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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2025

Ein wenig gar konstruiert, aber dennoch sehr unterhaltsam

Am Horizont wartet die Sonne
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Inhalt:
Nach einer Trennung ist die Hamburger Autorin Katrin dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Aber ausgerechnet mit dem Schreiben klappt es gerade nicht so, wie es sollte. Sie beschliesst, sich ...

Inhalt:
Nach einer Trennung ist die Hamburger Autorin Katrin dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Aber ausgerechnet mit dem Schreiben klappt es gerade nicht so, wie es sollte. Sie beschliesst, sich eine Auszeit zu nehmen. Gemeinsam mit ihrer Cousine Julia reist sie einer ganz einzigartigen Spur nach: einem Liebesbrief mit unvollständiger Adresse, welchen sie am Flughafen gefunden hat. In einem kleinen Küstenstädtchen in Portugal angekommen sind aber plötzlich unvorhergesehene Gefühle und Komplikationen im Spiel.

Meine Meinung:
Zum ersten Mal spielt ein Buch von Meike Werkmeister nicht mehrheitlich in Deutschland und an der Nordsee. Vielmehr verreist die Protagonistin nach Portugal und verbringt dort einen folgenschweren Urlaub im kleinen (fiktiven) Küstenstädtchen Marinal. Besonders gut gefallen hat mir, dass nicht nur Katrins Hund Murmel eine prominente Rolle einnimmt, sondern dass die Hauptfigur und die Menschen in Marinal auch ein Herz für Strassenhunde haben.
Auch Katrins Cousine Julia erlebt ihre eigenen Abenteuer. Ausgerechnet ein junger Surfer hat es ihr besonders angetan. Kann sie ihm vertrauen, oder gehört es zum Sport dazu, dass er sich regelmässig auf deutsche Touristinnen einlässt?

Schreibstil und Aufbau:
Die Beschreibungen haben mich begeistert, ich habe die Meerluft gerochen und den Sand zwischen meinen Zehen gespürt. Auch liess Werkmeister mir mit ihren kulinarischen Experimenten immer wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Weniger passend und somit auch weniger glaubwürdig sind allerdings die vielen konstruiert wirkenden Zufälle sowie das doch sehr verdächtig glückliche Ende gestaltet. Ausgerechnet die realistischen Schilderungen von Freundschaften, Beziehungen und dem Leben selbst sind es, welche mir in den anderen Romanen der Autorin so gut gefallen haben. Aber in diesem Buch wurde die Handlung leider immer unrealistischer. Trotzdem habe ich die Geschichte sehr gerne gelesen und mich mit grosser Freude an den schönen portugiesischen Strand entführen lassen.

Meine Empfehlung:
Dieser Roman der Autorin hat mich zwar nicht ganz überzeugen können, der Schreibstil und die schönen Beschreibungen haben mich aber trotzdem sehr gut unterhalten und mich ein wenig in den portugiesischen Sommer entführt.

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Veröffentlicht am 31.03.2025

Beklemmend, geschickt und klug erzählt

Seltsame Sally Diamond
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Inhalt:
Die kindlich wirkende Ich-Erzählerin Sally Diamond verliert ihren Vater und erhält plötzlich sehr viel mediale Aufmerksamkeit, als sie seinen letzten Wunsch erfüllt und seine Leiche zu verbrennen ...

Inhalt:
Die kindlich wirkende Ich-Erzählerin Sally Diamond verliert ihren Vater und erhält plötzlich sehr viel mediale Aufmerksamkeit, als sie seinen letzten Wunsch erfüllt und seine Leiche zu verbrennen versucht. Alles nur ein Missverständnis? In der Nachbarschaft werden Gerüchte laut und schnell stellen internationale Zeitungen eine Verbindung zu einem längst vergangenen Kriminalfall her. Doch wie die Dinge wirklich liegen, erfährt Sally Diamond erst nach und nach.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich bei Judith und als auch noch Maria es in ihrer Literatursprechstunde als "Thriller mit Tiefgang" empfohlen hat, war es um mich geschehen. Von der ersten Seite an war ich mitten im Geschehen, habe schnell bemerkt, dass die kindlich wirkende aber schon längst erwachsene Protagonistin mehr als nur seltsam ist und als nach dem ersten Drittel die Perspektive wechselte (praktischerweise ist jedes Kapitel mit Jahreszahl und Namen überschrieben), traute ich meinen Augen nicht mehr, so gut und überraschend, beklemmend und unendlich intelligent wurden die unterschiedlichen Ebenen und Figuren miteinander verknüpft.

