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Veröffentlicht am 15.03.2018

Klasse Debüt

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Alex Dale ist eine freischaffende Journalistin, die in Tunbridge Wells, südöstlich von London, lebt und sich quasi von einem Job zum Anderen hangelt. Als sie für einen neuen Artikel recherchiert, stößt ...

Alex Dale ist eine freischaffende Journalistin, die in Tunbridge Wells, südöstlich von London, lebt und sich quasi von einem Job zum Anderen hangelt. Als sie für einen neuen Artikel recherchiert, stößt sie zufällig auf die Geschichte von Amy Stevenson, die vor 15 Jahren entführt und zusammengeschlagen wurde und seitdem im Koma liegt. Als Alex die schlafende Amy in der Station für Komapatienten sieht, wird plötzlich der instinktive Spürsinn der Journalistin geweckt und sie beginnt auf eigene Faust mehr über Amy herauszufinden. Es ist gar nicht so leicht Licht ins Dunkle zu bringen ... und ganz nebenbei muss Alex sich einem weiteren Problem stellen: ihrem schweren Alkoholproblem. Kommt sie sich bei der Lösung des Falles selbst in die Quere?

Der Schreibstil ist flüssig und wirkt nicht aufgesetzt. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, ohne dass die Handlung dadurch verwirrend ist. Die gegenwärtigen Ereignisse wechseln sich mit Rückblicken aus der Vergangenheit ab.

Die Hauptprotagonisten sind äußerst bildhaft und detailliert dargestellt, was sie sowohl sympathisch als auch menschlich macht. Die Beschreibung von Alex Alkoholsucht zum Beispiel ist sehr realistisch beschrieben. Man kann sich problemlos in sie hineinversetzen und mit ihr fühlen.

Das Cover ist in den Farben blau und schwarz gehalten, dezent und zugleich auffallend, wobei das Blau wirklich schön glänzt und irgendwie edel wirkt.

Fazit: Dieses Debüt setzt die Messlatte für alles Weitere ziemlich hoch an, denn ich bin jetzt schon restlos begeistert! Endlich wieder ein wahrer Pageturner - großartig!

Veröffentlicht am 15.03.2018

Man braucht starke Nerven

Eric
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"ERIC" ist das Debüt von Marco Monetha und ich hoffe sehr, dass noch viele Bücher von ihm folgen werden, denn dieses hier hat mich sofort gepackt, verschlungen und durchgerüttelt.

Das Buch startet "Holta ...

"ERIC" ist das Debüt von Marco Monetha und ich hoffe sehr, dass noch viele Bücher von ihm folgen werden, denn dieses hier hat mich sofort gepackt, verschlungen und durchgerüttelt.

Das Buch startet "Holta di Polta" - uff! Genau SO mag ich es!

Der Autor schubst uns direkt in einen Mordfall. Eine Frau wurde brutal in ihrem Schlafzimmer ermordet. Ihr Sohn glaubt den Täter zu kennen. Und so macht er sich auf die Suche nach ihm ...

Darum geht es: Der elfjährige Eric leidet unter seinem tyrannischen Stiefvater, der ihn quält, demütigt und misshandelt. Als Eric eines Tages von Zuhause fortläuft, begegnet er zufällig einem Nachbarn: Buck.

Der Junge erzählt ihm von seinem traurigen Leben, von seinem Stiefvater und der Hölle, in der er wohnt. Buck ist schockiert und außer sich vor Wut. Und so fragt er Eric schließlich: "Sag mir, kleiner Mann. Wie weit würdest du gehen, um diesen Kerl loszuwerden?"

Einige Jahre später: Erics Mutter wurde auf grausame Weise ermordet. Eric, mittlerweile Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma, glaubt den Täter zu kennen. Die enge Freundschaft zwischen ihm und Buck wird infolgedessen auf eine harte Probe gestellt. Plötzlich befinden sie sich in einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel, das bis an ihre psychischen Grenzen geht.

