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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2019

(K)ein Mann. (K)ein Haus. (K)ein Kind – wunderbar unterhaltsam

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Leider habe ich den ersten Teil nicht gelesen. Darum ist es mir auch am Anfang recht schwer gefallen die doch recht vielen Personen, die direkt oder indirekt zur Familie Thalheim gehören richtig einzuordnen. ...

Leider habe ich den ersten Teil nicht gelesen. Darum ist es mir auch am Anfang recht schwer gefallen die doch recht vielen Personen, die direkt oder indirekt zur Familie Thalheim gehören richtig einzuordnen. Also mein Rat an neue Leser: erst Teil 1 lesen.
Nachdem ich diese Anfangsschwierigkeiten überwunden habe, konnte ich das Buch einfach nicht weglegen. Denn Familie Thalheim erlebt in den 50er Jahren so einiges. Freude, Sorgen und Trauer wechseln sich ab und Familiengeheimnisse, die Jahrzehnte lang gehütet wurden, kommen ans Licht. Auf keinen Fall ist die Handlung vorhersehbar, was das Lesen abwechslungsreich macht und zum Weiterlesen zwingt. Denn schließlich will der Leser ja wissen, ob Silvies Motto: Kein Mann. Kein Haus. Kein Kind. weiter bestehen bleibt, oder sie vielleicht doch noch ihren Traummann findet.
Silvie ist in meinen Augen das Herz der Familie. Mit ihrer Gradlinigkeit, ihrem Optimismus und ihrer Herzenswärme hat sie für jeden in der Familie ein offenes Ohr und versucht zu helfen wo sie nur kann. Am meisten am Herzen liegt ihr ihr Zwillingsbruder Oskar. Der blauäugig durchs Leben geht, kein Risiko scheut und in meinen Augen ein Leben am Limit führt. Ihn zu erden und in die Verantwortung zu nehmen, ist für Silvie eine große Aufgabe, die sie oft an ihre Grenzen bringt.
Ganz anders dagegen ist ihre große Schwester Rike. Sie steht ihre Frau im Unternehmen, dem Modekaufhaus Thalheim und gibt die Verantwortung dabei ungern an andere ab. Sie hält die Zügel lieber selbst in der Hand. Dabei wirkt sie eher konservativ, als könne sie ihr Leben nicht richtig genießen. Aber das muss ja nicht immer so bleiben…
Diese 3 Hauptfiguren sollen nur beispielhaft benannt sein, denn es gibt noch viele liebenswerte oder auch weniger liebenswerte Personen in und um der Familie Thalheim. Sie alle zusammen erzählen eine kurzweilige wie wunderbar unterhaltsame Geschichte zur Zeit des Wiederaufbaus Berlins in den 50er Jahren. Von mir gibt’s eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 Lese-Sterne

Veröffentlicht am 03.10.2019

Lesevergnügen pur – absolute Leseempfehlung

Eine Familie in Deutschland
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Den ersten Teil, dass möchte ich voranstellen, habe ich auch gelesen und ich denke, dass das auch für andere Leser auch so zu empfehlen ist. Trotzdem hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten die ganze ...

