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Veröffentlicht am 13.06.2023

beeindruckende Charaktere lassen Geschichte lebendig werden

Einen Herbst und einen Winter lang
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Berlin 1908: hier lernen wir die zehnjährige Isa Berlinger und ihre Familie kennen. Deren Leben ist seit der Vater bei einem Arbeitsunfall die linke Hand verloren hat, nicht mehr dasselbe. Täglich müssen ...

Berlin 1908: hier lernen wir die zehnjährige Isa Berlinger und ihre Familie kennen. Deren Leben ist seit der Vater bei einem Arbeitsunfall die linke Hand verloren hat, nicht mehr dasselbe. Täglich müssen Isa, ihr kleiner Bruder Moritz und die Mutter ums Überleben kämpfen, denn der Vater ist verschwunden. Aber Not verbindet und so ist es der Nachbarjunge Viktor, der in ähnlichen Verhältnissen lebt, der die beiden Geschwister mit zum Alexanderplatz nimmt, damit sie dort Geld erbetteln können. Mir sind die Beschreibungen zu dem Elend dieser Arbeiterfamilie sehr zu Herzen gegangen. Ich fand auch die Figuren sehr gut und lebensecht beschrieben. So sieht sich Viktor, der für sein Alter nun wirklich recht abgebrüht ist, als Beschützer von Isa und Moritz. Bei Viktor findet Isa immer ein offenes Ohr.
Durch Isas beherztes Eingreifen am Alex rettet sie die Tochter des Unternehmers Wittmann als ein scheuendes Pferd droht die Tochter der Wittmanns, die kleine Lotta, lebensgefährlich zu verletzen. Genau die Familie, in deren Werk ihr Vater seine Hand verloren hat und die außer der geringfügigen gesetzlichen Abfindung nichts weiter für die Familie getan hat. Auch nun nach Isas Rettungsaktion gibt es keinen Dank, außer von Henning, dem jüngsten Sohn der Wittmanns. Er war Zeuge des Unfalls seiner kleinen Schwester und lässt nichts unversucht deren Retterin zu finden. In meinen Augen ist es Margit Steinborn sehr gut gelungen die unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten der damaligen Zeit zu vermitteln. Doch auch, wenn Geld in der Familie keine Rolle spielt, so lernt Isa aus Hennings späteren Erzählungen, ist das nicht gleichbedeutend mit einem glücklichen Leben. Auch er hat es nicht leicht in der Familie. Für mich ist dieses Buch sehr kurzweilig gewesen. Es wirkt durch die so wunderbar herausgearbeiteten Charaktere sehr lebendig. Darum gibt’s von mir 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Schwarze Wollen über dem Lindenhof

Die Frauen vom Lindenhof - Zusammen können wir träumen
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Fast 20 Jahre sind vergangen. Die Schreinerei Wagner vom Lindenhof gibt es immer noch. Endlich entschließt sich Marianne, die alte marode Kreissäge ihres Vaters für größere Fertigungsprodukte wieder zu ...