Der Schreibstil ist direkt, schonungslos und erschreckend authentisch. Und zwar so, dass mir beim Lesen öfter mal die Luft wegblieb. Schnappatmung! Ich brauche diesen gewissen Adrenalin-Kick, wenn die Spannung ins Unermessliche steigt und man sich ärgert, weil man nicht noch schneller lesen kann als man es ohnehin schon tut. Gott sei Dank habe ich momentan sowieso kurze Fingernägel, sonst wären die jetzt unschön abgeknabbert ;)

Die Hauptprotagonisten Eric und Buck wirken überaus lebendig und gut durchdacht. Beide Charaktere sind - jeder auf seine Weise - sehr interessant. Vor allem, wenn man die Vergangenheit beider betrachtet, quasi ihre Rückblenden. Jeder hat seine Erfahrungen im Leben machen müssen, die ihn letztendlich geprägt und zu dem gemacht haben, was er heute ist.

Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich mag es ja immer etwas dunkler ;)

Fazit: Blut, Gewalt und viiiiel Böses - man braucht starke Nerven hierfür! Es lohnt sich!

Veröffentlicht am 03.03.2018

Unglaublich spannend!

Unter pechschwarzen Sternen
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Gereon Krantz hat hier ein unglaubliches Debüt vorgelegt, das zu recht für den Friedrich-Glauser-Preis 2018 nominiert wurde.

Um was geht es? Berlin: Die Leiche einer jungen Frau wird in einer Unterführung ...

Gereon Krantz hat hier ein unglaubliches Debüt vorgelegt, das zu recht für den Friedrich-Glauser-Preis 2018 nominiert wurde.

Um was geht es? Berlin: Die Leiche einer jungen Frau wird in einer Unterführung aufgefunden. Sie ist nackt, lediglich in einen Umhang gehüllt und mit zahlreichen Messerstichen übersät. Ähnlich wie bei einem Hybrid- oder sogenannten Mischwesen (Chimära), befindet sich auf dem menschlichen enthaupteten Körper ein Tierkopf (in diesem Fall der eines Widders). Ein grausames und zugleich bizarres Szenenbild, welches auf einen Mord mit rituellem Hintergrund schließen lässt. Okkultismus? Schnell wird klar, dass man es offenbar mit einem Serientäter zu tun hat.

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Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Zuerst lernen wir Thomas Harder kennen. Einen alkoholabhängigen Polizisten mit suizidalen Gedanken, der wenig willensstark (labil), aber mit trockenem Humor ausgestattet ist und dabei äußerst sympathisch daherkommt. Gesetze und Regeln nimmt er nicht sehr genau. Er bewegt sich gern in einer selbstdefinierten Grauzone und bedient sich dabei recht unkonventionellen Maßnahmen. Verbissen auf die Lösung des Falles fokussiert, schlittert er von einem Malheur zum nächsten. Dass er infolgedessen überall aneckt, ist somit keine Überraschung und für ihn offenbar völlig in Ordnung. Vogt gegenüber zeigt er sich meistens renitent. Vor allem sein angeknackster Charakter fasziniert mich. Es ist interessant zu erfahren, was ihm noch wichtig erscheint und für was er sich aufrappeln kann. Ich habe mich sofort in ihn und seinen unverblümten (manchmal zynischen) Sarkasmus verliebt :)

Claudia Vogt verkörpert im Grunde vieles, was Harder nicht ist. Sie ist sich ihrer Position durchaus bewusst und strahlt eine leichte autoritäre Präsenz aus. Ihren Beruf nimmt sie sehr ernst. Auf mich wirkt sie idealistisch, pflichtbewusst, ehrgeizig und äußerst zielorientiert. Einerseits ist sie in bestimmten Momenten zurückhaltend, andererseits auch ziemlich selbstbewusst. Ihr Charakter ist regelrecht ambivalent. Dennoch kann sie mich für sich gewinnen. Ich mag ungeschliffene Rohdiamanten und bin gespannt, wie sie sich in den kommenden Teilen weiterentwicklen wird.

Beide Protagonisten bringen mich oft zum Schmunzeln. Ihre Dialoge dringen in die düstere Story ein wie Blitze in den Nachthimmel (sehr poetisch, ich weiß). Mir gefällt die psychologisch abgründige und zugleich humoristische Erzählweise.

