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Veröffentlicht am 08.07.2019

Sehnsuchtsort Toskana

Das Licht der Toskana
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Drei Amerikanerinnen in der zweiten Lebenshälfte: Susan, Camille und Julia lernen sich bei der Besichtigung einer Seniorenresidenz kennen. So richtig scheinen sie dort noch nicht hinzugehören. Die Drei ...

Drei Amerikanerinnen in der zweiten Lebenshälfte: Susan, Camille und Julia lernen sich bei der Besichtigung einer Seniorenresidenz kennen. So richtig scheinen sie dort noch nicht hinzugehören. Die Drei sind sich auf Anhieb sympathisch und da verwundert es nicht, dass sie sich in ein gemeinsames Abenteuer stürzen. Weit weg von zu Hause, in der wunderschönen Toskana, beziehen sie ein Haus mitten auf dem Land. Die Nachbarin Kit Raine, eine amerikanische Schriftstellerin, wird bald eine gute Freundin der Frauen. Und so erleben sie zusammen die kulturellen und kulinarischen Freuden dieser italienischen Sehnsuchtsregion. Alle Frauen haben in ihrem persönlichen Gepäck Probleme aus ihrem Leben mitgebracht. Für alle lösen sich die Probleme, bzw. sie finden einen Umgang damit. Dazu gehören auch neue Lieben und alte Hobbys, die zur Profession werden. Und auch für Kit nimmt das Leben einen ungeahnten
Verlauf.
Mein Fazit:
Das Licht der Toskana hat alles, was ein lesenswertes Buch ausmacht. Unterschiedliche Charaktere, die sich weiterentwickeln, eine traumhafte Kulisse und einen interessanten Erzählstrang. Und doch bleiben alle Personen und auch deren gemeinsame Geschichte in dem Buch für mich schemenhaft. Ich denke, es liegt an der Erzählweise und der Perspektive von Frances Mayes. Unvermittelt werden die Perspektiven gewechselt, so dass ich des Öfteren nicht wusste, aus welcher Sicht erzählt wird und von wem die Rede ist. Das ist sehr schade, denn Kit und die Freundinnen erleben in der Toskana viel Schönes. Doch letztendlich wird daraus für mich kein Ganzes. Daher gebe ich lediglich drei Sterne für das ansonsten schöne Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 17.06.2019

Solider Roman vor historischer Kulisse

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Die Autorin Martina Sahler hat mit "Die Zarin und der Philosoph" ein weiteres Porträt ihrer Lieblingsstadt St. Petersburg vorgestellt. Wie schon in "Die Stadt des Zaren" verbindet sie mit großem Können ...

Die Autorin Martina Sahler hat mit "Die Zarin und der Philosoph" ein weiteres Porträt ihrer Lieblingsstadt St. Petersburg vorgestellt. Wie schon in "Die Stadt des Zaren" verbindet sie mit großem Können die Schicksale historisch verbürgter, sowie fiktiver Charaktere zu einer lesenswerten Geschichte aus der Zeit der Zarin Katharina II.
St. Petersburg 1762: Katharina, die später den Beinamen "die Große" erhalten wird, besteigt den Zarenthron nach dem ihr Mann Peter III. unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Die Monarchin, die sich für weltoffen hält, kämpft um die Anerkennung der europäischen Herrscher. Es ist die Zeit der Aufklärung. Auch Katharina will sich der neuen Zeit nicht verschließen und sammelt an ihrem Hof in St. Petersburg Künstler und Gelehrte um sich. Besonders zu dem französischen Philosophen Voltaire unterhält sie regen Briefkontakt. Als sich die Gelegenheit bietet den jungen deutschen Philosophen Stephan Mervier mit seiner Frau, einer Malerin, an den Hof zu holen, glaubt Katharina der Herrscherelite Europas einen Schritt näher gekommen zu sein. Was sie nicht ahnt: Mervier ist ein Spion des preussischen Königs und berichtet diesem in Briefen von den Verhältnissen am Hof der russischen Herrscherin.
Vor der Kulisse der Stadt an der Newa entwickelt Martina Sahler ein Ränkespiel, das den Geist des Umbruchs des ausgehenden 18. Jahrhundert in Europa hervorragend spiegelt. Fiktive und historische Protagonisten des Romans sind detailliert und präzise dargestellt. Die Geschichte lässt einen zwar nicht atem- und pausenlos zum Buch greifen, da es zwischenzeitlich ein wenig vor sich "hinplätschert". Und doch bleibt am Ende eine in sich stimmige Geschichte in guter Erinnerung. Meine Lieblingsfigur bleibt die Stadt St. Petersburg, die für mich durch die liebevollen Beschreibungen zu einem lebendigen Ort geworden ist.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein Albtraum wird brutale Realität

