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Veröffentlicht am 10.04.2018

Spannender Umweltkrimi mit Längen

Das Eis
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Sean Dawson hat zusammen mit seinem Studienfreund Tom Harding eine alte Walfangstation auf Spitzbergen erworben und sie zu einem Refugium für die zahlende Upperclass gemacht.
Midgard Lodge hat sich zum ...

Sean Dawson hat zusammen mit seinem Studienfreund Tom Harding eine alte Walfangstation auf Spitzbergen erworben und sie zu einem Refugium für die zahlende Upperclass gemacht.
Midgard Lodge hat sich zum Ziel gesetzt, ein Ort zu sein, an dem Wirtschaft und Umwelt verschmelzen, anders gesagt ein Ort „an dem die Versöhnung von Unternehmertum und ökologischer Verantwortung gefördert“ werden, ist doch der Klimawandel ein aktuelles und ernstes Problem, das oft von den Ansprüchen der Wirtschaft überlagert wird.

Die beiden Freunde stehen auf jeweils einer der beiden Seiten, Sean ein wirtschaftlich extrem erfolgreicher Aufsteiger, Tom ein Umweltschützer und ehemaliger Aktivist von Greenpeace.
Bei einer Expedition geschieht ein Unglück und nur einer der beiden kehrt nach Hause zurück.

Vier Jahre später - und das ist der eigentliche Beginn des Buches - wird die Leiche des Vermissten entdeckt.
In der darauf folgenden gerichtlichen Untersuchung sollen die genauen Todesumstände geklärt werden und mit ihnen die Frage, ob und wenn ja wie Sean in Toms Tod involviert war.

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Ein Roman über Natur, Umwelt, den Klimawandel, Wirtschaft, Politik und Freundschaft. Vieles deckt er ab und bleibt im Verlauf der Handlung wandelbar und vielschichtig.
Begonnen wird die Geschichte mit dem Auftauchen der Leiche Tom Hardings, um dann in Rückblenden parallel zur aktuell fortlaufenden gerichtlichen Verhandlung die Hintergründe des Geschehens zu erläutern.

Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte zu kommen, mit ihr warm zu werden. Der Schreibstil ist erzählhaft, oft etwas verschachtelt und lang.
Die Charaktere werden ausführlich und gut beschrieben, so dass man problemlos ein Bild im Kopf hat von Sean, Tom, ihren Frauen und Freundinnen, den Geschäftspartnern und Bekannten. Bemerkenswert ist auch, wie gut die Autorin es schafft, emotionale Aspekte hinter den Fassaden der Charaktere herauszuarbeiten. Seans Belastungsstörung nach dem Unfall, die Emotionen hinter den Trennungen und Scheidungen, es gelingt wirklich sehr gut, mitfühlen zu können mit den einzelnen Charakteren.

Diese Ausführlichkeit jedoch war im Verlauf der Geschichte bei anderen Aspekten ein großer Stolperstein für mich. Ich habe lange für dieses Buch gebraucht, da die einzelnen Episoden oft langwierig und mühsam zu lesen waren.
Die Handlung an sich ist sehr spannend, vor Allem um den Prozess herum möchte man wissen, wie es weitergeht, verstehen, wie alles zu dem Punkt gelangen konnte, an dem man nun steht.
Aber viele der Rückblenden sind extrem ausführlich, oft - meiner Meinung nach - nicht zwingend notwendig für die Handlung oder das Verständnis der Charaktere und führen dazu, dass das Lesen etwas ermüdend ist.

Zwischen den einzelnen Kapiteln stehen Anekdoten von Arktisexpeditionen, die generell nichts (oder meistens nicht viel) mit den darauffolgenden Abschnitten zu tun haben. Für mich persönlich oft etwas störend, da sie den Fluss der Geschichte mehr unterbrochen denn zusammengehalten haben. Ich bin gegen Hälfte des Buches dazu übergangen, diese Anekdoten nur noch zu überfliegen um festzustellen, ob sie etwas Relevantes für die Handlung bieten - und habe sie erst nach Beenden des Buches noch einmal wirklich gelesen.