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Der Schreibstil ist lebendig, flüssig und schonungslos. Hier wird nicht unnötig mit Ausschweifungen herumhantiert, sondern auf den Tisch gepackt, was unbedingt erzählt werden möchte. Der Autor liefert eine bildhafte, prägnante Sprache, die es schafft, den Lesefluss konstant voranzutreiben.

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Das Cover ist verkaufsentscheidend, sagt man. Zumindest in meinem Fall lässt sich diese Aussage bestätigen. Wenn mich ein Cover anspricht, sehe ich mir das Buch genauer an. Wäre mir dieses in der Buchhandlung aufgefallen? Definitv! Es besticht durch kontraststarke Akzente. In diesem Fall heben sich der Widderkopf und der Titel deutlich vom schwarzen Hintergrund ab und bringen somit den nötigen Wiedererkennungswert dar.

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Fazit: Fulminanter Auftakt einer neuen Lieblingsreihe!

Oder anders formuliert: Es gibt abgepackten Kuchen, den man sich fix und fertig im Discounter kaufen kann. Dann gibt es selbstgemachten Kuchen, mit viel Liebe und Zeit zubereitet. Und dann gibt es Kuchen vom Pâtissier, mit einem Boden aus Grillagemasse und einem Belag aus Nougatcreme, gerösteten Mandeln und Trüffel. Letzteres ist "Unter pechschwarzen Sternen" für mich.

Veröffentlicht am 13.03.2017

Brisant und spannend!

Schlaflied (Springflut 4)
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Zitate:

"Schlaf, du kleines Weidenkind, denn es ist noch Winter." (S. 60)

Sorin dachte einen Moment lang nach. Zum einen darüber, warum diese schwedischen Kollegen so viel Energie darauf verschwendeten, ...

Zitate:

"Schlaf, du kleines Weidenkind, denn es ist noch Winter." (S. 60)

Sorin dachte einen Moment lang nach. Zum einen darüber, warum diese schwedischen Kollegen so viel Energie darauf verschwendeten, das Schicksal eines elternlosen Kloakenkinds herauszubekommen. Sicher, der Junge war ermordet worden, aber Menschen werden am laufenden Band ermordet, selbst in Schweden. (S. 153)


Meinung:

Was für ein Wälzer! Und der hat es mächtig in sich.

Nachdem ich bereits die ersten drei Teile verschlungen habe, war die Erwartungshaltung beim vierten natürlich dementsprechend hoch. Sehr hoch. Was soll ich sagen? Eines Abends lag ich auf dem Sofa, wollte nur ein paar Seiten lesen - wie das so ist ;) - und schwuppsdiwupps war ich schon bei der Mitte angelangt. Leider! Ihr wisst, was ein Pageturner ist? ;)

In "Schlaflied" widmet sich das Autoren-Paar ua. einem aktuellen und recht brisanten Thema: Flüchtlinge.

Die Ermittlerin Olivia Rönning engagiert sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich am Stockholmer Hauptbahnhof. Durch die massive Flüchtingswelle herrscht dort ein chaotisches Treiben. Unter den Hilfesuchenden befindet sich das nigerianische Mädchen Folami, das Schutz bei der Obdachlosen Muriel findet. So machen sich beide gemeinsam auf den Weg in eine Hütte auf dem Land, umringt von den dunklen Wäldern Smalands.

Parallel dazu wird die Leiche eines Jungen gefunden, welche schon durch verschiedene Tiere angenagt wurde (pfui). Die erste Spur führt zu einem Pädophilenring.

Was die einzelnen Erzählstränge miteinander verbindet, erfährt man erst ganz am Schluss.

Bewertung:

Die Charaktere selbst kommen trotz der Vielzahl an Thematiken nicht zu kurz. Man darf ihre Weiterentwicklung mitverfolgen und sie in den unterschiedlichsten Situationen erleben, die allesamt authentisch und bildlich rüberkommen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt, jedoch nicht gewöhnlich ;) Manchmal frage ich mich, wie das wohl geht, wenn zwei Autoren an einem Buch arbeiten. Jeder hat vermutlich seinen eigenen Stil, und doch bekomme ich als Leserin wenig davon mit. Alles in allem fliegt man nur so über die Sätze hinweg.

