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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ich hatte meine Freud(e)

Ida
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Ida Adler wird als junges Mädchen wegen Hysterie von Sigmund Freud behandelt - und bricht die Therapie vorzeitig ab. In diesem Roman erzählt die Urenkelin Katharina Adler den Lebensweg einer der bekanntesten ...

Ida Adler wird als junges Mädchen wegen Hysterie von Sigmund Freud behandelt - und bricht die Therapie vorzeitig ab. In diesem Roman erzählt die Urenkelin Katharina Adler den Lebensweg einer der bekanntesten Patientinnenen Freuds nach. Dabei begleiten wir Ida nicht nur während ihrer Therapiezeit, sondern erhalten Einblicke in ihr gesamtes Leben und lernen eine starke und eigenwillige Frau kennen.

Anders als ich es von einem biographischen Roman erwarten würde, ist die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern springt immer wieder hin und her. Das war im ersten Moment etwas ungewohnt, hat mir dann aber sehr gut gefallen, weil dadurch andere Zusammenhänge deutlich wurden. Gleichzeitig muss man sich konzentrieren, um den Überblick zu behalten, was das Buch neben seinem ohnehin schon nicht ganz leichten Inhalt, noch ein bisschen anspruchsvoller, aber auch interessanter, macht.

Ich habe viel über Ida und vor allem auch über die gesellschaftliche Situation zwischen Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts gelernt. Auf der einen Seite war es wirklich spannend Idas Entwicklung zu beobachten und in Gänze über ihr gesamtes Leben zu erfassen, gleichzeitig ging damit für mich auch der Wermutstropfen einher, dass die Zeit bei Freud leider etwas zu kurz kam. Ich hatte da doch etwas mehr und einen etwas tieferen Einblick in die Behandlung erhofft.

"Ida" war für mich eine faszinierende Lektüreerfahrung, die ich sehr gerne gelesen und aus der ich einiges mitgenommen habe.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Starke Frauen auf nicht immer ganz starken Wegen

Das weibliche Prinzip
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Als Greer Kadetsky an die Universität kommt, ist sie eine intelligente, aber schüchterne Frau, die nicht so recht weiß, wo ihr Weg sie hinführen soll. Das ändert sich als sie bei einem Vortrag die Feministin ...

Als Greer Kadetsky an die Universität kommt, ist sie eine intelligente, aber schüchterne Frau, die nicht so recht weiß, wo ihr Weg sie hinführen soll. Das ändert sich als sie bei einem Vortrag die Feministin Faith Frank kennenlernt. Diese Begegnung ist prägend für Greers Leben. Fortan hat sie ein Ziel, immer beseelt von dem Wunsch dieser außergewöhnlichen Frau nahezusein. Und tatsächlich bekommt Greer nach ihrem Universitätsabschluss die Chance für Faith zu arbeiten und nicht nur diese, sondern auch sich selbst besser kennenzulernen.

Greer ist dabei eine sehr sympathische Protagonistin. Ich mochte sie von Anfang an, gerade weil sie zurückhaltend und ja, teilweise auch egoistisch gehandelt hat, aber das hat sie so lebensnah und realistisch wirken lassen. Ebenso plastisch waren die anderen Figuren, auch wenn ich nicht ganz so fasziniert von Faith war, aber das hat Greer für mich ausgeglichen. Insbesondere Greers Freunde Zee und Cory sind ein tolle Personen und ich habe mich sehr gefreut, dass das Buch etwa ab der Hälfte nicht nur aus der Sicht von Greer erzählt wird, sondern auch Cory, Zee und auch Faith ihre eigenen Auftritte bekommen. Es war spannend hier nochmal ganz andere Sichtweisen zu erhalten und Erklärungen zu bekommen, die einem die Handlungen dieser Personen noch einmal neu erschlossen haben.

"Das weibliche Prinzip" erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte über eine junge Frau, die sich für andere stark machen möchte. Die Handlung war durchweg spannend, weil es immer wieder Auf und Abs und mehr oder minder kleine Dramen gab. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, doch trotzdem hat es mich nicht komplett gefangennehmen können. Ich weiß leider nicht woran das lag, weil die Handlung spannend und die Charaktere sympatisch waren. Vielleicht fehlte einfach das gewisse Etwas, das ein fünf-Sterne-Buch ausmacht.

