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Veröffentlicht am 26.06.2025

Selten hat mich ein Buch so gefesselt und berührt

Das Haus am Ende der Welt
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Für Mai bricht eine Welt zusammen als sie bei einem Ausritt gemeinsam mit ihrem Vater im ehemaligen Grenzstreifen Mecklenburg-Vorpommerns eine alte DDR-Mine unter ihr explodiert. Ihr geliebtes Pferd stirbt ...

Für Mai bricht eine Welt zusammen als sie bei einem Ausritt gemeinsam mit ihrem Vater im ehemaligen Grenzstreifen Mecklenburg-Vorpommerns eine alte DDR-Mine unter ihr explodiert. Ihr geliebtes Pferd stirbt und sie selbst landet schwer verletzt in Krankenhaus. Schwer traumatisiert tauchen während der Zeit der Heilung immer wieder Bilder aus ihrer Vergangenheit auf. Bilder die sie nicht einordnen kann, die sie aber auch nicht verdrängen kann. Sie muss wissen, was dahintersteckt. Mia beginnt eine Reise in die Vergangenheit auf der Suche nach sich selbst.
Beim Lesen stückweise zu erfahren, was Mai, die dem Leser als behütet im Kreise einer mehr oder weniger funktionierenden Familie auf einem Reithof aufwachsend vorgestellt wird, hat mich mehrmals sprachlos gemacht. Eigentlich müsste ihr Leben hier glücklich sein, doch die aufkommenden Erinnerungen lösen bei der 15jährigen massive körperliche Schmerzen aus. Ihr Vater führt das auf den Reitunfall zurück, will die Schmerzen mit starken Schmerzmitteln eindämmen. Doch Mai weiß es besser. Sie muss dahin zurück, wo sie laut ihren Ausweispapieren geboren wurde, nach Karelien. Im finnischen Teil, direkt an der Grenze zu Russland beginnt ihre Suche und kommen auch ihre Erinnerungen immer mehr an die Oberfläche. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber was dort ans Licht kommt und dem sich auch ihr Vater Henning, der ihr nachgereist ist, stellen muss, wird von der Autorin mit so viel Feingefühl und Detailtreue erzählt, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Dabei brilliert sie auch immer wieder mit herrlich bildhaften vergleichen. Zum Beispiel bezeichnet Mai ihren Vater als strapazierfähig. Der Vater beschreibt, dass seine Tochter den Charme von Unkrautvernichter hat. Da blieben Schmunzler nicht aus. Das hat mir gefallen.
Ich empfehle das Buch zu 100% weiter und 5 Lese-Sterne sind absolut verdient.

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Veröffentlicht am 23.06.2025

Ein Ort des Grauens, spannend

Eisenblume
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Das längst verfallene Sankt-Lars-Krankenhaus in Lund, ehemals psychiatrische Einrichtung, will Emilia unbedingt erkunden. Cold Cases ziehen sie magisch an Der im Ort wohnende Jakob Rudberg erklärt sich ...

Das längst verfallene Sankt-Lars-Krankenhaus in Lund, ehemals psychiatrische Einrichtung, will Emilia unbedingt erkunden. Cold Cases ziehen sie magisch an Der im Ort wohnende Jakob Rudberg erklärt sich bereit ihr das Gebäude zu zeigen. Insbesondere die Station C, in der vor 30 Jahren zwei Jugendliche spurlos verschwunden sind, wollen sie erkunden. Doch alles ist dort bereits im Verfall gegriffen und gerade als sie sich umsehen wollen, stürzt eine Rigips-Wand, die scheinbar damals als Raumteiler diente, ein und bringt eine in Folie fest verpackte Leiche zum Vorschein….
Fredrika Storm und ihr Kollege Henry Calment von der Kripo in Lund beginnen mit den Ermittlungen. Handelt es sich bei dem Fund um eine der beiden vermissten Insassen? Leider kann man auf den ersten Blick nicht erkennen, wer da in der Wand versteckt war.
Ich fand es sehr spannend mitzuerleben, wie die beiden Ermittler die alten Vermisstenfälle wieder aufrollen. Denn sie sind sich sicher, dass es eine der beiden vermissten Personen ist. Gleichzeitig stellen sie auch fest, dass es so einige Ungereimtheiten bei den damaligen Ermittlungen gab. Wie die beiden schlussendlich auch nach 30 Jahren noch Mitarbeiter der Psychiatrie finden, wie unterschiedlich die auf die Nachfragen reagieren ist sehr anschaulich beschrieben und spannend erzählt. Sicher auch, weil die Charaktere so glaubhaft beschrieben sind und die Ermittlungen sich in eine völlig ungeahnte Richtung entwickeln. Ja, es hat mir Spaß gemacht das Buch zu lesen. Einziger Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass die Autorin uns weis machen will, dass ein Sarg, der 30 Jahre der Erde lag, noch als solcher erkennbar ist. Selbst ein Eichensarg ist nach 20 Jahren bereits restlos verfallen.
Insgesamt gebe ich 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 23.06.2025