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und setzt sich nach und nach zusammen. Man könnte meinen, dass das den Leser verwirrt, so ist es aber nicht. Man weiß immer ganz genau, wo man sich gerade befindet.

Das Cover wirkt bedrohlich und zieht mich als Krimi/Thriller-Fan magisch an. Leider gibt es das Buch nicht, wie die anderen zuvor, als Hardcover. Das sieht im Bücherregal nicht SOOO toll aus, aber das werde ich überleben :)

Fazit: Ein äußerst komplexer und spannungsgeladener Kriminalroman! Die vorherigen Teile muss man nicht gelesen haben, empfehle ich dennoch jedem Leser. Man lernt dadurch die einzelnen Charaktere viel besser kennen.

Veröffentlicht am 24.04.2024

Kurzweilig, fesselnd und brillant

Ein Ort für immer
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Nachdem Carols erste Ehe kläglich gescheitert ist, scheint ihr Glück mit dem um einige Jahre älteren Declan perfekt zu sein. Endlich hat sie die Liebe ihres Lebens, allen Widerständen zum Trotz, gefunden. ...

Nachdem Carols erste Ehe kläglich gescheitert ist, scheint ihr Glück mit dem um einige Jahre älteren Declan perfekt zu sein. Endlich hat sie die Liebe ihres Lebens, allen Widerständen zum Trotz, gefunden. Dass sie die Zeit, gemeinsam ihren Lebensabend zu genießen, niemals haben werden, ahnen beide nicht. Als Declans Gesundheitszustand den Bezug eines Pflegeheims unumgänglich macht und seine erwachsenen Kinder Carol kurzerhand aus dem Haus werfen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als wieder bei ihren Eltern einzuziehen. Niemand rechnet damit, dass das so einige Leichen zu Tage befördern wird.

Ich habe Carol ins Herz geschlossen. Dieses ständige Schwanken zwischen gestandener, intelligenter Frau und dem kleinen Mädchen, das gerade ihre Mutter Moira immer wieder aus ihr hervorlockt, war wunderbar anzuschauen. Gleichzeitig habe ich so sehr mit ihr gefühlt. Ihre ständige Zerrissenheit zieht sich durch die Handlung und findet sich punktuell auch bei anderen Charakteren wieder.

Moira hingegen ist eine absolute Knallerfrau. Von ihr habe ich mich großartig unterhalten gefühlt. Und auch, wenn besonders Declans Kinder oder Carols Vater entscheidende Rollen spielen, so spinnt sich die ganze Story um diese beiden Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Sehr wahrscheinlich könnte ein Plot kaum unrealistischer sein. Aber das tut hier überhaupt nichts zur Sache. Denn Graham Norton erschafft in seinem Roman eine eigene Realität, deren Glaubwürdigkeit für mich zu keinem Moment in Frage stand. Die Handlung rund um die teils karikierten, teils realistischen Figuren bildet eine perfekte Blase, in der eben diese Welt funktioniert.

Graham Norton hat eine fantastische Art, zu erzählen. Er kommt beinahe vollkommen ohne große Twists oder actiongeladene Szenenwechsel aus. Dabei schafft er es, eine spannungsgeladene Story im Kleinen zu auszuführen, die ihre Leserschaft von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Vorausgesetzt, man lässt sich auf seine Erzählweise ein.

„Ein Ort für immer“ ist eine packende, gesellschaftskritische Familiengeschichte, die aufwühlt, berührt und bei der der „Kriminalfall“ an sich eher zur Nebensache wird.

Fazit: Für mich ist Nortons neuestes Werk einer der besten Romane, die ich seit langem gelesen habe, und gehört schon jetzt zu meinen Favoriten 2024. Kurzweilig, fesselnd und brillant. Norton weiß definitiv, wie man Geschichten erzählt. So macht lesen Spaß!

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