown, wo doch etliche Fragen offen geblieben sind, gefiel mir trotzdem gut - so kann man sich selbst die weitere Zukunft überlegen kann.
Einige Dinge waren jedoch nicht so ganz logisch bzw. nachvollziehbar (zB Stromausfall, MAMs "menschliches" Verhalten am Schluss und noch einige andere Dinge)

Insgesamt ist das Buch mit der aktuellen KI-Entwicklung topaktuell und es regt soo sehr zum Nachdenken an!
Muss man KI für gewisse Dinge nutzen? Wohin wird sich alles entwickeln? Und was ist wichtiger: rational berechnete Entscheidungen oder menschliches Miteinander mit Emotionen? - Ich hoffe und wünsche keine Entwicklung in die Richtung, wie es bei "Evermind" der Fall ist ;)


Fazit:
Eine spannende Dystopie - und aktuell mehr denn je - für Jugendliche und auch Erwachsene, die zum Nachdenken anregt: wohin wird die Entwicklung der KI gehen?

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Finale der Südtirol-Krimi-Reihe

Finale Curioso
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Im 12. und letzten Fall der Südtirol-Krimi-Reihe müssen Commissario Fabio Fameo und seine Kollegin Francesca Giardi den brutalen Tod mehrerer Frauen in einer Villa in Bozen aufklären.
Es stellt sich schnell ...


Im 12. und letzten Fall der Südtirol-Krimi-Reihe müssen Commissario Fabio Fameo und seine Kollegin Francesca Giardi den brutalen Tod mehrerer Frauen in einer Villa in Bozen aufklären.
Es stellt sich schnell heraus, dass dies ein Nobelbordell ist, mit Kunden aus den höchsten Kreisen. Deshalb gestalten sich die Ermittlungen natürlich schwierig; es wird von höchster Stelle interveniert.
Doch es wäre nicht Fabio, ließe er sich aufhalten, auch wenn er und Francesca dabei in Gefahr geraten.

Es gibt im finalen Band der Südtirol-Krimi-Reihe viele Nebenschauplätze, die privaten Belange waren mir oft zu viel. Auch die Hintergründe der Südtiroler Musikkapellen waren manchmal etwas viel.
Der Hauptfall selbst ist in sich geschlossen und kann daher eigenständig gelesen werden, auch wenn es einige Bezüge zum vorigen Band "Gier ist ein Luder" gibt.
Alle Wichtigen Infos aus Fabios Vergangenheit sind geschickt in die Geschichte integriert. Auch trifft man wieder alte Bekannte aus den vorigen Bänden, wie seine Frau Elisabeth, seine Kollegen Francesca und Eduard und der mittlerweile pensionierte Polizist Tommaso, der nun in der Musikkapelle ein Hobby gefunden hat.
Ralph Neubauer hat das Südtiroler Flair, die Schauplätze und das Lokalkolorit sehr gut eingefangen; er hat es geschafft, die Orte der Handlung und die wunderschöne Südtiroler Landschaft lebendig werden zu lassen, sodass man sich fühlt, als wäre man mitten im Geschehen.

Die Aufklärung der Morde im Bordell ist authentisch - denn die (politischen) Spielchen um Macht und Einfluss und die dazugehörigen Postenschachereien wird es wohl immer geben. Ebenso die Gier der Menschen nach immer mehr Geld. Trotzdem konnte ich diesmal nicht ganz so mitfiebern wie bei den vorigen Fällen.
Eigentlich hat mir der Neben-Fall des Diebstahls in der Blaskapelle sowie die Auflösung dazu am besten gefallen.


Fazit:
Das Finale der Süditrol-Krimi-Reihe bietet einen runden Abschluss mit (leider authentischen) Intrigen und Machtspielchen, Süditalienischem Flair und Lokalkolorit; jedoch konnte ich diesmal leider nicht ganz so mitfiebern wie bei den vorigen Bänden.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

ein Kroko-Killer in Malmö: mitreißender zweiter Fall für Nordh und Karhuu

Schwüre, die wir brechen
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In Malmö wird eine grotesk zugerichtete Leiche gefunden: ohne Kopf, stattdessen der angenähte Kopf eines Nilkrokodils. Und dass Herz wurde dem männlichen Opfer bei lebendigem Leib brutal entrissen und ...


