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Veröffentlicht am 30.07.2024

Artemisia Gentileschi - Ein (Ba)rockstar in der Malerei

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Gabriela Jaskulla entfaltet in ihrer Romanbiografie "Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen" schillernd, eindrucksvoll und mitreißend das Leben der Ausnahmekünstlerin Artemisia Gentileschi. Die ...

Gabriela Jaskulla entfaltet in ihrer Romanbiografie "Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen" schillernd, eindrucksvoll und mitreißend das Leben der Ausnahmekünstlerin Artemisia Gentileschi. Die Datenlage zu ihrem Leben ist lückenhaft, vieles bleibt im vagen, doch die Autorin versteht es meisterhaft, daraus eine dichte und glaubwürdige Darstellung des Alltagslebens der Künstlerin im Italien des Barock zu erzählen. Schon der Titel weist darauf hin, dass es in einer zweiten Ebene aber um mehr als eine Frau geht. Artemisia als Frau, ihrer Zeit im Denken, Handeln und ihrer Kunst weit voraus, kann auch als Symbol für alle Frauen, damals und heute, gesehen werden. Unabhängig, frei und unbeugsam überlebt sie in einer von Männern dominierten Welt und findet ihren Weg und ihre Bestimmung in ihrer Kunst, die noch immer beeindruckt und berührt - so haben mich auch die Bildbeschreibungen in der Romanbiografie am meisten verzaubert. Das Leben der berüchtigten Gentileschi könnte durchaus wie in diesem Buch geschildert, verlaufen sein. Es ist eine mögliche Version, eine, die mich bis zuletzt tief in das Zeitalter des Barock, seiner Kunstszene und das Leben dieser starken Malerin hat eintauchen lassen.

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Veröffentlicht am 26.07.2024

Chronik einer toxischen Beziehung

Die schönste Version
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In einer ostdeutschen Kleinstadt um das Jahr 2010: Jella und Yannick erleben in ihrer Beziehung die erste große Liebe, das ganz große Glück aber, wie sich herausstellt, auch das größte Unglück.

Als Jella ...

In einer ostdeutschen Kleinstadt um das Jahr 2010: Jella und Yannick erleben in ihrer Beziehung die erste große Liebe, das ganz große Glück aber, wie sich herausstellt, auch das größte Unglück.

Als Jella nach einer Eskalation Yannick fluchtartig verlässt und wieder bei ihrem Vater in ihrem Kinderzimmer wohnt, fragt sie sich, wie es so weit kommen konnte. Sie blickt zurück und erzählt von ihrer Kindheit, den Freundinnen und Freunden, der Zeit des Erwachsenwerdens und den Momenten mit ihrer großen Liebe Yannick, ihren Träumen und Zweifeln. Die Autorin Ruth-Maria Thomas verleiht Jellas Erzählstimme eine fast perlende Leichtigkeit trotz des schwierigen Themas. Der Sound des Buches hat mich nur so durch die Geschichte getragen. Intensiv und nah an den Protagonist*innen habe ich teilgenommen an Jellas und Yannicks Kampf um ihre Liebe, war bezaubert, entsetzt und wütend. Diese Beziehung ist wie eine Achterbahn: es geht sehr hoch hinauf und tief hinunter, immer mit der Gefahr hinausgeschleudert zu werden. Schmerzhaft schön, brillant geschrieben und sehr gut zu lesen.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Ein Kunstskandal macht Schlagzeilen

Der falsche Vermeer
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Das Leben des Kunstmalers und -fälschers Han van Meegeren, der in den 1930er Jahren mit seinen Fälschungen der "biblischen Vermeers" die gesamte Kunstwelt täuschte und ein Millionenvermögen verdiente, ...

Das Leben des Kunstmalers und -fälschers Han van Meegeren, der in den 1930er Jahren mit seinen Fälschungen der "biblischen Vermeers" die gesamte Kunstwelt täuschte und ein Millionenvermögen verdiente, ist die Inspiration für den Roman "Der falsche Vermeer" von Patrick van Odijk: Die junge Reporterin Meg van Hettema gelangt an die Story ihres Lebens um die schillernde Figur des Malers Jan van Aelst, der niederländische Kunst an Nazis verkauft hat. In der Nachkriegszeit werden die Fragen nach Kollaborateuren und Kriegsgewinnlern laut gestellt. Auch van Aelst werden derartige Verbrechen vorgeworfen. Doch so einfach lässt sich die Person des egomanischen Kunstmalers nicht greifen und verurteilen. Auch Meg und sogar die Polizei machen diese Erfahrung, denn der Maler erzählt seine eigene Geschichte und legt seine Beweggründe in spannenden Plot-Twists der Geschichte dar. So erhält man als Leserinn nach und nach einen interessanten und spannenden Einblick in die Kunstfälscherszene der Niederlande während der deutschen Besatzung und nach 1945.

