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Veröffentlicht am 26.01.2021

Unbekanntes Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
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„Das Verschwinden der Erde“ spielt in einem Teil der Welt, von dem ich rein gar nichts wusste, schon allein deshalb wollte ich dieses Buch lesen. Das Buch beginnt mit der Entführung zweier kleiner Mädchen. ...

„Das Verschwinden der Erde“ spielt in einem Teil der Welt, von dem ich rein gar nichts wusste, schon allein deshalb wollte ich dieses Buch lesen. Das Buch beginnt mit der Entführung zweier kleiner Mädchen. Es wird viel Spannung aufgebaut und ich war gespannt zu lesen, wie es weitergeht. Immerhin war das Buch als literarischer Thriller angekündigt. Was dann folgte, waren voneinander unabhängige Kapitel über Frauen, die alle irgendetwas mit der Entführung verband. Dies wurde jedoch sehr weit ausgelegt, es reichte schon, dass der Freund der einen Frau an der Suchaktion teilgenommen hatte oder eine andere Sekretärin an der Schule war, die die entführten Mädchen besuchten. Wer also erwartet, dass es sich um eine fortlaufende Ermittlung handelt, wird enttäuscht.
Ich fand die einzelnen Kapitel nicht uninteressant. Kamtschatka ist eine Halbinsel in Russland, die lange Zeit regelrecht von der Außenwelt abgeschnitten war. Für manchen war das „die gute alte Zeit“, denn es kamen keine Touristen oder Gastarbeiter ins Land. Es gibt dort etliche indigenen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise Ewenen und Tschutschuken, die dunkelhäutiger sind und von vielen „Weißen“ mit Argwohn betrachtet werden. Diesen unterschwelligen Rassismus und die damit verbundenen Vorurteile spricht das Buch auch an.
Die Sprache der Autorin hat mir sehr gut gefallen, sie ist sehr bildhaft und lyrisch. Ich mag eigentlich kaleidoskophafte Bücher, in denen jedes Kapitel ein Teil eines Puzzles ist. Aber der Sinn der einzelnen Kapitel hat sich mir nicht immer erschlossen. Es war auch ausgesprochen anstrengend, die vielen Namen auseinanderzuhalten. Es gab zwar eine Auflistung der Hauptpersonen und –familien, aber trotzdem war es nicht einfach, nicht zuletzt deshalb, weil viele der Personen mit ihrem Kosenamen bezeichnet wurden, z.B. Jekaterina, genannt Katja, Alexandra, genannt Sascha usw.
Meine Hauptkritik bezieht sich auf den Klappentext, der einfach vollkommen irreführend ist. Doch dafür kann die Autorin nichts. Was allerdings der Autorin anzulasten ist, ist der für mich unbefriedigende Schluss. Es bleiben viele Fragen offen, die ich hier allerdings nicht stellen kann ohne zu spoilern.
Die bildhafte Sprache hat für mich vieles wettgemacht, aber das Buch war bei weitem nicht so spannend wie erhofft. Durch manche Kapitel habe ich mich regelrecht gequält und die auf der Rückseite des Covers geäußerte Meinung, dass dieses „Meisterwerk in einer einzigen Nacht verschlungen werden kann“, kann ich nicht teilen. Es ist ein Buch, das in mir nachwirkt und ich bereue nicht, es gelesen zu haben, aber man darf keineswegs einen spannenden Thriller erwarten.

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Veröffentlicht am 23.01.2021

Neues von Michael Sander und Lene Jensen

Sühne
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Zu Beginn muss ich sagen, dass ich leider nicht auf die Reihenfolge der bislang veröffentlichten Romane um Michael Sander und Lene Jensen geachtet habe, so dass ich mir wahrscheinlich einiges vorweg genommen ...

