Illuminator statt Diminisher
How to know a personDer NYT-Kolumnist David Brooks schreibt hier über die Macht der Aufmerksamkeit. Jeder Mensch möchte wirklich gesehen werden. Manche Menschen verfügen über die Fähigkeit, andere zum Strahlen zu ...
Der NYT-Kolumnist David Brooks schreibt hier über die Macht der Aufmerksamkeit. Jeder Mensch möchte wirklich gesehen werden. Manche Menschen verfügen über die Fähigkeit, andere zum Strahlen zu bringen. Sie nennt Brooks Illuminatoren. Bei anderen ist das Gegenteil der Fall, sie nennt Brooks Diminisher. Ein Illuminator zu werden, kann man trainieren und so echte Verbundenheit erfahren, so seine These.
Das praxisnahe Beispiel aus der Leseprobe, wie Brooks zufällig ein Date beobachtet, in der der Mann ausschließlich über sich selbst redet und Brooks sich wünscht, der Mann würde der Frau doch wenigstens eine einzige Frage stellen, hatte mich sehr angesprochen. Leider ging es so alltagstauglich nicht weiter.
Wie erreicht man Herzensbildung? Es gilt dabei, das Naheliegende genial zu meistern. In der Regel sehen wir die Dinge allerdings nicht so, wie sie sind, sondern wie wir sind.
Brooks liefert in drei Teilen eine Fülle von Geschichten, Anekdoten und von eigenen Erfahrungen und verliert sich ein wenig darin. Zumindest hat er mich und meine Aufmerksamkeit im letzten Teil teilweise verloren. Das lag zum einen daran, dass sich alles zwangsläufig an der amerikanischen Gesellschaft orientiert (Oprah Winfrey, George W. Bush...) Menschen, die in anderen Kulturen aufgewachsen sind, so schreibt Brooks selbst, haben eine andere Sicht auf die Welt. Und so lässt sich nicht alles unmittelbar übertragen. Zum anderen ging es für mich hier auch oft zu sehr um das Allgemeine, etwa um Themen wie Kulturkampf, in denen ich mich nicht wiederfinden konnte.
Ratlos wurde ich, als Brooks zum Ende hin schrieb:"Mittlerweile glauben Sie vermutlich, ich sei ein wahrer Sigmund Freud." Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen. Die überschaubaren Anregungen wie die von Brooks so bezeichneten Loops kenne ich schon sehr lange als sog. kontrollierten Dialog. Ansonsten empfiehlt er Fragen zu stellen und Empathie zu zeigen. Dass man letztere trainieren kann, war mir tatsächlich neu. Aber werden Menschen mit geringer Empathie dieses Buch lesen?