Profilbild von Pippilotta

Pippilotta

Lesejury Star
offline

Pippilotta ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Pippilotta über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2018

Enttäuschte Sehnsucht

Die Sehnsucht des Vorlesers
0

Klappentext:

Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit den Pendlern im Vorortzug ein paar Seiten vor, die ...

Klappentext:

Guylain Vignolles liebt Bücher und hasst seinen Job in einer Papierverwertungsfabrik. Darum liest er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit den Pendlern im Vorortzug ein paar Seiten vor, die er tags zuvor der Schreddermaschine entrissen hat – sein Akt der Rebellion gegen die Vernichtung von Literatur. Als er im Zug einen USB-Stick entdeckt, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau gespeichert ist, verändert das sein Leben. Er muss diese Julie finden. Unbedingt.


Meinung:
Versprochen wurde eine Hommage an die Magie des Lesens. Die konnte ich nur bedingt finden. Und auch bezüglich meiner restlichen Erwartungen wurde ich enttäuscht. Ich hatte mir einen überzeugten, idealistischen, resoluten Typen vorgestellt und eine schöne Liebesgeschichte erwartet. Aber Guylain konnte mich nicht für sich gewinnen, er blieb blass und passiv und jammrig. Die Idee mit dem Vorlesen in der U-Bahn hat mir grundsätzlich gefallen, aber sie kam etwas kurz, sehr dominant geschildert wurde das Schreddern der Bücher, als wäre es ein unausweichliches Schicksal, ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Und so konnte ich nicht recht warm werden mit dem Protagonisten. Seine Nebencharaktere waren liebenswert skurril, blieben insgesamt aber auch eher blass. Und die Liebesgeschichte ließ auf sich warten. Dass Guylain so bessesen auf die Autorin der Geschichten auf dem USB-Stick war, war für mich nicht wirklich nachvollziehbar und er braucht dann auch ganz schön lang um mal in Gang zu kommen, was zu unternehmen. Und eigentlich ist die Geschichte zu Ende, bevor die Liebesgeschichte so richtig losgeht. Das Ende ist ganz nett, aber insgesamt war ich, nachdem mich Cover und Klappentext sehr angesprochen haben, enttäuscht von dem Buch.

Veröffentlicht am 05.03.2018

Einfach nur wunderschön!

Gut gegen Nordwind
0

Emmi schickt versehentlich eine mail an eine falsche Adresse. Und das wiederholt. Die mails landen bei Leo. Der ihr das auch rückmeldet und so beginnt ein immer intimerer Email-Dialog und plötzlich lodern ...

Emmi schickt versehentlich eine mail an eine falsche Adresse. Und das wiederholt. Die mails landen bei Leo. Der ihr das auch rückmeldet und so beginnt ein immer intimerer Email-Dialog und plötzlich lodern Gefühle auf...

Von dem Buch haben alle so geschwärmt, dass ich von Prinzip her skeptisch war, weil ich ungern auf Trends aufspringe, aber dann bekam ich das Buch geschenkt und bin ihm verfallen. Nach 3 Nächten ohne Schlaf war ich fertig und wirklich froh, dass der zweite Band bei meiner Ausgabe gleich dabei war. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht mit Emmi und Leo.

Glattauers Sprachstil ist etwas ganz Besonderes, er schreibt mit Humor, ist sprachgewandt und ein guter Beobachter. Trotz dem "kalten" Medium e-mail zaubert er eine hoch-emotionale Stimmung zwischen den beiden Protagonisten, die auch auf den Leser überspringt. Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Seit der Lektüre dieses Buches hoffe ich direkt auf fehlgeleitete E-mails

Ich kann das Buch wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 04.03.2018

Wertvolles Wissen zum Thema Magersucht jenseits von Fachwissen

Keinen Bissen mehr - Das Spiel mit dem Hunger-Tod - Autobiografisches Tagebuch über eine Magersucht
0

"Keinen Bissen mehr" ist die autobiographische Geschichte von Luisa, die mit 14 Jahren an Magersucht erkrankt und immer tiefer in die Krankheit reinrutscht, bis sie sich fast zu Tode hungert...