Die Handlung selber springt vielschichtig. Von dem Entdecken der Leiche zurück zum Geschehen vor vier Jahren, kurz vor dem Tod Toms. Retour in die Gegenwart, zurück zum Kennenlernen der beiden Männer lange Jahre zuvor, wieder in die Gegenwart und zurück.
Meistens ist es durch Monats- und Jahresangaben ersichtlich, manchmal geschieht ein Sprung so abrupt, dass ich etwas verwirrt war beim Lesen der ersten Sätze und mich einfinden musste in das „was wann wie wo“.

Diese Vielschichtigkeit des Buches findet sich ebenfalls wieder in den zentralen Themen Umwelt, Wirtschaft und Freundschaft. Speziell zum Ende des Buches ist es spannend zu sehen, wie die Autorin die verschiedenen Fäden zusammenführt und sich die offenen Fragen klären.

Ein an sich sehr spannendes Buch mit einem wichtigen Thema, dass einen emotional durchaus mitnimmt - jedoch oft sehr langatmig und sperrig wirkt.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Wahnsinnige Gesellschaftskritik.

Wahnsinn
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Gesellschaftskritik in Rein- und Reimform oder auch:
(Alltags)Wahnsinn in Buchstaben gepresst.
Sätze, Ideen, Emotionen - geschüttelt und verbildlicht, umgebastelt und neu geformt.
Gute einhundert Seiten ...

Gesellschaftskritik in Rein- und Reimform oder auch:
(Alltags)Wahnsinn in Buchstaben gepresst.
Sätze, Ideen, Emotionen - geschüttelt und verbildlicht, umgebastelt und neu geformt.
Gute einhundert Seiten Gedankenwelt zum Thema Wahnsinn.


Was soll man sagen zu einem Buch, das man eigentlich nur empfinden kann?
Die Wörter fliegen einem um die Ohren (besser gesagt die Augen), schwarz-weiss, bunt, fett, klein, groß, in Capitals oder ganz krumm.
Gereimt oder im Stakkato, langatmig oder als Solitär.
Mehr Kunst als Buch könnte man manchmal meinen.

Literarisch ungewöhnlich umgesetzte Kritik.
An der Gesellschaft, den Menschen, ihrem Miteinander, dem Umgang mit der Technik, der Natur, uns selber. Alles, was buchstäblich oft einfach Wahnsinn ist hier auf unserem Planeten.

„Bilder erleichtern das Lügen enorm.
Sie erscheinen umso eher als Wahrheit, je kürzer die Schlagzeile ist, die sie begleitet.“ (Zitat)

Hier mal anders vor Augen geführt. Auf jeder Seite eine neue Aussage, ein neuer Gedanke. Immer anders.
Manchmal muss man zweimal lesen, dreimal. Manchmal genauer hinsehen, doppelt gucken. Nicht alles erschliesst sich sofort, manches braucht seine Zeit zum sacken.

Es sind brutal ehrliche Emotionen, die hier zwischen die Buchseiten gedruckt sind - und alle treffen ihr Ziel. Manchmal muss man schmunzeln, manchmal muss man schlucken. Manchmal ist es anstrengend zu lesen, manchmal fliegt man über die Zeilen.
Und manchmal findet man sich auch durchaus selber wieder.

Wahnsinnig schwer, diesen Wahnsinn zu bewerten.
Denn wir haben hier kein Happy End, wir haben hier Handlung. Keine Charaktere - außer uns selber, die wir eigentlich drin sind in diesen Zeilen.


„Mensch zu sein, es bedeutet, immer durchschnittlicher zu werden.“ (Zitat)

Und das macht es natürlich anders. Als andere Bücher.
Vielleicht wichtiger, weil es ein Spiegel ist für uns.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Märchen für Erwachsene.

The Shape of Water
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1963. Die stumme Elisa arbeitet als Reinigungskraft in einem US-Militärlabor. Eines Nachts entdeckt sie in einem streng gesicherten Trakt ein Wesen, dessen Erforschung unter absoluter Geheimhaltung den ...

1963. Die stumme Elisa arbeitet als Reinigungskraft in einem US-Militärlabor. Eines Nachts entdeckt sie in einem streng gesicherten Trakt ein Wesen, dessen Erforschung unter absoluter Geheimhaltung den USA einen Vorteil im kalten Krieg bringen soll. Halb Mensch, halb Amphibie wird es in eine, Wassertank zu Untersuchungszwecken gehalten. Elisa tut etwas, was bisher keiner der Wissenschaftler gemacht hat: sie behandelt es wie ein lebendiges Wesen. Sie bringt ihm die Gebärdensprache bei und baut eine geheime Freundschaft zu ihm auf.
Sie erfährt, dass der „Wassermensch“ zu Forschungszwecken getötet und seziert werden soll und setzt alles aufs Spiel, um ihn zu retten.

