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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2020

Toms persönlichster Fall

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Inhalt: Ausgerechnet im Gästehaus der Polizei wird die ans Bett gefesselte und ausgeblutete Leiche des gefeierten Rockstars Brad Galloway gefunden. Noch am Abend vorher war er vor 22.000 Fans in der Berliner ...

Inhalt: Ausgerechnet im Gästehaus der Polizei wird die ans Bett gefesselte und ausgeblutete Leiche des gefeierten Rockstars Brad Galloway gefunden. Noch am Abend vorher war er vor 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne aufgetreten, wo ihm auf der Bühne ein mysteriöser Umschlag überreicht wurde. Dessen Inhalt: Eine wiße Feder in geronnenen Blut. LKA Ermittler Tom Babylon wird mit seinen Kollegen an den Tatort gerufen, doch schon kurze Zeit später wird er überraschenderweise wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen. Der Fall wird für Tom sehr persönlich und verzweifelt versucht er auf eigene Faust zu ermitteln. Die Spur führt 30 Jahre zurück in die ehemalige DDR kurz vor dem Mauerfall - und zu Toms eigener Familie.

Meine Meinung: „Die Hornisse“ ist bereits der dritte Fall für Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns. Ich kenne auch die beiden Vorgänger und hatte deshalb schon etwas Vorwissen, was ich als durchaus positiv und nützlich empfunden habe. Natürlich kann man diesen Thriller aber auch problemlos als Einzelband lesen.
Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Tom, Sita und einigen anderen bekannten Charakteren gefreut, vor allem Sita mag ich sehr gerne. Sie ist nicht nur eine gute Psychologin, sondern beweist Tom auch, dass sie eine sehr loyale Freundin ist und er sich auf sie verlassen kann. Tom macht immer noch der Verlust seiner kleinen Schwester Viola sehr zu schaffen und seine derzeitige Situation lässt ihn oft unprofessionell handeln. Gut gefallen hat mir, dass er wieder Kontakt zu seinem Vater aufgenommen hat. Marc Raabe schafft es, allen Charakteren Leben einzuhauchen und sie authentisch zu beschreiben. Auch die verschiedenen Schauplätze konnte ich mir sehr gut vorstellen.
Das Buch fesselt von Anfang an und durch den mitreißenden Schreibstil und die konstant temporeiche Handlung mit vielen Wendungen und Überraschungen, hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen.
Die Rückblicke in die Vergangenheit - in die DDR im Jahr 1989, kurz vor dem Fall der Mauer - in denen es hauptsächlich um Toms Mutter geht, haben mir sehr gut gefallen, denn sie zeigen unter anderem auch Einblicke in Toms Kindheit und die familiäre Situation. Auch diesen Handlungsstrang fand ich sehr spannend.
Trotz der ganzen Spannung und Dramatik kam mir die überraschende Auflösung, das heißt die Verbindung der beiden Zeitstränge, die dreißig Jahre auseinander liegen, etwas unrealistisch vor. Leider wird auch meine dringendste Frage auch in diesem dritten Teil immer noch nicht beantwortet. Dafür gibt es aber einen überraschenden Cliffhanger am Ende des Buches. Es gibt also noch Hoffnung für mich...

Fazit: Eine rasante und spannende Jagd nach einem skrupellosen Mörder, bei der Tom Babylon diesmal persönlich in den Fokus der Ermittlungen gerät. Ich empfehle „Die Hornisse“ gerne weiter.

Veröffentlicht am 24.11.2020

Ein zauberhafter Kinderbuchklassiker

Anne auf Green Gables
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Inhalt: Avonlea auf Prince Edward Island im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Das ältere Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert will einen Jungen aus dem Waisenhaus aufnehmen, der Matthew bei ...

Inhalt: Avonlea auf Prince Edward Island im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Das ältere Geschwisterpaar Matthew und Marilla Cuthbert will einen Jungen aus dem Waisenhaus aufnehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm Green Gables unterstützen soll. Doch durch ein Missverständnis kommt die elfjährige rothaarige Anne Shirley mit dem Zug an. Der schüchterne Matthew möchte es lieber seiner Schwester Marilla überlassen, dem Mädchen zu sagen, dass es nicht bleiben kann. Doch der quirligen und liebenswerten Anne gelingt es sehr schnell, die Herzen der Geschwister zu erobern und so ändert sich einiges auf Green Gables.