Schreibstil und Aufbau:
Nach dem Tod ihres Vaters muss Sally Diamond, die lange isoliert gelebt hat, erst lernen, mit anderen Menschen als ihren Eltern zu interagieren und diese Entwicklung ist einfühlsam und manchmal sogar ganz humorvoll erzählt. Dass Sally aber zu ihrem Schutz so abgeschottet leben musste, wird spätestens klar, als sie die Aufzeichnungen ihres Vaters findet, Briefe aus weiter Ferne sie erreichen und als die Presse sich auf Sally stürzt. Dies alles geschieht im ersten Abschnitt und im zweiten Abschnitt wird dann zumindest ein wenig klarer, vor wem Sally all die Jahre versteckt werden musste, nur um im dritten Abschnitt noch einmal ganz neu zu erfahren, dass die Dinge doch anders liegen (könnten) als vermutet.
Nugent schafft es, die Beklemmung stets zu intensivieren und ihre Protagonistin dennoch einfühlsam durch diese vielen Phasen der Erkenntnis zu begleiten. Sie gibt ihr eine handvoll Menschen an die Seite und lässt uns immer wieder aufatmen, wenn wir Sally in guten Händen wissen.

Meine Empfehlung:
Einen solchen Krimi/Thriller habe ich noch nie gelesen und so brutal und abgründig der Inhalt auch war, ich möchte mehr davon. Nugent Erzählstil ist einzigartig, sie versteht ihr Handwerk und hat Ideen, die ich mir nicht einmal in meinen dunkelsten Träumen hätte ausmalen können. Wenn ihr mit heftigen Themen umgehen könnt, empfehle ich euch dieses Buch unbedingt weiter.

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Veröffentlicht am 24.03.2025

Spannender Einstieg, sehr zäh

Lazarus
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Rezension zum Hardcover, das hier leider nicht mehr gelistet ist:

Inhalt:
Vladimir Brick stösst auf die Geschichte des jungen jüdischen Einwanderers Lazarus Averbuch, der 1908 in Chicago hinterrücks von ...

Rezension zum Hardcover, das hier leider nicht mehr gelistet ist:

Inhalt:
Vladimir Brick stösst auf die Geschichte des jungen jüdischen Einwanderers Lazarus Averbuch, der 1908 in Chicago hinterrücks von Polizisten erschossen worden ist. Beim Versuch, den Mord zu vertuschen, ist über Averbuch verbreitet worden, er sei eine Gefahr für die Demokratie gewesen. Brick möchte auf den Spuren des Mannes in die Vergangenheit reisen und nimmt seinen Freund Rora, einen in den 1990er Jahren aus dem belagerten Sarajevo geflüchteten Fotografen, auf einen sonderbaren Roadtrip mit. Auf zwei Zeitebenen erzählt Hemon, wie Rora und Brick sich in der Gegenwart von Chicago aus in den Osten Europas aufmachen und dabei alten Geschichten, Feinden und Verbündeten sowie ihren eigenen Wurzeln begegnen und wie in der Vergangenheit überlebende Freunde und Verwandte von Lazarus um ihn trauern, befragt werden und ihn vermissen.

