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Veröffentlicht am 20.11.2023

Packender Thriller, gern mehr Seiten

Und nebenan der Tod
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Adele und Niklas leben in Venedig. Sie haben ein wunderschönes Zuhause und führen bis auf ihren unerfüllten Kinderwunsch ein glückliches Leben. Als Adeles Freundin plötzlich erkrankt und Hilfe benötigt, ...

Adele und Niklas leben in Venedig. Sie haben ein wunderschönes Zuhause und führen bis auf ihren unerfüllten Kinderwunsch ein glückliches Leben. Als Adeles Freundin plötzlich erkrankt und Hilfe benötigt, will das Paar zügig nach Berlin zurück. Über eine Online-Plattform suchen sie nach einem Pärchen, das ihre Wohnung mit ihnen tauscht. Dabei treffen sie auf Veronika und Konstantin. Es passt alles und der Tausch wird vollzogen. Doch schon kurz darauf wird Niklas misstrauisch, was das Tauschpaar betrifft. Als es dann auch noch zu einem Mord kommt, ist schnell klar, dass die beiden keine Ahnung haben, was wirklich in der getauschten Wohnung passiert ist…

Die Story geht spannend los und ich habe mich schnell mit den überschaubaren Charakteren angefreundet. Diese sind sehr gut ausgearbeitet und waren für mich greifbar, wie die netten Nachbarn von nebenan. Die Idee mit dem Wohnungstausch fand ich echt cool, obwohl ich anfangs skeptisch war, ob das Buch mit den wenigen Seiten meine Erwartungen erfüllen wird.

Und was soll ich sagen – JA, das hat es! Sowohl die bildlichen Beschreibungen der Wohnung in Berlin als auch der Wohnung in Venedig sind der Autorin hervorragend gelungen. Generell hat mich ihr eloquenter Schreibstil ausnahmslos durch die Handlung gezerrt und bestens unterhalten.

Der Schlussteil war zwar keine große Überraschung, aber literarisch perfekt umgesetzt. Ich persönlich hätte mir gerne noch ein paar Seiten mehr zum Lesen gewünscht, um noch die eine oder andere offene Frage beantwortet zu bekommen. Aber das ist wahrscheinlich Meckern auf hohem Niveau, denn das Ende ist schlüssig und bildet einen passenden Abschluss.

Fazit: Ein packender Thriller mit coolen Charakteren und einer bizarren Story. Wechselnde Locations bringen Abwechslung rein und steigern die Neugier. Wer es nicht unbedingt blutig mag, aber doch den gewissen Thrill erleben möchte, ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Der Elan einer neuen Idee fehlt

Aus Sternen und Staub
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Dieses Buch führt uns zurück in die 90er. Nate Cartwright ist ein ausgebrannter Reporter, der seine Stelle bei einer namhaften Zeitung verloren hat. Er nutzt den Tod seiner Eltern, von denen er einen alten ...

Dieses Buch führt uns zurück in die 90er. Nate Cartwright ist ein ausgebrannter Reporter, der seine Stelle bei einer namhaften Zeitung verloren hat. Er nutzt den Tod seiner Eltern, von denen er einen alten Truck und die Familienhütte in den Bergen geerbt hat, um sich zu erholen und wieder zu sich selbst zu finden. Nate hofft, seine Vergangenheit emotional aufarbeiten und bewältigen zu können, denn aufgrund seiner Homosexualität hatte die Familie bereits vor vielen Jahren mit ihm gebrochen.

Doch es kommt anders als geplant und Nate sieht sich mit einer Waffe an seinem Kopf wieder. Die Hütte wird bereits von einem Mann in seinen Mitvierzigern und einem jungen Mädchen namens Art(emis) belagert, das neben einem ausgesprochen seltsamen Namen auch eine eigenwillige Art zu denken, sich auszudrücken und eine enorme Auffassungsgabe hat. Ist sie vielleicht über viele Jahre von dem Mann festgehalten und von der Außenwelt ferngehalten worden? Ist sie ein langjähriges Entführungsopfer? Und warum ist sogar eine Spezialeinheit des Militärs den beiden auf den Fersen?

