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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2018

Eine zauberhafte Winter- und Weihnachtsgeschichte

Sternstunde
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Inhalt: Die fast achtjährige Kim hat am Heiligen Abend Geburtstag. Deshalb hat der Weihnachtsstern eine ganz besondere Bedeutung für sie. Als sie im Radio hört, der Stern wäre nur ein Komet aus Gas und ...


Inhalt: Die fast achtjährige Kim hat am Heiligen Abend Geburtstag. Deshalb hat der Weihnachtsstern eine ganz besondere Bedeutung für sie. Als sie im Radio hört, der Stern wäre nur ein Komet aus Gas und Staub, ist sie fassungslos. Der nette Astrophysiker Arthur Sanftleben aus der Nachbarschaft erklärt ihr daraufhin einiges über „ihren“ Stern.

Meine Meinung: Diese kurze, aber wunderschön erzählte Winter- und Weihnachtsgeschichte verbreitet sehr schnell eine angenehme und wohlige Atmosphäre. Die kleine Kim muss man einfach sofort gernhaben und auch ihr Bruder und ihre Eltern sind sehr liebenswert. Eine gut gelaunte und harmonische Familie in der Vorweihnachtszeit. Auch die anderen Charaktere sind sehr warmherzig beschrieben und wirklich sympathisch. Sogar Kims Mitschüler Max hat seine netten Seiten und das Ende hat mir besonders gut gefallen.
Die Erklärungen von Herrn Sanftleben - übrigens ein sehr passender Name für den Mann - fand ich sehr schön und kindgerecht.

Fazit: „Sternstunde“ von Karin Kalisa ist ein optisch und inhaltlich ganz bezauberndes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Eindringlich und schockierend

Grenzgänger
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Inhalt: In den harten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod der Mutter, versucht die 14 jährige Henni, den Lebensunterhalt für sich und ihre drei jüngeren Geschwister mit Kaffee-Schmuggel zu verdienen. ...

Inhalt: In den harten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod der Mutter, versucht die 14 jährige Henni, den Lebensunterhalt für sich und ihre drei jüngeren Geschwister mit Kaffee-Schmuggel zu verdienen. Ihr Vater ist seit der Rückkehr aus dem Krieg ein gebrochener Mann und kümmert sich nicht mehr um die Kinder. Seine Zeit verbringt er in der Kirche oder im Wirtshaus. Nach einem tragischen Unfall während einer Schmuggel-Tour wird Henni verhaftet und in eine Besserungsanstalt gesteckt. Ihre Geschwister kommen auf Wunsch des Vaters in ein kirchliches Kinderheim, wo Matthias, der älteste Bruder bald darauf an einer Lungenentzündung stirbt.
Erst Jahre später erfährt Henni von den katastrophalen Zuständen im Kinderheim und geht vor Gericht. Das hat ungeahnte Folgen…

Meine Meinung: Der Titel „Grenzgänger“ bezieht sich in diesem Buch auf die Gruppe von Menschen, die die deutsch-belgische Grenze überqueren um Kaffee zu schmuggeln.
Der Roman wechselt zwischen drei verschiedenen Zeitebenen und Personen. Ziemlich schnell erkennt man aber die Zusammenhänge und den Sinn dieser gut gelungenen Struktur.
Die Handlung im Herbst 1970 (im Buch die Gegenwart) wird aus der Sicht von Elsa erzählt, einer ehemaligen Nachbarin und immer noch guten Freundin von Henni. Obwohl es nicht um Elsas Geschichte geht, spielt sie eine wichtige Rolle in diesem Buch und wurde mir immer sympathischer. Einige Monate zuvor, im April 1970, wird um Thomas von seinem Freund Fried, Hennis jüngstem Bruder, gebeten, in der Verhandlung gegen eine Ordensschwester des Heims, auszusagen. Thomas, Fried und Matthias hatten sich im Kinderheim kennengelernt und angefreundet. Durch Thomas Erinnerungen erfährt der Leser von den grausamen Erziehungsmethoden der Schwestern. Der lange Aufenthalt im Heim hat Thomas stark geprägt und verletzlich gemacht. Hennis Geschichte beginnt schon 1945 und erzählt von der großen Verantwortung, die sie nach dem Tod ihrer Mutter für ihre Geschwister übernimmt, und die sie ein Leben lang begleitet. Sie zeigt viel Mut und Stärke und stellt ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund.
Die schwere Nachkriegszeit wird hier sehr eindringlich geschildert. Der Hunger und die Entbehrungen, die schlechte medizinische Versorgung, die psychischen Probleme der Kriegsheimkehrer, der tägliche Kampf ums Überleben und die schlimmen Zustände in einigen Kinderheimen. Der Schreibstil von Mechtild Borrmann ist wie gewohnt flüssig und packend und die Protagonisten wirken absolut authentisch. Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, beruht sie auf historischen Hintergründen.

