Profilbild von SigiLovesBooks

SigiLovesBooks

Lesejury Star
offline

SigiLovesBooks ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SigiLovesBooks über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

Überzeugendes Familienbackbuch rund ums ganze Jahr!

Backen macht glücklich
0

Auf über 190 Seiten hat die sympathische und erfolgreiche Bloggerin, Autorin, Journalistin und Mutter Kathrin Runge vielfach erprobte, leckere und zu jedem Anlass passende Rezepte in diesem empfehlenswerten ...

Auf über 190 Seiten hat die sympathische und erfolgreiche Bloggerin, Autorin, Journalistin und Mutter Kathrin Runge vielfach erprobte, leckere und zu jedem Anlass passende Rezepte in diesem empfehlenswerten Backbuch zusammengestellt, die auch von Backanfängern leicht nachzubacken sind, von süß bis herzhaft reichen und teils gemeinsam mit Kindern gebacken werden können (diese Rezepte haben eine spezielle Kennzeichnung, was ich sehr positiv finde!).


"Backen macht glücklich" - Das Familienbackbuch von Kathrin Runge erschien (2023, HC geb.) im DK-Verlag und enthält 80 bewährte, teils klassische und sehr leckere Backrezeptideen, die auch dank guter Beschreibung der Zubereitung sehr gut nachzubacken sind. So finden sich für jeden Anlass rund ums Jahr köstliche Rezepte, die mit tollen Fotos der Autorin und Bloggerin garniert sind.


Sehr gelungen finde ich die Gliederung und vor allem die Basics zu den Teigarten und dem Zubehör (und Alternativen) sowie die 'Pannenhilfe' und die kreative Resteverwertung. Diese Basics erleichtern Einsteigern das Eintreten in die Welt des Backens; das Backen erfordert wenig Zeit, so dass es auch im trubeligen Alltag jeder Familie Platz hat. Der Hauptteil gliedert sich in die Rubriken


- Kuchen, - Feste, - köstliche Kleinigkeiten, - Süßspeisen und - Herzhaftes


Für Kids gefielen mir besonders der Cookie-Cake und die Regenbogentorte; an Herzhaftem das indische Naan und die Spinat-Feta-Muffins; an Klassikern der Rosenkuchen (Hefepuddingschnecken) und der Apple-Crumble, den wir sehr lieben und der besonders in die jetzige Herbstzeit passt.


Fazit:


Tolle Backinspirationen und 80 leicht nachzubackende, in den Alltag zu integrierende wundervolle Backrezepte, die meist anfängertauglich sind und teils auch gemeinsam mit Kindern gebacken werdn können: Ein Basic-Backbuch, toll illustriert und sehr gut beschriebene Rezepte, die für jeden feierlichen Anlass - oder auch zwischendurch - viel Backfreude und das Genießen des jeweiligen Ergebnisses garantieren! Auch als Geschenk eignet sich dieses Backbuch sehr; ich kann es bestens empfehlen und vergebe die volle Punktezahl! 5*

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2023

Der Tote im Flying Highlander

Der letzte Zug nach Schottland
0

"Der letzte Zug nach Schottland" von Josephine Tey (1896-1952) erschien im Kampa Verlag/Zürich (2023, HC, geb., 326 Seiten) in nostalgisch anmutendem Cover, das mir auf Anhieb gefiel. Es passt zu diesem ...

"Der letzte Zug nach Schottland" von Josephine Tey (1896-1952) erschien im Kampa Verlag/Zürich (2023, HC, geb., 326 Seiten) in nostalgisch anmutendem Cover, das mir auf Anhieb gefiel. Es passt zu diesem hervorragenden klassischen Kriminalroman einer Wegbereiterin, deren "Nachfahrin" Val McDermid ein sehr treffendes Nachwort schrieb; Josephine Tey bereitete im klassischen Kriminalroman-Genre quasi den Weg für viele namhafte Autorinnen. Der Ermittler Alan Grant taucht auch in anderen Werken Tey's auf und wer ihn noch nicht kennenlernen durfte, wird ihn sicher sympathisch und sehr menschlich finden. Seit Jahren steht diese Autorin auf meiner Krimileseliste und der hier vorliegende, neuerschienene und von Manfred Allié aus dem Englischen übersetzte Krimi macht auf jeden Fall Lust auf mehr von Josephine Tey, wenn man klassische Kriminalromane, die sog. 'noirs', wie ich sehr mag. "The singing sands" so der stimmige O-Titel im Englischen, erschien übrigens erstmals 1936.


