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Veröffentlicht am 18.05.2025

Illuminator statt Diminisher

How to know a person
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Der NYT-Kolumnist David Brooks schreibt hier über die Macht der Aufmerksamkeit. Jeder Mensch möchte wirklich gesehen werden. Manche Menschen verfügen über die Fähigkeit, andere zum Strahlen zu ...

Der NYT-Kolumnist David Brooks schreibt hier über die Macht der Aufmerksamkeit. Jeder Mensch möchte wirklich gesehen werden. Manche Menschen verfügen über die Fähigkeit, andere zum Strahlen zu bringen. Sie nennt Brooks Illuminatoren. Bei anderen ist das Gegenteil der Fall, sie nennt Brooks Diminisher. Ein Illuminator zu werden, kann man trainieren und so echte Verbundenheit erfahren, so seine These.

Das praxisnahe Beispiel aus der Leseprobe, wie Brooks zufällig ein Date beobachtet, in der der Mann ausschließlich über sich selbst redet und Brooks sich wünscht, der Mann würde der Frau doch wenigstens eine einzige Frage stellen, hatte mich sehr angesprochen. Leider ging es so alltagstauglich nicht weiter.

Wie erreicht man Herzensbildung? Es gilt dabei, das Naheliegende genial zu meistern. In der Regel sehen wir die Dinge allerdings nicht so, wie sie sind, sondern wie wir sind.

Brooks liefert in drei Teilen eine Fülle von Geschichten, Anekdoten und von eigenen Erfahrungen und verliert sich ein wenig darin. Zumindest hat er mich und meine Aufmerksamkeit im letzten Teil teilweise verloren. Das lag zum einen daran, dass sich alles zwangsläufig an der amerikanischen Gesellschaft orientiert (Oprah Winfrey, George W. Bush...) Menschen, die in anderen Kulturen aufgewachsen sind, so schreibt Brooks selbst, haben eine andere Sicht auf die Welt. Und so lässt sich nicht alles unmittelbar übertragen. Zum anderen ging es für mich hier auch oft zu sehr um das Allgemeine, etwa um Themen wie Kulturkampf, in denen ich mich nicht wiederfinden konnte.

Ratlos wurde ich, als Brooks zum Ende hin schrieb:"Mittlerweile glauben Sie vermutlich, ich sei ein wahrer Sigmund Freud." Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen. Die überschaubaren Anregungen wie die von Brooks so bezeichneten Loops kenne ich schon sehr lange als sog. kontrollierten Dialog. Ansonsten empfiehlt er Fragen zu stellen und Empathie zu zeigen. Dass man letztere trainieren kann, war mir tatsächlich neu. Aber werden Menschen mit geringer Empathie dieses Buch lesen?

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Wilde Magie

Der Sternenstaubdieb
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" 'Was bedrückt dich, Mazen?'....'Das Übliche', erwiderte Mazen. 'Dschinn, Schatten, Alpträume.'"

Was für eine herrliche Neuinterpretation der Geschichten um 1001 Nacht! Dabei ist die Story ...

" 'Was bedrückt dich, Mazen?'....'Das Übliche', erwiderte Mazen. 'Dschinn, Schatten, Alpträume.'"

Was für eine herrliche Neuinterpretation der Geschichten um 1001 Nacht! Dabei ist die Story selbst eine ganz neue und originelle, aber Motive wie die 40 Räuber, die Wunderlampe und die Geschichtenerzählerin sind geschickt darin verwoben.

Loulie Al-Nazari ist bekannt als die Mitternachtshändlerin, denn sie verkauft magische Artefakte, die sie mit Hile des Dschinns Qadir aufspürt. Qadirs wahre Natur kennt nur Loulie, denn die Dschinn sind Gejagte. Ihr silbernes Blut lässt selbst in der Wüste Oasen erblühen.

Als Loulie vom Sultan gezwungen wird, ihm eine magische Lampe zu finden, werden sie und Qadir scheinbar vom Sultanssohn Omar, dem berüchtigten Dschinnjäger und Sternenstaubdieb, begleitet. Doch in Omars Körper steckt ein ganz anderer und das ist noch lange nicht die größte Enthüllung, die Loulie erwartet...

Was für ein einzigartiges Magiesystem, gesponnen um die Kräfte der legendären Dschinn, hat die Autorin da ersonnen! Nur auf den Einbau eines nonbinären Dschinn, dessen Neopronomen den Text an zum Glück nur wenigen Stellen fast zur Fremdsprache werden lassen, hätte ich gern verzichten können. Ansonsten hat mich einfach alles begeistert: der ebenso mysteriöse wie mürrische Qadir, die starke Loulie, Prinz Mazen, der ein Protagonist mit weichen Seiten sein darf, die farbenprächtige und fantasievolle Erzählung. Wie schön, dass das Buch ein Teil der Sandsea Chronicles ist. Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung. Dann heißt es wieder: "Lass uns über Lügen und Wahrheiten sprechen und über die Geschichten, die sich dahinter verbergen."

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Veröffentlicht am 11.05.2025

Welt hinter den Worten

Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie
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"Buchreisen durften nie lange dauern. Das Risiko, sich zu weit vom Haupterzählstrang zu entfernen, war ebenso groß wie das, ihm zu nahe zu kommen... Und es war ein Risiko, sich immer tiefer in eine Erzählung ...

