Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2024

Etwas langatmig, punktet mit coolen Ideen

Angsttreiber
0

Was der kleine James durchlebt hat, ist nur schwer in Worte zu fassen. Als seine Eltern nachts überfallen werden, versucht er, seine Schwester zu warnen, der tatsächlich die Flucht gelingt. James' Eltern ...

Was der kleine James durchlebt hat, ist nur schwer in Worte zu fassen. Als seine Eltern nachts überfallen werden, versucht er, seine Schwester zu warnen, der tatsächlich die Flucht gelingt. James' Eltern werden hingerichtet und auch er bekommt eine Kugel in den Kopf. Nach neun Jahren erwacht er aus dem Koma - und zur Überraschung aller hat er tatsächlich noch Erinnerungen an die Tatnacht. Dies ruft seine Peiniger auf den Plan und sie wollen James mit aller Gewalt zum Schweigen bringen. Und nicht nur diesen wird James gefährlich. Denn die Komaträume, von denen er berichtet, bringen eine andere grausame Wahrheit ans Tageslicht.

Neben der Geschichte von James begleiten wir Ermittlerin Rebecca Kent in einem weiteren Handlungsstrang. Sie jagt den Copy-Joe-Mörder, der Frauen auf bestialische Art tötet und damit sein Idol Joe Middleton - bekannt als der Christchurch Killer - imitieren möchte. Als sie von James' Fall und dessen Komaträumen erfährt, fühlt sie sich verantwortlich, da die damaligen Ermittler nicht mehr im Dienst sind. Ihre einfühlsame und kompetente Art mochte ich dabei unglaublich gerne.

Cleave versteht es, seine Leser an seine Bücher zu fesseln. Mit Beginn der ersten Seite ist man gefangen in der Story und wird bis zum Ende nicht mehr losgelassen. So auch in diesem Werk, das mich aufgrund der Komaträume enorm fasziniert hat. Aber auch die erschütternde Geschichte von James selbst hat mir einiges abverlangt. Dadurch, dass Cleave den Leser unmittelbar an den Geschehnissen teilhaben lässt, erlebt man sie damit noch intensiver. Sein Schreibstil ist klar und flüssig, die Atmosphäre durchgehend angespannt, sodass man eine Stecknadel fallen hören könnte.

Nach unglaublichen 142 Kapiteln findet die Geschichte ein realistisches und schlüssiges Ende. Bis es aber soweit ist, zerrt Cleave ordentlich am Nervenkostüm seiner Leser und verlangt ihnen dabei einiges ab. Nicht nur aufgrund der Länge des Buches, sondern auch aufgrund mehrerer Handlungsstränge, sollten Cleave Fans hier von Anfang an genau hinlesen, um nicht in die totale Verwirrung zu verfallen.

Fazit: Ein nervenaufreibender Thriller, der zwar etwas langatmig ist, aber dafür mit einer genialen Story punktet. Emotional, informativ und mitreißend erzählt Cleave hier eine coole Story, die nicht seine beste ist, mich aber dennoch super und vor allem lange unterhalten hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2024

Willkommen in Katzenbrunn, dem Dorf der verlorenen Seelen

Finster
0

Katzenbrunn ist ein Ort des Schreckens. Denn immer wieder verschwinden hier Kinder auf unerklärliche Weise. Kriminalkommissar Hans Stahl gehen diese Vermisstenfälle einfach nicht aus dem Kopf. Er ist zwar ...

Katzenbrunn ist ein Ort des Schreckens. Denn immer wieder verschwinden hier Kinder auf unerklärliche Weise. Kriminalkommissar Hans Stahl gehen diese Vermisstenfälle einfach nicht aus dem Kopf. Er ist zwar schon längst im Ruhestand, reist aber erneut nach Katzenbrunn, um den Fällen nochmals auf den Grund zu gehen. Während seines Aufenthaltes verschwindet wieder ein Kind und Stahl ist mehr als gefordert. Er ermittelt in alle Richtungen und kommt dem „Greifer“, wie er im Ort genannt wird, immer näher …

Die Handlung wird aus diversen Perspektiven erzählt, was mich zunächst ein wenig überfordert hat. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich zurechtgefunden hatte und die Charaktere auseinanderhalten konnte. Ab diesem Punkt war ich dann einfach nur noch fasziniert von den verschiedenen Schicksalen der Protagonisten, die diese Story ausmachen. Allen voran Kommissar Stahl, der mir direkt sympathisch war und mich mit seiner ruhigen und gelassenen Art voll überzeugen konnte. Aufgrund seines Alters geht er die Ermittlungen ganz in seinem Tempo an und ich hätte ihn dabei ewig begleiten können. Auch die anderen Charaktere waren real und authentisch gezeichnet und ich hatte große Freude daran, ihrer Entwicklung beizuwohnen.