Fazit: Das Buch ist ein Stück Zeitgeschichte, das mich berührt und schockiert hat.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Eine zauberhafte Liebesgeschichte

Ein Winter voller Blumen
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Inhalt: Herbst / Winter in Paris: Die junge Fleur Danton hat sich mit dem kleinen Blumenladen „Fleurs de Fleur“ einen Traum erfüllt. Doch die Geschäfte laufen nicht gut und sie ist stets kurz davor, ihren ...

Inhalt: Herbst / Winter in Paris: Die junge Fleur Danton hat sich mit dem kleinen Blumenladen „Fleurs de Fleur“ einen Traum erfüllt. Doch die Geschäfte laufen nicht gut und sie ist stets kurz davor, ihren bezaubernden Laden schließen zu müssen. Nicholas Matin, der erst seit Kurzem in dem vornehmen Hotel Louis XV in der Abteilung für Reklamation und Problemfälle arbeitet, betritt eines nasskalten Novembertages den Blumenladen - obwohl er niemanden hat, dem er Blumen schenken könnte - und ist sofort von Fleur verzaubert. Von nun an zieht ihn das Fleurs de Fleur magisch an…

Meine Meinung: Der Schreibstil hat mir von Anfang an überaus gut gefallen. Er ist ruhig, warmherzig und sehr anschaulich. Die beiden Protagonisten, Fleur und Nicholas, muss man einfach gern haben. Auch alle Nebencharaktere sind wunderbar lebendig beschrieben. Fleur ist eine starke Frau, die trotz vieler Tiefschläge letztendlich nicht aufgibt. Man spürt ihre Liebe zu Blumen (und die der Autorin) und wenn man die Beschreibungen ihres Blumenladens liest, spürt man die zauberhafte und entspannte Atmosphäre dort.
Nicholas ist in seinem Beruf kompetent und durchsetzungsfähig, doch wenn es um Fleur geht, wird er unsicher und ungeschickt. Außerdem hat er ein gutes Herz und ein Gewissen.
Obwohl die beiden sich sehr mögen, finden sie durch Missverständnisse nur sehr schwer zueinander.
Diesen Roman liest man am besten in eine Decke gekuschelt und mit einer Tasse Tee, denn dann kann man ganz in die Geschichte eintauchen und befindet sich im wunderschönen winterlichen Paris, hört den Wind und spürt die Kälte, besucht Fleurs gemütlichen Blumenladen und fiebert einem Happy End entgegen.

Fazit: Eine zauberhafte, altmodische Liebesgeschichte, wie man sie sonst kaum noch findet und die im Leser ein warmes Gefühl hinterlässt.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Nach dem ersten Weltkrieg

Das Licht zwischen den Zeiten
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Inhalt: Westpreußen 1918. Der erste Weltkrieg ist verloren und politische Unruhen und Revolten mehren sich. Auf dem Gut Frommberg der Familie von Dahlwitz scheint die Zeit dagegen stehen geblieben zu sein. ...

Inhalt: Westpreußen 1918. Der erste Weltkrieg ist verloren und politische Unruhen und Revolten mehren sich. Auf dem Gut Frommberg der Familie von Dahlwitz scheint die Zeit dagegen stehen geblieben zu sein. Häufig sind Gäste da und es wird gefeiert. Doch dann verliebt sich die Tochter Helen in ihren Adoptivbruder Georg, was vor allem ihre Mutter Donata nicht akzeptieren will und kann. Sie verbietet den Liebenden die Beziehung und verliert so letztendlich beide. Jahre später verliebt sich die jüngste Tochter Rudela in ihren entfernten Cousin Justus, was zunächst positiv erscheint. Bis sich herausstellt, dass Justus ein aktiver Nationalsozialist der ersten Stunde ist…