"Buchreisen durften nie lange dauern. Das Risiko, sich zu weit vom Haupterzählstrang zu entfernen, war ebenso groß wie das, ihm zu nahe zu kommen... Und es war ein Risiko, sich immer tiefer in eine Erzählung zu wagen. Die Geschichten neigten dazu, sich selbst weiterzuerzählen, und waren dann völlig unberechenbar."

Libronautic Inc. bietet an, wovon alle Lesenden träumen: Ein tatsächlicher Besuch im Lieblingsbuch, natürlich gegen üppige Bezahlung. Der junge Adam gehört zu den Libronauten mit der besonderen Stimme, die die Buchreisenden einlesen und begleiten. Seine Herkunft kennt er nicht. Bei jeder Reise wird er von einem anderen Libronauten überwacht. Als in der Handlung mysteriöse Türen auftauchen, steht bald alles in Frage, was Adam zu kennen glaubte....

Wieder einmal zaubert Akram Al-Bahay mit Worten und erzählt wunderbar bildhaft. Bücher über Bücher haben immer einen ganz besonderen Reiz und die Reisen in verschiedene Klassiker machen wirklich Spaß. Besonders der Ausflug in die Geschichten aus 1001 Nacht hat es mir angetan.

Schade fand ich, dass wirklich jede wichtige Frage zur Klärung der Ereignisse am Ende dieses ersten Teils der Dilogie offen bleibt, was die Bewertung schwierig macht. Zudem erinnerten mich Adam und Elisa, mit der er versucht, die Geheimnisse aufzudecken, stark an Protagonisten aus einer früheren Dilogie des Autors. Ich fand es leider recht schwer, ihnen wirklich nahe zu kommen und Sympathie für sie zu entwickeln.

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Veröffentlicht am 09.05.2025

Vom inneren Kritiker zum Freund

So gewinnst du mehr Selbstvertrauen
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"Nicht dein Spiegelbild muss sich ändern, sondern dein Blick in den Spiegel."

Die Ratgeber aus dem PAL Verlag sind etwas ganz besonderes. Komprimiert und auf den Punkt, hier sitzt jedes Wort, frei von ...

"Nicht dein Spiegelbild muss sich ändern, sondern dein Blick in den Spiegel."

Die Ratgeber aus dem PAL Verlag sind etwas ganz besonderes. Komprimiert und auf den Punkt, hier sitzt jedes Wort, frei von jeder heute so weit verbreiteten Selbstdarstellung. Es sind Bücher zum immer wieder in die Hand nehmen. Durch die Praxisnähe kann man hier wirklich eine Menge mitnehmen auf dem Weg, den allgegenwärtigen inneren Kritiker hoffentlich zum inneren Freund werden zu lassen.

Besonderes hilfreich finde ich die 27 Strategien, um sich den inneren Kritker bewusst zu machen, mit ihm umzugehen, die Selbstachtung zu stärken und gute Gefühle zu entwickeln. Obwohl Dr. Rolf Merkle sich selbst im Text so im Hintergrund hält, entsteht dennoch das Bild eines feinfühligen guten Beraters.

"Der Zeitpunkt, an dem du dich akzeptierst und magst, ist seit deiner Geburt der wichtigste Tag in deinem Leben...Das ist der Tag, an dem du wirklich zu leben beginnst."

Auf geht's!

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Kreaturen wie wir

A Dowry of Blood: Begehren. Obsession. Macht.
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"Doch es war, als würde ich nach einer Flamme greifen. Mir gelang es nie, in dein brennendes Herz vorzudringen, und so stand ich stets mit leeren, versengten Händen da."

Die rumänische Bäuerin Constanta ...

"Doch es war, als würde ich nach einer Flamme greifen. Mir gelang es nie, in dein brennendes Herz vorzudringen, und so stand ich stets mit leeren, versengten Händen da."

Die rumänische Bäuerin Constanta wird von Dracula vor dem Tod gerettet, indem er sie verwandelt. Fortan ist sie seine Braut., aber ebenso seine Gefangene. Allmählich findet sie heraus, dass es vor ihr andere gab. Was wurde aus ihnen? Und schon bald verwandelt Dracula auch die Adlige Magdalena und den Künstler Alexi...

Der Roman ist ungewöhnlich erzählt, denn Constanta richtet sich die gesamte Zeit über in einem Abschiedsbrief an ihren Schöpfer, den sie nie beim Namen nennt. Die Autorin erzählt wunderbar bildhaft und schafft es, der Geschichte um den berühmten Vampir ganz neue Sreiten abzugewinnen. Obwohl sich die Story vorwiegend auf die Interaktionen zwischen den Vampiren und weniger auf Ereignisse konzentriert, hat sie mich durchweg gefesselt. Schade fand ich allerdings, wie unglaublich schnell die Handlung durch die Jahrhunderte huscht. Der Roman hätte für meinen Geschmack 500 Seiten mehr haben können. Die Ereignisse aus Bram Stokers Dracula schrumpft so zum Beispiel auf die bloße Erwähnung der Probleme mit dem Ehepaar Harker zusammen. Mit mehr vom berühmten "show, don't tell" wäre das Buch für mich perfekt gewesen.

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