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Veröffentlicht am 26.05.2025

aufrüttelnd

Ist das okay?
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Dieses Buch widmet sich einem sehr wichtigen Thema, das gerne umschifft wird und uns - wenn es zu spät ist - oft sprachlos macht: Sexualisierte Gewalt. Es ist hier gelungen ein inhaltsreiches Buch zu schaffen, ...

Dieses Buch widmet sich einem sehr wichtigen Thema, das gerne umschifft wird und uns - wenn es zu spät ist - oft sprachlos macht: Sexualisierte Gewalt. Es ist hier gelungen ein inhaltsreiches Buch zu schaffen, das die Dinge auf den Punkt bringt und sich an mehrere Altersstufen richtet. Die Nutzer des Buches sollen grenzverletzendes Verhalten erkennen. Die Kinder können lernen bei der Frage : "Ist das Okay, oder ist das Gewalt?" auf sich zu hören. Es klärt aber nicht nur Kinder auf und ermutigt sie die Dinge beim Namen zu nennen, es gibt auch Erwachsenen eine Hilfe an die Hand aktiv, stark und selbstsicher für den Schutz der Kinder einzutreten. Der Balanceakt, die Kinder und die Eltern im gleichen Ausmaß anzusprechen und aufzuklären ist hier absolut gut gelungen. Das ist so wichtig, denn kein Kind der Welt, egal wie gut es aufgeklärt ist, kann einem manipulativen Erwachsenen alleine etwas entgegensetzen. Die Kinder brauchen Bezugspersonen, die ihnen weiterhelfen, es ist gut, wenn sie wissen, das diese ein klare Haltung haben und dafür eintreten.

Das Buch ist kein Ratgeber sondern bietet Wissen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten, um grenzverletzendes Verhalten zu erkennen, es lädt zu Gesprächen zu dem schwierigen Themen ein und leistet so Präventionsarbeit. Denn wo offen über Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt gesprochen wird, haben es Täter schwer.

Die Texte richten sich teils an unterschiedliche Zielgruppen, dennoch gilt laut Vorwort: Alles soll von allen gelesen werden (dürfen).

Kleine schwarze Schrift: Text für Erwachsene, große blaue Schrift: Text für Kinder, Weißer Hintergrund: Grundlagen zum Kapitel, hier richten sich die Fragen hauptsächlich an die Kinder, gelbe Textfelder enthalten Fragen, die von Eltern und Pädagogen häufig gestellt werden, Schwarze Doppelseiten enthalten besondere Infos und Rote Doppelseiten zeigen Täterstrategien.

Das ist kein Buch, das man von vorne nach hinten mit den Kindern durcharbeitet, sondern das man immer wieder in kleinen Dosen einsetzt. Kinder sollen sicher nicht nur negative Dinge über Sexualität erfahren, aber gewappnet sein.

Die Fragen greifen auch viele sehr alltägliche Situationen auf, z.B. Umziehen: ist es okay, wenn dir jmd. zuschaut, bei wem ist es unangenehm, bei wem okay, wie ist es wenn andere sich vor dir umziehen (Erwachsene, Kinder), bist du dabei lieber alleine, ist es okay, wenn jmd dich auffordert dich auszuziehen u.v.m. Die Themen richten sich an die verschiednen Altersgruppen, so kann man das Buch vielfältig einsetzen.

Die Seiten sind mit recht großformatigen Bildern, die den Text wirkungsvoll unterstützen, liebevoll illustriert. Es werden viele Lebenssituationen abgebildet, nicht nur negative. Die Personen sind vielfältig hinsichtlich ihrer Merkmale.

Ein sehr empfehlenswertes Buch, das Kindern wie Erwachsenen Sicherheit und Vertrauen zu dem wichtigen Thema gibt und beiden Seiten hilft angstfrei über die Fragen zu sprechen.

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Veröffentlicht am 17.05.2025

sperrige Umsetzung eines wichtigen Themas

Die Frauen hinter der Tür
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Paula Spencer ist Witwe, ihr Ehemann war gewalttätig und wurde von der Polizei erschossen, dennoch gelingt es ihr gelegentlich mit Liebe an ihn zu denken. Sie war während der Ehe und auch noch lange danach ...

Paula Spencer ist Witwe, ihr Ehemann war gewalttätig und wurde von der Polizei erschossen, dennoch gelingt es ihr gelegentlich mit Liebe an ihn zu denken. Sie war während der Ehe und auch noch lange danach Alkoholikerin. Ihre älteste Tochter hat weitestgehend die Verantwortung in der Familie getragen. Heute ist Paula trocken, hat eine Arbeit, gute Freunde, die vier erwachsenen Kinder sind eigenständig.