Alan Grant, Detectiv Inspector bei Scotland Yard, ist erschöpft und macht sich auf die (lange) Reise von London nach Schottland, wo ihn Freund Tommy nebst der von Grant sehr gemochten Ehefrau und Pat, deren halbwüchsigem Sohn, erwarten. Kurz vor dem Aussteigen aus "Abteil B Sieben", das eine der Hauptrollen im Kriminalroman spielen sollte, sieht er mit eigenen Augen, dass es Murdo Gallacher, genannt 'der alte Joghurt', ein stets verdrießlicher Bahnbediensteter, der seit 20 Jahren das Nötigste tut, seine Gäste jedoch schröpft und ein Vermögen machte, nicht gelingt, einen jungen, dunkelhaarigen, zerzaust wirkenden Mann aus dem Schlafabteil aufzuwecken: Grant stellt fest, dass der junge Mann tot ist - und das Abteil nach Whisky-Ausdünstungen riecht: Der Tote hat eine Wunde am Hinterkopf, mit dem er in womöglich betrunkenem Zustand mit dem harten Waschbecken kollidierte...


Im Hotel stellt Grant fest, dass er zu seinen Zeitungen wohl noch eine aus "Abteil B 7" versehentlich mitnahm und findet ein Gedicht (8 Zeilen, der Mittelteil fehlt), das u.a. von singendem Sand erzählt... Als er in der Zeitung am nächsten Tag liest, dass es sich um einen jungen Franzosen handelt, der im Zug zu Tode kam, bekommt er ein schlechtes Gewissen, da er das Gedicht durchaus dem jungen Toten zuschreibt, unbeabsichtigt ein evtl. Beweisstück mitnahm, es aber nicht deuten kann.


Und so nehmen die Dinge ihren Lauf: In den Highlands angekommen, versucht sich unser erschöpfter Inspector mit Angeln abzulenken, bis er im Wasser den Kopf des jungen Franzosen sieht: Der Fall geht ihm nicht aus dem Kopf und er versucht, hinter die ominösen Zeilen zu kommen und was sie mit dem Toten zu tun haben könnten. So gibt er Anzeigen auf, besucht einige Inseln auf den Hebriden, auf denen es singenden Sand und wandelnde Steine geben soll (nebenbei bewältigt er seine Klaustrophobie und gegen Ende seiner kriminalistischen und sehr durchdachten, intelligenten Bemühungen, das Rätsel um den frühen Tod des Mannes zu lösen, überwindet er sie sogar); lernt einige suspekte und einige hilfreiche Menschen kennen, die ihm dabei helfen, eine Spur aufzunehmen: So entpuppt sich ein Pilot mit kriminalistischem Spürsinn als Compagnion Grants, da dieser ebenfalls an der Lösung interessiert ist, schien er mit dem Toten befreundet gewesen zu sein. Das Motiv, das Grant für das vielleicht nicht gewaltlose Ableben des jungen Mannes hält, könnte in diesem (wie in vielen anderen Fällen) Eitelkeit sein. Und so erlebt man im zuvor oft beschaulichen, zeitweise sehr humorvollen Krimi einen skrupellos eitlen Menschen, dessen furchterregender Charakterzug ihn nicht davon abhält, eiskalt und berechnend wie auch grausam einen Menschen zu "beseitigen".


Der Stil von Josephine Tey ist sehr atmosphärisch, sprachlich ein Genuss, was ihrer scharfen Beobachtungsgabe und ihrem Erzähltalent geschuldet ist, und in dem (von mir sehr geliebten) britischen Sinne sehr humorvoll (ein Bsp.; (Jemand) hat "einen Blick wie eine Steinmauer, mit Scherben gekrönt" - Zitat S. 51). Tey schreibt klar und beschreibend und auch die "Zwiesprache", die Grant zuweilen mit sich selbst führt, ist köstlich zu lesen.


