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Veröffentlicht am 06.11.2021

Erfrischend spannender Justizkrimi!

Pirlo - Gegen alle Regeln
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Die Angeklagte ist daher freizusprechen…

so lautet das Schlussplädoyer von Dr. Anton Pirlo, der zusammen mit seiner jungen Assistentin, der Rechtsanwältin Sophie Mahler, versucht, die scheinbar schuldige ...

Die Angeklagte ist daher freizusprechen…

so lautet das Schlussplädoyer von Dr. Anton Pirlo, der zusammen mit seiner jungen Assistentin, der Rechtsanwältin Sophie Mahler, versucht, die scheinbar schuldige Marlene von Späth vom Vorwurf des Totschlages zu verteidigen. Ob ihm das gelungen ist?

Die Angeklagte soll ihren Mann zu Hause erstochen haben, niemand anderes kommt in Frage, die Haustür war verschlossen, sie soll ein Motiv gehabt haben, doch sie behauptet, zum Tatzeitpunkt geschlafen zu haben, ein aussichtloser Fall für Dr. Pirlo, oder?

Pirlo ist gerade als Shootingstar aus der bekannten Anwaltskanzlei Ohmsen entlassen worden und ist zutiefst verbittert. Da kommt ihm dieser scheinbar aussichtslose Fall gerade recht, und so versucht er, sein Image wieder aufzupolieren. Pirlo ist ein etwas chaotischer, unkonventioneller Typ mit Migrationshintergrund. Das Buchcover scheint ihn zu zeigen. Eigentlich heißt er Ramzes Khatib und ist der jüngste der kriminellen Brüder des Khatib-Clans in Düsseldorf, von dem er sich nicht nur durch seinen Namen abzugrenzen sucht. Dieser familiäre Hintergrund bietet reichlich Zündstoff. Er ermittelt zusammen mit Sophie akribisch und manchmal auch außerhalb des Erlaubten, um entlastende Indizien für seine Klientin zu finden. Die Suche nach diesen Indizien sowie die abwechselnd dargestellten Gerichtsverhandlungen mit seinen Beweisaufnahmen sind spannend und gut erzählt. Ohne allzu spezifische juristische Fachbegriffe kann jeder der Entwicklung der Geschichte folgen. Sophie Mahler kommt selbst aus einer Anwaltsfamilie, hat aber Problem mit der Familie, da diese sich ein doch anderes Betätigungsfeld für ihre Tochter wünschen, denn Pirlo betreibt seine Kanzlei von seinem Wohnzimmer aus. Die beiden Protagonisten sind sympathisch, vielschichtig und gut gezeichnet. Zwar sind beide recht unterschiedlich im Wesen, harmonieren aber sehr gut miteinander. Die Kapitel sind kurz gehalten und haben immer sehr interessante Überschriften und Zeitangaben.

Ingo Bott hat hier einen ungewöhnlichen, aber erfrischend anderen Justizkrimi geschrieben. Er gibt uns einen detaillierten Einblick in die Arbeit eines Strafverteidigers. Da er selbst Strafverteidiger ist, gelingt ihm dies mit Leichtigkeit.

Klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Verwirrspiel in Rom!

Römisches Finale
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Alle Wege führen nach Rom…..
so sagt man, und so auch dieser Krimi. Die begnadete Violinsolistin Natasha Korsakova entführt uns in ihrem zweiten Krimi nach Tödliche Sonate in die Ewige Stadt Rom. Dort ...

Alle Wege führen nach Rom…..
so sagt man, und so auch dieser Krimi. Die begnadete Violinsolistin Natasha Korsakova entführt uns in ihrem zweiten Krimi nach Tödliche Sonate in die Ewige Stadt Rom. Dort erleben wir ein spannendes und verwirrendes Römisches Finale. Was ist passiert? Der weltberühmte Pianist Emile Gallois wird nach einer Orchesterprobe in seinem Künstlerzimmer erschossen aufgefunden. Rasch wird klar, dass das Opfer ein Doppelleben führte. Seine Frau Christina gehört einer der ältesten und mächtigsten Familien Italiens an. Commissario Di Bernardo sowie sein Ispettore Del Pino ermitteln in diesem verzwickten Fall. Und schon bald gibt es ein weiteres Mordopfer….
Ich fand es herrlich, den beiden Ermittlern zuzusehen wie sie durch Rom ziehen und an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei kommen, wenn sie Zeugen aufsuchen. Man konnte sich diese Orte sofort vorstellen. So kann man Rom auch entdecken. Mir waren die beiden Ermittler vom ersten Augenblick an sehr sympathisch. Di Bernardo lebt alleine mit seinem Sohn. Die Frauen, das ist sein Schicksal, versteht er nicht. Del Pino als junger und ungestümer Kollege mit dem gewissen Feingespühr, aber auch einer gewissen forschen Dreistigkeit, gefiel mir ebenfalls sehr gut. Die beiden harmonieren sehr gut. Ihre Dialoge sind feinsinnig und an manchen Stellen betont humorvoll. Die Ermittlungen gehen stringent voran, neue Erkenntnisse aufgrund von Zeugenbefragungen enden oft in einer Sackgasse, verdächtige Personen entpuppen sich als harmlos. Es ist ein richtiges Verwirrspiel, das die Autorin uns hier Gott sei Dank zumutet. Daneben gibt es aber auch zeitliche Rückblicke nach Kalabrien. Die ‘Ndrangheta kommt ins Spiel. Die dort geschilderten Ereignisse scheinen nicht in die Geschichte zu gehören, doch allmählich finden die Handlungsstränge zusammen. Die Autorin hat einen warmherzigen und dosiert humorvollen Schreibstil, der eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legt, ohne oberflächlich zu wirken. Sie erschafft eine spannende Grundstimmung, die sich durch das ganze Buch hindurch zieht. Anhand der vielen kurzen Kapiteln, die oft mit einem kleinen Cliffhanger enden, kommt man sehr schnell an die spannende und überraschende Auflösung des Buchs.
Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und bekommt von mir 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Alles nur gelogen?