Das Buch ist überwiegend ein innerer Monolog Paulas. Man erfährt was sie über einzelne Menschen, Vorkommnisse, Erlebnisse, Erinnerung denkt, wie sie sie einschätzt. Dennoch ist es schwierig, dieser Frau nahe zu kommen. Oft verliert sich der Text in Nebensächlichkeiten.

Paulas Leben erfährt eine Wendung, als ihre Nicola, die sonst immer alles im Griff hat, wieder bei ihr einzieht. Nicola hat ihre drei Töchter und den Ehemann verlassen. Die Beiden setzen sich auseinander, es kommen ungesagte Dinge auf den Tisch, die schmerzhaft sind und lange verdrängt wurden. Nur sehr langsam erfährt man, was in der Vergangenheit in der Familie alles geschehen ist. Beide Frauen machen eine Entwicklung durch, die leider nicht sehr weit geht. Das ist ob der wichtigen Themen schade. Vielleicht wäre eine weitgehende Weiterentwicklung ohne Hilfe unrealistisch, aber ein wenig mehr hatte ich mir hier schon erhofft. Die Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit belasten Nikola, aber auch die Tochter-Mutter-Beziehung sehr. Dies und der zähe und langsame Erzählstil haben mich leider etwas unbefriedigt zurückgelassen.

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Thema verloren

Fischtage
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Die 16 jährige Ella wächst in einer dysfunktionalen Familie auf. Die ältere Schwester Merle ist bereits ausgezogen, der jüngere Bruder Luis zieht sich immer mehr in sich selbst zurück und sucht oft Ellas ...

Die 16 jährige Ella wächst in einer dysfunktionalen Familie auf. Die ältere Schwester Merle ist bereits ausgezogen, der jüngere Bruder Luis zieht sich immer mehr in sich selbst zurück und sucht oft Ellas Nähe. Die Familie wohnt in einer Villa und die Eltern kümmern sich um sich selbst und den schönen Schein. Ella bekommt oft Wutanfälle, die sie mit laufen bekämpft, nach einem Beinbruch ist ihr dies jedoch nicht mehr möglich. Um einem Internat zu entgehen, besucht sie eine Therapie.
Als Luis eines Tages verschwindet, reagieren die Eltern viel zu gelassen. Ella macht sich große Sorgen. Sie zieht in die Gartenlaube ihres alten dementen Freundes Eckard und macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Sie geht verschiedenen Ansätzen nach und bemerkt dabei, dass sie ihren Bruder gar nicht richtig kennt, gelegentlich wird es mehr als brenzlig und sie macht neue Bekanntschaften, die ihr teils weiterhelfen.
Die Geschichte hätte sehr gut sein können, doch mit Beginn der Suche rutscht sie ins ungewollt Schräge ab. Eckards sprechender Plastikfisch begleitet Ella bei der Suche und das ist einfach unfassbar blöd. Diesem Element konnte ich nichts abgewinnen.
Der Grundgedanke der Geschichte ist gut und auch die Entwicklung Ellas, die ihre Wutanfälle auf einmal weitgehend im Griff hat, ist interessant. Doch viele unnötige und auch unrealistische Vorkommnisse (Vergewaltigungsversuch, Verhalten der Polizei ...) verwandeln das Ganze eher in eine Farce.
Das Ende der Geschichte offenbart nochmals die Vernachlässigung durch die Eltern und auch die traurige Tatsache, dass so ein Verhalten von den Kindern schließlich als normal angesehen wird. Der Erzählstil ist einfach, viele kurze Episoden wechseln sich ab, meistens werden wichtige Entwicklungen und Geschehen nicht wieder aufgegriffen. Mich hat die Lektüre enttäuscht zurückgelassen, es entstand kein bleibender Eindruck. Von mir gibt es 2,5 Sterne, die ich aufrunde wo es nötig ist

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Familiendrama

Die Inselschwimmerin
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Evie ist als junge Frau von den Orkneyinseln nach London geflohen. Sie hat Potential, dass sie nicht nutzt und hält sich mit Jobs über Wasser, die sie deutlich unterfordern. Ihre neue Freundin kann das ...

Evie ist als junge Frau von den Orkneyinseln nach London geflohen. Sie hat Potential, dass sie nicht nutzt und hält sich mit Jobs über Wasser, die sie deutlich unterfordern. Ihre neue Freundin kann das nicht verstehen, kann aber keine Änderungen bei Evie bewirken. Dies zeigt sich besonders deutlich, als Evie sich auf eine toxische Beziehung einlässt. Sie hält nur zu Freya, einer Freundin des Vaters, Kontakt; ihre alten Freunde wissen nicht, wo sie abgeblieben ist.