Ich habe das Buch sehr genossen, denn es verquickt in idealer Weise Fakten und Fiktion, Spannung und Information. Dabei geht es u.a. um Themen wie NS-Raub- und Beutekunst, die Frage nach Schuld und Moral, die Echtheit von Kunst und die Glaubwürdigkeit der Experten, die Unabhängigkeit der Frauen sowie die Redaktionsarbeit bei Zeitungen. Ein breites Spektrum an Themen, untermalt von entsprechendem Zeitkolorit, interessanten Protagonist
innen und einem glaubwürdigen Setting halten beim Lesen die Spannung bis zum Schluss. Ein Lesevergnügen der besonderen Art.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Enttäuschend...

Quanten-Bullshit
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Worum geht es: Der promovierte Quantenphysiker Chris Ferrie erklärt in seinem Buch "Quanten Bullshit", was Quantenphysik eigentlich ist und entkräftet gleichzeitig alle esoterischen Fake News aus der Quantenwelt.

Der ...

Worum geht es: Der promovierte Quantenphysiker Chris Ferrie erklärt in seinem Buch "Quanten Bullshit", was Quantenphysik eigentlich ist und entkräftet gleichzeitig alle esoterischen Fake News aus der Quantenwelt.

Der Autor will den Leser*innen locker und leichtfüßig auf sehr humorvolle und joviale Weise das Thema näherbringen und erklären. So weit, so gut. Leider sind weder sein Humor noch seine Didaktik mein Fall. So weiß er z. B., dass ich "Mathematik in der Schule nie leiden konnte", meine "Hausaufgaben vernachlässigt habe" und eigentlich immer nur über meinen "kleinen Köter und meine Keto-Diät" reden möchte, was mich wiederum davon abhält, seinen Ausführungen zu folgen. Und damit ich wichtige Aussagen nicht vergesse, macht er mir extra einen Kasten drumherum. Davon einmal abgesehen, fand ich es zeitraubend, die relevanten Informationen zum Thema aus den "humorvollen" Ausführungen des Autors herauszufiltern.

Weiß ich jetzt mehr als vorher zum Thema Quantenphysik? Nein. Ein erneuter Blick in das Physikbuch meiner Schulzeit zur Auffrischung der Kenntnisse hätte es auch getan und viel Zeit gespart.

Fazit: Herrn Ferries Rhetorik zur Erklärung komplexer Sachverhalte ist nicht für jeden etwas. Wer seinen Humor mag, wird sicher viel Spaß mit diesem Buch haben. Leider konnte ich mich dafür nicht begeistern.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Sprachgewaltige Geschichte mit fehlendem Tiefgang

Die Tage des Wals
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Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der ...

Elizabeth O'Connor schreibt in ihrem Debütroman über das karge und schwere Leben auf einer walisischen Insel am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Die achtzehnjährige Protagonistin Manod träumt davon, der Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit ihres Daseins eines Tages zu entfliehen. Als der titelgebende Wal ans Ufer gespült wird, kommen zwei Engländerinnen aus Oxford auf die Insel und die achtzehnjährige Manod sieht eine Möglichkeit, ihre Träume von Bildung und einem weniger beschwerlichen Leben zu verwirklichen.

Der 206 Seiten schmale Roman oszilliert zwischen den Beiträgen der Protagonistin Manod, Berichten der Forscher
innen zum Inselleben, mythologischen Geschichten und Volksliedern der Insel. Alles zusammen ergibt für die Lesenden eine Vorstellung der zeitgenössischen Lebensumstände auf der Insel, die die Autorin mit einer großartig klaren und kraftvollen Sprache beschreibt. Leider bleibt meiner Meinung nach der Plot hinter der Sprache zurück. Die Figuren wirken seltsam emotionslos und nicht wenige Erzählstränge in der Geschichte bleiben offen, was ein tiefergehendes Verständnis der Charaktere erschwert.

Wer einen Eindruck der überzeugenden Erzählkraft der Autorin bekommen möchte, keine Scheu vor offenen Enden hat, spröde Charaktere und Landschaften mag, der ist hier richtig. Auf jeden Fall macht das Buch neugierig auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

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