Leseeindrücke:
Hemons Erzählungen schwanken stets zwischen Traum und Wirklichkeit, Wunsch und Realität und wie bei Roras Geschichten wird auch in Hemons Roman selten klar, was nun wirklich stimmt, und was der Fantasie des Erzählers entsprungen ist. Ganz so, wie es halt immer ist, wenn ein Bosnier eine Geschichte erzählt.
Immer wieder werden die bosnischen Comicfiguren Mujo und Suljo bemüht, immer wieder stoppen aber auch tragische und gewaltvolle Kriegserinnerungen den Erzählfluss. Zarter bis derber Humor und die Brutalität des Alltags in Krieg treffen dabei ungebremst aufeinander.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen, dann wurde diese aber leider sehr zäh und auch wenn ich mich mit vielen der historischen und politischen Hintergründe auskenne (was sich definitiv lohnt), wurde mir irgendwann alles zu theoretisch und die philosophischen Geplänkel zwischen Rora und Brick haben die eigentlich spannende Handlung zu sehr in den Hintergrund gedrängt.

Fazit:
Das Buch beinhaltet zwar immer wieder äusserst unterhaltsame Szenen, es ist gekonnt erzählt und die tragischen historischen Hintergründe, welche es thematisiert, sind wirklich spannend in die Geschichte integriert. Insgesamt war mir das alles aber ein wenig zu zäh erzählt, weshalb das Buch einen Platz in einem offenen Bücherschrank finden darf.

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Veröffentlicht am 18.03.2025

Eindringlich erzählt aber ein wenig aus der Zeit gefallen

Das Skalpell des Engels
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Inhalt:
Der leitende Arzt eines Krankenhauses in Rom geht einem rätselhaften Todesfall in seiner Klinik nach. Ein sehr junger und vorher komplett gesunder Nigerianer ist nämlich innerhalb von kürzester ...

Inhalt:
Der leitende Arzt eines Krankenhauses in Rom geht einem rätselhaften Todesfall in seiner Klinik nach. Ein sehr junger und vorher komplett gesunder Nigerianer ist nämlich innerhalb von kürzester Zeit und mit starken aber teilweise difussen Symptomen verstorben. Kein Medikament hat geholfen und der Arzt vermutet zuerst einen Fehler bei sich und seinen Angestellten, weil sie den Ernst der Lage nicht schnell genug begriffen haben. Bei seinen Nachforschungen entdeckt er aber ähnlich rätselhafte Fälle in den umliegenden Krankenhäusern und zieht einen guten Freund und Kommissar aus Genua hinzu. Schnell bemerken die beiden, dass sie einen Kampf gegen Windmühlen führen und treffen auf unvorstellbare menschliche Abgründe.

Meine Meinung:
Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, weil der Autor als Kardiologe wirklich weiss, wovon er schreibt und entsprechend detailliert und überzeugend werden medizinische Details auch in die Handlung eingearbeitet. Auch die Einblicke ins Krankenhauswesen, den Personalmangel an allen Ecken und Enden sowie die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie sowie der Kampf gegen verbrecherische und unethische Machenschaften werden eindringlich und mit viel Hintergrundwissen dargestellt. Übrigens sind auch die Schauplätze sehr detailliert und gründlich recherchiert.
Dies hat mich wirklich überzeugt und ich finde, dass Coletta auch seine Figuren äusserst vielschichtig gestaltet hat. Weniger gut gefallen hat mir, dass von Anfang an klar war, worauf die Geschichte hinauslaufen würde und dass die beiden Hauptfiguren durch einige Vorurteile in ihrer Arbeit gehindert werden. Der Krimi wirkt dadurch ein wenig aus der Zeit gefallen, als würde man einen alten Brunetti lesen.
Auch finde ich, dass 100 Seiten mehr der Geschichte nicht geschadet hätten, die vielen Leerstellen haben es mir teilweise ein wenig erschwert, der Handlung zu folgen, ich brauchte oft einen Moment, um in einem neuen Kapitel anzukommen, obwohl ich sonst eigentlich keine Mühe mit komplexen Zusammenhängen habe. Das kann also sicher auch einfach Geschmacksache oder ein persönliches Leseempfinden sein.