Lazarus
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Man würde es ihm wünschen, das Glück. Joona Linna, Kommissar der Landeskriminalpolizei mit Einzelkämpferausbildung, ist mit einem Strauß roter Rosen auf dem Weg zu seinen Geliebten Valeria um ein romantisches ...

Man würde es ihm wünschen, das Glück. Joona Linna, Kommissar der Landeskriminalpolizei mit Einzelkämpferausbildung, ist mit einem Strauß roter Rosen auf dem Weg zu seinen Geliebten Valeria um ein romantisches Wochenende zu verbringen. Joona hat scheinbar eine echte Chance bekommen, um über den Verlust seiner Frau hinwegzukommen. Doch der Leser weiß zu dem Zeitpunkt längst, dass nichts gut ist oder sein wird für den schwermütigen Kommissar.

Das Autorenduo Lars Kepler hat in seinem neuen Band aus der Joona-Linna-Reihe das Unmögliche mögliche gemacht. Nicht ohne Hintersinn heißt der Band „Lazarus“. Anfangs glaubt nur Joona an die Auferstehung des Serienmörders Jurek Walter. Letztendlich müssen alle Anderen schmerzhaft erkennen, dass Joona Recht hat. Jurek ist zurückgekommen um Joona zu jagen und ihm alle Menschen zu nehmen, die er liebt. Niemand kennt sich in dem kranken Hirn des brutalen Mörders so gut aus wie Linna. Dies verschafft ihm einen kleinen Vorsprung um seine Tochter zu schützen. Doch Jurek ist ihm bis zum bitteren Ende auf den Fersen.

Lazarus ist seit langem der brutalste Krimi, den ich gelesen habe. Aber auch seit Langem der spannendste. So wie Jurek Walter Joona vor sich hertreibt, wird auch der Leser angetrieben von dem bis zur letzten Seite aufreibenden Schwedenkrimi. Ich empfehle Lazarus allen, die Spannung lieben und nicht zartbesaitet sind.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Starkes Buch!

Der Wal und das Ende der Welt
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Der Protagonist heißt zwar nicht Jona, sondern Joe und Joe wird auch nicht vom Wal verschluckt, aber doch erinnert das neue Buch von John Ironmonger „Der Wal und das Ende der Welt“ an die biblische Geschichte ...

Der Protagonist heißt zwar nicht Jona, sondern Joe und Joe wird auch nicht vom Wal verschluckt, aber doch erinnert das neue Buch von John Ironmonger „Der Wal und das Ende der Welt“ an die biblische Geschichte vom unfreiwilligen Propheten Jona, der die Bewohner der Stadt Ninive vor großem Unglück bewahren soll.
Den biblischen Ort Ninive hat Ironmonger, der als promovierter Zoologe und IT-Fachmann mit großem Sachverstand schreibt, an die Küste Cornwalls verlegt. Hier, im abgelegenen 300 Seelen-Dorf St. Piran, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Bis zu dem Tag, an dem der junge Londoner Bankenanalyst Joe Haak an Ihren Strand gespült wird. Mit Joe ändert sich alles, denn Joe trägt ein Geheimnis mit sich, dass ihm fortan als Handlungsmaxime gilt. Am Ende ist dies sein Antrieb, die Bewohner von St. Piran vor großem Unglück zu bewahren.

Für mich begann die Handlung etwas schwerfällig. Im Laufe der Geschichte kommt aber so etwas wie Spannung auf. Die liebenswert schrulligen Dorfbewohner, das Geheimnis um Joe und seine Vergangenheit und auch die Frage, was es mit dem Wal auf sich hat, entwickeln in gleicher Weise die Sogwirkung des Buches, wie auch die Handlung sich wie ein Blütenblatt entfaltet. Am Ende fügen sich alle Einzelteile zu einem Ganzen.