rundum gelungen und lesenswert

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)
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Das Buch ist in zwei Zeitebenen geschrieben. 1938. Da gibt es die 17jährige Siv, die nach dem Arbeitsunfall ihres Vaters bei Baumfällarbeiten, um die Familie unterstützen in den tief verschneiten Wäldern ...

Das Buch ist in zwei Zeitebenen geschrieben. 1938. Da gibt es die 17jährige Siv, die nach dem Arbeitsunfall ihres Vaters bei Baumfällarbeiten, um die Familie unterstützen in den tief verschneiten Wäldern Nordschwedens als Köchin für die Waldarbeiter geschickt wird. Siv ist zwar in Hauswirtschaft versiert, da sie bereits in jungen Jahren ihrer Mutter helfen musste, doch nun allein mit 10 ihr völlig fremden Männern unter einem Dach zu leben, das macht ihr schon Angst. Schüchtern und voller Selbstzweifel stellt sie sich dieser Aufgabe. Wie sie ihre Aufgabe erfüllt, sich wehren lernt und schlussendlich auch reifer wird, hat mir Spaß gemacht zu Lesen. Der Autorin ist es gelungen die Stimmung in der beengten, primitiven Waldhütte sehr eindrucksvoll zu beschreiben. Die 10 Männer sind nicht nur altersmäßig sehr unterschiedlich, auch ihre Art, manche aufbrausend, andere in-sich-gekehrt und schweigsam. Doch durch ihren Fleiß und auch ihre Bemühungen es ihnen in dieser unwirtlichen Gegend ein wenig heimelig zu machen, verschafft Siv sich den Respekt von allen. Und dann ist da noch John. Sehr zurückhaltend, sie immer im Blick behaltend und doch merkt sie, dass da von seiner Seite noch mehr ist.
Im Jahr 2022 kehrt Eva Wallmann beruflich in diese Gegend. Als PR-Beraterin eines Forstunternehmens und studierte Forstwirtin soll sie die Unruhen wegen der geplanten Waldrodungen eindämmen und weitere Aktionen der Umweltschützer verhindern.
Eva hat viele Erinnerungen an Djupsele. Der Ort ist umgeben von riesigen Waldgebieten, Mooren und kleinen Seen. Sie besitzt hier sogar selbst ein Waldstück. Von ihrem Opa John geerbt. Enge Verwandte hat Eva hier nicht mehr, aber wider Erwarten trifft sie ihre Jugendliebe Mattias bereits bei der Anreise. Alte Gefühle kommen wieder in ihr hoch. Dabei sind doch so viele Jahre vergangen. Sie war verheiratet, hat einen Sohn im Teenageralter, wie auch Mattias eine Tochter hat. Auch wenn Eva geschult ist, solche Kontroversen zu glätten, geben ihr die Argumente der jugendlichen Umweltaktivisten, allen voran Mattias Tochter, Fanny, zu denken. Dann gibt es auch noch die Droh-SMS und heimlich aufgenommene sehr private Fotos, die per Mail verbreitet werden.
Eva geht in den Wald, sieht sich die zur Rodung vorgesehenen Wälder an und entdeckt dort nicht nur schützenswerte Pflanzen, sondern erkennt auch die Notwendigkeit der Erhaltung dieser alten Wälder. Die Autorin zeigt im Roman nicht nur die Umweltaspekte von Nutwäldern auf, sie weist auch auf die Ungerechtigkeit der schwedischen Regierung gegenüber den Ureinwohnern auf. Die Waldlappen haben seit Jahrhunderten ihre Rentiere durch diese Wälder Schwedens zum Äsen von Flechten und Farnen geschickt. Dann kam die Regierung und hat den Wald privatisiert, zum Nutzwald erklärt ohne an die Viehwirtschaft der Sáme und deren althergebrachten Rechte zu denken. Durch die Rodungen werden sie immer weiter verdrängt. Insofern hat mich dieses Buch auch ein wenig traurig gestimmt.
Auf jeden Fall ist es ein sehr lesenswertes Buch, dem ich 5 Lese-Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 18.06.2025

