Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2018

Ich bin wieder absolut begeistert

Die Chroniken von Azuhr - Die Weiße Königin
0

Achtung, Band 2 – es können Spoiler zum Inhalt des ersten Bandes vorhanden sein.

Während sich die Lage zwischen den Ligisten und der Rebellen immer mehr zuspitzt, zieht Milan, der eigentlich auf keiner ...

Achtung, Band 2 – es können Spoiler zum Inhalt des ersten Bandes vorhanden sein.

Während sich die Lage zwischen den Ligisten und der Rebellen immer mehr zuspitzt, zieht Milan, der eigentlich auf keiner der beiden Seiten stehen möchte, gemeinsam mit Rainulf durchs Land. Überall im Land tauchen immer mehr Gestalten aus den Mären auf und so langsam bemerkt Milan, wie man diese entstehen oder auch verändern kann. Doch sein wahrer Wunsch, der damit einhergeht, ist eher wider der Vernunft.
Doch es gibt auch eine Mär, auf die die Männer der Rebellen hoffen: die Mär der weißen Königin. Diese soll in Zeiten der höchsten Not zurück zu ihrem Volk kehren. Diese Zeit scheint genau jetzt zu kommen, denn die Übermacht der Krieger der Ligisten ist nur allzu deutlich.
Meine Meinung

Nachdem der erste Band der Chroniken von Azuhr Trilogie eins meiner absoluten Highlights war, war ich mehr als gespannt auf die Fortsetzung.
Hatte ich zunächst noch erwartet, zu Beginn wieder auf Milan zu stoßen, wurde ich gleich eines besseren belehrt, denn Bernhard Hennen beginnt auch hier mit einem langen Rückblick auf längst vergangene Tage der Insel Cilias. Während ich noch einen Moment etwas Schwierigkeiten hatte, mich an die neuen Personen zu gewöhnen, wurde ich dann aber doch schnell wieder mitten ins Geschehen gezogen, denn bei diesem Schreibstil gab es kein Entkommen. Bernhard Hennen zaubert mit seinen Worten ein so deutliches Bild vor das innere Auge, dass man das Gefühl hat, hier mitten im Geschehen zu stehen. Letzten Endes bekommt man hier mit dem Prolog wieder einen weiteren, sehr spannenden Hintergrund von der Geschichte Cilias.
Ebenfalls wie schon zuvor, konnte mich der Autor auch wieder absolut mit seiner Welt fesseln. Dieses Mal wird es alles in allem düsterer, denn nicht nur der Kampf zwischen den Ligisten und den Rebellen wütet auf Cilia, sondern auch die Mären erwachen immer mehr zum Leben. All das zusammen macht eine durchweg spannende Handlung und es gibt immer wieder Überraschungen. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte eine Idee, in die es gehen würde, wurde ich eines besseren belehrt und es kam doch alles wieder ganz anders.
Dieses Buch ist durchweg spannend zu lesen, schon der Prolog ist so mitreißend, dass man sich schon fast beim Nägel kauen erwischt. Aber auch sonst schafft es Bernhard Hennen die Spannung nahezu konstant aufrecht zu erhalten. Dadurch, dass man auch schon einen großen Teil der Personen aus dem ersten Band kennt, ist es nochmal so fesselnd, denn man fühlt und leidet mit ihnen mit. Trotz der über 600 Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen und ich freue mich jetzt schon auf den Abschlussband.
Auch dieses Buch hat unterschiedliche Handlungsstränge und man verfolgt wieder verschiedene Personen. Dabei enden die Kapitel so gut wie immer mit einem Cliffhanger und ich bin immer wieder verblüfft, wie und wo es doch Verbindungen untereinander gibt. Bernhard Hennen schafft es konstant seine einzelnen Handlungen weiterzuführen und doch so nach und nach ein Gesamtbild zu erschaffen, bei dem aber noch so einige Puzzleteile fehlen.
Die großartige Handlung und das gelungene Worldbuilding werden von den hier dargestellten Charakteren fast noch übertrumpft. Milan, der Protagonist, hat sich hier deutlich entwickelt und das nicht immer nur zum Positiven. Aber genau das lässt ihn glaubwürdig und authentisch wirken und ich hatte hier keinerlei Zweifel an dem, was er macht, auch wenn er, gerade zu Beginn, noch häufiger aus dem Bauch heraus handelt. Aber nicht nur Milan konnte mich überzeugen, auch die übrigen Charaktere wirkten durchdacht und lebendig. Allen voran hat mich Milans Vater Nandus Tormeno beeindruckt. Zugegeben, er ist nicht meine Lieblingsfigur in dieser Geschichte, aber seine Handlungen sind immer von vorne bis hinten durchdacht und durchtrieben. Die Beziehung zwischen ihm und seinem jüngsten Sohn Milan stand nicht zum besten, doch auch diese wird hier sehr glaubwürdig weitergeführt. Natürlich gibt es neben den beiden genannten Figuren noch eine ganze Menge mehr Personen, bei denen jeder einzelne mit dem nötigen Leben versehen wird und somit auf die Handlung Einfluss nimmt. Ich glaube, dass es auch hier noch einige Überraschungen geben wird.
Mein Fazit