Meine Meinung: „Anne auf Green Gables“ ist ein kanadischer Kinderbuchklassiker von Lucy Maud Montgomery, der bereits 1908 erschienen ist und sofort zum Bestseller wurde. Schon sehr lange wollte ich dieses Buch lesen (oder hören), besonders, nachdem ich die Netflix-Serie „Anne with an E“ gesehen hatte. Dieses gekürzte Hörbuch hat eine Laufzeit von 6 Stunden und 45 Minuten und wird wunderbar von Jessica Schwarz gelesen. Vom Verlag empfohlen für Kinder ab 10 Jahren.
Ich brauchte etwas, um mich an die quirlige Anne und vor allem ihren meistens theatralischen und gestelzten Redefluss zu gewöhnen, doch schon bald hatte ich sie genauso ins Herz geschlossen wie Marilla und Mathew und fand sie sehr amüsant. Am besten gefällt mir an Anne ihre überschäumende Lebensfreude und Fantasie, sowie ihre Liebe zur Natur und den meisten Menschen. Sie ist verträumt, ehrlich und direkt. Wenn sie wegen ihrer roten Haare beleidigt wird, ist sie sehr nachtragend. In Matthew findet sie sofort einen „Seelenverwandten“ und in der gleichaltrigen Nachbartochter Diana endlich die ersehnte „Busenfreundin“. Oft passieren Anne dumme Missgeschicke, doch sie lernt immer aus ihren Fehlern. Obwohl Matthews Rolle in diesem Buch nicht so groß ist, so ist er doch mein Lieblingscharakter. Er ist zwar schüchtern und zurückhaltend, doch er ist auch einfühlsam und kann sich oft gut in Anne hineinversetzen und ihr so eine Freude machen. Auch Marilla liebt Anne sehr, kann und will diese Liebe aber nicht zeigen, weil das nicht mit ihren strengen Ansichten über die richtige Erziehung übereinstimmt. Trotzdem ist auch Marilla immer für Anne da.
Ich war richtig traurig, als das Hörbuch zu Ende war, ich hätte gerne noch länger zugehört…

Fazit: Ein ganz zauberhafter und warmherziger Kinderbuchklassiker, der aber auch Erwachsenen ganz viel Freude bereitet.

Veröffentlicht am 17.11.2020

Konnte mich leider nicht erreichen

Dort, wo die Zeit entsteht
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Inhalt: Die junge Ärztin Katharina sucht nach den Weihnachtstagen in der einsamen Berghütte ihrer Familie Ruhe und Abstand von ihrem anstrengenden Alltag im Krankenhaus. Die alte Irmelin, eine Bergbäuerin, ...

Inhalt: Die junge Ärztin Katharina sucht nach den Weihnachtstagen in der einsamen Berghütte ihrer Familie Ruhe und Abstand von ihrem anstrengenden Alltag im Krankenhaus. Die alte Irmelin, eine Bergbäuerin, die auf einem Hof in der Nähe wohnt, kümmert sich seit vielen Jahren um die Hütte, die meist leer steht - vergessen von den Städtern. Irmelin ist erstaunt und verwirrt, dass ausgerechnet Katharina, die jüngste der Familie, Zuflucht in der Hütte sucht - dass die Hütte sie eingeladen hat. Neugierig geworden, besucht sie Katharina in der Hütte und verwirrt diese mit mystischen Andeutungen über Träume. Was hat es mit den Rauhnächten, der Zeit zwischen den Jahren, auf sich?