Autorin hat mich total in die Irre geführt – gut gemacht

Der Weg – Jeder Schritt könnte dein letzter sein
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Julia will in zwei Wochen heiraten. Ihre ehemals beste Freundin Nicki lädt sie anstatt den Junggesellinnenabschied in einer Bar zu feiern, zu einer gemeinsamen Wanderung entlang des Kungslen, dem Königswanderweg, ...

Julia will in zwei Wochen heiraten. Ihre ehemals beste Freundin Nicki lädt sie anstatt den Junggesellinnenabschied in einer Bar zu feiern, zu einer gemeinsamen Wanderung entlang des Kungslen, dem Königswanderweg, in Schweden. Früher haben sie solche Wanderungen oft gemacht und auch genossen. Aber so kurz vor der Hochzeit noch sechs Tage wandern? Julia gibt Nickis Drängen nach und so fliegen beide nach Schweden. Bereits nach der ersten Nacht ist dann Nicki, die Erfahrene was das Überleben in der Wildnis und das Lesen von Karten betrifft, plötzlich verschwunden …..
Sehr anschaulich beschreibt die Autorin die Unwirtlichkeit der Bergregion. Abseits der Wanderwege und weil sich der Herbst, der hier viel früher kommt, ist es eine schier unlösbare Aufgabe für Julia ihre Freundin zu finden. Tagelang irrt sie durch die Wildnis. Sie kommt an ihre körperlichen Grenzen. Wegen Nahrungs- und Wassermangel, verwebt ihr Körper Fantasie und Wirklichkeit miteinander. Glaubhaft und eindringlich beschrieben, habe ich mit Julia gelitten.
Zwischendurch gibt Rebecca Russ immer wieder in kursiv eingefügten Kapiteln dem Leser Einsicht in das, was vor der Reise geschehen ist. Wie das Kennenlernen mit Lars, dem künftigen Bräutigam war, wie sich die Beziehung entwickelt hat.
Worin die Irreführung, die die Autorin sehr geschickt aufgebaut und entwickelt hat, wirklich besteht, sollte jeder selbst nachlesen. Spannende Lesestunden sind dabei garantiert. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 16.06.2025

eine bewundernswert starke Frau

Wir sehen uns wieder am Meer
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In Kragero, einem Dorf in Norwegen treffen sich Birgit, Tekla und Anneliese jeden Sommer am Meer. Sie sind eingeschworene Freundinnen, die das Leben lieben und voller Hoffnung für die Zukunft sind. Während ...

In Kragero, einem Dorf in Norwegen treffen sich Birgit, Tekla und Anneliese jeden Sommer am Meer. Sie sind eingeschworene Freundinnen, die das Leben lieben und voller Hoffnung für die Zukunft sind. Während Birgit ins Krankenhaus nach Bodo als Krankenschwester geht, hat Anneliese sich entschlossen als Krankenschwester für die Besatzer zu arbeiten. Aber noch immer halten sie an ihrer Freundschaft fest.
Birgit, die Hauptfigur in diesem Roman, der so unterhaltsam wie berührend ist, habe ich bewundert. Denn ihr Mut sich dem Widerstand zusammen mit anderen Angestellten des Krankenhauses anzuschließen, ihre Beharrlichkeit, wenn es darum geht anderen zu helfen, spricht für eine starke und nach den Werten der Menschlichkeit lebende Frau.
Was musste sie alles ertragen und welche Narben hat nicht nur ihre Haut, vielmehr ihre Seele erlitten. Umso mehr hat es mich erschüttert, wie sie von geliebten Menschen hintergangen wurde und wie ihre Liebe ausgenutzt wurde und sie zwischen die Fronten der Geheimdienste gerät. Da wechselten während des Lesens bei mir sich Wut, Fassungslosigkeit und Entsetzen ab. Ja, es ist ein sehr emotionaler Roman. Auch wenn er auf die Jahre 1944 - 1953 weist, finde ich ihn, gerade was die Bespitzelung und Machtgier betrifft noch immer sehr aktuell. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

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