Fast 20 Jahre sind vergangen. Die Schreinerei Wagner vom Lindenhof gibt es immer noch. Endlich entschließt sich Marianne, die alte marode Kreissäge ihres Vaters für größere Fertigungsprodukte wieder zu neuem Leben zu wecken. Eine Entscheidung, die das Leben auf dem Lindenhof entscheidend beeinflussen wird….
In diesem 2. Teil ziehen schwarze Wolken über den Lindenhof. Mariannes Tochter Corinna, die in Berlin Literatur studiert und gerade ein Stipendium des Senats erhalten hat, muss gegen ihren Willen nach Hause, in das Heim ihrer Kindheit und die Leitung der Schreinerei übernehmen. Der Unfall in der Schreinerei der Familie Wagner ist ein gefundenes Fressen für die Presse. Die Journalisten belagern den Eingang zum Firmengelände, schrecken nicht einmal davor zurück nachts in die Produktionshallen einzudringen und widerrechtlich Fotos zu machen. Corinna sieht ihre einzige Chance darin ihre Familie wie auch das Unternehmen zu schützen indem sie eine Gegendarstellung gegen die reißerischen Artikel veröffentlicht. Als angehende Schriftstellerin ist sie wortgewandt, fühlt sich durchaus dazu in der Lage. Mir waren die Ausführungen dazu leider etwas zu aufgebläht. Erst als Marc, ebenfalls Journalist, sich in den Konflikt eingeschaltet hat, kam wieder etwas Bewegung in die Handlung.
Corinna ist zwiegespalten. Es zieht sie nach Berlin zum Trubel, dem Studium, ihren Freunden und ihr Buch will sie dort auch fertigstellen. Doch auf der anderen Seite will sie ihre Mutter nicht im Stich lassen und womöglich deren Lebenstraum zerstören. Unbemerkt und mit viel Selbstbetrug was ihre Aufenthaltsdauer betrifft, wächst ihre Verbundenheit zum Unternehmen und den so engagierten Mitarbeitern. Die haben auch in diesem Teil wieder mit dem Überleben der Schreinerei zu kämpfen und entwickeln neue Produktionsideen. Vor allem, Petra das ehemalige Waisenkind und Corinnas Freundin aus Kindertagen ist hier sehr kreativ. Marianne hat Petras Talent erkannt und sie eingestellt. Leider hat sich die Freundschaft zwischen Corinna und Petra nicht gehalten, so dass beide erst wieder lernen müssen sich gegenseitig zu wertschätzen und an die alten Bande anzuknüpfen. Ein Ziel, das ein jähes Ende findet. Warum, sollte jeder selbst nachlesen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

toll konstruierte Geschichte

Das Schweigen meiner Schwestern
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Der Urlaub auf Langeoog ist jedes Jahr für die Familie ein Erlebnis, bis vor 20 Jahren die Familie und ihr Zusammenhalt zusammenbrach. Seitdem haben die vier Kinder, Jenni, Mo, Sonja und Kaja, keine gemeinsame ...

Der Urlaub auf Langeoog ist jedes Jahr für die Familie ein Erlebnis, bis vor 20 Jahren die Familie und ihr Zusammenhalt zusammenbrach. Seitdem haben die vier Kinder, Jenni, Mo, Sonja und Kaja, keine gemeinsame Zeit mehr auf der Insel zugebracht. Doch nun ist nach dem Vater auch noch ihre Mutter gestorben und ihr letzter Wunsch war es, hier ihre letzte Ruhestätte zu finden. Nach langer Zeit treffen die Schwestern nun hier wieder aufeinander. Ob sie es wollen oder nicht, die Erinnerungen und ihr gemeinsames Geheimnis kommen wieder hoch, sie müssen sich dem stellen…..
In meinen Augen ist das eine sehr gut angelegte Geschichte. Eine Geschichte, die 20 Jahre lang totgeschwiegen wurde, dabei ist sie noch gar nicht zu Ende erzählt. Die Autorin lässt mit ihren Rückblenden den Leser am letzten gemeinsamen Sommer vor 20 Jahren teilnehmen. Da ist der Streit ihrer Eltern, der Bruch ihrer Ehe, was die Eltern vor den Kindern verheimlichen wollen. Aber auch die Mädchen haben ihre Geheimnisse. Da gibt es die erste große Liebe, Verlustängste, Rache und eine grausame Entscheidung. Dieses Stimmungsgemisch macht die Spannung in diesem Roman aus. Leider sind mir die gedanklichen Ausführungen an manchen Stellen zu sehr ausgeweitet. Auf jeden Fall hat es die Autorin aber durch die Wendung am Ende geschafft, mich von diesem Roman zu überzeugen. Darum gebe ich absolut verdiente 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

anfangs ohne große Dramatik, dann aber sehr bewegend

Kornblumenzeit
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Locken in Ostpreußen 1928, hier führt der Bäckermeister Adolf Kühnapfel sehr erfolgreich seine Bäckerei. Sein Sohn Carl, der ebenfalls Bäckermeister ist, wird das Geschäft übernehmen und das geschieht, ...