Den ersten Teil, dass möchte ich voranstellen, habe ich auch gelesen und ich denke, dass das auch für andere Leser auch so zu empfehlen ist. Trotzdem hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten die ganze Familie Ising wieder richtig einzuordnen. Schließlich habe ich den ersten Teil ja schon vor Monaten gelesen. Deshalb fand ich es auch so super, dass auf den Innenseiten des Einbandes noch Bilder, Namen und Erläuterungen zu den Familienmitgliedern zu finden waren. Tolle Idee und super ungesetzt, das hat mir den Einstieg erleichtert. Ja erwartungsgemäß gehen die Probleme der Familie Ising weiter.
Charlotte (Carly) und ihr Ex-Ehemann Benjamin (Benny) Jungblut haben mein vollstes Mitgefühl. Ist doch ihre Liebe so groß und eine gemeinsame Zukunft in so weiter Ferne. Leider! Dabei unternehmen doch beide so viele zum Teil riskante Versuche wieder, wo auch immer, zusammen zu kommen. Wobei Benny als Jude immer damit rechnen muss in ein Lager deportiert zu werden.
Der behinderte, darum aber nicht weniger heiß geliebte jüngste Sohn von Dorothee und Hermann, Willy, ist nun in Brandenburg im Heim. Nach Angaben des dortigen Personals hat er sich gut eingelebt und macht Fortschritte in seiner Entwicklung. Aber besuchen dürfen ihn seine Eltern nicht, obwohl sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und Beziehungen in Bewegung setzen. Wenig später wird er in die Nähe von Bernburg in ein anderes Heim verlegt. Den Eltern wurden Versprechungen auf Heilung gemacht, die durch neue Heilungsmethoden geschafft werden sollen. Dorothee und Hermann schöpfen neue Hoffnung, geben den Ärzten auf deren Drängen die Einwilligung Willy mit Elektroschocks zu therapieren. Ob die Heilung wirklich klappt und Willy in sein Elternhaus zurückkehren kann, muss schon jeder selbst nachlesen.
Auch wenn Georg, der älteste Sohn der Familie Ising, in der Weiterentwicklung des KdF-Wagens seinen Lebensinhalt sieht und er versucht unparteiisch zu sein, so stolpert er doch immer wieder über die Intrigen und Machenschaften sowohl der VW-Zentrale, der Parteimitglieder sowie seines Widersachers Paul Ehrhard. Er verrät sogar seinen besten und einzigen Freund Josef Ganz. Aber war es das wirklich wert? War Georg bisher von der Einberufung befreit, muss er nun doch an die Front, kommt im Hexenkessel von Stalingrad zum Einsatz.
Edda Ising arbeitet als Produktionsleiterin für Leni Riefenstahl. Doch die beiden verbindet nicht nur die Arbeit, sie führen auch eine heimliche, in der Nazi-Zeit sehr riskante, gleichgeschlechtliche Beziehung. Während Edda viel Herzenswärme ausstrahlt, der ruhende Pol in der Beziehung ist, wirkt Leni Riefenstahl arrogant, kalt, berechnend, selbstherrlich. Kurz ausgedrückt einfach total unsympathisch. Ich frage mich immer wieder, wie hält es Edda, die ja so empathisch ist und den Realitätssinn nicht verloren hat, eigentlich mit ihr aus? Da macht Liebe wohl blind. Aber hält das auch auf längere Sicht?
Horst Ising, der die Bequemlichkeit liebt, wird getrieben von seiner Frau Ilse. So steigt Horst auf der Karriereleiter des NS-Systems, manchmal auch auf Umwegen und mit Rückschlägen, immer weiter nach oben.
Zwischen allen diesen Einzelschicksalen springt der Autor in seiner Geschichte immer wieder hin und her. Immer wenn es gerade spannend um das Schicksal des Einzelnen geht, erfolgt der Schwenk zu einem anderen Familienmitglied. Das hat bei mir unheimlich für Spannung gesorgt. Weiterlesen war unabdingbar, so dass so manche Nacht etwas kurz geraten ist. Denn das Buch hat mehr als 800 Seiten und trotzdem war es an keiner Stelle kurzweilig oder langatmig, sondern immer sehr unterhaltsam. Mitunter auch traurig stimmend. Somit gibt es von mir eine 100%ige Lese-Empfehlung und 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 30.09.2019

tolles Buch – nicht für Zartbesaitete

Mein Leben nach dem Tod
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Ich gebe es zu – ich bin Wiederholungstäter. Will heißen: ich habe bereits 2 Vorträge von Mark Benecke besucht und auch 3 seiner Bücher gelesen. Darum war es für mich auch keine Überraschung, wie unterhaltsam ...

Ich gebe es zu – ich bin Wiederholungstäter. Will heißen: ich habe bereits 2 Vorträge von Mark Benecke besucht und auch 3 seiner Bücher gelesen. Darum war es für mich auch keine Überraschung, wie unterhaltsam und auch für Laien verständlich er wissenschaftliche Tatbestände und Sachverhalte schildert. An vielen Stellen im Buch schildert er echte Fälle, die das Lesen interessant und abwechslungsreich machen.
Aber dieses Buch ist in meinen Augen auch sehr persönlich. So schildert er hier seinen Lebensweg in der vom ihn schon gewohnten ironischen und unterhaltsamen Art. Nachhaltig in Erinnerung bleiben wird mir der Spruch „Es is wie et is“ – der die Lebenseinstellung der Rheinländer wiederspiegelt. Vielleicht sollte sich jeder mal an diesen Leitspruch halten, wenn ihm etwas nicht passt.
An einigen Stellen hat er mich mit seiner Ironie auch aufs Glatteis geführt. Sehr gut gefallen hat mir, dass man nach der Hälfte des Buches viele Seiten mit Bildern findet, die seine Ausführungen im ersten Teil visuell untermauern. Beim Lesen vermittelt Mark Benecke an vielen Stellen seine Lebenseinstellung und seine Sichtweisen. Die habe ich zwar nicht immer geteilt, es hat mir aber zu einer neuen Sicht auf Dinge verholfen, über die ich vorher nie nachgedacht habe. Ich fand das schon sehr interessant. Ein Beispiel dazu: Leben und Tod des Menschen als Recycling-Prozess zu bezeichnen, also essen, ausscheiden, fortpflanzen, sterben, verwesen. Aber genauso ist es. Außerdem schlägt er eine sehr skurrile, aber doch sehr passende Grabinschrift vor. Welche? Da müsse ihr schon selbst nachlesen! Empfehlen tue ich es auf jeden Fall. Denn ich habe mich mit dem Buch wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 25.09.2019

toll entwickelter, spannender Thriller

Das Böse in ihr
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Claras Freund Luke verschwindet spurlos. Noch kurz bevor er Feierabend macht, kündigt er ihr per Mail an, dass er gleich nach Hause kommt. Aber er kommt nie an. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen und ...

