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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2017

Eine historisch interessante Geschichte

Die Tochter des Seidenhändlers
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Der Roman „Die Tochter des Seidenhändlers“ von Dinah Jefferies spielt in Vietnam in den Jahren 1952 bis 1955.
Vietnam war bis 1954 französische Kolonie. Nicole und Sylvie Duval entstammen einer wohlhabenden ...

Der Roman „Die Tochter des Seidenhändlers“ von Dinah Jefferies spielt in Vietnam in den Jahren 1952 bis 1955.
Vietnam war bis 1954 französische Kolonie. Nicole und Sylvie Duval entstammen einer wohlhabenden französischen Seidenhändlerfamilie. Ihre Mutter war Vietnamesin und ist bei der Geburt Nicoles verstorben. Da der Vater einen Posten bei der Regierung antritt, überlässt er das Führen der Geschäfte seiner Tochter Sylvie, während dem die um 5 Jahre jüngere Nicole, die ihrem Vater in der Vergangenheit öfter durch ihre Unberechenbarkeit und ihr Temperament Sorgen bereitet hat, ein kleiner Laden in der Altstadt Hanois übertragen wird. Nicole ist zuerst frustriert, weil Seide wirklich ihre Leidenschaft ist und sie neidisch ist, auf das Vertrauen, das ihr Vater in ihre Schwester hat. Sie steckt dann aber viel Zeit und Liebe in den Laden, der das erste Geschäft der Familie Duval war und hat dabei einigen geschäftlichen Erfolg.
Die politische Situation ist sehr angespannt. Die Vietminh kämpfen für die Unabhängigkeit Vietnams und sammeln Streitkräfte in Guerillalagern im Norden des Landes. Nicole ist hin und her gerissen zwischen Mark, einem Amerikaner und Freund der Familie und einem Vietnamesen, der als Vietminh Kämpfer immer wieder verschwindet, Nicole aber auch beschützt.
Der Roman entführt einem in die exotische, aber auch gewaltvolle Welt von Vietnam. Nicole ist als Figur durchaus interessant und man leidet mir ihr mit. Sie ist mir aber als Charakter doch eher schleierhaft geblieben, weil sie für meine Begriffe zu oft irrational reagiert. Sylvie ist eine sehr schwierige Person, bei ihr findet die Autorin am Ende eine Erklärung für ihre seltsamen Verhaltensweisen. Ich kann mich aber dennoch nicht damit anfreunden.
Mir hat das Buch während den ersten zwei Dritteln recht gut gefallen. Ich fand den Ausflug in die Guerillalager sehr spannend und interessant. Der Schluss konnte mich dann aber nicht mehr wirklich befriedigen, weil es mir zu sehr um Beziehungs- Hin- und Her ging.
Sprachlich lässt sich der Roman sehr angenehm lesen. Er entwickelt auch sehr schöne innere Bilder der exotischen Welt. Ich hätte gerne noch etwas mehr von der Leidenschaft für die Seide, ihre Herstellung, Färbuch und ihren Handel erfahren. Die Ausgangslage ist vielversprechend, die Handlung teilweise spannend. Das letzte Drittel hat sich bei mir aber sehr dahingezogen und den Schluss fand ich auch nicht überwältigend, so dass ich dem Buch 3,5 Sterne geben möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.07.2017

Toll gelesenes Hörbuch

Schwarzwasser
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Mit „Schwarzwasser“ hat Andreas Föhr die Serie um Kommissar Clemens Wallner um eine 7. Folge ergänzt.
Wallners Opa Manfred will es wissen. Er verkleidet sich als „Sensenmann“ und geht an die Fasnacht. ...