John Ironmongers Buch ist keine Dystopie, da es ja weder eine fiktives pessimistisches Zukunftsszenario entwirft, noch entlässt es den Leser am Ende der knapp 500 Seiten mit einem unguten Gefühl. Im Gegenteil: Das Ende kann mit Fug und Recht als Happy End bezeichnet werden. Als Film wäre es mir zwar etwas „too much“ wie der Held Joe Haak in die aufgehende Sonne segelt, aber Jon Ironmongers Buch wäre ohne dieses Ende nicht das, was es ist: Ein Roman, der Hoffnung macht und an das Gute im Menschen glauben lässt.

Veröffentlicht am 07.04.2019

"Und eine gute Story krümmt die Wirklichkeit, hier ein bisserl, da ein bisserl..."

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Da sitzen Sie wieder wie ein gewisser Käpt'n Blaubär mit den Bärchen-Neffen und plaudern: Die Meisterin der subtilen Überzeugung Isolde Oberreiter, besser bekannt als Tante Poldi, und "der Neffe, der mal ...

Da sitzen Sie wieder wie ein gewisser Käpt'n Blaubär mit den Bärchen-Neffen und plaudern: Die Meisterin der subtilen Überzeugung Isolde Oberreiter, besser bekannt als Tante Poldi, und "der Neffe, der mal wieder kurzfristig anreisen musste. Im kleinen Torre Archirafi auf Sizilien, in dem die Poldi sich eigentlich gepflegt zu Tode saufen wollte, gibt es wieder (mittlerweile ist es der vierte Fall ) einen Fall für die Hobbydetektivin zu lösen, der es diesmal in sich hat. In Tante Poldi und die Schwarze Madonna bekommt Donna Poldina es mit mächtigen Gegnern zu tun und die Spuren führen sogar bis in höchste kirchliche Kreise. Schlimmer noch ist die Tatsache, dass die Bewohner von Torre sich von ihr abwenden und sie mit Morddrohungen schikaniert wird. Und nicht zuletzt ist da auch noch der Tod, der der Poldi strikte Vorgaben macht, damit sie ihren nahenden 61. Geburtstag erleben darf.
Der Neffe wird aus dem fernen Frankreich angefordert, wobei sich im Laufe der Geschichte herausstellt, dass die Poldi damit nichts zu tun. Es nährt sich der Verdacht, dass die Poldi eine Doppelgängerin hat, die in ihrem Namen Unfug treibt.
Zusammen mit dem Mann ihres Herzens, Commissario Montana, verfolgt die Poldi die Spuren der verschwundenen schwarzen Madonna. Bei der Jagd schert sie sich mal wieder weder um Tod noch Teufel. Das macht ja auch die Poldi aus: Ihr wahnsinniger Mut und ihre innere Unabhängigkeit. Und nebenbei lernt der Neffe, der auf Sizilien seine Liebeskummerwunden leckt, so richtig viel fürs Leben. Denn Poldis Lebensweisheiten sind Gold wert.
Poldi und der Neffe sind mittlerweile ein gutes Team. Der Neffe ergibt sich auch hier seiner ihm zugewiesenen Rolle des Zuhörers und "Handlangers". Allerdings habe ich bei dieser Geschichte das Gefühl, dass beide sich weiterentwickelt haben: Poldi glänzt mit ihren Weisheiten, ist aber auch überlegter/reflektierter geworden. Und der Neffe kommt zwar nach wie vor als sympathischer Loser-Typ rüber, ist aber auch nach eigenen Worten "ein Zen-Meister der absoluten Leere." Und das kann ja immerhin nicht jeder von sich behaupten.
Der vierte Tante-Poldi-Krimi von Mario Giordano war für mich mal wieder ein riesiger Lesegenuss. Der grandiose Humor, die ausufernde Fantasie, die Prominenz des aufgebotenen Personals ( u. a. der aktuelle Papst, Gianna Nanini, der Tod und Steve Jobs ) und nicht zuletzt die kriminalistischen Verwicklungen haben mich die knapp 500 Seiten des Buches verschlingen lassen. An Poldi scheiden sich zwar immer wieder die Geister, ich aber bleibe ihr treu und freue mich schon auf ihr fünftes Abenteuer.

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