Ein Märchen für Erwachsene. Eine Mischung aus Fantasy und Realität. Ein Psychodrama. Ein Roman. The Shape of Water ist alles in Einem.
Ein unglaublich pragmatisch erzähltes Buch, eine Geschichte oft in Stakkatoform. Auf blumige Ausführungen großer Emotionen wird hier keinen Wert gelegt - und grade deshalb bricht einem das Buch das Herz.
Die Einsamkeit der Kreatur, die als vermutlich letzte seiner Art als reines Forschungsobjekt behandelt wird ist die gleiche Einsamkeit, die Elisa verspürt. Intelligent und emphatisch wird sie von ihren Mitmenschen nicht wahrgenommen, kann sie doch nicht auf gängigem Wege kommunizieren und am Leben teilhaben. Sie wird genauso vergessen und übersehen wie ihr Freund, der homosexuelle Maler, der aufgrund seiner Orientierung von der Gesellschaft ausgegrenzt wird. Er leidet unter seiner Lage ähnlich wie die Frau von Strickland, dem Laborleiter und einstigem Jäger der Kreatur, unter ihrer. Ihr Mann ist ein psychisches Wrack seit seiner Heimkehr, er ist abhängig von Schmerzmitteln, paranoid und aggressiv, sie ist einsam und hilflos in ihrer ihr aufgedrückten Situation, die keiner zu sehen scheint. Strickland selber fühlt sich nicht mehr zugehörig zur Gesellschaft - alle Charaktere des Buches sind Isolierte, Übersehene, Leidende. Anomalien, wie die Kreatur selbst.

“But I can't be alone, can I? Of course not; I'm not that special. Anomalies like me exist all around the world. So when does an anomaly quit being an anomaly and start being just the way things happen to be? What if you and I are not the last of our kinds, but one of the first? The first of better creatures in a better wold? We can hope, can't we? That we're not of the past, but the future?” (Zitat)

Mit teilweise unglaublicher Brutalität werden ihre Geschichten und mit ihnen das Schicksal der Kreatur vor dem Leser seziert, man lacht, weint, man ekelt sich, man weiss nicht, was man glauben soll und was nicht.
Das Buch liest sich wie ein Bericht eines Märchens, wie ein Psychogramm einer Fantasie- und gleichzeitig realen Welt.
Es gibt keine Pausen für den Leser, jedes Kapitel drängt einen weiter, auf das unglaubliche Ende zu.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Großartiges Finale.

Das Reich der sieben Höfe − Sterne und Schwerter
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Nicht Tamlin, sondern Rhysand ist Feyres Seelengefährte. Dennoch verlässt sich den Hof der Nacht, um mehr über Tamlins Pläne herauszufinden - denn er ist einen gefährlichen Handel mit dem König von Hybern, ...

Nicht Tamlin, sondern Rhysand ist Feyres Seelengefährte. Dennoch verlässt sich den Hof der Nacht, um mehr über Tamlins Pläne herauszufinden - denn er ist einen gefährlichen Handel mit dem König von Hybern, dem Feindesland, eingegangen. Und dessen Ziel ist klar: Krieg mit Prytherin und den Menschen.
Feyre lässt sich ein auf ein riskantes Doppelspiel ein, um Krieg zu verhindern. Es gelingt ihr nicht und der Hof der Nacht muss versuchen, Verbündete zu gewinnen, um in der großen Schlacht gegen Hybern eine Chance zu haben. Nicht nur Verbündete aus den eigenen Reihen, sondern auch Hilfe seitens der anderen - oft verfeindeten - Höfe, sogar seitens der Menschen, für die der heraufziehende Krieg das Ende bedeuten würde.


Ein wirklich episches Finale der Trilogie. Eine Schlacht, die es aufnehmen kann mit der Erstürmung von Helms Klamm. Gut, mit mehr Liebe, Romantik und weniger Orcs, aber mit ähnlich viel Spannung, dramatischer Wendungen und Blut.
Der dritte Teil ist anders als die ersten Beiden. Er hat mich überrascht - sehr zum Positiven. Die große Liebe ist noch da und neben tiefer Blicke und samtiger Worte fehlt natürlich auch der leidenschaftliche Sex nicht.