Mit „Schwarzwasser“ hat Andreas Föhr die Serie um Kommissar Clemens Wallner um eine 7. Folge ergänzt.
Wallners Opa Manfred will es wissen. Er verkleidet sich als „Sensenmann“ und geht an die Fasnacht. Dort trifft er auf den Polizeiobermeister Kreuthner, der sich ebenfalls gerne etwas amüsieren möchte. Kreuthner ist gerade in der unangenehmen Situation, dass ihm der Führerschein wegen Trunkenheit am Steuer entzogen worden ist. Deshalb lässt er sich von Manfred Wallner herumkutschieren und dringt in ein Haus ein, um bei seiner Eroberung des Abends, einer Friseurin, Eindruck zu schinden. Leider klappt das nicht wirklich. In dem Haus wird der Hausherr Warthberg tot im Bett aufgefunden.
Die Polizei wird gerufen und Clemens trifft am Tatort ein, wo er erleichtert ist, dass er seinen Opa wohlbehalten antrifft. Die Aufklärung des Mordes wird anhand von verschiedenen zeitlichen und örtlichen Perspektiven aufgezeigt. Die Ursachen, die zur Tat geführt haben, gehen bis ins Jahr 1995 in Berlin zurück. Durch die Rückblenden wird die Spannung immer relativ hoch gehalten. Die Figuren sind, soweit nicht schon aus Vorgängerbänden bekannt, realistisch und anschaulich beschrieben und dargestellt. Ich habe diesen Band als Hörbuch gehört. Ganz besonders erwähnen möchte ich die ausgesprochen gelungene Lesung durch Michael Schwarzmaier. Er schafft es durch den treffsicheren Einsatz von verschiedenen Dialekten und Stimmhöhen, den Eindruck zu verschaffen, dass es sich um eine Hörspiellesung mit verschiedenen Stimmen handelt. Wenn die Spannung zwischendrin mal nicht immer so hoch ist, so schafft es Schwarzmaier dennoch, dass man dabei bleibt und nicht geistig abschweift, wie das bei mir bei Hörbüchern öfter mal vorkommt.
Ich vergebe diesem Hörbuch 4 Sterne und eine Empfehlung für Liebhaber von Regiokrimis mit lokalen Bezügen und humoristischen Einlagen.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Gänsehautspannung

Der Näher
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Einige Jahre musste ich warten auf die Fortsetzung der Serie um Martin Abel. Rainer Löffler ließ sich Zeit, um mit einem wahren Pageturner zu punkten.
Der Fallanalytiker Martin Abel lebt inzwischen mit ...

Einige Jahre musste ich warten auf die Fortsetzung der Serie um Martin Abel. Rainer Löffler ließ sich Zeit, um mit einem wahren Pageturner zu punkten.
Der Fallanalytiker Martin Abel lebt inzwischen mit der Polizistin Hannah zusammen in Freiburg. Abel wird zu einem Fall ins ländliche Gummersbach gerufen. Mehrere junge Frauen werden dort vermisst. Da jeweils Abschiedsbriefe existieren, wurden die Vermisstmeldungen von der örtlichen Poizei relativ schnell ad acta gelegt. Dennoch kann ein Verbrechen nicht ausgeschlossen werden und Abel soll die Fälle zusammen mit der örtlichen Polizei untersuchen. Aufgrund seiner etwas sperrigen Persönlichkeit hat er das eine oder andere Problem, sich in die Teamarbeit mit der bestehenden Truppe in Gummersbach einzufügen.
Nachdem man als Leser in die Personenkonstellation eingeführt wird, wozu Kenntnisse aus den Vorgängerbänden nicht wirklich erforderlich sind, nimmt die Geschichte richtig an Fahrt auf und ich möchte gar nicht weiter auf den Inhalt eingehen, weil das kaum möglich ist, ohne zuviel zu verraten.
Der Thriller ist schockierend, inhaltlich interessant und stellenweise zum Schmunzeln. Die Charaktere aus Gummersbach sind anschaulich beschrieben und mit menschlichen Schwächen ausgestattet, teils sind sie sympathisch, teils als wahre „Kotzbrocken“ charakterisiert, wie das in der Arbeitswelt und im Leben so ist.
Sprachlich lässt sich der Thriller schön flott lesen. Durch verschiedene Erzählperspektiven, Rückblenden und Cliffhanger, wird die Spannung hoch gehalten, so dass man oft gar nicht anders kann als weiter zu lesen.
Wer mit dem Gedanken spielt, das Buch zu lesen – nicht lange überlegen – einfach loslegen!
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung - außer Sie sind schwanger.

Veröffentlicht am 19.06.2017

Gänsehaut in Mannheim

Die Bestimmung des Bösen
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Mit „Die Bestimmung des Bösen“ legt die Autorin Julia Corbin, die bereits unter ihrem Namen Kerstin Pflieger als Fantasy Autorin große Erfolge feiern durfte, ihr Thriller Debüt vor. Sie führt eine sehr ...