Fazit:


Ein Klassiker der Kriminalliteratur mit einem unorthodoxen, kultivierten, feinfühligen, auch verletzlichen Inspector Allen Grant, den man einfach ob seiner Menschlichkeit sympathisch findet: Liest man J. Tey (wie ich selbst) zum ersten Mal, ist es eine Überraschung, ein Vergnügen, wie McDermid im Nachwort richtig festhält. Vom ersten bis zum letzten Satz ist auch der Leser/die Leserin damit beschäftigt, das Rätsel um den Toten in Abteil B Sieben zu lösen: Ich freue mich auf weitere (im selben Verlag neu veröffentlichte) Kriminalromane der sehr talentierten Josephine Tey und empfehle diesen absolut weiter: An Fans klassischer Kriminalromane und solchen, die es noch werden wollen. Von mir daher 5* für ein Krimi-Highlight in 2023!


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.08.2023

Zeit zum Gruseln: Diesmal in Sachsen

Lost & Dark Places Sachsen
0

"Lost & Dark Places Sachsen" von Cornelia Lohs ist in der sehr interessanten Sachbuch-Reihe "vergessener, verlassener und unheimlicher" Orte erschienen (Verlag Bruckmann, brosch., 158 Seiten, 2023).

Hier ...

"Lost & Dark Places Sachsen" von Cornelia Lohs ist in der sehr interessanten Sachbuch-Reihe "vergessener, verlassener und unheimlicher" Orte erschienen (Verlag Bruckmann, brosch., 158 Seiten, 2023).

Hier stellt uns die namhafte Autorin die dunkle Seite Sachsens vor: 33 Orte, die dem Verfall überlassen wurden, zuweilen finster anheimeln und doch oft eine früher glanzvolle Geschichte hatten....

Und genau DAS macht das Faszinierende, mystische dieser vergessenen Orte aus, die C. Lohs detailliert beschreibt und deren Geschichten sie hervorragend recherchiert hat. Seien es die alten Klosterruinen mit einer langen Geschichte (wie Kloster und Burg Oybin); jahrhundertealte Regimentsunterkünfte (Mandaukaserne, Zittau); eine Lungenheilanstalt, die 1900 inmitten der erzgebirgischen Wälder für Frauen eröffnet wurde, Raubritterburgen wie die Burgruine Körste; ein berüchtigtes Frauengefängnis (Schloss Hoheneck), die Burg Stolpen (Verbannungsort der Gräfin Cosel) oder sogar ein Kaufhaus, einst zu den repräsentativsten Gebäuden von Görlitz zählend (Kaufhaus Totscheck):

Stets bieten sich dem Leser Einblicke in die Gebäude, in die Entstehung und den historischen Hintergrund und die jeweilige Historie: Das Sachbuch liefert anhand sehr gut recherchierter und spannender Hintergrundinformationen auch viele Fotos, die die Faszination der alten Gebäude noch intensivieren und die Geschichten dazu positiv untermalen.


Fazit:

Ein sehr spannender literarischer und optischer Spaziergang durch die Jahrhunderte, durch die Geschichte Sachsens, versehen mit faszinierenden Fotos, die die Düsterkeit dieser verlassenen, oftmals dem Verfall übergebenen unheimlichen Orte noch intensivieren. Sehr gut fand ich auch den Hinweis, dass von einem Alleingang in teils vom Einsturz bedrohten alten Gemäuern doch abzuraten sei; einige sind in Gruppenführungen zu besichtigen. Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5* am Sachbuch-Literaturhimmel!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2023

Wenn aus Fremden Freunde werden....

Unsere Stimmen bei Nacht
0

"Unsere Stimmen bei Nacht" von Franziska Fischer erschien im Dumont-Verlag (HC, gebunden; 286 S., 2023) und hat mich sowohl inhaltlich als auch von der einfühlsamen und psychologisch versierten, tiefgründigen ...