Meine Meinung: Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und gehofft, für mich einen echten Buchschatz zu finden. Doch leider gefällt mir dieses Buch überhaupt nicht.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, teilweise poetisch und mystisch, was ich eigentlich sehr mag und was auch sehr gut zu der Geschichte passt, genauso wie die düstere Atmosphäre.
Zitat: „Niemand, nicht die Dörfler aus dem Tal, nicht die Besucher aus der Stadt, niemand weiß, was die Hütte bewacht. Geduckt, geduldig und listig hockt sie am Hang. Jeder der suchen kommt, vergisst, dass er sucht, sobald er in die Nähe der Hütte gelangt. Nur die alte Irmelin kann sich der Hütte nähern, ohne zu vergessen. Sie sucht nicht.“
Zu Beginn war ich noch sehr angetan von diesem Stil, doch je mehr ich las, desto langweiliger und schließlich auch verwirrender wurde die Handlung. Katharina gerät in eine absolut abgedrehte und surreale Traumwelt, mit der ich überhaupt nichts anfangen konnte. Die Mystik der Rauhnächte interessiert mich eigentlich sehr, aber diese Umsetzung hat mir nicht gefallen. Auch die beiden Frauen fand ich nicht besonders sympathisch. Ich wurde beim Lesen immer gelangweilter und unkonzentrierter, so dass ich auch der Handlung immer schlechter folgen konnte. Schließlich habe ich das Buch auf Seite 137 (von 176 Seiten) abgebrochen.

Veröffentlicht am 16.11.2020

Toller 2. Teil

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Inhalt: Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold entbindet im Scheunenviertel die junge Tamar Rothmann von einem gesunden Jungen. Tamar ist Armenierin, lebt aber mit ihrem jüdischen Ehemann Zvi und dessen Eltern ...

Inhalt: Berlin 1923. Die Hebamme Hulda Gold entbindet im Scheunenviertel die junge Tamar Rothmann von einem gesunden Jungen. Tamar ist Armenierin, lebt aber mit ihrem jüdischen Ehemann Zvi und dessen Eltern ganz nach deren eigenen strengen Regeln. Ihre Schwiegermutter Ruth macht kein Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber der christlichen Schwiegertochter. Als nach zwei Tagen das Baby plötzlich spurlos verschwunden ist und das die Familie Rothmann kaum zu kümmern scheint, stellt Hulda eigene Nachforschungen an. Gleichzeitig ermittelt Kommissar Karl North gegen Kinderhändler. Gibt es da einen Zusammenhang? Dann gerät Hulda bei ihrer Spurensuche selbst in Gefahr, als sich im Scheunenviertel der Judenhass in einem Pogrom entlädt.

Meine Meinung: Nachdem mir der erste Teil „Schatten und Licht“ noch nicht hundertprozentig gefallen hat, wurden meine Erwartungen bei „Scheunenkinder“ übertroffen. Das Schöne an Fortsetzungen, bzw. 2. Teilen ist, dass die wichtigen Charaktere bereits bekannt sind und man sich nicht mehr lange mit deren Charakterisierungen und Kennenlernen aufhalten muss. Während ich im 1.Teil anfangs noch meine Probleme mit Hulda hatte, so gefiel sie mir in dieser Geschichte von Anfang an richtig gut. Sie ist eine sehr fähige und vor allem empathische Hebamme.
Hulda und Karl sind inzwischen eine Verbindung eingegangen, die aber (Zitat:) „schwankte wie ein Schilfrohr im Wind.“ Da beide unter Beziehungsängsten leiden und vor allem Karl eine traumatische Kindheit hatte, ist ihre Beziehung ein ständiges Auf und Ab. Außerdem ist Karl leider immer noch abhängig vom Alkohol, um überhaupt arbeiten zu können und den Tag zu überstehen. Bisher kann ich Karl auch noch nicht richtig einschätzen.
Gut gefallen hat mir auch, dass Hulda eine neue Freundin gewinnt: die verwitwete Apothekerin Jette. Ich hoffe, sie ist im nächsten Teil wieder dabei. Aber auch Frau Wunderlich, Huldas Vermieterin hat mir in diesem Teil wirklich gut gefallen. Trotz ihrer harten Schale hat sie doch einen weichen Kern.
Anne Stern beschreibt sehr lebendig und anschaulich die Situation in Berlin im Jahr 1923 und versetzt den Leser gekonnt für ein paar Stunden in die Vergangenheit. Deutschland befindet sich mitten in der Inflation und die Preise steigen unaufhörlich. Hausfrauen tragen ihr Einkaufsgeld (Packen von Geldscheinen) in Koffern und Ziehwägelchen und stehen sich für ein wenig Milch und Brot die Füße platt. Zudem macht sich der Judenhass immer stärker und deutlicher bemerkbar. Sogar für die Inflation werden die Juden verantwortlich gemacht! Schließlich führt der Zorn der angespannten und entnervten Bevölkerung zu heftigen Ausschreitungen. Und Hulda, die sich zu der Zeit zufällig im Scheunenviertel aufhält, in dem es viele jüdische Geschäfte und Wohnhäuser gibt, gerät in ernste Gefahr.
Huldas Suche nach dem Neugeborenen ist zwar nicht besonders spannend, aber es handelt sich hier auch um einen Roman und nicht um einen Krimi. Mich hat die Geschichte von Anfang an gefesselt und gut unterhalten und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die im April nächsten Jahres erscheint.