In Malmö wird eine grotesk zugerichtete Leiche gefunden: ohne Kopf, stattdessen der angenähte Kopf eines Nilkrokodils. Und dass Herz wurde dem männlichen Opfer bei lebendigem Leib brutal entrissen und mit ägyptisch-ähnlichen Hieroglyphen markiert.
Die beiden Ermittler Svea Karhuu und Jon Nordh werden auf diesen abartigen Fall angesetzt.
Doch es bleibt nicht bei einem Toten, und eine penetrante True-Crime-Podcasterin erhöht massiv den Druck auf das Ermittlerteam. Und dann verschwindet auch noch ein junges Mädchen.

Es war schön, wieder auf die beiden Polizisten zu treffen, die - so gegensätzlich sie auch sind - ein perfekt eingespieltes Team sind.
Svea und Jon bekommen den Kroko-Killer-Fall zugeteilt, obwohl sich Nordh anfangs strikt dagegen wehrt. Denn er weiß, wie sich solche abartigen Fälle auf das Gemüt auswirken. Und er hat als Witwer zwei Kinder zu betreuen. Doch seine Chefin erpresst ihn mit den Unterlagen zum Todesfall seiner verstorbenen Frau, (wo es auch im ersten Band schon Anspielungen gab), und so nimmt er an. Die nach Malmö strafversetzte Svea ist sowieso mit vollem Tatendrang dabei; sie ist jung, interessiert und will diesen grausigen Fall lösen.

Mir gefiel wieder sooo gut, wie das Autorenduo die Geschichte lebendig werden lässt. Nicht nur die beiden Ermittler, die Kolleg/innen und die Chefin der beiden sind lebendig gezeichnet; auch die Todesopfer und deren Angehörigen erwachen vor dem inneren Auge zum Leben. Überhaupt sind sämtliche Charaktere der Geschichte authentisch mit Ecken und Kanten, auch der Schreibstil allgemein und das "Drumherum" sind mitreißend; so wird zB der heiße Sommer eindrücklich dargestellt; manchmal war es mir aber etwas zu viel. Noch dazu hat es nicht zur aktuellen Jahreszeit gepasst, vielleicht hat mich die oftmalige Erwähnung der Hitze deshalb manchmal irritiert.

Dazwischen gibt es immer mal wieder Einschübe aus den 70er und 80er Jahren, beginnend in Chile, womit man als Leser dem Ermittlerteam einen kleinen Schritt voraus ist, auch wenn man den Zusammenhang zu den brutalen Morden noch überhaupt nicht knüpfen kann.

Bei der Aufklärung des mysteriösen Autounfalls von Nordhs Frau und dessen ehemaligem Partner kommt er ein kleines Stückchen weiter und auch die gewaltigen Probleme aus der Vergangenheit in Sveas Privatleben sind fesselnd, aber auch noch offen.
Ich hoffe, das wird im dritten Band ebenso aufgeklärt wie der eigentliche Fall des Kroko-Killers - man kennt zwar den Täter, aber so richtig aufgelöst wurde es nicht. Schade, ich hätte für jeden Fall immer gerne einen schönen Abschluss.


Fazit:
Der zweite Band um Svea Karhu und Jon Nordh bietet eine grandiose Kombination aus spannendem, abartigem Fall und penibler, authentischer Recherchearbeit. Leider fehlt mir eine komplette Auflösung, die hoffentlich im nächsten Band nachgereicht wird, auf den ich schon sehr gespannt bin!

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Veröffentlicht am 29.10.2025

ein Trauerredner, der ungewollt zum Ermittler wird

Über die Toten nur Gutes
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Mads Madsen ist Trauerredner in Glücksburg im Norden Deutschlands. Er führt ein ruhiges Leben, bis er eine Nachricht vom kürzlich verstorbenen Patrick erhält (dessen Trauerrede er auch halten soll).
Doch ...

Mads Madsen ist Trauerredner in Glücksburg im Norden Deutschlands. Er führt ein ruhiges Leben, bis er eine Nachricht vom kürzlich verstorbenen Patrick erhält (dessen Trauerrede er auch halten soll).
Doch er hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu Patrick. Die Freundschaft ist nicht im Guten auseinander gegangen, deshalb wundert er sich, dass Patrick ihm eine geheimnisvolle Nachricht geschickt hat. Doch Mads ist neugierig und will dem Geheimnis auf die Spur gehen.