Schon der erste Band hat mir durchweg gut gefallen und war ein Highlight, doch dieser hier setzt noch eine Schippe oben drauf. Worldbuilding, Handlung, Spannung und Charaktere wirken authentisch und glaubwürdig, dabei gibt es Intrigen und Kämpfe, Verluste und Hoffnung und auch noch Magie. Viele überraschende Wendungen haben mich regelrecht verblüfft und ich bin jetzt schon mehr als gespannt auf den Abschluß der Trilogie. Ein Muss für Fantasyfans!

Veröffentlicht am 25.09.2018

Gute Grundidee

Escape Room - Nur drei Stunden
0

Gerade hatte Morgan Sheppard, der berühmte Fernsehmoderator, noch ein Date mit einer schönen Französin, als er, gemeinsam mit fünf weiteren Personen, in einem Hotelzimmer aufwacht. Zunächst vermutet er ...

Gerade hatte Morgan Sheppard, der berühmte Fernsehmoderator, noch ein Date mit einer schönen Französin, als er, gemeinsam mit fünf weiteren Personen, in einem Hotelzimmer aufwacht. Zunächst vermutet er noch, dass dies alles für eine Fernsehshow inszeniert wurde, doch dann kommt alles ganz anders, als sich der Mann mit der Pferdemaske zu Wort meldet. In dem Raum befinden sich sechs Menschen, im Bad ein Toter, einer von ihnen ist ein Mörder, doch wer? Morgan Sheppard bekommt genau drei Stunden Zeit, den Täter zu entlarven. Gelingt ihm dies nicht, müssen alle Personen in dem Raum sterben. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Meine Meinung
Schon als ich das Cover bei den Neuerscheinungen entdeckte, wurde ich neugierig auf diesen Thriller, aber in Natura sieht das Cover noch einmal mehr genial aus.
Der Anfang des Buches las sich auch noch sehr spannend, mit einem Prolog, der auf den ersten Blick noch zusammenhangslos wirkte, aber durchaus Interesse weckte und einen Einstieg in den Thriller, der mich gespannt auf die Reaktionen der im Raum befindlichen Personen warten ließ. Dabei schreibt Chris McGeorge sprachlich einfach, verständlich und flüssig, aber auch ein wenig emotionslos. Ich hätte hier eigentlich erwartet, dass die entführten Personen der Geschichte mit mehr Emotionen auf ihre Situation reagieren würden. Für meinen Geschmack ging mir das ein wenig zu leicht.
Die Grundidee hinter diesem Thriller fand ich sehr genial und wie erwähnt, gefiel mir auch der Einstieg. Doch danach beginnt der Thriller sich zu sehr zu ziehen. Während der Moderator Morgan Sheppard, der einst als Kind berühmt wurde, weil er den Mörder seines Mathelehrers enttarnte, beginnt, die weiteren, im Raum befindlichen Personen zu befragen. Das alles brachte unnötige Längen, zwar erfuhr ich dadurch etwas über die unterschiedlichen Figuren, doch das alles wirkte noch zu oberflächlich. Ich habe hier einfach zu wenig mitfiebern und mitzittern können und auch wenn ich selbst im Dunkeln tappte, was den Täter betrifft, war ich doch nicht Feuer und Flamme, diesen zu enttarnen.