Der Schreibstil von Menger ist beklemmend, düster und fesselnd. Ich habe mich in seinen detaillierten Beschreibungen völlig verloren. Sei es der dunkle Wald, in dem die Kinder verschwinden, die angsteinflößende Psychiatrie oder auch einfach nur die Erwähnung der Tschernobyl-Katastrophe, die sich kurz vorher ereignet hat – die Handlung hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Gerade die kurzen Kapitel haben mich zum Weiterlesen animiert, und Menger hat mit seinen plötzlichen Wendungen sein Übriges getan.

Auch wenn ich mir das Ende etwas emotionaler gewünscht hätte, konnte es mich dennoch abholen und bildete einen guten Abschluss dieser bedrückenden Geschichte.

Fazit: Ein vielschichtiger Thriller über traurige Schicksale, menschliche Abgründe und allerlei Emotionen. Düster und bedrohlich erzählt Menger hier eine Geschichte, die noch lange nachwirken wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2024

Wie viel sind dir deine Puppen wert?

Pupetta: Gute Mädchen gehorchen | Mit wunderschönem Farbschnitt
0

Bella, Cara und Lea sind Freundinnen, die sich regelmäßig zum Quatschen treffen und gegenseitig unterstützen. Sie kennen sich beinahe in- und auswendig. Aber nur beinahe! Denn jede von ihnen hat ein dunkles ...

Bella, Cara und Lea sind Freundinnen, die sich regelmäßig zum Quatschen treffen und gegenseitig unterstützen. Sie kennen sich beinahe in- und auswendig. Aber nur beinahe! Denn jede von ihnen hat ein dunkles Geheimnis, das sie mit allen Mitteln zu schützen versucht. Doch sie haben die Rechnung ohne X gemacht. Während die Frauen von der Autorin gut genug beleuchtet werden, um eine gewisse Tiefe und einen Wiedererkennungswert zu haben, lässt Isabelle Herzog ihren Antagonisten im Verborgenen. Das macht den unsichtbaren Beobachter zu einer geheimnisvollen, wenn auch erschreckend bösartigen Figur.

Das Trio erinnert mit all den Handlungen und Motiven ein bisschen an Desperate Housewives und Pretty Little Liars. Wer also zwischenmenschliche Dramen in der Nachbarschaft, Lügen und Intrigen mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Grundsätzlich konnte ich nachvollziehen, warum Bella, Cara und Lea nicht wollten, dass ihre Geheimnisse in die Welt hinausgetragen werden. Doch ich finde, dass diese Dinge nicht so schlimm waren, dass man sie nicht seinen besten Freundinnen hätte erzählen können. Sei's drum. Prinzipiell lebt dieser Plot nämlich davon, dass X sich wie ein Puppenspieler verhält und seine Puppen, die er jeweils Pupetta nennt, manipuliert. Nicht nur das! Er zwingt sie zu Taten, deren Konsequenzen so gravierend sind, dass bald niemand mehr weiß, wem er noch vertrauen kann.

Nachdem sich die Story über weite Strecken ein wenig zog, konnte mich die Autorin im finalen Turn doch noch überraschen. Plötzlich zeigte sie ihre fiese, abgründige Seite und baute Szenen ein, die - so völlig aus dem Nichts - für einige Uff-Momente sorgten. Das hatte ich tatsächlich nicht erwartet, es hat mich aber gefreut, denn ich mag es gern etwas krasser.

Erzählt wird aus vier Perspektiven, sodass alle Hauptfiguren zu Wort kommen. Sie wirken dadurch greifbarer, man kann sich besser in ihre Lage versetzen sowie ihre Gedanken und Absichten hinterfragen.

Besonders unterhaltsam fand ich die Chats zwischen X und seinen Puppen. Mal zeigten sie, welche Macht er auf die Frauen hat. Dann wiederum seine eigenen Charakterzüge. Ich habe ihn beispielsweise als sehr ungeduldig empfunden - und sehr dominant. Dass es hierfür Gründe gibt, ist klar, allerdings bedienen diese ein Klischee, das für mich nicht alles rechtfertigen kann. Ebenjene Gründe machen einen Täter vielleicht menschlicher, lassen Rückschließe ziehen und verdeutlichen den persönlichen Werdegang. Ich habe jedoch gemerkt, dass es mich nervt, wenn man den Ursprung einer Psychose außerhalb des Betroffenen sucht.