Mit „Die Bestimmung des Bösen“ legt die Autorin Julia Corbin, die bereits unter ihrem Namen Kerstin Pflieger als Fantasy Autorin große Erfolge feiern durfte, ihr Thriller Debüt vor. Sie führt eine sehr vielschichtige und interessante Protagonistin, Alexis Hall, ein. Alexis arbeitet bei der Kriminalpolizei in Mannheim und hat eine sehr schwere Kindheit gehabt. Ihre Eltern, die sie sehr früh verloren hat, waren beide Verbrecher. Alexis wurde von einer liebevollen Familie adoptiert. Dennoch trägt sie am Wissen um ihre Herkunft sehr schwer.
In Mannheim kommt es zu mehreren Doppelmorden, bei denen jeweils junge Frauen, die miteinander befreundet sind, umgebracht werden. Ihre Leichen werden auf sehr auffällige Weise drapiert, so dass sie gefunden werden müssen. Alexis Hall und ihr Kollege Oliver arbeiten eng mit der Kriminalbiologin Karen zusammen, die durch Bestimmung von Maden und Insekten Rückschlüsse auf Tatort und Tatzeit geben kann. In die Ermittlung eingeflossen sind interessante biologische Untersuchungsmethoden, für einmal (fast immer) realistisch und korrekt, was mich als Biologin besonders erfreut und gut unterhalten hat. Bei der Aufklärung der Fälle kann man sehr gut miträtseln und wird durch unerwartete Wendungen aufs beste unterhalten.
Sprachlich war der Thriller sehr angenehm zu lesen. Man spürt, dass jemand am Werk ist, der sich auf das Erzählen versteht. Von mir erhält dieser Thriller 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.05.2017

Die Geschichte eines Münchner Kaufhauses

Das Haus der schönen Dinge
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Im Roman „Das Haus der schönen Dinge“ erzählt Heidi Rehn die Geschichte eines fiktiven Kaufhauses „Hirschvogl“ in München zwischen 1897 und 1952. Wie viele andere Kaufhäuser gehört das „Hirschvogl“ einer ...

Im Roman „Das Haus der schönen Dinge“ erzählt Heidi Rehn die Geschichte eines fiktiven Kaufhauses „Hirschvogl“ in München zwischen 1897 und 1952. Wie viele andere Kaufhäuser gehört das „Hirschvogl“ einer jüdischen Kaufmannsfamilie und so erzählt dieses Buch exemplarisch auf sehr herzerwärmende aber auch verstörende Weise das Schicksal einer jüdischen Familie in den lebhaften 20er Jahren und während der schrecklichen Zeit unter den Nationalsozialisten.
Die Schauplätze in München sowie des Kaufhauses sind sehr anschaulich beschrieben, so dass man richtig zum Träumen kommt. Liebhaber von Fernsehserien wie „The Paradise“ oder „Selfridges“ werden in diesem Schmöker voll auf ihre Kosten kommen.
Die Charaktere sind sehr sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet, so dass auch der Zwiespalt, in dem viele Menschen in der Zeit der aufstrebenen NSDAP steckten, sehr deutlich wird. Sehr viele Informationen zur Geschichte Bayerns und Deutschlands sind eingestreut und auch viele wirtschaftliche Aspekte werden beleuchtet.
Mein Leseverlauf war so, dass ich die ersten etwa 150 Seiten wirklich faszinierend fand und mich immer wieder richtig gefreut habe, wenn ich mal für eine halbe Stunde in das Buch eintauchen konnte. Danach, etwa im mittleren Drittel ist mir etwas zu wenig passiert. Es war nach wie vor flüssig zu lesen, aber ich habe dennoch einiges etwas übersprungen, ohne dass mir wirklich viel Information zur Handlung gefehlt hätte. Das letzte Drittel war dann wirklich sehr mitreißend von der Spannung her, aber auch von der gefühlsmäßigen Bindung her, die man mit den Figuren aufgebaut hat.
Ich empfehle das Buch allen Liebhabern der etwas ausschweifenderen historischen Romane und natürlich Münchnern. Von mir erhält dieses Buch 4,5 Sterne. Da wo das nicht möglich ist, runde ich auf 5 Sterne auf.