Fazit: Ein gut recherchierter und fesselnder historischer Roman mit vielen großartig gezeichneten Charakteren und vor allem einer tollen Protagonistin.

Veröffentlicht am 10.11.2020

Sardinien im Oktober 1922

Die sardische Hochzeit
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Inhalt: Sardinien, Oktober 1922. Es ist kurz vor Mussolinis Machtergreifung und ganz Italien steht an der Schwelle eines politischen Umschwungs. Auch in Sardinien brodelt es und ausgerechnet jetzt kommt ...

Inhalt: Sardinien, Oktober 1922. Es ist kurz vor Mussolinis Machtergreifung und ganz Italien steht an der Schwelle eines politischen Umschwungs. Auch in Sardinien brodelt es und ausgerechnet jetzt kommt Leo Lanteri, Kriegsveteran und Erbe einer ligurischen Olivenplantage auf die Insel. Da er in seiner Heimat im Streit einen Faschisten getötet hat, muss er untertauchen, bis sein Vater die Sache auf seine Weise geregelt hat. Leo, der als Fremder vom Festland nicht überall gern gesehen ist, ist auf der Suche nach einer bestimmten Olivensorte - der pecora nora - als er auf dem Landgut des Mussolini Anhängers Soriga dessen eigenwillige Tochter Gioia kennenlernt und sich sofort in sie verliebt. Doch Gioia ist bereits verlobt und wird in einer Woche heiraten.

Meine Meinung: Ich muss zugeben, dass ich mich mit dem Buch zuerst sehr schwer getan habe. Grit Landau verknüpft in ihrem Buch politische Entwicklungen und historische Ereignisse mit einer fiktiven Romanhandlung. Das war nicht das, was ich inhaltlich erwartet hatte und trotz des wirklich tollen und flüssigen Schreibstils kam ich eine Weile nur langsam mit dem Lesen voran. Auch die Liebesgeschichte zwischen Leo und Gioia beginnt relativ spät und kommt meiner Meinung nach zu kurz. Doch spätestens nach der Hälfte des Buches packte mich die Geschichte immer mehr. Auch Leo mochte ich gern. Trotz seiner traumatischen Kriegserfahrungen und wiederkehrenden Albträume ist er mutig und selbstbewusst.
Sehr gut gefallen haben mir zu Beginn jeden Kapitels die ausführlichen Erklärungen zu den alten sardischen Mythen und Gebräuchen, sowie die vielen sardischen Ausdrücke im Text.
Ich wusste bisher noch nicht viel von Italiens Geschichte und habe schon während des Lesens einiges nachgeschlagen, z.B. Die Isonzo-Schlacht, Mussolinis „Marsch auf Rom“ und seine Machtergreifung.
Das Ende der Geschichte war für mich völlig überraschend und hat mir richtig gut gefallen.

Fazit: Obwohl der Titel des Buches eher eine Liebesgeschichte vermuten lässt, ist diese eher eine Nebenhandlung des Romans. Der Schwerpunkt liegt auf dem politischen Geschehen und dem geschichtlichen Hintergrund. Ich persönlich hätte es mir genau umgekehrt gewünscht. Trotzdem habe ich das Buch nach anfänglichen Schwierigkeiten gerne gelesen.