"Unsere Stimmen bei Nacht" von Franziska Fischer erschien im Dumont-Verlag (HC, gebunden; 286 S., 2023) und hat mich sowohl inhaltlich als auch von der einfühlsamen und psychologisch versierten, tiefgründigen und zuweilen poetischen Erzählweise der Autorin sehr begeistert!


Worum geht's?


Gloria und Herbert; ein Ehepaar in den Mittfünfzigern, vermieten die Zimmer ihrer 3 Kinder, die inzwischen erwachsen sind und auszogen, in einer alten Berliner Villa: Dafür scheint es mehrere Gründe zu geben; zum Einen verbessern sich die Finanzen der beiden - und zum anderen kommt, was vorwiegend von Gloria gewünscht ist, mehr Leben ins Haus, das groß genug ist, um Lou, Mitte 30 und sehr oft umgezogen, Tänzerin; Jay, einen Studenten der Politikwisssenschaften sowie den von Frau und Sohn getrennt lebenden Gregor, einen Wissenschaftler und dessen Tochter Alissa (16) aufzunehmen. Herbert ging vorzeitig in den Ruhestand und hat sich in zwei Räumen ein kleines Antiquariat aufgebaut, das er weiterhin betreibt, auch wenn es kaum Laufkundschaft gibt....


Meine Meinung:


Der Roman beginnt mit dem Einzug von Lou, die mir aufgrund ihrer einfühlsamen und hilfsbereiten Art sowie ihrem Gespür für Menschen sehr sympathisch war. Sie hat eine Weile bei einer Freundin gewohnt und Gloria schien es (sie war die 34. Bewerberin für das letzte Zimmer!), dass das Zimmer und Lou zusammenpassen werden - und sie gleich einziehen konnte. Nach und nach lernt man die anderen Hausbewohner kennen; Jay, den anfangs unsicheren und scheuen, später aufgetauten und auch mal mit Lou in der Küche stehenden und kochenden Studenten, der sich durch das Angebot der Mahlzeiten gegen Aufpreis recht wohl zu fühlen scheint und auch gerne Songs schreibt und Gitarre spielt. Gregor ist der am zurückgezogensten lebende Charakter dieser Haus- und Wohngemeinschaft, Alissa wirkt eher unglücklich über die Zerfaserung der Familie, kommt aber mit dem Vater anscheinend besser zurecht als mit der dominanten Mutter, die ihr in den Ferien Nachhilfe aufbürdet und am guten Schulabschluss der Tochter mehr Interesse zeigt als an der Tochter selbst. Alissa wirkte auf mich auch in gewisser Weise überfordert, da sie ihrem Vater täglich Brote mit in die Uni gibt und somit Aufgaben verrichtet, die eigentlich nicht ihre sind.


Zaghaft nähern sich die ProtagonistInnen, die allesamt diverse Geheimnisse mit sich herumschleppen, einander an; so lernen wir Lou als sehr extrovertiert kennen; sie will dieses Mal "die Lücke besetzen, in die sie sich - vielleicht längerfristig? - einfinden kann"; ihr Lachen ist ansteckend, was dem schüchternen Jay zugute kommt und beide sich bald gut verstehen. Lou erkennt auch, dass Alissa Unterstützung braucht, das Interieur ihres Zimmers betreffend und schenkt ihr kurzerhand eine Sternendecke, die es gemütlicher macht (Alissa ist eher introvertiert und verunsichert, da eine Freundin sich von ihr abwandte, die jetzt zu den wirklich "Coolen" gehört). Gloria ist erleichtert, als sie bemerkt, dass sie durch Jay und Lou Hilfe beim Kochen erhält, ihr Mann Herbert braucht etwas länger, sich auf die häuslichen "Veränderungen" einzustellen: Er ist der konservativste Charakter, der Rituale mag und jeden Tag sein Klappschild für das Antiquariat auf die Straße stellt. Bis Jay ihm erklärt, dass er mehr Bücher verkaufen würde, wenn er auch einen online-shop hätte.