Locken in Ostpreußen 1928, hier führt der Bäckermeister Adolf Kühnapfel sehr erfolgreich seine Bäckerei. Sein Sohn Carl, der ebenfalls Bäckermeister ist, wird das Geschäft übernehmen und das geschieht, als er im August 1928 Käthe Weiß, die älteste Tochter des Wirts aus Koschainen, heiratet.
Für beide ist es die große Liebe und die zeigt sich bei ihnen auch in der immer größer werdenden Anzahl der Kinder. Nach Heinz folgen Doris, Rudolf, Werner, Martin und Ulrich. An Geld und Essen fehlt es der Familie nicht, aber immer mehr nimmt der Einfluss der Nazis auf die Geschicke Deutschlands zu, was ihnen Sorgen bereitet. Die Zeichen deuten auf Krieg. Simone Wernicke gelingt es sehr gut das arbeitsreiche Leben von Carl und Käthe zu beschreiben. Manchmal habe ich beim Lesen gedacht, mein Gott wie schaffen die das alles nur. Ein Garant für das Gelingen ihrer Ziele war auf jeden Fall der Zusammenhalt und die Unterstützung durch die Familie.
Während am Anfang der Geschichte das Leben der Kühnapfels zwar arbeitsreich, doch immer im Gleichklang mit den Notwendigkeiten und dem Wechsel der Jahreszeiten beschrieben wird, so wird ihr Leben nach der Großoffensive der Russen im Januar 1945 völlig aus den Angeln gerissen. Wie die Autorin ihre Flucht, ihre Entbehrungen, den Trennungsschmerz während dieser Zeit beschreibt, geht unter die Haut. Sehr gut gefallen haben mir auch die auf den letzten Seiten geschilderten Lebenswege der Mitglieder der Familie Holzapfel nach dem Krieg. Das hat dem Buch in meinen Augen etwas sehr Persönliches gegeben. Vor mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 13.05.2023

dramatisch, spannend und wendungsreich

Die Schrift
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Lena Kasarek, eine Prostituierte, wird schwer verletzt aufgefunden. Sie ist kaum noch am Leben wegen des großen Blutverlustes und doch flüstert sie immer wieder diesen einen Satz. Alles oder nichts. Arne ...

Lena Kasarek, eine Prostituierte, wird schwer verletzt aufgefunden. Sie ist kaum noch am Leben wegen des großen Blutverlustes und doch flüstert sie immer wieder diesen einen Satz. Alles oder nichts. Arne Stiller ist der leitende Ermittler, denn seit Chef, Bernhard Hoheneck, ist seit einiger Zeit eher abwesend und grübelt vor sich hin. Irgendetwas beschäftigt den Chef.
Doch Arne hat ganz andere Sorgen. Der Täter hat nicht nur massive Verstümmelungen an Lena vorgenommen, er hat auf ihrem Rücken auch ein riesiges rechteckiges Tattoo mit wirren Buchstabenfolgen hinterlassen. Es handelt sich um einen Code, den Arne entschlüsseln muss wenn er dem Täter auf die Spur kommen will. Arnes Anstrengungen beschreibt der Autor auch sehr umfangreich. Verstanden habe ich es trotzdem nicht. Aber gut, ich bin ja auch kein Kryptologe.
Bernhard Hoheneck geht eigenen Recherchen nach, denn seine Stiefschwester, die ebenfalls als Prostituierte arbeitete, gilt seit Jahren als vermisst. Und nun kommt das alles wieder hoch. Oder gibt es noch etwas anderes das ihn beschäftigt?
In diesem Fall empfand ich Arne gar nicht mehr so sehr als den knurrigen, polternden Ermittler. Da hat wohl Martina, seine neue Freundin positiven Einfluss auf ihn genommen. Sogar gegenüber Inge Allkammer, seiner direkten und stets fleißigen Mitarbeiterin, tritt er freundlicher auf. Der neue Arne gefällt mir jedenfalls gut.
Der aktuelle Fall, seine Verwicklungen und Wendungen hat mir sehr gut gefallen. Vor allem habe ich die getrennte Arbeit von Arne und Bernhard, die schlussendlich doch ein Gesamtbild ergeben hat, als sehr gut herausgearbeitet empfunden. Auf jeden Fall habe ich mich spannend unterhalten gefühlt. Zum Schmunzeln fand ich die Ausführungen zur Dresden Mania. Toni Talent, auf so einen Namen muss man erst einmal kommen. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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