Während also in dem Raum nach dem Täter gesucht wird, überkommen Morgan Sheppard immer wieder Blackouts, welche auch seiner Drogen- und Alkoholsucht geschuldet sind. Dabei erfährt der Leser aber wiederum mehr aus der Vergangenheit, denn Sheppard driftet bei diesen Blackouts in die Vergangenheit ab und diese Momente fand ich wiederum recht spannend. So blieb es eine immer auf und ab schwingende Spannungskurve, mit Momenten, die mich fesselten und Momenten, die mir zu langatmig waren.
Ein personeller Erzähler in dritter Person erzählt die Geschichte und dabei verfolgt man das Geschehen wie ein Zuschauer, ohne tief in die Handlung gezogen zu werden. Ich fühlte beim Lesen eine Art Abstand zu den Personen im Raum und blieb einfach nur der Beobachter. Vielleicht wäre hier auch ein Perspektivenwechsel interessant gewesen, der mir tiefere Einblicke erlaubt hätte.
Morgan Sheppard, der Protagonist, wurde mir nicht wirklich sympathisch. Er war sehr selbstbezogen dargestellt und nicht unbedingt der Sympathieträger der Geschichte. Vielleicht liegt es genau daran, dass ich nicht richtig mit der Handlung warm wurde. Auch wurde mir zu sehr auf sein Alkohohl- und Drogenproblem herumgeritten, was mich auch nicht so sehr überzeugen konnte, da es zwar immer wieder erwähnt wurde, aber eigentlich nur im Hinblick auf die Rückblicke relevant war.
Außer Sheppard befanden sich ja auch noch fünf weitere Personen in dem Raum, doch ich muss zugeben, dass mir bis auf deren Berufe gar nicht so viel im Gedächtnis geblieben ist. Sie blieben zu farblos und brachten viel zu wenig Dynamik in den Thriller. Schade, denn genau hier hatte ich den Reiz in dieser Geschichte erwartet.
Mein Fazit
Ein Thriller mit einer sehr interessanten Grundidee, bei der es aber in der Umsetzung noch haperte. Mir fehlten hier einfach die Momente, die mich hätten mitfiebern, die den Adrenalinspiegel steigen lassen. So plätscherte ein großer Teil der Handlung eher vor sich hin und auch die Personen der Geschichte waren einfach zu blass. Ich glaube, dass dieses Buch als Film eher funktioniert hätte, da ich einfach zu sehr Beobachter blieb und zu wenig in die Handlung integriert wurde. Aber wie so vieles ist auch das eine reine Geschmackssache, also einfach mal reinschnuppern.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Sehr unterhaltsam

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
0

London 1920, die neunzehnjährige Louisa Cannon wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Mutter ist Wäscherin und ihr Vater verstarb viel zu früh, seitdem wohnt dessen Bruder, Onkel Stephen, bei den ...