Über verschiedene Zeitebenen wird die Geschichte von Evies Familie und die ihrer Eltern erzählt. Nach und nach fügt sich ein Bild zusammen. Die Mutter war keine einfache Person, der Vater vor Liebe blind. Evies ältere Schwester Liv fühlte sich immer zurückgesetzt und entwickelte einen schwierigen Charakter, der von Wut und Hass immer mehr geprägt wurde, während Evie der Sonnenschein des Vaters ist.

Evie kehrt nach rund 20 Jahren zurück auf die Insel, als der Vater im Sterben liegt. Nicht alle freuen sich über ihre Rückkehr, doch Freya setzt sich sehr für ihr Bleiben ein. Nach der Offenbarung des Fluchtgrundes verläuft die Geschichte schnell in eitel Sonnenschein. Die Figuren sind klar in Gut und Böse unterteilt, diese eindimensionale Darstellung gefiel mir nicht so gut. Evies Grund zu fliehen war hart, doch er wird gutgeheißen, als sich die Angelegenheit weiter aufklärt. Sie wird für alle wieder zu dem Sonnenschein, der sie für den Vater immer war. Insgesamt finde ich es merkwürdig, dass in der Familie niemals jemand die Gründe hinterfragt hat und von den Freunden Evies Verhalten später einfach entschuldigt wird. Ihr Verhalten war definitiv grenzwertig, aber dafür ist in der klaren Schwarz-weiß-Darstellung leider kein Platz. Hier hätte man einen interessanten Disput zwischen den Schwestern und den ehemaligen Freunden erzählen können, statt dessen löste sich alles in Wohlgefallen auf. Danach verläuft sich die Handlung auf Nebenschauplätzen.

Die Autorin streift viele brisante Themen, wie Fehlgeburten, Depression, Alzheimer bzw. Demenz, Transgender, Erpressung, Bevorzugung von Geschwistern, Manipulation etc., leider wird keins dieser Themen wirklich aufgegriffen. Die Geschichte verliert sich in Plattitüden und büßt ihr Potential ein. Der Titel und die Beschreibung sind irreführend. Kaltwasserschwimmer kommen nur am Rande vor, der Bezug kann aber hergestellt werden.

Das Buch ließ sich gut lesen, der Schreibstil und die Zeitsprünge machten die Geschichte vordergründig interessant, aber insgesamt konnte es bei mir leider nicht vollends punkten. Schade.

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Orte in der Weltliteratur

Schauplätze der Weltliteratur
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Dieses Buch stellt rund 70 große Werke vor und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Örtlichkeit, in der die Handlung angesiedelt ist. Die vorgestellten Bücher sind chronologisch geordnet und in ...

Dieses Buch stellt rund 70 große Werke vor und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Örtlichkeit, in der die Handlung angesiedelt ist. Die vorgestellten Bücher sind chronologisch geordnet und in vier Kapitel eingeteilt: 1. romantische Aussichten (bis 1920), 2. Kartierung der Moderne (bis 1951), 3. Nachkriegspanoramen (bis 1982) und 4. zeitgenössische Schauplätze (bis heute).

Ob die vorgestellten Werke alle der Weltliteratur zuzuordnen sind, sei dahingestellt. Man kann schön in dem Buch stöbern, neue Werke kennen lernen und sich inspirieren lassen. Der Titel und auch der Klappentext versprechen jedoch mehr als der Inhalt hält. Für jedes Buch sind nur rund zwei Seiten veranschlagt, hier wird der Inhalt des Buches zusammengefasst und nur wenig auf den Ort eingegangen, der Platz erlaubt, dies gar nicht. Angereichert sind die Texte mit Fotos der Erstausgabe, der Autor*innen, passenden Bildern/ Illustrationen aus der Zeit oder Kartenmaterial, gelegentlich gibt es auch ein Bild aus einer Verfilmung.

Aufgrund des Titels und der Beschreibung, hatte ich hier ausführlichere Details zu den Orten erwartet, die dann mit dem Inhalt des Werkes verknüpft werden. Auch historisch wäre hier meiner Meinung nach vielmehr Informationen möglich gewesen, daher war ich nach der Lektüre schon etwas enttäuscht. Das Buch ist aber zum Durchblättern und als Inspiration für neue Lektüre gut geeignet. Auf viele mir unbekannte Werke bin ich nun neugierig geworden, nur die Recherche zum zeitlichen Hintergrund und über die Orte werde ich wie gewohnt selbst erledigen.

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