Zu Beginn muss ich sagen, dass ich leider nicht auf die Reihenfolge der bislang veröffentlichten Romane um Michael Sander und Lene Jensen geachtet habe, so dass ich mir wahrscheinlich einiges vorweg genommen habe, denn ich werde die übrigen Bände mit Sicherheit ebenfalls lesen.
Dieser äußerst spannende Krimi beginnt damit, dass sich der schwer kranke Pharmaunternehmer Frank Linden mit dem Journalisten Simon Hallberg trifft. Hallberg soll Lindens Biographie schreiben, in der der Unternehmer brisante Informationen preisgeben möchte. Frank Linden übergibt dem Journalisten ein Tagebuch, doch kurz nach der Übergabe werden beide erschossen, denn es gibt Leute, die um jeden Preis verhindern möchten, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Geistesgegenwärtig ist es Hallberg jedoch gelungen, das Tagebuch zu verstecken, bevor sein Mörder ihn einholte. Außerdem konnte er noch eine Nachricht an seinen Freund Michael Sander schicken.
Michael Sander, dessen gegenwärtiger Auftrag im Bestrafen von pädophilen Filmemachern besteht, beschließt, den Mörder Hallbergs aufzuspüren. Gleichzeitig ist auch seine Frau Lene Jensen, Kommissarin bei der Reichspolizei, auf den Fall angesetzt. Da Michael Lene verschweigt, was er über den Tod des Journalisten weiß, sie es aber trotzdem herausfindet, herrscht dicke Luft in ihrer Beziehung...
Der Krimi hat mich von Anfang an gefesselt. Es war interessant zu lesen, wie hochentwickelt Drohnen heutzutage sind und auf welch raffinierte und ungewöhnliche Weise Sander und sein Auftraggeber miteinander kommunizieren. Manche Szenen waren für meinen Geschmack etwas sehr brutal und es hat mich schockiert, die näheren Umstände eines Massakers zu erfahren. Ich bin sehr gespannt, welchen Herausforderungen sich Lene Jensen und Michael Sander im nächsten Band stellen müssen!

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Veröffentlicht am 16.01.2021

Jesus' fiktive Ehefrau

Das Buch Ana
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Die 14jährige Ana möchte nichts lieber, als in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Schriftgelehrte zu werden. Im Galiläa des 3. Jahrhunderts nach Christus undenkbar. Allein, dass sie schreiben und ...

Die 14jährige Ana möchte nichts lieber, als in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und Schriftgelehrte zu werden. Im Galiläa des 3. Jahrhunderts nach Christus undenkbar. Allein, dass sie schreiben und lesen kann, ist für diese Zeit ungeheuerlich, denn Frauen sollen nicht intelligent sein, sondern ihren Männern Kinder gebären.
Auch Anas Eltern sind auf der Suche nach einem geeigneten Ehemann für ihre Tochter, wobei „geeignet“ in ihren Augen bedeutet, dass der Mann wohlhabend ist und sie ebenfalls davon profitieren. So suchen sie einen alten Witwer aus, den Ana heiraten soll. Ana ist entsetzt und schwört, dieser Ehe niemals zuzustimmen. Daraufhin schließen die Eltern sie in ihrem Zimmer ein. Dort soll sie bis zur Hochzeit bleiben. An dieser Stelle habe ich mich gefragt, was für eine seltsame Eltern-Kind-Beziehung das ist. Vor allem die Mutter scheint keinerlei Liebe für ihre Tochter zu empfinden.
Der Witwer stirbt noch vor der Hochzeit, einerseits ein Glück für Ana, die nur noch Jesus im Kopf hat, seit sie ihn auf dem Markt gesehen hat, andererseits gilt sie aufgrund ihrer Verlobung nun als Witwe. Böse Zungen haben außerdem das Gerücht in die Welt gesetzt, Ana treibe Unzucht. Es geht so weit, dass sie von einem wütenden Mob beinahe gesteinigt wird, doch Jesus stellt sich vor die Menge mit dem allseits bekannten „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“
Es ist interessant, die Bibel im Kontext erzählt zu bekommen, doch empfand ich es schon als ein wenig seltsam, zumal Überliefertes und Fiktives vermischt werden. Ana und Jesus werden ein Paar und haben ein Kind zusammen, das allerdings nicht lebt. Stellenweise war mir Ana überhaupt nicht sympathisch, beispielsweise will sie eigentlich keine Kinder, sie möchte nach wie vor schreiben, eine „Stimme“ und emanzipiert sein. Trotzdem trauert sie natürlich sehr um die tote Tochter.
Ich habe das Buch mit Interesse gelesen, fand es stellenweise aber sehr langatmig. Gut gefallen haben mir die recherchierten historischen Informationen zu Alexandria. Ein durchaus lesenswertes Buch, allerdings nicht ganz so spannend wie die Leseprobe vermuten ließ.