Meine Meinung: Das Cover hat mich sofort angesprochen und auch der Klappentext hat mir gefallen.
In „Das Licht zwischen den Zeiten“ erzählt die Autorin Sophia von Dahlwitz (der Name ist aus Rücksicht auf ihre Familie ein Pseudonym) die Geschichte ihrer Vorfahren. In diesem Roman geht es nicht vorrangig um die Liebesgeschichte von Helen und Georg, sondern auch um die unruhige politische Situation in Deutschland nach dem ersten Weltkrieg. Von dieser Zeit habe ich noch keinen Roman gelesen und fand es deshalb sehr interessant. Ich war überrascht, wie viele Anhänger Hitler zu dieser Zeit schon hatte. Und das aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten.
Helen und Georg sind beide noch sehr jung, als sie sich ineinander verlieben und sich sind ihrer Gefühle nicht immer sicher. Donata (nicht gerade eine liebevolle und sympathische Mutter) ist strikt gegen diese Verbindung. Mich konnte diese Liebesgeschichte, die sehr nüchtern erzählt wird, leider nicht berühren. Ich bin weder mit Helen und Georg, noch mit den anderen Charaktere besonders warm geworden.
Obwohl sich das Buch flüssig lesen ließ und ich viele Kapitel interessant und gut fand, haben mir der Schreibstil und die Sprache mit den vielen, im heutigen Sprachgebrauch wenig geläufigen Wörtern, sowie den eingeschobenen Passagen mit Erklärungen - was wäre wenn… - nicht gefallen. Auch die Passagen aus der heutigen Zeit in Kursivschrift, haben mich irritiert und den Lesefluss sehr gestört.

Fazit: Bei diesem Buch gehen die Meinungen auseinander. Viele Leser sind total begeistert, doch mich konnte die Geschichte leider nicht richtig packen.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Eine Reise in die Vergangenheit

Das rote Adressbuch
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Inhalt: Doris ist 96 und lebt allein in einer Wohnung in Stockholm. Täglich kommt eine Pflegerin, die sie sie ziemlich lieblos versorgt. Ansonsten sind die einzigen Lichtblicke in ihrem Leben die Gespräche ...

Inhalt: Doris ist 96 und lebt allein in einer Wohnung in Stockholm. Täglich kommt eine Pflegerin, die sie sie ziemlich lieblos versorgt. Ansonsten sind die einzigen Lichtblicke in ihrem Leben die Gespräche über Skype mit ihrer Großnichte Jenny, die mit ihrer Familie in San Francisco lebt. Doris beginnt anhand der Einträge in ihrem roten Adressbuch, das sie als Zehnjährige von ihrem Vater zum Geburtstag geschenkt bekommen hat und seitdem wie einen Schatz hütet, für Jenny ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ihre Reise der Erinnerungen geht von Schweden nach Paris, New York, England und zurück nach Schweden. In Gedanken ist sie immer bei dem Mann, den sie nie vergessen konnte…

Meine Meinung: Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart berichtet Sofia Lundberg von der alten und vereinsamten Doris, die trotz ihrer körperlichen Gebrechen allein in ihrer Wohnung lebt. Alle Verwandten und Freunde, deren Namen sie in ihrem Adressbuch notiert hat, sind inzwischen gestorben. Ihr ist nur noch ihre Großnichte Jenny geblieben, doch die wohnt weit weg in San Francisco. Doris möchte Jenny, sozusagen als Erbe, ihre bewegte Lebensgeschichte hinterlassen und beginnt, anhand der Namen in ihrem Adressbuch, sich zu erinnern und zu schreiben. In Rückblicken wird Doris Vergangenheit, die Menschen, die ihr Leben geprägt haben, sowie ihre schönen und schlimmen Erlebnisse, wieder lebendig.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Er ist klar, einfach und sehr schnell zu lesen. Gerade die Kapitel in der Vergangenheit werden relativ kurz und ohne überflüssige Beschreibungen erzählt. Schon nach kurzer Zeit war ich so von dem Buch gefesselt, dass ich es nur zwischendurch ungern weggelegt habe.
Jenny und Doris haben mir beide gut gefallen. Doris hat trotz ihrer Situation ihren Humor nicht verloren und Jenny zeigt der alten Dame ihre Liebe und Zuneigung ganz deutlich. Vor allem die Geschehnisse in der Gegenwart haben mich sehr berührt. Die gebrechliche und einsame Doris, die außer Jenny niemanden mehr hat, tat mir unglaublich leid.
Das Ende ist zwar unglaubwürdig und konstruiert, rundet aber die Geschichte sehr schön ab und hat mir deshalb gut gefallen.

Fazit: „Das rote Adressbuch“ ist ein berührender und schöner Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Vielleicht bringt die Geschichte von Doris ja Einzelne dazu, sich etwas mehr um einsame ältere Menschen zu kümmern.