Feminismus ist natürlich ein großes Thema in dem Buch und man erfährt so einiges, was sich da in den letzten Jahren getan hat. Gerade, weil ich vorher kaum Ahnung von der Thematik hatte, habe ich hier ganz nebenbei noch einiges erfahren, das mich zum Nachdenken und auch Weiterlesen angeregt hat. Das Buch schneidet die Themen nur an, geht aber nirgends weiter in die Tiefe, aber es ist ja auch ein Roman und ich finde es super so auf Aspekte gestoßen zu werden, die ich selbst nach Interesse vertiefen kann.

Das Ende war für mich leider ein bisschen zu überstürzt und ich muss auch sagen ein bisschen zu kitschig. Ich will jetzt hier nicht zu viel verraten, aber das letzte Kapitel hätte man für meinen Geschmack einfach weglassen können, das hätte irgendwie besser zur Geschichte gepasst.

Insgesamt habe ich "Das weibliche Prinzip" gerne gelesen und empfehle es jedem, der einen Einblick in den Feminismus bekommen oder ganz einfach einen unterhaltsamen Coming-of-Age-Roman lesen möchte.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Eine solide Welle

Barbarentage
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In "Barbarentage" erzählt William Finnegan autobiographisch von seinem Leben als Surfer - und von seiner grenzenlosen Leidenschaft zu diesem Sport. Ich persönlich habe keinerlei Erfahrungen mit dem Surfen ...

In "Barbarentage" erzählt William Finnegan autobiographisch von seinem Leben als Surfer - und von seiner grenzenlosen Leidenschaft zu diesem Sport. Ich persönlich habe keinerlei Erfahrungen mit dem Surfen und hatte deshalb am Anfang etwas Schwierigkeiten, mich in das Buch einzufinden. Zum Glück gibt es da das Glossar am Ende, auch wenn es so viele fremde Wörter waren, dass ich irgendwann nicht mehr die Geduld hatte, alles nachzuschlagen, weil bei mir einmal nachschauen, leider nicht reicht, um sich alles zu merken ^^ Das hat den Lesespaß für mich ein bisschen geschmälert, gleichzeitig wirkte die Geschichte dadurch autentisch und irgendwie haben die Begriffe einfach gepasst. Ich glaube aber, wer entsprechendes Vorwissen mitbringt, kann an dem Buch noch mehr Freude haben.

Nichtsdestotrotz hat mir Finnegans Schreibstil sehr zugesagt und ich habe das Buch gerne gelesen, weil er es einfach schafft, schöne Sätze zu formulieren, über die seine Geschichte dann auch für Surf-Laien wie mich transportiert und spannend wird. Handlungstechnisch hätte es dann gegen Ende etwas weniger Surfen und etwas mehr Leben sein dürfen, aber das ist einfach Geschmackssache.

Das Buch bietet auf jeden Fall, was es verspricht - eine sommerliche Lektüre und Einblicke in ein aufregendes Leben und eine mir völlig neue Welt, die ich nach diesem Buch aber gerne mal betreten würde :)

Veröffentlicht am 07.06.2018

Der Sommer danach und wonach überhaupt

Der rote Swimmingpool
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Adams Eltern scheinen einfach nur perfekt, schienne sich sogar nach all den Jahren des Zusammenlebesn noch zu lieben - bis sein Vater die Familie eines Tages ohne ein Wort verlässt. Für Adam zerbricht ...

Adams Eltern scheinen einfach nur perfekt, schienne sich sogar nach all den Jahren des Zusammenlebesn noch zu lieben - bis sein Vater die Familie eines Tages ohne ein Wort verlässt. Für Adam zerbricht eine Welt und in einem Racheakt lässt er sich zu einer Tat hinreißen, in der der das gleiche mit dem Leben anderer versucht. Während Adam langsam seine Vergangenheit verarbeitet, lernt er im Sommer Tina kennen und mit ihr die Liebe. Und auf einmal scheint alles wieder besser zu werden.

"Der rote Swimmingpool" wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Wir sind immer ein Kapitel in Adams Vergangenheit, in der Geschichte rund um die Trennung seiner Eltern, und dann wieder eins in dem Sommer, in dem er Tina trifft. Das macht die Geschichte sehr spannend und dadurch, dass beide Handlungsstränge jede Menge Konflikte bieten, will man das Buch als Leser am liebsten gar nicht aus der Hand legen, sondern in einem Rutsch verschlingen. Obwohl beide Stränge aus Adams Sicht erzählt werden, bin ich nicht einmal dazu gekommen, sie zu verwechseln, ich wusste immer, wo ich mich gerade befand. Das kann auch daran liegen, dass sie in unterschiedlichen Zeitformen geschrieben sind. Das war auf jeden Fall sehr hilfreich.