Ich habe ...

"Keinen Bissen mehr" ist die autobiographische Geschichte von Luisa, die mit 14 Jahren an Magersucht erkrankt und immer tiefer in die Krankheit reinrutscht, bis sie sich fast zu Tode hungert...

Ich habe das Buch an einem Bücherstand auf einem Fachkongress erstanden und fand die Idee spannend, die Erkrankung mal aus Sicht einer Betroffenen zu lesen als Abwechslung zur konventionellen Fachliteratur, da es für einen Außerstehenden allem Fachwissen zum Trotz ja doch nicht nachfühlbar ist, wie es Patienten mit einer Essstörung geht.
Das Buch ist durchgehend aus Luisas Perspektive geschrieben, anfangs berichtet sie in der Retrospektive über die Entstehung ihrer Erkrankung, später bekommt man anhand von Auszügen aus ihrem Tagebuch, das sie während der Therapie begonnen hat, vermittelt, wie es ihr geht. Sprachlich ist der Text sehr einfach gehalten mit einigen Wiederholungen, aber dadurch wirkt er auch sehr authentisch.
Insgesamt fand ich das Buch sehr eindrucksvoll, manchmal war es auch sehr schwer auszuhalten und immer mal wieder kamen mir die Tränen. Es ist der jungen Autorin gut gelungen, die ganze Dramatik ihrer schweren, lebensbedrohlichen Erkrankung und der Auswirkung auf das Familienleben und die Beziehungen zur Außenwelt darzustellen und ich habe die Lektüre als sehr hilfreich für meine Arbeit mit Jugendlichen mit Essstörungen empfunden.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Gelungener Auftakt einer Krimireihe mit viel Spannung und Atmosphäre

Totenweg
2

"Totenweg" ist der Auftakt zu einer Krimireihe um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Frida ist noch im Studium zur Kriminalpolizistin, Bjarne geht langsam auf das Pensionsalter zu. ...

"Totenweg" ist der Auftakt zu einer Krimireihe um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Frida ist noch im Studium zur Kriminalpolizistin, Bjarne geht langsam auf das Pensionsalter zu. Erstmals miteinander zu tun hatten sie, als Fridas Schulfreundin Marit mit 14 Jahren ermordet wurde- ein Fall der nie aufgeklärt wurde, auch weil Frida verschwiegen hat, was sie weiß.
Nun kehrt Frida gezwungenermaßen in ihr Elternhaus zurück, da ihr Vater brutal hinterrücks zusammengeschlagen wird und sie sich um den Hof der Eltern kümmern muss, solange ihr Vater im Krankenhaus liegt. Bjarne wird mit der Ermittlung zu dem Anschlag betraut und die beiden treffen wieder aufeinander. Schnell stellt sich die Frage, ob ein Zusammenhang zum Mord von damals besteht. Kann der Mord an Marit doch noch geklärt werden? Wird Frida ihr Schweigen brechen?

Ich durfte den Kriminalroman im Rahmen einer Leserunde probelesen und ich muss sagen, das war eine ganz besondere Erfahrung! Der Einstieg ins Buch ist eher sachte, die Personen und ihr Umfeld werden sehr ausführlich geschildert, wodurch sie sehr lebensnah und real wirken und eine tolle Atmosphäre geschaffen wird. Immer wieder werden auch- gut als solche gekennzeichnete- Rückblenden auf die Ereignisse rund um Marits Ermordung eingestreut. Fast wurde ich dabei aber etwas ungeduldig, wann "denn nun endlich was passiert". Doch dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und es wird richtig spannend, phasenweise kaum auszuhalten! Im letzten Teil nimmt die Spannung wieder etwas ab, macht jeder Menge Action Platz, flammt aber immer wieder auf. Insgesamt aber ein sehr packendes Buch, ich konnte es kaum weglegen!