Eine sehr interessante und vielschichtige, wie auch sympathische Figur ist Gloria, die Neuem gegenüber offen ist und eine alte Bürde mit sich trägt. Beim Ausmisten kommen sich Lou und Gloria im Dialog näher und eine Überraschung wartet auch auf den Leser, die ich mir sehr gut als eine Fortsetzung dieses Beziehungsromans mit feinen und leisen Untertönen vorstellen könnte! Die Themen sind sehr vielschichtig und es machte mir Freude, stets 'zwischen den Zeilen' lesen zu können; das Ankommen Lou's zu verfolgen, die Tatsache, dass die anfängliche Fremdheit einer permanenten Annäherung der ProtagonistInnen folgen sollte, gefiel mir sehr. Da ich selbst einen Teil meines (jungen) Lebens in WG's lebte, hatte ich auch einen direkten - und sehr positiven - Bezug zum Thema Zusammenwohnen.


Fazit:


Ein wunderschöner Roman, in dem es der Autorin mit Bravour, auf berührende Weise und stellenweise tiefpoetisch gelingt, zu beschreiben, wie es den WG'lerInnen gelingt, sich gegenseitig zu helfen; Altes, Verkrustetes mehr und mehr aufzubrechen, sich Mut zuzusprechen und auch Hoffnung zu geben. Allen, die tiefgründige und sehr niveauvolle Unterhaltung, gewürzt mit Empathie und psychologischem Feingefühl lieben, kann ich eine absolute Empfehlung aussprechen. Auch könnte es ein Roman sein, der SeniorInnen Hoffnung gibt, MitbewohnerInnen zu finden, die leerstehenden Zimmern in viel zu groß gewordenen Häusern - und damit auch ihrem eigenen Leben - womöglich wieder neues, mitmenschliches Leben einhauchen könnten. Zu wünschen wäre dies sehr!

Ich vergebe mit einem dankeschön an Franziska Fischer und an den Dumont-Verlag für schöne Lesestunden 5*.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2023

Fionas Vermächtnis

Das Rosencottage
0

"Das Rosencottage" von Constanze Wilken erschien (tb,2023, 506 Seiten) im Goldmann-Verlag, München und ist bereits der 7. Roman einer meiner LieblingsautorInnen in diesem Genre, den ich wieder einmal mit ...

"Das Rosencottage" von Constanze Wilken erschien (tb,2023, 506 Seiten) im Goldmann-Verlag, München und ist bereits der 7. Roman einer meiner LieblingsautorInnen in diesem Genre, den ich wieder einmal mit Begeisterung gelesen habe: C. Wilken versteht es, den Leser von Beginn an in die Geschichte hineinzuziehen und den Spannungsbogen wie auch die Authentizität in ihren Romanen bis zum Schluss oben zu halten:


Inhalt:


Kirsty Paterson, Tochter einer reichen Architektenfamilie und auch 'schwarzes Schaf', da sie als Einzige in der Familie nicht profitorientiert handelt, sondern eher ihren Talenten (z.B. dem Malen von Landschaftsbildern) und ihrem Herzen folgt, erbt zur Überraschung aller das Cottage auf der malerischen Insel Tiree, die zu den Inneren Hebrideninseln Schottlands gehört und für Kirsty schöne Ferienmomente mit Fiona, ihrer Großmutter, bedeutet: Doch mit dem Erbe stellt Fiona ihr nach deren Tod auch eine Aufgabe: Kirsty soll herausfinden, was aus Livie McMillan, ihrer Freundin aus der Kindheit auf Tiree, geworden ist. Der Kontakt der beiden Freundinnen war kurz vor dem 2. Weltkrieg Mitte der 30er Jahre abgebrochen....

Kirsty stellt sich dieser Aufgabe und lässt den Leser miträtseln, welchem Schicksal Livie damals entgegenging und auch nachspüren, wie karg und hart das Leben auf der kleinen Insel vor 100 Jahren gewesen sein muss. Was Fiona ihr verheimlichte, war die Tatsache, dass das Cottage an Finlay Stewart, einem Autor mit Schreibblockade, der dort in der Ruhe und Abgeschiedenheit wieder in den Schreibfluss kommen möchte, vermietet wurde: Fortan müssen die beiden ungleichen Mieter sich das Cottage teilen, was nicht ohne Spannungen, aber auch Schmunzeln bleiben sollte, da Finlay zwar ungehobelte Manieren hat und dem Trinken frönt, aber auch ein Genussmensch ist und für sein Leben gerne kocht. So recherchieren beide mehr und mehr gemeinsam, was aus Livie geworden ist und machen hierbei auch unliebsame Erfahrungen.... Wird es Kirsty gelingen, die Jugendfreundin ihrer Großmutter ausfindig zu machen?