Das Buch beginnt recht langsam mit nachdenklichen, frustrierten Tönen über die Medienpolitik, Benachteiligung von Minderheiten, Korruptionsbereitschaft von Machthabenden, aber auch – greifbarer – damit, welche Wunden Familien reißen können. Etwas Fahrt nimmt die Geschichte erst auf, als sich Nate den beiden anschließt und eine Mischung aus Roadtrip und actionreicher Flucht entsteht. Hierbei bekommt nun auch Alex, von dem wir bisher kaum etwas wissen, seine Hintergrundgeschichte und Tiefgang.

Zuvor konnte sich der Leser über die Eigenarten, die Ausdruckskraft, aber auch die Betrachtungsweisen von Art erheitern, die die Welt mit ganz anderen Augen sieht; die einerseits Gefühle erlernen muss, andererseits sich aber auch über solche kleinen Wunder der Natur wie eine blumenreiche Wiese oder einfach nur Speck („Wie genial muss die Person gewesen sein, die aus einem Schwein einfach all die wunderbaren Gerichte zubereitet hat.“) außerordentlich erfreuen kann. Sie nimmt Schwingungen und Verbindungen wahr, mit denen die meisten Menschen erst kollidieren müssen, bevor sie registriert werden, und umlässt es auch nicht, die beiden Erwachsenen in die eine oder andere Verlegenheit zu manövrieren.

Sprachlich ist das Werk eine Mischung aus den typisch klun'schen poetischen Tönen, aber dieses Mal teilweise auch sehr simpel genutzten Sprache. Wenn Art beispielsweise etwas Neues lernt, redet sie fast nur in kurzen Hauptsätzen, was teilweise sehr gehäuft auftritt. Mich persönlich hatte dies auf Dauer genervt - und insgesamt betrachtet finde ich es aufgrund ihrer hohen Intelligenz und Auffassungsgabe auch unrealistisch bzw. unpassend.

Die Enthüllung, was hinter der Auffassungsgabe und Andersartigkeit des Mädchens steckt, ist anhand des deutschen Buchtitels (engl. The Bones Beneath My Skin = Die Knochen unter meiner Haut – was meines Erachtens nach viel besser angesichts der Wahrnehmungsart von Art passt) keine sonderliche Überraschung. Auch thematisch wurde diese Geschichte schon in vielen ähnlichen Varianten erzählt. Warum man es dennoch lesen sollte? Dieses Buch setzt so viele Denkanreize, was in welchen Bereichen alles verquer läuft, ohne das eigene Urteil in eine gewünschte Richtung zu lenken. Der Plot ist emotional intensiv, birgt aber auch Leichtigkeit, und besonders Artemis mit ihrer direkten Art, ihren Ansichten, ihren Redewendungen und ihren Vorlieben sorgt für die eine oder andere neue Lachfalte.

Fazit: Das Buch hat aus meiner Sicht ein paar (sprachliche) Schwächen und der Elan einer neuen Idee fehlt. Doch es regt über eine Vielzahl von Themen zum Nachdenken und natürlich auch zum Mitfühlen an. Wer sich an Hauptsatzakkumulationen nicht stört, wird hier eine (ent-)spannende intergalaktische Geschichte vorfinden.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Reihe gelungen fortgeführt

Die Essenz des Bösen
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Will Raven und Sarah Fisher, die beide bei dem bekannten Dr. Simpson, dem Erfinder des Chloroforms, wohnen und arbeiten, wollen nach dem letzten Teil getrennte Wege gehen. Doch als einige Mordfälle Edinburgh ...

Will Raven und Sarah Fisher, die beide bei dem bekannten Dr. Simpson, dem Erfinder des Chloroforms, wohnen und arbeiten, wollen nach dem letzten Teil getrennte Wege gehen. Doch als einige Mordfälle Edinburgh erschüttern, werden beide, unabhängig voneinander, involviert.

"Die Essenz des Bösen" ist der dritte Teil aus der Reihe "Die Morde von Edinburgh" und spielt im 19. Jahrhundert. Eine Zeit, in der Frauen nicht viel zugestanden wurde und nur Männer Macht ausübten - vor allem natürlich die reichen.