Auf das Ende war ich sehr gespannt, denn ich wollte wissen, ob es den Frauen gelingt, ihrem erzwungenen Puppenhaus zu entkommen. Hier wurde das Rad nicht neu erfunden, aber der Showdown, der auf einen zweiten Teil hoffen lässt, hat mich dennoch ... sagen wir, überrumpelt. Nicht zuletzt, weil ich begriffen habe, dass jeder Opfer von Manipulationen werden kann. Egal, welchen Bildungsstand er innehat. Und dass es erschreckend ist, wie jemand seine Umwelt wahrnimmt. Die Privatwirklichkeit eines Menschen trägt dazu bei, wie dieser sich verhält. Und im Fall von X möchte ich sagen: Er ist zwar eine Buchfigur (und erinnert zuweilen an Norman Bates), doch psychisch Gestörte wie ihn gibt es auch im wahren Leben. Hoffen wir, dass wir ihnen niemals begegnen werden.

Fazit: Düster, abgründig und intrigant - eine Symphonie der Psyche, die in leisen Tönen das zwischenmenschliche Drama besingt und dabei auf erschreckende Weise verdeutlicht, wie verdammt böse ein Mensch sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2024

Insgesamt ziemlich durchwachsen

Beloved Villain – You can't run from me
0

To be honest: Nuria ging mir gewaltig auf die Nerven! Das Mädel wird gestalkt, flüchtet panisch von Spanien nach Australien ... und dann? Wird sie feuct, als ihr Stalker dort wieder auftaucht? Was ist ...

To be honest: Nuria ging mir gewaltig auf die Nerven! Das Mädel wird gestalkt, flüchtet panisch von Spanien nach Australien ... und dann? Wird sie feuct, als ihr Stalker dort wieder auftaucht? Was ist da los?

Aber von vorn!

Wir lernen Nuria kennen, die seit Monaten von einem Unbekannten verfolgt wird. Sie nennt ihn Demon, weil er sich wie ein Dämon in ihr Leben schleicht, ihr auflauert und dann ins Dunkle zurück verschwindet. Sie kennt weder seinen richtigen Namen noch weiß sie, wie er aussieht oder woher er kommt. Sie spürt, wenn er da ist, sie beobachtet. Bis Demon eines Tages entscheidet, dass ihm Zusehen nicht mehr reicht. Zugegeben: Auf diesen Moment habe ich gewartet. Auf den Moment, wenn er den ersten aktiven Schritt macht. Ich wollte wissen, wie Nuria darauf reagiert und was anschließend noch alles passieren würde. Es gab einige gut konstruierte Spannungsmomente, auch in den Nebensträngen. Allerdings mangelte es dem Plot häufig an Authentizität.

Beispiel:
Erst heißt es: "Bleib weg von mir, verschwinde aus meinem Leben!" - Zwei Sätze später ist sie sowas von am Auslaufen und winselt darum, dass er seinen harten
peep in ihre peep* steckt. Ganz zu schweigen davon, wie oft das Mädel tief durchatmen muss. Das war schon ziemlich nervig.

Mir ist klar, dass es bei Dark Romance u.a. um toxische Beziehungen geht, jedoch wünsche ich mir authentische Handlungen, realistische Dialoge. Hier allerdings kam es zu - sagen wir - "Ereignissen", die ich komplett in Frage gestellt habe. Ohne zu spoilern (und falls ihr das Buch gelesen habt): Erinnert euch an die Stelle mit Demons Freunden. Wer reagiert im wirklichen Leben so? Ich garantiert nicht!

Neben Nuria kommt auch ihr Peiniger zu Wort: Demon. Stalker, Boss einer Hau-drauf-Truppe, hat ein Ego mit Schuhgröße 46. Er trägt viele Masken, wirkt taff, teilweise arrogant und ist sehr dominant. Natürlich! Irgendwas hat der Typ allerdings an sich, dass ich ihn trotzdem mag. Im Verlauf der Story erfahren wir ein paar privatere Details, die zeigen, dass er durchaus gute Seiten hat und für wichtige Dinge kämpft (er hat sowas wie eine persönliche Mission). Ich bin gespannt, was - nach dem fiesen Cliffhanger am Ende von Teil 1 - noch alles in Teil 2 passieren wird!