Meine Meinung:


Die Autorin versteht es auch hier wieder, den Leser schon zu Beginn (der Prolog ist sehr dramatisch) zu fesseln und das Leseinteresse zu wecken: Der Roman findet auf zwei Zeitebenen statt, zum einen vor fast 100 Jahren und zum anderen in der Gegenwart; hier wird - für C. Wilken Romane symbolisch - Historie mit einer spannenden Geschichte und sympathischen ProtagonistInnen verwoben, wodurch ein schön zu lesender, authentisch wirkender Roman entsteht, den ich sehr gerne gelesen habe. Erschreckend war zuweilen in der Vergangenheit die Düsterkeit und Bitternis der beschriebenen Ausweglosigkeit von Frauen, die prügelnden, gewalttätigen Ehemännern schutzlos ausgeliefert waren und es kein Entrinnen gab: Ausser Paddy, der Lieblingsbruder von Livie McMillan, gibt es in dieser Familie nur Männer, die sich mit Fäusten auseinanderzusetzen wussten; allen voran Vater Donald, der die Familie auf brutale Weise tyrannisierte und kriminelle Wesenszüge trug.

Auf Kirsty wartet eine wahre Odyssee, die sie bis nach Mull führt, um etwas über das Schicksal von Livie herauszufinden und die Suche nach Spuren gestaltet sich stets (auch für den Leser) sehr spannend, so begegnet man Inselpfarrern, einer redseligen Küsterin, einem alten verbitterten Mann und dessen nichtsnutzigem Neffen, aber auch einer profitorientierten Familie, die letzten Endes einsieht, dass die Erbin des Cottages dieses wohl nicht verkaufen wird, um eine Ferienanlage auf der Insel zuzulassen.

Mitleid hat man mit dem Inselarzt, der in der Vergangenheit lieber die Insel verlassen hat als noch mehr (nicht nachweisbaren) Schaden durch einen cholerischen, gewalttätigen und herrschsüchtigen Mann auf sich zu nehmen, der zeitlebens (vermutlich besonders nach dem 1. Weltkrieg, an dem er teilnahm) ein Trinker und Schläger war.

Der Roman beinhaltet jedoch auch zwei Liebesgeschichten: Eine in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, die andere in der Gegenwart, die sich auch erst nach und nach abzeichnet, was jedoch köstlich zu lesen - und letztendlich auch stimmig ist: So freut man sich mit den Charakteren, leidet jedoch auch mit ihnen, wenn sie unfair und brutal behandelt werden; Paddy war mir in dieser Hinsicht auch sehr sympathisch und ihm hätte ich einen Job und eine Ausbildung zum Piloten sehr gewünscht. Finlay Stewart wirkt anfangs sehr abstoßend, jedoch hat die Schreibblockade auch einen Grund, den er erst nach längerer Zeit mit Kirsty teilen kann.


Fazit:


Ein sehr atmosphärischer, zu Herzen gehender Roman mit historischen Elementen der schottischen Hebrideninsel Tiree, der Familiengeheimnisse und Historie sehr authentisch verbindet und mit sehr sympathischen HauptprotagonistInnen aufwartet. Der Spannung von der ersten Seite an bis zum Schluss gewährleistet und den ich aufgrund der authentisch dargestellten Geschichte sehr gerne gelesen habe. Ich empfehle ihn absolut gerne weiter - wie auch die Wales-Reihe der Autorin - an LeserInnen, die Spannung, Stimmigkeit, Tiefgang, aber auch einen Schuss Romantik und wunderschöne Landschaften und Inseln mögen; darüber hinaus für Geschichte und Familiengeheimnisse 'empfänglich' sind ;) Hier würde ich in diesem Falle beherzt zugreifen! 5*

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere