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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2025

Überraschend und spannend

Melody
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Inhalt:
Tom Elmer tritt eine neue Stelle als Nachlassverwalter bei Dr. Stotz an. Der sehr wohlhabende Alt-Nationalrat hat nicht mehr lange zu leben und erzählt Tom in langen Sitzungen vor seinem Kamin ...

Inhalt:
Tom Elmer tritt eine neue Stelle als Nachlassverwalter bei Dr. Stotz an. Der sehr wohlhabende Alt-Nationalrat hat nicht mehr lange zu leben und erzählt Tom in langen Sitzungen vor seinem Kamin von seiner grossen Liebe und damaligen Verlobten Melody, die kurz vor der Hochzeit spurlos verschwand. Gemeinsam mit den anderen Angestellten von Dr. Stotz und mit seiner Grossnichte Laura macht sich Tom daran, die unzähligen Dokumente aus Dr Stotz' Vergangenheit zu ordnen und beginnt dabei auch, nach Melody zu suchen. Schnell wird klar, dass nicht alle Kamingeschichten der Wahrheit entsprachen und dass sich die Geschichte doch ganz anders zugetragen haben könnte, als vermutet.

Meine Meinung:
Wenn ich mich richtig erinnere, ist dies mein erster Roman von Martin Suter und als Schweizerin ist dieser Autor natürlich Pflicht für mich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich anfangs skeptisch war, weil ich bereits sehr unterschiedlichen Meinungen zu Suters Werk begegnet bin. Eine Freundin hat mir aber dieses Buch empfohlen und geliehen und die spannende Geschichte hat mich sofort begeistert.
Von Anfang an habe ich mitgefiebert und gerätselt und wollte unbedingt wissen, ob und wie die Geschichte aufgelöst wird. Dabei haben mir vor allem die fein gezeichneten Figuren (allen voran Dr. Stotz' Köchin Mariella, die mich mit ihren grandiosen Rezepten verzaubert und Laura, welche stets voller Liebe mit und über ihren Grossonkel gesprochen hat) und mit ihren Ecken und Kanten für diverse unterhaltsame und auch berührende Szenen gesorgt.

Schreibstil und Aufbau:
Die Hauptfigur ist eigentlich Tom Elmer, der sich komplett ahnungslos, was dieser Job für ihn überhaupt bedeuten wird, die Arbeit bei Dr. Stotz antritt. Aber der gute Lohn und die geheimnisvolle Geschichte haben ihn das Angebot einfach nicht ablehnen lassen. Nach und nach erfahren wir mit ihm gemeinsam, welche Dimensionen die Geschichte um Melody eigentlich hat. In drei Abschnitten wird beschrieben, wie Toms Alltag aussieht und dabei reisen wir durch die Geschichten von Dr. Stotz auch immer wieder in die Vergangenheit. Dies hat mir sehr gut gefallen.

Meine Empfehlung:
Dieser Roman steckt voller Überraschungen und kulinarischen Entdeckungen und ich empfehle euch die Geschichte mit Sogwirkung sehr gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2025

Gemütlich, köstlich, unterhaltsam

Winter in Bloomsbury
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Inhalt:
Mattie ist ein absoluter Weihnachtsmuffel und dennoch ist sie als Inhaberin des Tearooms der Buchhandlung "Happy Ends" gezwungen, zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Als ...

Inhalt:
Mattie ist ein absoluter Weihnachtsmuffel und dennoch ist sie als Inhaberin des Tearooms der Buchhandlung "Happy Ends" gezwungen, zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen. Als erfolgreiche Geschäftsfrau weiss sie nämlich, was ihre Kundschaft wünscht. Allerdings wird sie immer wieder durch privates Hin und Her von ihrer Arbeit abgelenkt. Zuerst muss sie um eine Wohnung buhlen, dann machen personelle Engpässe und das Wetter ihr das Leben schwer und ausserdem sorgen gleich zwei Männer für ordentliches Gefühlschaos.

Meine Meinung:
Das Buch liest sich wirklich am besten an gemütlichen (Winter-)Tagen, ich habe es während herbstlicher Zugfahrten durchs Nebelmeer und mit Raureif geschmückte Felder gelesen. Es kommt so richtige Winterstimmung auf und gleichzeitig hat Mattie es geschafft, mich neugierig auf ihre gebackenen Kreationen zu machen, die ich am liebsten gekostet hätte.
Dies ist der vierte und letzte Band der lose zusammenhängenden Bloomsbury-Reihe, allerdings kann man die Bände auch einzeln lesen. Die Figuren kommen wohl in allen Büchern vor und in jedem Band wird eine andere Figur ins Zentrum gerückt.