Claras Freund Luke verschwindet spurlos. Noch kurz bevor er Feierabend macht, kündigt er ihr per Mail an, dass er gleich nach Hause kommt. Aber er kommt nie an. Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen und auch durch ihre eigenen Recherchen stellt Klara fest, dass sie vieles über Luke nicht weiß. Sie erfährt Dinge über ihn, die sie stark verunsichern, sie ihre Beziehung hinterfragen lassen. Sehr gut gelungen fand ich die Beschreibungen zu Claras Gefühlen hierbei, das ständige auf und ab, die innere Aufruhr. Das war in meinen Augen sehr realistisch und brachte Claras inneres Zerwürfnis sehr gut zum Ausdruck.
Die Autorin erzählt diesen Thriller in zwei Zeitebenen - 1988 und 2017. Anfangs bilden diese Zeitabschnitte eigene Handlungen. Als Leser erkennt man die Zusammenhänge zwischen diesen Personen und Zeitebenen nicht, wird dadurch aber neugierig und muss unbedingt weiterlesen.
Der ständige Wechsel zwischen den 80er Jahren und dem jetzt, macht das Lesen abwechslungsreich. Sicher auch, weil man sich immer wieder fragt: worauf läuft das hinaus?
Ich empfand das als
sehr spannend. Denn ich musste einfach wissen, was mit Luke geschehen ist und was damals seiner großen Schwester zugestoßen ist. Warum haben ihre Eltern alle Erinnerungen an Emily verbannt? Wohin ist sie abgetaucht? In diesem Thriller geht die Autorin so geschickt in der Handlung vor, dass das ganze Ausmaß des Grauens, seelisch wie physisch, nicht erahnbar ist. Für mich war das super spannende Unterhaltung und hat 5 Lese-Sterne verdient, eine absolute Leseempfehlung eingeschlossen. Die Autorin steht ab sofort bei mir unter „Beobachtung“.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Martha, eine starke Frau – wunderbarer Lesestoff

Die Hafenschwester (1)
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Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg: Martha lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel – eines der ärmsten Gegenden Hamburgs. Kaum jemand, der hier aufgewachsen ist, schafft es aus diesem Elend sich herauszuarbeiten. ...

Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg: Martha lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel – eines der ärmsten Gegenden Hamburgs. Kaum jemand, der hier aufgewachsen ist, schafft es aus diesem Elend sich herauszuarbeiten. Als die Cholera ausbricht, wütet sie hier am Schlimmsten. Marthas kleine Schwester Anna stirbt als Erste in der Familie Westphal. Als dann auch noch die Mutter daran erkrankt, kümmert sich Martha aufopferungsvoll um sie, kann die Mutter aber vor dem Tod nicht retten. Martha ist fleißig, wissbegierig und intelligent. Das fällt auch dem Hausarzt der Familie Westphal auf. Er vermittelt ihr eine Anstellung als Hilfskrankenanwärterin. Damit beginnt ihr Weg in die Selbstständigkeit…
Martha, dieses fleißige junge Mädchen, fand ich sehr sympathisch. Muss sie doch als das Unglück die Familie trifft – sie ist erst 14 Jahre – frühzeitig erwachsen werden. Ihr Vater zerbricht am Tod von Frau und Tochter. Von ihrem erst 10 Jahre alten Bruder erwartet sie keine große Hilfe. Doch auch er erkennt den Ernst der Lage und versucht zum Familienunterhalt beizutragen. Nur der Vater verzagt und versagt, gibt sich dem Alkohol hin. Martha lässt sich nicht entmutigen, versucht immer wieder den Vater vom Alkohol wegzubringen. Auch er soll zum Lebensunterhalt wieder beitragen, soll wieder ihr alter, fürsorglicher, liebevoller Vater sein.
Aber nicht nur um den Vater macht Martha sich Sorgen, auch um ihre Freundin seit Kindertagen – um Milli. Vom Stiefvater wird Milli zur Prostitution gezwungen. Beide jungen Mädchen haben eins gemeinsam: sie gebe nicht auf, haben Ziele, verfolgen diese. Vielleicht verstehen sie sich deshalb so gut.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig. Geschichtlich belegte Ereignisse, wie z.B. der Ausbruch der Cholera und der Hafenarbeiterstreik, werden nachvollziehbar und schlüssig in die Handlung eingebettet. Man merkt, dass die Autorin sehr intensive Recherche zu diesem Thema betrieben hat. Ich habe mich wunderbar kurzweilig unterhalten gefühlt, vergebe darum auch 5 Lese-Sterne und freue mich schon auf die Fortsetzung.