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Veröffentlicht am 11.03.2021

Heuschrecken im Paradies

Sommer der Träumer
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Erica ist 17, als ihre Mutter stirbt. Sie lebt mit ihrem dominanten Vater in einer riesigen Wohnung in London, um die sie sich fortan nach dem Willen des Vaters kümmern soll. Als ein an ihre Mutter adressiertes ...

Erica ist 17, als ihre Mutter stirbt. Sie lebt mit ihrem dominanten Vater in einer riesigen Wohnung in London, um die sie sich fortan nach dem Willen des Vaters kümmern soll. Als ein an ihre Mutter adressiertes Buch aus Griechenland ankommt, ist Erica fasziniert, denn Autorin des Buchs ist Charmian, eine frühere Nachbarin, die vor ein paar Jahren auf die griechische Insel Hydra ausgewandert ist und dort in einer Künstlerkolonie lebt. Da Erica von ihrer Mutter eine größere Geldsumme geerbt hat, ist für sie klar: sobald sie 18 ist, wird sie mit ihrem älteren Bruder Bobby und ihrem Freund Jimmy nach Hydra fahren.
Auf Hydra erwartet sie ein bunt zusammengemischter Haufen von mehr oder weniger talentierten Autoren und Malern aus aller Herren Länder. Die Zusammensetzung ändert sich ständig, fast täglich kommen neue Leute an oder reisen ab, und die Vielzahl der Namen ist sehr verwirrend, zumal einige Personen einmal und dann nie wieder erwähnt werden. Nur George und Charmian, die als „Inselkönigin“ bezeichnet wird, leben seit Jahren auf Hydra und sind, abgesehen von der Inselkneipe, der Umschlagplatz für Klatsch und Tratsch, wovon es jede Menge gibt. Angeblich wird Charmian selbst von den Einheimischen als Inselkönigin angesehen, was ich doch stark bezweifle. So, wie die Expats sich auf Hydra benehmen (Alkohol- und Drogenexzesse, halbnackt und tabulos), sehen die Einheimischen sie wahrscheinlich eher wie einen Heuschreckenschwarm: lästig, aber irgendwann verschwindet er wieder.
Sonderlich aufregend ist der Alltag der Künstler nicht und entsprechend wenig fesselnd ist das Buch. Ich hatte mich für die Geschichte interessiert, weil ich früher selbst gerne mit dem Rucksack in Griechenland unterwegs und gespannt war, ob das Buch die Erinnerungen von damals zum Leben erweckt. Die Atmosphäre eines griechischen Sommers wird gut beschrieben, doch leider sind mir die Protagonisten allesamt nicht sonderlich sympathisch. Am ehesten noch Erica, doch was mir überhaupt nicht gefällt, ist, wie sie ihre eigenen Interessen vollkommen hintenan stellt, damit Bobby und Jimmy sich künstlerisch verwirklichen können. Was mich sehr gewundert hat, ist, dass der Alltag auf der Insel bis ins letzte ermüdende Detail beschrieben wird, das einschneidendste Ereignis in Ericas Leben während dieser Zeit aber so lapidar abgehandelt wird, dass ich mir nicht sicher war, ob ich es überhaupt richtig verstanden hatte.
Am Ende des Buchs erfahren wir, was aus den Träumern jenes Sommers in ihrem späteren Leben geworden ist. Es scheint, als ob für einige die Zeit auf Hydra die einzig gute Zeit im Leben gewesen ist.
Ich habe mich, ehrlich gesagt, ziemlich durch das Buch gequält und musste es zwischenzeitlich weglegen, weil es mich so gelangweilt hat. Leider ganz und gar nicht das, was ich mir aufgrund der Leseprobe und des Klappentexts versprochen hatte.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Ein Sommer wie kein anderer

Hard Land
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Der 15jährige Sam hat es nicht leicht. In der Schule ist er ein Außenseiter und seine Mutter ist schwer krank. Als die Sommerferien beginnen, beschließen Sams Eltern, ihn zu seiner Verwandtschaft nach ...