Zitat S. 11:
"Niemand hatte die Wahl, was er erbte, in welches Haus er geboren wurde und was ihn dort erwartete: Reichtum oder Armut, Liebe oder Grausamkeit, Hege oder Verwahrlosung."

Zu dieser Zeit jedoch war es fast unmöglich, sich von seiner Bestimmung zu befreien. Das muss auch Sarah feststellen, die so gerne Medizinerin werden würde, der es als Frau aber nicht gestattet ist zu studieren. Dennoch begibt sie sich auf die Suche nach Elisabeth Blackwell, der ersten Frau, die 1849 ein Studium der Medizin abschloss, um von ihr Beistand und Hilfe zu bekommen.
Will Raven konzentriert sich ebenso auf seine weitere Karriere, zudem auch eine Heirat zuträglich wäre. Als Arzt für Geburtshilfe wird erwartet, dass er eine Ehe eingeht und Kinder bekommt.

Ein beachtlicher Teil des Buches befasst sich mit diesen beiden Protagonisten, sodass es hier sicher von Vorteil ist, die Vorgängerbände gelesen zu haben. Denn nur so kann man die Hintergründe und die Entscheidungen der beiden wirklich nachempfinden. Auch historisch sind die Einblicke und die Anfänge eines Zeitwandels interessant zu verfolgen.

Erst ab etwa der Hälfte des Buches liegt der Fokus mehr auf den Morden, die sowohl Will als auch Sarah wieder zusammenbringen. Die erschütternden Hintergründe, die erst Stück für Stück ans Tageslicht kommen und immer tragischer werden, sind spannend verpackt.

Das Autorenduo verknüpft hier wahre Vorkommnisse (im Nachwort nachzulesen) mit fiktiven Fällen, deren Ausmaß einem sehr schockierend die Nöte, vor allem die der Frauen, der damaligen Zeit vor Auge halten.

Zitat S. 351:
"Sarah dachte an einige der Abscheulichkeiten, die sie über die letzten Jahre gesehen hatte. (...) Doch das hier konnte man nicht unter Verschluss halten."

Die Auflösung der Morde ist recht kompliziert, aber sehr authentisch und teilweise überraschend - auf jeden Fall aber höchstspannend, schockierend und schier unglaublich, dass es sich damals wirklich so oder so ähnlich abgespielt hat.

Fazit: Ein auf wahren Begebenheiten beruhender Kriminalroman des 19. Jahrhunderts mit interessanten historischen Hintergründen und schockierenden Mordfällen, die sehr authentisch und spannend aufgelöst werden. Eine Pflichtlektüre für Fans historischer Kriminalromane.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Cooler Rätselspaß

Jack the Ripper – ein Fall für „Verbrechen von nebenan“
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Ich könnte mich den ganzen Tag mit True-Crime beschäftigen und nehme euch heute mit in die Welt des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper. Er war im London des 19. Jahrhunderts für fünf brutale Frauen-Morde ...

Ich könnte mich den ganzen Tag mit True-Crime beschäftigen und nehme euch heute mit in die Welt des berüchtigten Serienmörders Jack the Ripper. Er war im London des 19. Jahrhunderts für fünf brutale Frauen-Morde verantwortlich. So glaubt zumindest die Polizei, denn gefasst wurde Jack the Ripper nie. Seine wahre Identität ist bis heute unbekannt. Immer wieder wird die Geschichte um ihn neu aufgerollt, sei es in Serien, Büchern, Filmen oder Dokumentationen. So auch von Philipp Fleiter, den viele von euch aufgrund seines erfolgreichen Podcasts „Verbrechen von nebenan“ kennen dürften.

Das Buch ist aufgeteilt in kleine Kapitel und beinhaltet zehn Rätsel. Diese sind nicht zu schwierig, jedoch muss man sein Köpfchen schon ein wenig anstrengen, genau lesen und ermitteln. Falls man doch einmal nicht weiterkommen sollte, kein Problem, hinten im Buch stehen die Lösungen. Die Rätsel haben die Geschichte angenehm aufgelockert und es hat mir viel Spaß gemacht, diese zu lösen.