London 1920, die neunzehnjährige Louisa Cannon wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihre Mutter ist Wäscherin und ihr Vater verstarb viel zu früh, seitdem wohnt dessen Bruder, Onkel Stephen, bei den beiden Frauen. Doch Stephen ist kein angenehmer Zeitgenosse und Louisa versucht alles, um ihm zu entfliehen. Als bei den Mitfords eine Stelle als Kindermädchen frei wird, bewirbt sie sich umgehend um diesen Job, mit Erfolg. Die älteste Tochter der Mitfords, Nancy, voller Tatendrang und Abenteuerlust, beginnt sich mit Louisa anzufreunden. Als eine Freundin der Familie, die Krankenschwester Florence Nightingale Shore, bei einer Zugreise überfallen wird und im Krankenhaus verstirbt, ahnen die beiden jungen Frauen, dass an der Sache etwas faul ist. Heimlich beginnen sie, selbst zu ermitteln und müssen feststellen, dass hier scheinbar jeder Geheimnisse hat.
Meine Meinung
Schon alleine das Cover schreit regelrecht nach einem Roman aus dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und es sprach mich gleich an und machte neugierig. Es passt auch absolut zu dem Inhalt der Geschichte und gefällt mir dementsprechend ausgezeichnet.
Auch der Schreibstil der Autorin Jessica Fellowes macht es dem Leser sehr leicht, in diesen Roman einzusteigen, denn man ist nicht nur gleich vor Ort, sondern erlebt das Flair der Roaring Twenties. Sie schafft es, eine passende Atmosphäre hervorzurufen, denn dieser Roman ist zwar sprachlich der Zeit angepasst und doch so leicht und locker geschrieben, dass es leicht fällt in dieser Geschichte zu versinken.
Nachdem mir sowohl der Name der ermordeten Krankenschwester, als auch der Name Mitford irgendwie bekannt vorkamen, musste ich gleicht einmal Google befragen und war überrascht, dass es einen großen Teil der hier vorkommenden Personen tatsächlich gab. Fellowes verknüpt geschickt reales mit fiktivem und das so charmant, dass man sich bei den Mitfords wohlfühlt. Zwar ist die Geschichte insgesamt eher ruhig und in einem langsamen, intensivem Tempo erzählt und doch spannend genug, um wissen zu wollen, was wirklich geschehen ist. Man erhält hier einen Eindruck vom Leben der Familie Mitford, in erster Linie aus der Sicht des Kindermädchens Louisa. Der Krimianteil der Geschichte nimmt dadurch jedoch nur einen geringen Teil des Romans ein. Wer hier einen klassischen Krimi erwartet, könnte ein wenig enttäuscht sein, denn es ist doch mehr ein historischer Roman, der das Leben einer Familie der Oberschicht wiederspiegelt, aber auch das Kriegsgeschehen, einen Mordfall und eine Liebesgeschichte in sich vereint.
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven durch einen personellen Erzähler in der dritten Person. Dabei bekommt man durchaus mehr von den Gefühlen und Gedanken der unterschiedlichen Personen mit, was allerdings den Mordfall betrifft, tappt man gemeinsam mit Louisa, Nancy und Guy im Dunklen.
Ganz viel Wert hat die Autorin auf die authentische Wirkung ihrer Charaktere gelegt. Seien es die Kinder aus dem Hause Mitford, allen voran natürlich Nancy, und deren Angestellte, als auch Guy und seinen Freunden bei der Bahnhofspolizei. Hier merkt man sehr gut, dass die Autorin intensiv recherchiert hat, auch wenn sie sich natürlich die ein oder andere erzählerische Freiheit nimmt.
Louisa war mir sehr sympathisch und sie wirkt real und glaubwürdig. Als junges Mädchen von ihrem Onkel zu kleineren Straftaten angestiftet, versucht sie alles, um diesen Umfeld zu entkommen. Ihre gesamte Entwicklung war gelungen und authentisch. Nancy Mitford, die hier eigentlich im ersten Band der Reihe rund um die Mitford Schwestern spielen sollte, war meinem Empfinden nach doch deutlicher im Hintergrund. Trotzdem kann man sich ein Bild über die lebhafte, junge Frau machen, die mir ebenfalls sympathisch war. Auch Guy nimmt hier einen großen Teil der Handlung mit ein und auch er wurde lebendig und voller Tatendrang dargestellt.
Neben diesen drei Charakteren gibt es eine ganze Reihe weiterer Personen, seien es Personen aus der Familie und deren Umfeld oder Bedienstete, alle zusammen gaben ein lebhaftes Gesamtbild ab und ich wurde hier durchaus auch an Fernsehserien aus dieser Zeit erinnert.
Mein Fazit
Ein Roman, der einen intensiven und lebhaften Eindruck aus dem Leben der zwanziger Jahre vermittelt. Wer einen reinen Krimi erwartet, dem sei gesagt, dass die gesamten Ermittlungen hier mehr oder weniger nebenbei abgehandelt werden und viel mehr das Leben der Personen im Vordergrund stehen. Trotzdem ist das Buch angenehm zu lesen, bietet eine glaubwürdiger Zwanzigerjahre Atmosphäre und hat wirklich sympathische Charaktere. Wer historische Romane aus dieser Zeit mag, ist hier mit Sicherheit gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Außergewöhnlich