Trotzdem sind diese Teile der Handlung eher zweitrangig - der Krieg, die Ränkelspiele, die Intrigen stehen klar im Vordergrund.
Die Charaktere entwickeln sich, lange nicht alles und alle sind wie es scheint, oft wendet sich das Blatt in ungeahnte Richtung.
Das Erzähltempo ist hoch, grade in der Schlacht gibt es wenig Zeit zum Luftholen, auch für den Leser. Der Schreibstil ist wie gehabt vielschichtig und detailreich, man kann sich problemlos hineinversetzen in die Situationen und Charaktere.
Die von Sarah Maas geschaffene Welt entfaltet sich weiter, man erfährt Hintergründe der Personen, der Höfe, ihrer Beziehungen untereinander und versteht schlussendlich so Einiges besser, was im besagten ersten Teil der Trilogie noch extrem klischeehaft angemutet hat.

Ein wirklich gutes, sehr sehr spannendes Ende.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Es wird spannender.

Das Reich der Sieben Höfe – Flammen und Finsternis
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Feyre hat überlebt. Sie hat die große Schlacht um die Freiheit Prytherins und ihre Liebe gewonnen. Sie ist zurück bei Tamlin, der sich jedoch verändert hat - genau wie sie. Sie ist traumatisiert von den ...

Feyre hat überlebt. Sie hat die große Schlacht um die Freiheit Prytherins und ihre Liebe gewonnen. Sie ist zurück bei Tamlin, der sich jedoch verändert hat - genau wie sie. Sie ist traumatisiert von den Erlebnissen unter den Bergen, er wird beherrschend, raubt ihre Freiheit, ist über-beschützend. Parallel musste sie einen riskanten Handel eingehen mit Rhysand, dem Lord des gefürchteten Hofes der Nacht, der sie zwingt, eine Woche im Monat bei ihm zu sein.
Nichts ist wie es scheint und während ihre Liebe zu Tamlin erlischt wird sie von Rhysand immer mehr angezogen. Von ihm, aber auch von seinem Hof - und den Intrigen.

Ja, auch hier haben wir wieder Klischees. Den umwerfend gut aussehenden (noch besser als Tamlin!) Elfenmann, den heissen, leidenschaftlichen Sex und die Intrigen … Himmel, wer da nicht alles mit wem und warum.
Aber: es ist nicht alles wie man erwartet. Die erste große Liebe ist dahin und es entwickelt sich im ach so gefürchteten Hof der Nacht komplett anders, als Feyre - und mit ihr der Leser - erwartet hat. Die Welt, die Sarah Maas erschaffen hat ist komplex, vielschichtig und phantasievoll. Sie wird größer, wächst, und mit ihr die Geschichten um Feyre, einst Mensch, nun ebenfalls Elfe.
Psychologisch nachvollziehbar ihre Traumata, nachvollziehbar ihre Trennung von Tamlin - allerdings eine Wortlosigkeit, die mir beim Lesen schwer viel. Die Charaktere denken extrem viel und reden sehr wenig. Man verlässt sich, man ignoriert sich, man nimmt sich Auszeiten. Um zu denken. Und die Dinge sehr wenig anzusprechen. Feyre ist 19 im Buch - für mich ein völlig unpassendes Alter. Ein Teenager mit Aufgaben und Verantwortungen eines wesentlich Älteren.

Auch mit 30 wäre die Geschichte glaubhaft gewesen, wenn nicht sogar realistischer. Leider verhält sie sich auch oft wie ein Teenager, ist wahnsinnig zickig, aufbrausend, hat Stimmungsschwankungen (auch abseits ihres Traumas). Obwohl sie auf gefühlt fast alles eine patzige Antwort hat liegen ihre die heissesten Elfenmänner (ihrerseits ja aufgrund der Unsterblichkeit hunderte von Jahre und Erfahrungen alt) zu Füssen. Etwas schwierig beim Lesen oft.
Die Handlung an sich ist spannend, die Erzählweise Fantasy-passend, sehr detailreich und emotional. Die Welt, die Sarah Maas geschaffen hat ist eine faszinierende, facettenreiche Gesellschaft, mit vielen Handlungsebenen.
Wäre alles etwas „erwachsener“ und unemotionaler, würde ich persönlich mehr Zugang zu der Reihe bekommen.