Der 15jährige Sam hat es nicht leicht. In der Schule ist er ein Außenseiter und seine Mutter ist schwer krank. Als die Sommerferien beginnen, beschließen Sams Eltern, ihn zu seiner Verwandtschaft nach Kansas zu schicken. Doch Sam hat überhaupt keine Lust darauf, zumal die beiden Cousins ihm in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht haben. Als er am Kino seines Heimatortes Grady den Aushang „Aushilfe gesucht“ sieht, bewirbt er sich um den Job und wird genommen.
Dort lernt er das eingeschworene Team Kirstie, Cameron und Hightower kennen. Die drei sind zwei Jahre älter als Sam und kennen sich schon ewig. Nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den vieren und Sam lernt, aus sich herauszugehen. Besonders die unkonventionelle Kirstie hat es ihm angetan, doch sie hat einen festen Freund. Was sie allerdings nicht davon abhält, mit Sam zu flirten...
Sam erlebt zum ersten Mal im Leben, wie es ist, einer Clique anzugehören, stundenlang zu diskutieren, nachts auf dem Dach des Kinos die Sterne anzuschauen, Dinge zu tun, die noch vor kurzem undenkbar gewesen wären. Es ist der schönste und gleichzeitig der traurigste Sommer seines bisherigen Lebens, denn leider gehört seine Mutter nicht zu den 30 Prozent derer, die den Krebs überleben.
„Hard Land“ ist ein wunderschöner Coming-of-Age Roman, manchmal urkomisch, dann wieder herzzerreißend traurig. Benedict Wells versteht es wie kein anderer, mit Worten zu malen, Stimmungen zu erzeugen und seine Leser in den Bann zu schlagen. Ich hätte ewig weiterlesen mögen, allerdings ist das Ende absolut perfekt. Ein beeindruckender Roman, der noch lange in mir nachwirken wird!

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Gigantisch gut

Der Solist
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Neuhaus, Ermittler beim BKA, wird für einen Sondereinsatz von Frankfurt nach Berlin geschickt. Die Kollegen von der Sondereinheit Terrorabwehr, kurz SETA, sind nicht gerade begeistert darüber, dass Neuhaus ...

Neuhaus, Ermittler beim BKA, wird für einen Sondereinsatz von Frankfurt nach Berlin geschickt. Die Kollegen von der Sondereinheit Terrorabwehr, kurz SETA, sind nicht gerade begeistert darüber, dass Neuhaus ihnen bei der Aufklärung des Mordes an dem jüdischen Aktivisten David Schuster quasi vor die Nase gesetzt wird. Nur die deutsch-türkische Kollegin Grabowski ist offen für eine Zusammenarbeit und lässt sich von Neuhaus’ kurz angebundener Art nicht abschrecken.
Es wird davon ausgegangen, dass der Mörder aus islamistischen Kreisen stammt, da bei der Leiche ein Bekennerschreiben des „Kommando Anis Amri“ gefunden wurde. Neuhaus und Grabowski suchen daher zunächst im Dunstkreis um den Terroristen Anis Amri, der den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz begangen hatte, nach dem Schuldigen. Dann wird eine zweite Person ermordet. Dieses Mal handelt es sich um eine bekannte muslimische Anwältin. Was verbindet die beiden Opfer?
Die Geschichte spielt kurz vor der letzten Bundestagswahl 2017. Die Themen, die dieser Roman behandelt, sind so aktuell wie damals: Fremdenhass, islamistische Gewalt, Rechtsextremismus, auch in den Reihen der Polizei.
Jan Seghers Schreibstil hat mir ausnehmend gut gefallen. Seine Sätze sind kurz und prägnant mit einer gehörigen Portion Wortwitz. Es war ein Vergnügen, diesen Roman zu lesen, zumal er auch durchgehend spannend und hervorragend recherchiert ist.

Für mich war dies der erste Roman von Jan Seghers, aber mit Sicherheit nicht der letzte. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung der Reihe um den eigenwilligen Ermittler Neuhaus. Möglicherweise wird ja auch Suna-Marie Grabowski darin wieder eine Rolle spielen?