Wicker King
0

Schon als kleine Kinder waren August und Jack befreundet, auch wenn sie in der Schule eher völlig unterschiedliche Freunde haben. August nach außen hin immer top gestylt und lässig, verbirgt dahinter einen ...

Schon als kleine Kinder waren August und Jack befreundet, auch wenn sie in der Schule eher völlig unterschiedliche Freunde haben. August nach außen hin immer top gestylt und lässig, verbirgt dahinter einen Jungen, der sich schon früh um alles kümmern muss, denn sein Vater hat sich scheiden lassen und seine Mutter ist depressiv und zu Hause ist das Geld immer knapp. Jack ist cool, beliebt, eine Sportskanone und mit dem hübschesten Mädchen der Schule zusammen. Doch was keiner, außer August, weiß, sind die Halluzinationen, unter denen Jack leidet. Von Tag zu Tag sind sie stärker und in dieser Fantasywelt ist er der King, der Wicker King und August ist sein treuer Ritter. August spielt dieses Spiel mit, auch um Jack zu beschützen, doch dabei verliert nicht nur Jack immer mehr den Bezug zur Realität.
Meine Meinung
Ganz zu Beginn möchte ich betonen, wie genial gestaltet dieses Buch doch ist. Allein der Schutzumschlag macht schon von Weitem neugierig, doch auch das Innere ist absolut ungewöhnlich. Nicht nur, dass man hier kleinere Mitteilungen oder Fotos aus dem Leben der Jungs zu sehen bekommt, nein, auch die Farbe der Seiten wechselt. Zunächst noch weiß, danach nimmt es immer mehr Grautöne an, bis hin zum Schwarzen, passend zu dem, wie die beiden Jugendlichen immer mehr in ihrer Welt verschwinden.
Doch trotz der Gestaltung fiel es mir gar nicht so leicht, in die Geschichte hineinzukommen, denn Kayla Ancrum schreibt schon sehr eigenwillig, wobei sie hier durchaus eine Wirkung erzielen möchte, ohne direkt zu werden. Beinahe nüchtern erzählt sie in sehr kurzen Kapiteln von den Ereignissen. Ich muss zugeben, dass ich lange Zeit nicht wusste, was die Autorin mir eigentlich sagen wollte, bzw. worauf sie hinaus wollte. Durch diese minimalistisch gehaltenen Kapitel fiel es mir zunächst schwer, in die Welt der beiden abzutauchen und ich fühlte mich von einer Szene in die nächste geworfen. Doch das Durchhalten und sich an diesen eigenwilligen Stil gewöhnen lohnt sich durchaus, denn auch wenn es gedauert hat, so kommt es doch auch immer mehr dazu, dass man beginnt zu verstehen, was hier eigentlich los ist.
In erster Linie geht es hier um August und Jack, die beiden Protagonisten der Geschichte. Diese beiden Siebzehnjährigen wirken auf den ersten Blick verschieden und doch sind sie es nicht, denn bei beiden ist es zur Gewohnheit geworden, dass sie sich um sich selbst kümmern müssen. August auf Grund der unter Depressionen leidenden Mutter, Jack unter Eltern, die durch Abwesenheit glänzen. Außer August merkt niemand, was mit Jack wirklich los ist und an dieser Stelle spürt man deutlich, dass auch August noch nicht reif genug ist, um mit Jacks Problem umzugehen. Auf den ersten Blick wirken beide Jungs ganz normal, doch eigentlich sind sie ohne Bezugsperson, niemand, der sie unterstützt oder zu ihnen hält, niemand, der wirklich für sie da ist.
Auch mit den Charakteren warm werden ist nicht ganz leicht, was zunächst daran liegt, dass man immer nur kurze Momentaufnahmen der Beiden bekommt. Doch auch hier gilt, weiterlesen und zwischen den Zeilen lesen, denn vor allem August konnte mich letzten Endes berühren. Jack blieb mir da eher fremd, denn seine Art ist nicht immer leicht und ich hätte durchaus verstehen können, wenn auch August sich abgewandt hätte.
Neben Jack und August gibt es noch diverse Nebencharaktere, wobei es schon auffällig war, dass es auch hier eher die Jugendlichen waren, die eine Rolle in der Entwicklung der Geschichte spielten. Es wirkte schon fast so, als gäbe es hier gar keine Vertrauenspersonen.
Mein Fazit
Zunächst verwirrend, fast schon unnahbar wirkend und definitiv völlig anders erzählt Kayla Acrum hier eine Geschichte, von der ich beinahe das Gefühl hatte, nicht nur Fiktion zu lesen. Letzten Endes bin ich mir gar nicht so sicher, ob diese Geschichte wirklich ein Jugendbuch ist, denn durch diesen ungewöhnlichen Stil hat es auch einen gewissen Anspruch und ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack. Aber vielleicht unterschätze ich hier auch Jugendliche und es gibt einige, die sich in Augusts und Jacks Geschichte wiederfinden können. Man ist hier durchaus auch gezwungen, einmal zwischen den Zeilen zu lesen, denn die Botschaft hinter der Geschichte ist wichtig.