Schreibstil und Aufbau:
Die Geschichte ist kurzweilig und auch vorhersehbar erzählt, aber sie überzeugt mit viel Charme, weihnachtlicher Atmosphäre und einer guten Prise Humor. Die wunderschön beschriebene Buchhandlung hat mich neugierig gemacht und am liebsten hätte ich Matties Tearoom besucht. Auch die Figuren sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet, allerdings nervten mich vor allem Posy, die Chefin des "Happy End" und Nora, eine Mitarbeiterin des "Happy End" mit ihrer übertriebenen Art sehr.
Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, war die äusserst realistisch beschriebene Arbeit im Einzelhandel zur Weihnachtszeit, der Ansturm, die ungeduldige und manchmal unhöfliche Kundschaft, die Überstunden und trotzdem auch die Freude, Menschen mit schönen Geschenken glücklich zu machen.

Meine Empfehlung:
Das Buch garantiert euch gemütliche Lesestunden, auch wenn mir einzelne Figuren so gar nicht zugesagt haben. Dafür haben mir die Protagonistin und ihre köstlichen Kreationen und die wunderschöne Atmosphäre um so besser gefallen.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Bewegend und wuchtig erzählt

Memphis
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Inhalt:
Drei Generationen der Schwarzen Familie North; Hazel und ihre Töchter August und Miriam sowie Miriams Kinder Joan, Mya und Augusts Sohn Derek kämpfen um Anerkennung, Respekt und manchmal das blanke ...

Inhalt:
Drei Generationen der Schwarzen Familie North; Hazel und ihre Töchter August und Miriam sowie Miriams Kinder Joan, Mya und Augusts Sohn Derek kämpfen um Anerkennung, Respekt und manchmal das blanke (Über-)Leben in Memphis. Erzählt werden ganz grosse Liebesgeschichten, aber auch die Geschichte von Gewalt, Missbrauch und Rassismus. Und letztendlich geht es immer wieder um Miriams Tochter Joan, die versucht, neue Wege zu gehen.

Meine Meinung:
Vor allem der Anfang und das Ende der Geschichte haben mich begeistert. Voller Anteilnahme, Wut und Neugier habe ich dieses Buch gelesen und dabei enorm viel über das Leben Schwarzer Menschen in den USA und vor allem in Memphis von 1935 bis heute erfahren. Die Geschichte steckt voller persönlicher Erfahrungen der Autorin und ist deshalb um so wichtiger und wertvoller.
Gefallen hat mir, wie die unterschiedlichen Kapitel aufgebaut sind und sich nach und nach zu einer nicht chronologisch erzählten Geschichte zusammenfügen. Weniger gefallen hat mir, dass die Figuren so ähnlich erzählt sind, dass ich ohne die Kapitelüberschriften manchmal kaum gemerkt hätte, wer gerade "erzählt".
Hier hätte ich mir mehr Differenzierung gewünscht, mehr Beschreibungen und einfach eine vielschichtigere Erzählweise. Gleichzeitig werden dadurch die Frauen der Familie North und ihr von Rassismus und Sexismus geprägter Alltag zu jeder Schwarzen Frau und zum Alltag jeder Schwarzen Frau, was betroffen macht und ein grossartiger Aufruf zu antirassistischem Handeln und zur Schwesternschaft aller Frauen ist.

Meine Empfehlung:
In der Mitte hatte ich ein wenig mit den nicht zu zugänglichen Figuren zu kämpfen, die ansonsten grossartig und eindringlich erzählte Geschichte der Familie North hat mich aber tief beeindruckt und ich würde gerne weitere Bücher der Autorin lesen.

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  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 11.11.2025

Leider nicht mein Fall

Überwintern. Wenn das Leben innehält
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Inhalt:
Der Winter in der Natur dient oft dem Innehalten, der Ruhe aber auch dem Überleben von dunklen Zeiten. Katherine May nennt die Phasen im Leben, in denen wir Dunkelheit und Langsamkeit überwinden ...

Inhalt:
Der Winter in der Natur dient oft dem Innehalten, der Ruhe aber auch dem Überleben von dunklen Zeiten. Katherine May nennt die Phasen im Leben, in denen wir Dunkelheit und Langsamkeit überwinden müssen "Winter" und fügt persönliche Erlebnisse, Wintertraditionen und Lichtblicke am Horizont der Trauer und Hoffnungslosigkeit zu einem ruhigen Buch zusammen, in dem das persönliche Überwintern und das Überwintern der Flora und Fauna parallel voranschreiten.

