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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2019

Buy local und unabhängig

Tagebuch eines Buchhändlers
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Nach dem Lesen des Buches muss eigentlich feststehen – buy local und in unabhängigen Buchhandlungen.

Der Buchhändler Shaun Bythell beschreibt in Tagebuchform seinen Alltag in seiner großen Secondhand-Buchhandlung ...


Nach dem Lesen des Buches muss eigentlich feststehen – buy local und in unabhängigen Buchhandlungen.

Der Buchhändler Shaun Bythell beschreibt in Tagebuchform seinen Alltag in seiner großen Secondhand-Buchhandlung „The Book Shop“ in Wigtown.

Nun muss man gleich zu Beginn dazu sagen, dass er jede Menge schwarzen Humor und eine spitze Zunge hat, seine Kommentare zu und über Kunden sind nicht stets und ständig freundlich und er sieht nichts mehr durch die rosarote Brille. Es ist keine der schönen Geschichten aus der Kategorie Traumweltbuchhandlung. Es ist der Alltag, ungeschönt, ungefiltert und recht sachlich von einem erfahrenen Buchhändler erzählt. Shaun Bythell erzählt von der spürbaren "Bedrohung" durch einen großen amerikanischen Onlineanbieter und der Angst irgendwann keine Kunden mehr zu haben, da alle nur noch online bestellen oder eBooks lesen. Seine Geldsorgen, seine sehr eigenwillige Mitarbeiterin Nicky, die ihm immer wieder den „Schlemmer-Freitag“ (großes Kino diese Gerichte aus der Mülltonne) aufdrängt, seine zum Teil recht exzentrischen Kunden und vor allem sein Blick auf sie machen das Buch aber so interessant und unterhaltsam.

Es war der schwarze Humor und die recht nüchterne Erzählweise, was mir an diesem Buch am besten gefallen hat. Zudem erhält man einen guten Blick hinter die Kulissen der Bücherwelt. Manche Tage in der Buchhandlung sind etwas langweilig, andere Tage sind super unterhaltsam und wiederum andere Tage sorgen für eine nachdenkliche Stimmung – also wie im echten Leben .

Veröffentlicht am 11.08.2019

Mehr als nur eine Mörderjagd.

Die Spur des Fuchses
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Andrea Camilleris Commissario Montalbano ist nicht der schnellste Ermittler, dafür aber einer mit einem wachem Verstand, gesunden Selbstbewußtsein und einem Hang zu gutem Essen und Wein. Ja, natürlich ...

Andrea Camilleris Commissario Montalbano ist nicht der schnellste Ermittler, dafür aber einer mit einem wachem Verstand, gesunden Selbstbewußtsein und einem Hang zu gutem Essen und Wein. Ja, natürlich dürfen auch bei ihm die Frauen nicht fehlen. Er ist ihnen nicht abgeneigt, genießt aber auch seine Freiheit als Single.

Montalbano muss sich diesmal mit einem barbarischen Pferdemörder auseinandersetzen. Er findet das tote Tier mehr oder weniger vor seiner Haustür. Doch dann verschwindet es genauso schnell wieder. Was ist passiert? Wem gehört das Tier und warum wurde es getötet? Montalbano und seine Kollegen (wunderbare Dialoge zwischen ihnen) tappen lange im Dunkeln und finden nicht so recht den richtigen Weg. Daneben muss Montalbano sich den Avancen von Rachele, der Pferdebesitzerin, stellen.

Camilleri schafft es wieder den Humor, die Suche nach dem Mörder und das Leben der Sizilianer miteinander so zu verbinden, dass man bis zum Schluss gut unterhalten wird.

Die Camilleri Krimis sind nicht von der schnellen Sorte, die sind teilweise recht langsam, fast schon behäbig (besonders zwischen 13 und 15 Uhr, wenn Siesta ist). Es geht viel um die Liebe zum Land, zum guten Essen und Wein und noch mehr zu den Frauen. Der feine, ironische Humor gespickt mit einigen Seitenhieben auf die aktuellen Geschehnisse sind typisch für Andrea Camilleri und machen die Krimis immer zu etwas mehr als nur eine Mörderjagd.

Veröffentlicht am 06.08.2019

Lesenswerte Geschichte

Die Farben des Feuers
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Es gibt Bücher und Geschichten, die fordern mehr Aufmerksamkeit als andere. Sie sind anfangs sperrig zu lesen, weil der Autor einen Schreibstil hat, der recht hölzern und altmodisch wirkt, jedoch gut zu ...

Es gibt Bücher und Geschichten, die fordern mehr Aufmerksamkeit als andere. Sie sind anfangs sperrig zu lesen, weil der Autor einen Schreibstil hat, der recht hölzern und altmodisch wirkt, jedoch gut zu seiner Geschichte und in die Zeit passt. Es gibt in dieser Geschichte einen Erzähler, der nicht so richtig einzuordnen ist. Er agiert nicht in der Geschichte mit, sondern ist eher ein Beobachter. Es werden zwei große Handlungen ineinander verwoben und das so geschickt, dass man aufpassen muss, dass man nicht den Faden verliert.

Ich habe einige Seiten gebraucht, um mich in die Geschichte einzulesen und den Schreibstil zu verinnerlichen. Auch die Hauptfigur Madeleine machte es mir am Anfang nicht leicht, sie richtig einzuschätzen. Doch im Laufe der Geschichte bekommt sie ihre Chance, sich zu entwickeln und zu zeigen, dass sie sich vieles von ihren Gegnern abgeschaut hat.
Sie muss kämpfen und geschickt agieren und sehr strategisch vorgehen. Dies alles traut man ihr nicht wirklich zu und doch passieren Dinge, die nur sie hervorgerufen haben kann.
Sie nutzt Situationen und Menschen aus, spielt mit ihnen und setzt sie für sich ein. Sie macht aus ihrer Wut und Verzweiflung einen geschickten Rachefeldzug, der den Leser am Ende überraschen wird.

Es gibt einige Wendungen, seien sie von ihr gewollt oder durch die Wirtschaftskrise hervorgerufen, die der Geschichte immer wieder Spannungsmomente liefern. Am Ende hat man den Eindruck, dass man gerade einem Krimi gelesen hat.

Für mich ein lesenswertes Buch, auch wenn es etwas mehr Ruhe und Aufmerksamkeit verlangt. Es liefert dafür einige einzigartige und interessante Charaktere (vorallem Paul und Madeleine), einen guten Einblick in die Zeit der Weltwirtschaftskrise und einen klaren Blick auf die Gier und Sucht nach Macht der Menschen und hier im Besondern der männlichen Widersacher von Madeleine.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Fortsetzungsfluch

Pets 2
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Was habe ich bei dem ersten Teil von Pets im Auto mitgelacht. Die Charaktere waren einfach nur herrlich skurril und die Geschichte wunderbar überdreht. Mit dieser Erfahrung und einer gewissen Erwartungshaltung ...

Was habe ich bei dem ersten Teil von Pets im Auto mitgelacht. Die Charaktere waren einfach nur herrlich skurril und die Geschichte wunderbar überdreht. Mit dieser Erfahrung und einer gewissen Erwartungshaltung sind wir an den zweiten Teil der tierischen Geschichte herangegangen.

Ach, wie schade, da ist der Fluch der Fortsetzung (an dem schon viele gescheitert sind) eingetreten. Zwar waren wieder die Hauptcharaktere dabei und man freute sich auf die tierischen Stimmen, die wieder von Oliver Rohrbeck gesprochen wurden, und die kleinen und großen Abenteuer, aber leider war die Geschichte diesmal etwas zäh.

Es war zuviel für die zwei CDs. Zuviel gewollt und dadurch verloren die Tiere etwas von ihrem Charme und ihrer Leichtigkeit. Die Babygeschichte konnte uns nicht so richtig einfangen und fesseln.

Man kann den zweiten Teil anhören ohne den ersten Teil zu kennen, aber lustiger ist definitiv der erste Teil und diesen sollte man nicht verpassen. Der zweite Teil ist wahrscheinlich nur für wirklich große Fans etwas.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Berlin in den 40iger Jahren aus der Sicht eines jüdischen Nachtclubbesitzers

Café Berlin
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"Café Berlin" hat mir sehr gut gefallen.
Harold Nebenzal hat einen wunderbaren und leicht zu lesenden Schreibstil, der dem Leser das Gleiten durch die Seiten sehr vereinfacht. Das Abtauchen in diese ...

"Café Berlin" hat mir sehr gut gefallen.
Harold Nebenzal hat einen wunderbaren und leicht zu lesenden Schreibstil, der dem Leser das Gleiten durch die Seiten sehr vereinfacht. Das Abtauchen in diese Geschichte gelang mir ohne Probleme und mit Daniel Saporta hatte ich auch einen klugen, gerissenen und charmanten Mann an der Seite, der das Leben in der Vorkriegszeit zu leben wusste. Schöne exotische Frauen, Live-Musik und sein guter Geschäftssinn haben ihn und seinen Club "Kaukasus" zu einer kleinen Berlinberühmtheit gemacht.

Trotzdem hatte sein Leben in Damaskus, Syrien keinen leichten Start und er musste schnell lernen auf sich zu achten, sich zu behaupten und seinem Instinkt zu folgen. Viele Male spielte er mit dem Feuer und begab sich in Gefahren, die schon für andere tödlich waren.

Die Geschichte von Daniel wird von ihm selbst als Tagebuch aufgeschrieben. Daniel sitzt zu diesem Zeitpunkt auf einem Dachboden und muss sich vor den Nazis versteckt halten. Um sich abzulenken und nicht vor Angst, Kälte und Hunger irre zu werden, schreibt er seine Geschichte auf. Es gibt demnach immer wieder ein paar Sprünge von der Vorkriegszeit zu der aktuellen Zeit (1943-1945). Harold Nebenzal verliert sich manchmal etwas zu sehr in den Details, aber nie so lange, dass man das Interesse an dieser Geschichte verlieren könnte.

Langeweile kam tatsächlich nie auf (wurde auf dem Cover versprochen). Im Gegenteil, am Ende der Geschichte war man fast schon etwas traurig, adieu sagen zu müssen.