Vorweg gibt es ein Personenverzeichnis, denn es kommen immer wieder unterschiedliche Charaktere vor. Das hat mir geholfen, nicht durcheinander zu kommen. Jede Figur ist authentisch, hat ihren eigenen Kopf und wurde gut ausgearbeitet. Charlotte Foster könnte man als Hauptprotagonistin bezeichnen. Wir ermitteln mit ihr gemeinsam und sind Jack höchstpersönlich auf der Spur. Charlotte ist tough, Reporterin durch und durch, und versucht sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen. Sie selbst ist eine fiktive Person, aber es gab wirklich eine Reporterin, die Fleiter als ihr Vorbild genommen hat.

Es gab viele spannende Wendungen und Höhepunkte, die mich überraschen konnten. Und selbst das Ende des Buches durfte ich selbst mitgestalten, daher war es unvorhersehbar und einfallsreich.

Fazit: Mir hat diese Art von True-Crime richtig gut gefallen. Eine aufregende Spurensuche durch London zum Miträtseln und Mitfiebern. Fesselnd, faszinierend, mal was anderes. Ich bin begeistert!

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Poetisch, düster, beeindruckend!

Requiem für einen blutroten Stern
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Wärt ihr gern unsterblich?

Cedric Edwards kann diese Frage mit Ja beantworten. Der Familienvater hat seine geliebte Frau aufgrund einer Krankheit verloren und ist nun selbst sterbenskrank. Cedrics einzige ...

Wärt ihr gern unsterblich?

Cedric Edwards kann diese Frage mit Ja beantworten. Der Familienvater hat seine geliebte Frau aufgrund einer Krankheit verloren und ist nun selbst sterbenskrank. Cedrics einzige Sorge gilt seinen beiden Töchtern, die viel zu jung sind, um zurückgelassen zu werden. Da kommt ihm das Angebot seiner Ärztin gerade recht: ein Forschungsserum, das unsterblich macht. Cedric stimmt zu und ahnt nicht, worauf er sich wirklich eingelassen hat.

Das klingt jetzt vermutlich wie ein Klischee, aber es ist die Wahrheit: Ich habe die erste Seite begonnen und war sofort gefangen. Der ganze Plot lebt nicht nur von den fein gezeichneten Figuren und der Vielzahl an Ideen, mich haben insbesondere Sprache und Stil beeindruckt. Wann liest man schon mal Wörter wie "zuvorderst"? Anika Beer findet stets die richtigen Worte und lässt das Viktorianische Zeitalter gekonnt mit einfließen. Dabei wechselt sie die Perspektive und legt den Fokus mal auf Cedric in Michigan, mal auf andere Figuren wie Dorián, Dorothy und Bartosz in Rom - bis die einzelnen Erzählstränge zusammengeführt werden und man vor lauter Spannung fast das Atmen vergisst.

Die Autorin gibt uns genug Zeit, um alle Charaktere kennenzulernen und diese bei den unterschiedlichsten Ereignissen zu begleiten. Ich habe mit Cedric Klavier gespielt, menschliches Blut getrunken, bin mit Dorián auf die Dächer Roms geklettert, habe in der Stadt um ein paar Münzen gebettelt und im Waisenhaus die Teller gewaschen. Die Geschichte wirkt so unglaublich lebendig, dass man mittendrin ist.

Die Kapitel werden mit kleinen Illustrationen und Klavierstücken eingeleitet, sodass auch hier der rote Faden erkennbar bleibt.

Dieser Roman erinnert mich an Anne Rices "Interview mit einem Vampir", da Cedric seine eigene Geschichte einem Jungen erzählt. Wir erfahren also vieles aus diesen Rückblenden. Doch "Requiem für einen blutroten Stern" ist so viel mehr als eine simple Vampirgeschichte. Es ist eine düstere Klaviatur des (Un)Todes und zeitgleich eine Ode an das Leben und die Liebe. Ein Mahnmal für all jene, die manchmal die Hoffnung verlieren, ihren Platz in der Gesellschaft suchen und Angst davor haben, jemanden zurückzulassen.

Lest dieses Buch!

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