Meine Meinung:
Von diesem Buch habe ich mir sehr viel erhofft, weil es mir schon einige Male empfohlen worden ist. Als Fan der dunklen Jahreszeit und mit grossem Interesse für winterliche Bräuche und Experimente habe ich mich voller Neugier in die Lektüre gestürzt. Die Jahreszeit hat ja ebenfalls zum Lesen eingeladen. Nur leider hat sich mir der Reiz des Buches nicht so sehr erschlossen. Vielmehr hat es mich immer wieder zutiefst gelangweilt und ich hatte das Gefühl, einfach nicht zur Zielgruppe zu gehören. Ich musste nicht erst enorme persönliche Krisen überwinden, um zu wissen, dass Pausen wichtig sind, die Wintermonate sind zwar auch bei mir oft mit Arbeit gefüllt, aber in unserem Zuhause sind Ruhe und Gemütlichkeit das oberste Gebot. Auch Langsamkeit, Rituale und gezielte Phasen der Erholung gehören seit jeher zu meinem Alltag, den ich sonst mit meinem Pensum gar nicht gesund bewältigen könnte.
Spannend fand ich aber die vielen geschilderten Bräuche, die grandiosen Recherchen zum Überwintern der Pflanzen- und Tierwelt und die Experimente der Autorin, die ich mit grossem Interesse und oft auch einem Schmunzeln im Gesicht gelesen habe.

Schreibstil und Aufbau:
Das Buch ist in acht Abschnitte aufgeteilt und bewegt sich anhand der Monate September bis März durch den Herbst, Winter und den beginnenden Frühling. In den ersten Kapiteln geht es um die Vorbereitungen für das Überwintern, dann werden die tiefe Dunkelheit des Winters und gegen Ende auch wieder das Aufwachen aus der winterlichen Starre beschrieben.
Neben zahlreichen wissenswerten Dingen rund um den Winter und das Überwintern verarbeitet die Autorin auch persönliche Krisen und Erkenntnisse im Buch. Ich habe davor stets den grössten Respekt, empfand aber ausgerechnet diese Szenen als sehr anstrengend und ein wenig zu hoffnungslos und Mitleid heischend erzählt.

Fazit:
Dieses Buch ist eine ideale Lektüre für Menschen, welche gerade Krisen überwinden, auf der Suche sind oder mehr über winterliche Gebräuche erfahren wollen. Mir persönlich waren die Texte zu langatmig und wehleidig erzählt.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

Spannend, skurril, unterhaltsam

Wackelkontakt
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Inhalt:
Franz Escher liebt Puzzles und Mafiageschichten, führt aber sonst ein eher langweiliges und geordnetes Leben als Trauerredner. Während er auf den Elektriker wartet, liest er eine Geschichte über ...

Inhalt:
Franz Escher liebt Puzzles und Mafiageschichten, führt aber sonst ein eher langweiliges und geordnetes Leben als Trauerredner. Während er auf den Elektriker wartet, liest er eine Geschichte über Elio Russo, der die Mafia dank eines Zeugenschutzprogramms verlassen und sich ein neues Leben aufbauen kann.
Elio Russo ist Kronzeuge in einem millionenschweren Mafiaprozess und wartet darauf, das Land und sein aktuelles Leben verlassen zu können. Er liest ein Buch über Franz Escher, der auf den Elektriker wartet. Was wie eine harmlose Erzählung zweier zufällig verbundener Leben beginnt, wird zu einem mitreissenden Strom, der sich wie Eschers Puzzles zusammenzufügen beginnt.

Meine Meinung:
Wie so viele von euch hat auch mich das Cover zuerst abgeschreckt und ich denke, dass ich nie zu dieser kurzen Geschichte gegriffen hätte, wenn ich das Buch nicht von einer Bekannten geliehen bekommen hätte. Ohne grosse Erwartungen - und ohne zu wissen, wovon die Geschichte handelt - stürzte ich mich ins Leseabenteuer und war innerhalb von kürzester Zeit komplett begeistert und überzeugt.
Mir hat gefallen, wie sich die Figuren Franz Escher und Elio Russo auf wenigen Seiten entwickeln, wie Nebenfiguren und Schauplätze mit einer grossen Leichtigkeit eingeflochten werden und wie sich nach und nach ein packender Sog entwickelt.

Schreibstil und Aufbau:
Die beiden Erzählstränge gehen stetig ineinander über. Greift Escher zum Buch, springt die Handlung sofort zu Russo und umgekehrt. Keine Kapitel, Überschriften und Absätze trennen die anfangs längeren und dann immer kürzer werdenden Szenen voneinander und trotzdem ist es problemlos möglich, den gekonnten Verstrickungen zu folgen.
Wolf Haas schreibt mit einer grossen Lust am Erzählen und Fantasieren und es ist ein riesiges Vergnügen, sich diesem atemlosen Schauspiel hinzugeben. Bis zum Ende habe ich mitgefiebert und auch wenn die Figuren durchaus ein wenig skurril daherkommen, habe ich sie gerne durch die Geschichte begleitet.

Meine Empfehlung:
"Wackelkontakt" ist mein erstes Buch von Wolf Haas, aber ich möchte definitiv noch mehr von ihm lesen und möchte euch diese durchdachte, gekonnt erzählte und spannende Geschichte unbedingt ans Herz legen.

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