Veröffentlicht am 18.09.2018

Spannend

Rachewinter
0

In Wien wird der Mord an dem Manager Johann Wulf von Arbeitern auf dem gegenüberliegenden Haus gefilmt. Schnell wird auch der angebliche Täter gefunden: Michael Kotten, Sohn des steinreichen Geschäftsmannes ...

In Wien wird der Mord an dem Manager Johann Wulf von Arbeitern auf dem gegenüberliegenden Haus gefilmt. Schnell wird auch der angebliche Täter gefunden: Michael Kotten, Sohn des steinreichen Geschäftsmannes Richard Kotten. Anwätlin Evelyn Meyers soll ihn vor dem Gericht als seine Verteidigerin vertreten und schon beim ersten Gespräch mit ihrem Mandanten kommen ihr tatsächlich Zweifel an dessen Schuld.
Gleichzeitig wird in Leipzig in einem Motelzimmer die Leichen des ebenfalls erfolgreichen Geschäftsmannes Klaus Hinze gefunden. Auf den ersten Blick sieht es nach einem Unfall aus, doch Walter Pulaski, der vor Ort ist, hat seine Zweifel daran. Zu allem Überfluss ist Hinze Ninas Vater, der besten Freundin Jasmins, Pulaskis Tochter. Auch Pulaski kommen die Umstände des Todes merkwürdig vor.
Somit beginnen Evelyn in Wien und Pulaski in Leipzig zu ermitteln. Ob es wohl Zusammenhänge gibt?
Meine Meinung
Das Cover des Thrillers sieht sehr gelungen aus und mir gefällt es, dass die vorher erschienen Bände passend zu diesem neu aufgemacht wurden. Es ist sehr ansprechend und verlockt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen.
Als Andreas Gruber Fan denkt man zugleich an die Maarten S. Snejder Reihe, aber ich möchte einfach auch noch betonen, dass diese beiden Reihen nichts miteinander zu tun haben und somit auch völlig unabhängig voneinander betrachtet werden sollten. Vergleichen sollte man nicht, denn die Reihe um Walter Pulaski ist anders aufgebaut und hat seinen ganz eigenen Reiz.
Trotzdem ist der Schreibstil Grubers unverkennbar, denn er weiß, wie er Spannung mit Worten erzeugt und wie es ihm gelingt, den Leser zu fesseln. Er schreibt klar und an den richtigen Stellen detailliert, wobei diese Reihe durchaus von den etwas zart besaiteteren Lesern gelesen werden kann, da hier nicht in Unmaßen gemetztelt wird. Trotzdem werden bestimmte Szenen dargestellt und beschrieben, aber manches bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.