Das Setting der Elbmarsch ist gut gewählt und die Personen passen gut in ihr Umfeld. Die Autorin Romy Fölck versteht es mit ihrer Sprache sowohl Haupt- als auch Nebencharaktere sehr lebendig zu gestalten, so dass man den Eindruck hat, sie persönlich zu kennen, und man sehr mit ihnen mitfiebern kann, auch wenn sie einem nicht persönlich sympathisch sind und sie so ihre Ecken und Kanten haben- wie eben im wahren Leben auch. Durch geschickte Andeutungen und bewusst gesetzte "falsche Fährten" sowie wohldosierte Gruselmomente gelingt es Romy Fölck auf bewundernswerte Art Spannung zu erzeugen, die mich persönlich phasenweise richtig in Angst versetzte.

Frida ist am Anfang eher eigenbrötlerisch und arbeitet fast gegen Bjarne, "ermittelt" dann eher erst mal auf eigene Faust. Im Lauf des Buches macht sie jedoch eine positive persönliche Entwicklung durch und kooperiert zunehmend mit Bjarne, wenn auch die Art der Zusammenarbeit der beiden noch ausbaufähig ist, ich bin diesbezüglich gespannt, wie sich das in den Folgebänden entwickelt!

Insgesamt kann ich nur jedem, der einen guten Krimi zu schätzen weiß, wärmstens empfehlen, "Totenweg" zu lesen und ich selbst warte mit großer Spannung und Ungeduld auf die nachfolgenden Bände. Meine Erwartungen zu dem Buch wurden nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 25.02.2018

Von Liebe habe ich in dem Buch wenig gespürt

Die Liebe, die uns bleibt
0

Edwina ist fast 80 Jahre alt, zweifache Witwe und lebt mittlerweile ganz alleine in ihrem riesigen Haus in London, das seine beste Zeit auch hinter sich hat. Sie entschliesst sich, das Haus zu verkaufen. ...

Edwina ist fast 80 Jahre alt, zweifache Witwe und lebt mittlerweile ganz alleine in ihrem riesigen Haus in London, das seine beste Zeit auch hinter sich hat. Sie entschliesst sich, das Haus zu verkaufen. Während sie den Makler durchs Haus führt und sie im Anschluss beginnt, die angesammelten Sachen auszusortieren, kommen ihr Erinnerungen an ihr Leben und das tragische Schicksal ihrer Familie, über das der Leser nach und nach mehr erfährt.

Der Roman ist unterteilt in mehrere Abschnitte, in denen die Ereignisse jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt werden, überwiegend in der Rückschau (Edwinas und Lucas' Parts), zum Teil aber auch als aktuelles Geschehen (Ferns und Sophies Parts). Der Schreibstil ist flüssig und sehr detailreich, man kann sich als Leser die Situationen sehr bildlich und- vor allem bei der Malerin Edwina- farbenreich vorstellen. Auch kann man zu den jeweiligen Personen durchaus eine Empathie herstellen, nicht unbedingt aber Sympathie und man möchte natürlich wissen wie es weitergeht.
Für mich bleiben die Emotionen jedoch nicht spürbar, so dass ich auch den Titel nicht nachvollziehen kann. Insgesamt wirkt mir die Geschichte sehr konstruiert und nicht stimmig, das Buch hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Am Ende bleiben für mich viele Fragen offen, manche Personen kommen mir zu kurz. Es fällt mir auch schwer, klar zu sagen, worum es eigentlich ging außer halt um das Schicksal einer Familie und deren Umfeld. Wir erfahren ein bisschen was zur Zeitgeschichte und zur Situation von Englands verwöhnter High Society, Konventionen und Sprengung von Tabus, aber irgendwie werden viele Themen dabei aufgegriffen (Scheidung, Drogen, sexueller Missbrauch, Verhütung, ungewollte Schwngerschaften, Fehlgeburten, übertriebene Mutterliebe, gleichgeschlechtliche Beziehungen, uneheliche Kinder, Wunsch nach Selbstverwirklichung, familiäre Erwartungen, und vieles mehr), aber keines so wirklich konsequent verfolgt. Das finde ich schade.

Insgesamt muss ich sagen, war ich nach der vielversprechenden, andeutungsreichen Leseprobe recht enttäuscht von dem Buch und es lässt mich fast etwas verwirrt zurück, so dass ich es leider nur bedingt weiter empfehlen kann.