Die Personen sind alle sehr individuell, nicht durchgängig sympathisch, wenn ich überlege, war die Mehrheit eher unsympathisch, aber das machte überhaupt nichts, war im Gegenteil eher erfrischend. Adam mochte ich als Protagonist sehr gerne und ich habe ihn gerne begleitet. Besonders gemocht habe ich seinen besten Freund Tom - ein richtiges Original und sehr liebenswert. Adams Begeisterung für Tina konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber da sind die Geschmäcker ja bekanntlich verschieden. Bei Adams Eltern hatte ich hin und wieder Schwierigkeiten nachzuvollziehen, warum sie etwas machten oder eben nicht. Ich habe mich wirklich bemüht sie zu verstehen, aber an manchen Stellen - ich will jetzt hier nicht spoilern - ist mir das leider nicht wirklich gelungen.

Besonders hervorzuheben ist für mich Natalie Buchholz Schreibstil. Sie schreibt wunderbar leichten und gleichzeitig so fesselnd, dass das Buch für mich auch nur über die Sprache hätte funktionieren können. Es fällt mir schwer zu sagen, was genau mir so gut gefallen hat - am besten in die Leseprobe reinschauen - aber der Stil transportierte die Geschichte wunderbar und war für mich eindeutig das Highlight des Buches.

Insgesamt habe ich mich bei der Lekütre von "Der rote Swimmingpool" gut unterhalten gefühlt. Es ist eine lockere und fesselnde Geschichte, rund um ein kleines Familiendrama und einen Sommer, in dem alles besser werden soll.

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Veröffentlicht am 22.04.2018

Porträt einer Klasse

Der gefährlichste Ort der Welt
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Mill Valley ist eine ganz gewöhnliche Kleinstadt mitten in Amerika. Auf den ersten Blick wirkt hier alles beschaulich, aber hinter den Kulissen verbergen sich Abgründe. Jeder Bewohner hat seine ganz eigene ...

Mill Valley ist eine ganz gewöhnliche Kleinstadt mitten in Amerika. Auf den ersten Blick wirkt hier alles beschaulich, aber hinter den Kulissen verbergen sich Abgründe. Jeder Bewohner hat seine ganz eigene Geschichte und doch sind alle Geschehnisse unmittelbar miteinander verwoben.

Im Laufe des Buches lernen wir eine Klasse kennen. Die einzelnen Kapitel tragen Namen wie "Die Schöne", "Der Bemühte", "Der Spezialist" etc. und sind jeweils aus der Sicht eines Schülers geschrieben. Im Laufe des Kapitels wird bereits der Schüler, aus dessen Sicht das nächste Kapitel erzählt wird, eingeführt und näher vorgestellt. Dadurch entsteht ein Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Alle Personen sind sehr individuell und haben ihren eigenen Charakter. Es wird also nie langweilig. Häufig beginnt ein Ereignis aus einer Sicht und das Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Erst im nächsten Teil erfährt man aus der Perspektive einer anderen Person, wie das Ereignis endete. Dadurch wird deutlich wie sehr alle Figuren voneinander abhängen, durch das unterschiedliche Erleben wird aber gleichzeitig auch gezeigt, dass sie einander doch auch fremd sind. Diese Art des Erzählens hat mir einfach sehr gut gefallen.

Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden, aber nach den ersten fünfzig Seiten war ich so gefesselt, dass ich den Rest in einem Rutsch hätte durchlesen können. Ab und zu gab es ein paar Stellen, die sich ein bisschen gezogen haben, weil Ereignisse aufgegriffen wurden, die nicht in direktem Zusammenhang mit der Handlung standen. Das liegt natürlich zu Teil daran, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht erzählt wird und so ständig ein neuer Hauptcharakter mit all seinen Hintergründen eingeführt werden musste. Das ist verständlich, war aber stellenweise ein bisschen zäh.

"Der gefährlichste Ort der Welt" war durch seine Erzählweise für mich ein ungewöhnliches Buch. Auch wenn mir der Einstieg nicht ganz so leicht fiel, hat es mich danach gepackt und begeistert.