Anfangs habe ich mir ein bisschen schwer getan, um in die Geschichte zu kommen. Es plätscherte eher dahin. Aber als Mads dann erste Hinweise findet, und ihm alles dubios erscheint, fiebert man ihm mit und will auch unbedingt wissen, warum Patrick gestorben ist, und worauf er Mads so dringlich hinweisen will.
Manchmal kommt Mads einem etwas verpeilt vor, doch dann hat er wieder einen scharfen Verstand und kann die Hinweise entschlüsseln und deckt so das Geheimnis der Vergangenheit um Patricks Tod Stück für Stück auf. Und dabei gerät Mads selbst in Gefahr...
Als Leser/in möchte man unbedingt wissen, was Patrick in seinem früheren Leben angestellt hat. Denn er war nicht immer auf der guten Seite des Lebens.

Ich mochte besonders Mads Malteserhündin Bobby, seinen grummeligen Vater Fridtjof, und auch seinen chaotischen Freund Fiete, der im Bestattungsunternehmen seiner Mutter arbeitet. Da gibt es auch noch eine Überraschung ;)
Witzig fand ich die Dynamik zwischen Mads und der Kommissarin Luisa Mills, die ihn (manchmal nicht zu Unrecht) als Verdächtigen sieht.
Mir gefiel besonders die lebendige Beschreibung der Gegend, die skurrilen Charaktere und die Situationskomik und ich freue mich schon auf den nächsten Band!


Fazit:
Ein unterhaltsamer Krimi, der ein bisschen braucht, um in Fahrt zu kommen, über einen Trauerredner, der ungewollt zum Ermittler wird. Die Geschichte lebt von den skurrilen Charakteren und der Situationskomik.

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Veröffentlicht am 29.10.2025

Der Mörder von Luke ist glasklar - oder?

The Final Wife
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Detective Rebecca Dance wird eines frühen morgens zu einem Ferienhaus in den Cotswolds gerufen. Der Schönheitschirurg Luke Whitney liegt erstochen in der Küche, neben ihm seine Frau Anna. Sie gesteht die ...

Detective Rebecca Dance wird eines frühen morgens zu einem Ferienhaus in den Cotswolds gerufen. Der Schönheitschirurg Luke Whitney liegt erstochen in der Küche, neben ihm seine Frau Anna. Sie gesteht die Tat sofort. Somit scheint der Fall gelöst. Oder?

Vorab: Jenny Blackhurst weiß nach wie vor mit ihrem Schreibstil zu fesseln. Man fliegt regelrecht durch die Seiten, saugt alle Infos, die man bekommt, auf und will unbedingt wissen, wie es weiter- bzw. ausgeht. Die abwechselnde Erzählweise aus Sicht von Rebecca und Anna, jeweils in ich-Form, machen es spannend.
Vor allem, weil man wie Rebecca sofort merkt: hier stimmt etwas nicht.
Obwohl der Fall auf den ersten Blick glasklar scheint, gibt es einige Ungereimtheiten, was Rebecca sofort aufgefallen ist.
Und Rose, die Ex-Frau von Luke, tritt natürlich verbal gegen Anna; auch Lukes Partner in der Schönheitsklinik verhält sich eigenartig.

Diesmal fand ich leider vieles unglaubwürdig, einige Dinge nicht schlüssig, etliches wurde nicht mehr weiterverfolgt bzw. aufgelöst. Leider kann ich auf keinen Kritikpunkt näher eingehen, sonst würde ich alles spoilern.
Ich konnte auch absolut nicht nachvollziehen, warum sich Luke von seiner ersten Frau Rose scheiden hat lassen und dafür Anna geheiratet hat, die aus einer unteren Sozialschicht kommt und als Kellnerin gearbeitet hat. Somit keine Ahnung hat, wie man sich in gehobenen (Ärzte-)Kreisen verhält, worüber man spricht etc. Und Luke war ja ambitioniert.
Ebenso fragwürdig fand ich Rebeccas Liebesleben; dieses war mMn sehr unnötig, da es sich "wie hingeschmissen" angefühlt hat und keinerlei Bezug zum Fall und dem Ausgang der Geschichte hat.
Die Auflösung konnte mich leider auch nicht überzeugen.
Trotzdem ich (zumindest zu Beginn) gut unterhalten wurde und gerne mitgerätselt habe, fand fand "The Final Wife" leider bisher das schwächste Buch der Autorin.


Fazit:
Das Buch ist wie von der Autorin gewohnt fesselnd geschrieben, man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Leider gab es viele Dinge, die unglaubwürdig bzw. nicht schlüssig waren und die Auflösung konnte mich auch nicht überzeugen.

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