Das Korrektorat hat hier und da ein bisschen geschludert. Beispielsweise hieß es mal Corsage, dann Korsage. Hielt sich aber in Grenzen und kann man gut verschmerzen. Zumindest bei der digitalen Version. Beim Print kann ich mir mit Blick auf den Preis vorstellen, dass der Eine oder Andere not amused ist.

Was die Bewertung angeht, war ich hin- und hergerissen, denn mich hat diese Story echt gekillt und wahnsinnig gemacht. ABER! Eben weil ich sie so gehasst und doch geliebt habe, weil ich so viel darüber nachgedacht und mich aufgeregt habe, hat die Autorin doch offenbar etwas richtig gemacht. Oder? Letzendlich ist es sowieso Geschmackssache, also macht euch gern euer eigenes Bild und schaut zumindest in die Leseprobe. Ich jedenfalls bin trotz meines Zwiespaltes genug angefixt, dass ich unbedingt Teil 2 lesen möchte. Nein, muss! Ich MUSS wissen, was nach besagtem Cliffhanger passiert, sonst lässt es mich nicht los! Ich sage nur: Hassliebe. Aber ganz schlimm. Sowohl auf meine Meinung bezogen als auch auf die Figuren selbst.

Fazit: Düster, herausfordernd, spicy, streckenweise unauthentisch - also insgesamt ziemlich durchwachsen. Definitiv ein Buch, über das man viel nachdenken (und schimpfen) kann. Genau das macht vielleicht den Reiz aus, denn BELOVED VILLAIN bleibt auf jeden Fall in Erinnerung - und macht Lust auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2024

Pass auf, wem du vertraust!

Er will nicht gehen
0

Lucy und Sam führen eine tolle Beziehung und fühlen sich in ihrem Haus rundum wohl. Leider können sie es sich finanziell nicht mehr leisten und suchen daher einen Käufer. Als die Besichtigung näher rückt, ...

Lucy und Sam führen eine tolle Beziehung und fühlen sich in ihrem Haus rundum wohl. Leider können sie es sich finanziell nicht mehr leisten und suchen daher einen Käufer. Als die Besichtigung näher rückt, geht es Lucy umso schlechter. Ihre Panikattacken schränken sie ein und ihr ist unwohl dabei, jemand Fremdes ins Haus zu lassen. Da ihr keine andere Wahl bleibt, überwindet sich Lucy und merkt schon kurz darauf, dass sie einen großen Fehler begangen hat. Der Mann stellt Fragen über Lucys Vergangenheit, rückt ihr immer mehr auf die Pelle und verschwindet plötzlich im Keller. Für Lucy beginnt ein Martyrium, denn sich ihrer Angst zu stellen, bringt sie fast um den Verstand…

Der Autor beginnt die Handlung rasant, und wir begleiten abwechselnd Lucy sowie ihren Freund Sam. Während Lucy sich zur Besichtigung in der Wohnung befindet, hält Sam eine seiner Selbsthilfegruppen für Menschen mit Panik und Phobien ab. Ich mochte beide Handlungsorte sehr, und spätestens als herauskommt, dass unter Sams Patienten ein Komplize des Hausinteressenten von Lucy zu sein scheint, nimmt die Story so richtig an Fahrt auf. Für mich gab es ab diesem Punkt kein Halten mehr und ich war gespannt wie ein Flitzebogen, wie das ganze Drama wohl endet.

Vom Schreibstil her hat Ewan mich direkt gepackt. Flüssig, dynamisch und düster erzählt er hier eine Geschichte, die mich schier gefesselt hat. Gerade die Parts von Lucy gingen mir besonders nahe, da ich total nachvollziehen konnte, wie sie sich mit ihren Ängsten fühlen musste. Ich hätte es auch mit der Angst zu tun bekommen, wenn dieser Besucher bei mir aufgetaucht wäre. Aber auch Sams Perspektive war spannend und energiegeladen. Die Stimmung war stets geheimnisvoll, was mich von Sekunde zu Sekunde neugieriger auf den Ausgang gemacht hat. Jedoch hätte ich mit der Wendung, mit der Ewan im Schlussteil um die Ecke kommt, nie und nimmer gerechnet. Verblüfft, fasziniert und voller Emotionen habe ich das Finale aufgesogen und bin immer noch ganz geflasht von dieser unglaublich einnehmenden Geschichte.

Fazit: Ein wendungsreicher Thriller über Ängste, Phobien und düstere Gedanken. Die Story hat mir oft Gänsehaut beschert und mich am Ende vor allem eins gelehrt: Pass auf, wem du vertraust!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere