Sattes Familienepos
Das HolländerhausAch, das hat Spaß gemacht - dieses Buch ist ein richtig "sattes" Familienepos. Erzählt wird die Geschichte zweier Geschwister über fünf Jahrzehnte und mehrere Generationen hinweg - ich sage doch, familiär ...
Ach, das hat Spaß gemacht - dieses Buch ist ein richtig "sattes" Familienepos. Erzählt wird die Geschichte zweier Geschwister über fünf Jahrzehnte und mehrere Generationen hinweg - ich sage doch, familiär richtig "satt" ;) Maeve ist zu Beginn elf Jahre alt, ihr jüngerer Bruder Danny sechs. Sie wachsen mit ihrem Vater in einem riesigen, geschichtsträchtigem Gebäude auf, eben jenem Holländerhaus. Die Mutter hat die Familie verlassen - ihr Verschwinden wird über die Jahre immer wieder beherrschendes Thema bei den Geschwistern sein (ebenso wie das Haus).
Ohne Mutter (dafür mit sehr liebevollem und schön gezeichnetem Personal) im Haus hat Maeve schon früh die Rolle der Beschützerin für ihren Bruder übernommen - eine Rolle, die sie im Laufe der Jahrzehnte immer wieder unterschiedlich interpretiert. Danny ist sich seiner Rolle und der seiner Schwester bewusst, und die enge Bindung und Loyalität der Geschwister zueinander stellt sich nicht immer als gänzlich konfliktfrei dar.
Ich habe mich sehr gerne in diesem Setting aufgehalten. Die Geschichte plätschert nett dahin, und ich meine das ausschließlich positiv! Es gibt schon einige Gimmicks: Die Geschichte wird nicht gänzlich linear erzählt sondern springt zeitlich hier und dort, das Märchen-Thema von Hänsel und Gretel ist recht offensichtlich, aber dafür auch sehr charmant umgesetzt, es ist angenehm und interessant, mit Maeve und Danny zu "altern" und das Drama, die vielen tollen emotionalen Momente, können sich durchaus sehen lassen.
Was mich bei diesem Buch letztlich besonders begeistert hat, war, dass es eine TOPP 1A herrlich hassenswerte böse Stiefmutter gibt. Hach, wie lange hatte ich keinen Charakter mehr, den ich so leidenschaftlich, mit so viel Hingabe, verachten und mental ausbuhen konnte. So was muss auch mal sein, und da hat Ann Patchett hier für mich 100% ins Schwarze getroffen.