Kommt nicht ganz an den ersten Band heran
Café HoffnungIch habe "Fräulein Wunder" von Gisa Pauly geliebt. Besonders die liebevoll gezeichneten Figuren, mit denen ich mich sofort identifizieren konnte. Dadurch waren die Erwartungen an den Folgeband "Café Hoffnung" ...
Ich habe "Fräulein Wunder" von Gisa Pauly geliebt. Besonders die liebevoll gezeichneten Figuren, mit denen ich mich sofort identifizieren konnte. Dadurch waren die Erwartungen an den Folgeband "Café Hoffnung" natürlich sehr hoch.
Ich habe ihn mir sofort am Erscheinungstermin gekauft.
Klappentext:
Sylt, Mitte der 1980er Jahre. Brits Tochter Kari begeistert sich nicht sonderlich für die Arbeit im Café König Augustin, sie ist mehr am Schickimicki-Leben von Sylt interessiert. Dann aber scheint sich alles zum Guten zu wenden, Kari heiratet einen berühmten Modedesigner und gehört von da an zur High Society. Als sie schwanger wird, sind ihre Eltern endgültig versöhnt. Doch irgendetwas stimmt nicht mit Karis Ehe, und als ihre Tochter auf die Welt kommt, wird ein skandalöses Geheimnis offenbar.
Am Anfang fiel es mir allerdings schwer, mich wieder in die Geschichte einzufinden. Wahrscheinlich war einfach zu viel Zeit vergangen. Nicht nur bei mir nach dem Lesen des 1.Bandes sondern auch in der Geschichte. Plötzlich ist es bereits 1985.
Gisa Pauly versucht die Lücken zu schließen, in dem in der ersten Hälfte des Buches sehr viel aus dem 1.Band erzählt wird. Mich hat das eher im Lesefluss gehindert und dazu geführt, dass keine richtige Spannung aufgekommen ist.
Besonders mit Kari wurde ich nicht richtig warm, denn ihre Lebensgeschichte, ihre Erfahrungen werden nicht erzählt und ich fragte mich, wieso sie so geworden ist, wie sie ist. Wie ihre Beziehungen zu den anderen Personen sich entwickelt haben. Auch die Problematik der Schwangerschaft ist von Anfang an etwas durchsichtig.
Gisa Pauly schreibt einen Teil der Geschichte aus der Sicht des adoptierten Afrikaners Hajo. Hier ist mir einiges zu klischeehaft dargestellt. Ich habe die Situation für schwarze Menschen in Deutschland Mitte der 80er Jahre in anderer Erinnerung. Aber ich lebte damals in einer Großstadt und nicht auf Sylt. Überhaupt kamen mir manche Szenen so vor, als spielten sie in den 70ern, wie in der Verlagsankündigung angezeigt.
Dabei schreibt Gisa Pauly gewohnt flüssig.
Etwa in der Mitte des Buches ändert sich das. Das Erzähltempo nimmt deutlich zu, die Handlungen und Charaktere werden wieder lebensnah dargestellt und es kommt Spannung auf. Der zweite Teil des Buches hat mich wieder richtig gefesselt und so freue ich mich sehr auf die Fortsetzung "Hotel Freiheit".
Fazit: "Café Hoffnung" kommt für mich nicht ganz an den ersten Band "Fräulein Wunder" heran. Dazu ist die Handlung am Anfang zu zäh und am Ende zu geballt. Trotzdem freue ich mich schon sehr auf die Fortsetzung. Insgesamt ist die Reihe sehr lesenswert.