Zu gerade Linie, wenig Spannung
DUNKLE SAATDie Geschichte beginnt mit zwei interessanten, unabhängigen Spannungsfängern. Der eine spielt in den frühen Zeiten der Ureinwohner von Amerika, als die Eroberung noch viele Jahrtausende entfernt gewesen ...
Die Geschichte beginnt mit zwei interessanten, unabhängigen Spannungsfängern. Der eine spielt in den frühen Zeiten der Ureinwohner von Amerika, als die Eroberung noch viele Jahrtausende entfernt gewesen ist. Der andere führt die Hauptperson Mitch ein. Beide Stränge stellen den Protagonisten und Antagonisten vor - ein bösartiges Wesen, das sich von Frischfleisch ernährt. Vom Prinzip her kein schlechter Start für ein spannungsgeladenes Buch, doch die Vorgehensweise des Autors, alles in einer getakteten Reihenfolge ablaufen zu lassen und auf dem Silbertablett zu servieren, zieht sich durch das ganze Werk.
Während Mitch sich später - nachdem unheimliche Krankheitsfälle aufgetreten sind, die Kinder verholzen und Erwachsene zu lichtempfindlichen Kannibalen mutieren lassen - an seine Kontakte im Militär wendet, wird ihm geholfen, der mysteriösen Krankheit auf die Spur zu kommen. Was mir persönlich am meisten in dem Buch fehlte, waren Irrwege, Sackgassen, falsche Fährten – alles, was einem Buch, das nicht von Atmosphäre lebt, Spannung einhaucht. In dem Fall geht die ganze Geschichte linear vorwärts. Mitch hat eine Idee, geht ihr nach und lässt sich ansonsten von seinen Militärkumpels unter die Arme greifen, aber abgesehen von dieser Hilfestellung von außen läuft alles eine gerade Linie entlang. Auch vom Hauptcharakter erfährt man nur das, was dann in der Story verwendet werden kann, aber man erfährt nichts, was den Prota charakterlich ausmacht. Dadurch bekommt das alles eine konstruierte Note, als wäre es der Rohbau eines Buches, dem noch der Feinschliff fehlt. So kommt es, dass das Ende, obwohl es nicht ganz klassisch verläuft, keinen Höhepunkt aufweist und der eigentliche Oha-Moment ungeachtet verpufft.
Auch das, was der Cliffhanger in einer Gruselgeschichte sein soll, ist eigentlich kein Appetitanreger auf einen weiteren Band, da dieser schon nach etwa dem ersten Drittel der Handlung feststeht. Chance verpasst, würde ich sagen, was recht schade ist, denn die Grundidee ist nicht verkehrt, der Schreibstil lässt einen locker flockig durch das Buch rasen und die Zeit unbemerkt vergehen. Doch ungefähr so schnell wie man das Buch durch hat, ist die Geschichte wieder aus dem Kopf geflogen, weil es keine Szenen gibt, die es wert sind, in Erinnerung zu bleiben.
Fazit: Wer etwas braucht, um vom Alltag herunterzukommen und das Hirn abzuschalten, kann sich die Geschichte zu Gemüte führen. Für alle, die mehr Anspruch an ein Werk haben, sollten die Augen nach etwas anderem offenhalten.