Meine Empfehlung:
Der kleinen Kritik zum Trotz möchte ich diesen klug aufgebauten, eindringlich erzählten Krimi mit seiner gesellschaftskritischen und tragischen Handlung sehr, sehr gerne empfehlen und hoffe, dass dieses Buch noch ganz viel Aufmerksamkeit bekommt.

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Kommt nicht an die Vorgänger heran, ist aber eine gemütliche Lektüre

Spätsommerliebe
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Inhalt:
Der letzte Band der Maierhofen-Reihe setzt dort an, wo viele andere Liebesromane aufhören; beim Happy End. Im dritten Band haben ganz viele glückliche Paare zusammengefunden, im vierten Band geht ...

Inhalt:
Der letzte Band der Maierhofen-Reihe setzt dort an, wo viele andere Liebesromane aufhören; beim Happy End. Im dritten Band haben ganz viele glückliche Paare zusammengefunden, im vierten Band geht der Alltag los, der nicht immer eitel Sonnenschein ist, von der Arbeit und den vielen Verpflichtungen im Geniesserdorf unterbrochen und teilweise überschattet wird und es den Paaren nicht immer einfach macht, ihre Beziehung zu pflegen.

Meine Meinung:
Grundsätzlich hat mir dieser vierte und letzte Band der Reihe sehr schöne Lesestunden beschert und ausserdem haben die wunderbaren Beschreibungen der kulinarischen Genüsse und die vielen Rezepte (wenn auch ich 45 Seiten Rezepte nach knapp 280 Seiten Roman als eher viel empfinde) im Anhang die Geschichte wunderschön abgerundet.
Ein paar andere Dinge haben mich aber leider gestört. Es sind die anpackenden, klugen Frauen von Maierhofen, welche das verschlafene Dörfchen ganz gross gemacht und in unzähligen Stunden (teilweise unbezahlter) Arbeit ihre Betriebe zum Laufen gebracht und das Kräuter der Provinz-Festival ins Leben gerufen haben. Es sind die Frauen, welche die Geschicke des Dorfes leiten, sich in ihren wenigen freien Stunden für die Nachbarschaft aufopfern und natürlich sind es auch die Frauen, welche von ihren Partnern dafür kritisiert werden, keine Kapazität mehr für ihre Männer zu haben und sich nicht mehr dem süssen Nichtstun hingeben zu können..
Immer mal wieder wird zwar die Arbeit dieser Frauen geschätzt und grundsätzlich gefällt es mir auch, dass die Kraft dieser Frauengemeinschaft so oft im Zentrum steht und ausgerechnet in der Zusammenarbeit mit der jungen Autorin Michelle auch mit vielen überalterten Klischees aufgeräumt wird. Dass ein Vater aber seine eigenen Kinder nicht "babysitten" kann, weil er halt arbeitet (seine Frau ja nicht und "babysitten"? die eigenen Kinder? ich muss doch sehr bitten), dass ein Mann es schafft, seiner Frau nur im Weg zu stehen, ihre Arbeit permanent zu sabotieren und dass es dann doch sie es ist, die nach einem Konflikt um Verzeihung bitten muss, weil sie ja so "übertrieben hat" und dass sich lediglich Frauen um Dekoration und nicht mehr mobile Menschen in der Nachbarschaft kümmern, das sind Bilder und Umschreibungen, die heutzutage definitiv nicht mehr in eine Geschichte gehören, Romantik und Wohlfühlroman hin oder her.

Meine Empfehlung:
Es ist gut, dass diese Reihe nun ein Ende gefunden hat. So schön es in Maierhofen auch ist und so sehr ich mich jeweils auf ein Wiedersehen mit den sehr liebgewonnenen Figuren gefreut habe, so sehr habe ich die Gemütlichkeit aus dem ersten und zweiten Band vermisst und stattdessen viel Hin und Her und leider auch viele Klischees angetroffen. Trotzdem haben mich das Buch und die ganze Reihe sehr gut unterhalten.

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