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Veröffentlicht am 13.02.2021

Geheimnisvolle Julia

Die Frau vom Strand
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Rebecca lebt seit einer Fehlgeburt, nach der sie Hamburg verlassen wollte, mit ihrer Frau Lucy in dem beschaulichen Küstenort Rerik an der Ostsee. Sie haben sich ein Häuschen in Strandnähe gekauft. Inzwischen ...

Rebecca lebt seit einer Fehlgeburt, nach der sie Hamburg verlassen wollte, mit ihrer Frau Lucy in dem beschaulichen Küstenort Rerik an der Ostsee. Sie haben sich ein Häuschen in Strandnähe gekauft. Inzwischen haben sie ein kleines Mädchen, Greta. Während Rebecca die ganze Woche mit Greta in Rerik ist, arbeitet Lucy in Hamburg und verbringt nur die Wochenenden und einen Abend unter der Woche in Rerik.
Eines Morgens lernt Rebecca, die sehr zurückgezogen lebt, unter ziemlich ungewöhnlichen Umständen am Strand eine junge Frau kennen. Die beiden sind sich sympathisch und verabreden sich jeden Tag für den Rest der Woche. Am Samstag möchte Rebecca Lucy die neue Freundin vorstellen, doch Julia taucht nicht auf, sie ist wie vom Erdboden verschwunden. Rebecca versteht die Welt nicht mehr und beginnt, nach Julia zu suchen und merkt dabei, dass Julia nicht mit offenen Karten gespielt hat.
Nach einer Auseinandersetzung mit Lucy verschwindet Rebecca mit Greta. In dieser Nacht kommt Lucy ums Leben. Ein Nachbar findet sie am nächsten Morgen tot am Strand. Bald ist klar, dass es kein Unfall war. Wer hatte einen Grund, die überaus beliebte Lucy umzubringen?
„Die Frau am Strand“ ist ein gut konstruierter und packender Kriminalroman, als Thriller würde ich das Buch allerdings nicht bezeichnen. Momentan scheint dies eine Unart zu sein, jedes Buch als „Thriller“ anstatt als Kriminalroman oder Roman auszuweisen. Ich finde das äußerst ärgerlich. In diesem Fall ist die Story wenigstens wirklich spannend. Die Autorin hat es geschafft, mich mit unvorhersehbaren Wendungen immer wieder zu überraschen. Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht.

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Wirkt besser als jede Schlaftablette

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
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Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party ...

Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party – die Plus-Ohne Party -, bei der viel getrunken und noch mehr geklatscht wird.
Im Sommer 2018 verschwindet an diesem Abend Sadie, Tochter einer wohlhabenden Familie und beste Freundin der Protagonistin Avery. Es sieht so aus, als ob Sadie sich von den Klippen gestürzt hätte. Avery glaubt von Anfang an nicht an Selbstmord, doch hat sie keine Beweise dafür, dass Fremdverschulden vorliegt.
Erst ein Jahr später stößt sie zufällig auf das Handy der Toten sowie auf Ungereimtheiten, denen Sadie anscheinend kurz vor ihrem Tod auf die Spur gekommen ist...

„Perfect Secret“ wird von Verlag als „Thriller“ bezeichnet, außerdem sticht der rote Aufkleber „Spiegel Bestseller-Autorin“ sofort ins Auge. Ich hatte mich daher auf eine spannende Lektüre gefreut, doch meine Erwartungen wurden keineswegs erfüllt. Das Buch ist äußerst ausschweifend und langatmig. Der Schreibstil der Autorin ist ermüdend, jede Menge verkürzte Sätze, Andeutungen, Gedankensprünge. Zu allem Überfluss lässt die Übersetzung sehr zu wünschen übrig. Es finden sich Sätze wie „Ich ließ die Spannung mich strammziehen wie einen Draht“ oder „...ihre Wange und ein hellbraunes Auge, gerunzelt vom Lachen“. Werden Bücher heutzutage nicht mehr Korrektur gelesen?!
Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, nur die letzten 50 Seiten sind spannend. Alles in allem eher eine Lektüre für Leute, die an Einschlafstörungen leiden, als ein Thriller. Muss man definitiv nicht gelesen haben.

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