Schon der Einstieg beginnt sehr spannend, denn im Prolog begleitet der Leser zwei Bauarbeiter, die im Haus gegenüber ein Paar im Bett beobachten. Doch was danach geschieht, lässt die beiden Männer erschrecken. Dann gibt es zunächst einen Schnitt und man verfolgt die Ermittlungen der Anwältin in Wien und Pulaskis in Leipzig. Es beginnt noch recht ruhig, doch schon auf den ersten Seiten bekommt man einen Eindruck davon, wie es in diesem ruhigerem Tempo nicht weitergehen wird, denn die ersten Zweifel an dem Verdächtigen kommen schon auf. Je mehr gesucht und herausgefunden wird, desto spannender wird es. Als man dann auch noch die ein oder andere Szene aus der Sicht des Täters erhält, wird es richtig spannend und irgendwann fiel es mir schwer, das Buch zur Seite zu legen. Alles in allem ein konstanter, gelungener Spannungsaufbau bis hin zu einem Showdown, bei dem der Leser genug Zeit hat, selbst Theorien aufzustellen und zu grübeln, was möglich und was unmöglich zu sein scheint.
Wie bereits erwähnt, wird der Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven durch einen dritte Person Erzähler wiedergegeben. Dieser lässt den Leser zum Einen bei dem Geschehen zusehen, gibt ihm aber durch die wechselnden Perspektiven einen etwas intensiveren Einblick, als die einzelnen Ermittler erhalten. Hauptaugenmerk liegt auf Anwältin Evelyn Meyers und auf Ermittler Walter Pulaski, doch kleinere Episoden zeigen auch andere Charaktere. Letzten Endes gibt es immer wieder Überraschungen und Wendungen, die ebenfalls die Spannung aufrecht halten.
Walter Pulaski und auch Evelyn Meyers haben mir als Protagonisten sehr gut gefallen und konnten mich begeistern. Schon die erste Begegnung mit Pulaski und dessen Zynismus ließen mich durchaus schmunzeln. Ich mag seine Art, er nimmt kein Blatt vor den Mund und ist doch durch und durch auch der behütende und beschützende Vater für seine Tochter. Evelyn ist sehr clever und lässt sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen oder verunsichern. Solche Protagonisten/Ermittler mag ich in Thrillern sehr gerne, da sie das gesamte Bild noch ein wenig lebendiger werden lassen. Ihre Gegner sind dieses Mal knallhart und nicht so leicht zu knacken, auch das war sehr gut aufgebaut und durchdacht.
Mein Fazit
Mit dem dritten Teil der Walter Pulaski Reihe konnte mich Andreas Gruber einmal mehr sehr gut unterhalten und brachte mir spannende Lesestunden. Um hier inhaltlich alles zu verstehen, muss man nicht unbedingt die vorausgegangenen Teile kennen, denn es ist alles klar und verständlich dargestellt und der Fall in sich abgeschlossen. Gruber weiß mit Worten Spannung aufzubauen und auch seine Charaktere wissen zu überzeugen. Ein gelungener Thriller, der perfekt für einen Lesetag geeignet ist.