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Die Rolle der Deutschen in Griechenland

Der große Plan
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Wolfgang Schorlau hat mit „Der große Plan“ wieder einmal einen spannenden und – soweit ich das beurteilen kann - sehr gut recherchierten Krimi vorgelegt. Eine junge Frau wird entführt. Sie arbeitete für ...

Wolfgang Schorlau hat mit „Der große Plan“ wieder einmal einen spannenden und – soweit ich das beurteilen kann - sehr gut recherchierten Krimi vorgelegt. Eine junge Frau wird entführt. Sie arbeitete für die Troika, das Gremium, das während der sogenannten Griechenlandkrise Lösungen zur finanziellen Rettung Griechenlands erarbeitete. Hängt die Entführung Anna Hartmanns mit ihrem Job zusammen? Um sie zu finden, wird Georg Dengler, Privatdetektiv aus Stuttgart, eingeschaltet. Auftraggeber ist niemand Geringerer als das Auswärtige Amt. Wie das Auswärtige Amt allerdings ausgerechnet auf Dengler kam, ist mir nicht ganz klar. Gibt es in Berlin keine fähigen Privatdetektive?
In einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir über die Machenschaften deutscher Soldaten in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs, die dort teilweise mit äußerster Brutalität vorgingen. Dass ein Zusammenhang zwischen den beiden Erzählsträngen besteht, ist klar, doch erfährt man erst gegen Ende, worin dieser besteht. Ich habe den Roman als Hörbuch gehört. Die Story hat mich gefesselt und es war schön, der angenehmen Stimme des Sprechers Frank Arnold zu lauschen. Außerdem gefällt mir gut, dass Schorlaus Bücher oft auf reale Ereignisse eingehen und auf Missstände hinweisen. Von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Das Wichtigste ist die Familie

Tante Martl
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Tante Martl heißt eigentlich Martina und hat kein einfaches Leben geführt. Als jüngste von drei Kindern hätte sie nach dem Willen des Vaters nach zwei Schwestern ein Junge werden sollen. Aus lauter Zorn ...

Tante Martl heißt eigentlich Martina und hat kein einfaches Leben geführt. Als jüngste von drei Kindern hätte sie nach dem Willen des Vaters nach zwei Schwestern ein Junge werden sollen. Aus lauter Zorn über das falsche Geschlecht des Kindes setzt er zunächst das Gerücht in die Welt, Martina sei ein Martin, eine Schmach, die Tante Martl bis ins hohe Alter nicht verwindet.
Da sie als einzige der drei Schwestern nicht heiratet, wird selbstverständlich von ihr erwartet, dass sie sich um die Eltern kümmert und auch bei der ältesten Schwester im Haushalt hilft, wenn diese mal wieder unpässlich ist.
Martl erträgt dies alles klaglos, zu klaglos für meinen Geschmack. Natürlich darf man nicht vergessen, dass dies in einer anderen Zeit war, aber da Martl sich als Lehrerin ihren eigenen Lebensunterhalt verdient und allein die Welt bereist, hat es mich doch erstaunt, dass sie sich von ihrer Familie so unterdrücken lässt.
Tante Martl ist die Tante der Autorin. Mit viel Empathie und Humor beschreibt Ursula März ihre schrullige Tante Martl. Für mich waren die teilweise in Dialekt abgefassten Zitate der Tante ein Vergnügen, da ich nicht weit von Tante Martls Heimat entfernt wohne, somit mit dem Dialekt vertraut bin und auch einige der beschriebenen Schauplätze kenne. Mir hat die Lektüre dieses knapp 200 Seiten umfassenden Buchs, das auch ein Abbild der damaligen Zeit ist, viel Spaß gemacht.

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