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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𝙒𝙞𝙚 𝙜𝙪𝙩 𝙜𝙡𝙖𝙪𝙗𝙨𝙩 𝘿𝙪 𝙚𝙞𝙣𝙚𝙣 𝙈𝙚𝙣𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙯𝙪 𝙠𝙚𝙣𝙣𝙚𝙣?

Das fragt sich auch der Schriftsteller Manuel Ortigosa als er eines Abends Besuch von zwei Polizisten erhält, die ihm von Unfalltod seines Ehemanns berichten. ...

𝙒𝙞𝙚 𝙜𝙪𝙩 𝙜𝙡𝙖𝙪𝙗𝙨𝙩 𝘿𝙪 𝙚𝙞𝙣𝙚𝙣 𝙈𝙚𝙣𝙨𝙘𝙝𝙚𝙣 𝙯𝙪 𝙠𝙚𝙣𝙣𝙚𝙣?

Das fragt sich auch der Schriftsteller Manuel Ortigosa als er eines Abends Besuch von zwei Polizisten erhält, die ihm von Unfalltod seines Ehemanns berichten. Was er von nun an erfährt läßt ihn zweifeln, ob sein Mann Álvaro Muniz de Davila die Person ist, mit der er seit Jahren verheiratet ist. Denn offensichtlich hat er ein gut gehütetes Doppelleben geführt.

Die Autorin 𝘿𝙤𝙡𝙤𝙧𝙚𝙨 𝙍𝙚𝙙𝙤𝙣𝙙𝙤 hat mit 𝘼𝙡𝙡𝙚𝙨 𝙬𝙖𝙨 𝙞𝙘𝙝 𝘿𝙞𝙧 𝙜𝙚𝙗𝙚𝙣 𝙬𝙞𝙡𝙡 hier einen sehr tiefgründigen und bildgewaltigen Roman über eine spanische Adelsfamilie geschrieben, in der es um menschliche Abgründe und tiefen Hass zwischen den Familienangehörigen geht. Der Ruf der Familie geht über alles, jeder und jedes hat sich dem unterzuordnen. Wie weit dies gehen kann, schildert die Autorin in hervorragender Art und Weise. Nach und nach entdecken wir mit Manuel und seinen zwei Mitstreitern die brüchige Fassade dieser auf einem herrlichen Landsitz lebenden Familie. Nogueira, ein gerade pensionierter Polizist der Guardía Civil hat Zweifel am Tod Álvaros, der nachts von der Straße abgekommen ist. Lucas, der Beichtvater Álvaros ist ebenfalls auf der Suche nach der Wahrheit.

Im Roman kommen zahlreiche Personen vor, die alle sehr liebevoll und mit ihren jeweiligen Charaktereigenschaften eindrucksvoll gezeichnet sind. Manuel erfährt nach und nach in diesem Beziehungsgeflecht schnell, wer Freund und Feind ist. Es ist dabei spannend zu erfahren wie nach und nach die Familiengeheimnisse ans Tageslicht kommen, und auch Álvaro scheint nicht nur der gute und liebevolle Ehenann gewesen zu sein.

Die Erzählweise ist sehr beeindruckend, die Sprache bildgewaltig. Man fiebert zuletzt immer stärker mit Manuel mit, um hinter die Geheimnisse von Álvaros Tod zu kommen. Mord, Hass, Intrigen, Kindesmissbrauch, Drogenkonsum und unabdingbare Härte und Gefühllosigkeit den eigenen Kindern gegenüber durchziehen den gesamten Roman.

Das einzige Manko an diesem in Spanien mit dem 𝘗𝘳𝘦𝘮𝘪𝘰 𝘗𝘭𝘢𝘯𝘦𝘵𝘢 ausgezeichneten Spannungsroman sind für mich 608 Seiten gewesen. Es hätte ein wenig kürzer sein können.

Allerdings ist das ein Roman, den ich mit 4,5 von 5 Sternen auf jeden Fall empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 05.10.2021

Die lang ersehnte Fortsetzung!

Die Rückkehr der Zwerge 1
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Bᴇɪ Vʀᴀᴄᴄᴀs! Fᴜ̈ʀ Lᴏʀɪᴍʙᴜʀ!

Wie habe ich doch diesen Schlachtruf der tapferen Zwerge vermisst!

Markus Heitz hat in Dɪᴇ Rᴜ̈ᴄᴋᴋᴇʜʀ ᴅᴇʀ Zᴡᴇʀɢᴇ I mit dem 6.Band aus der Zwergensaga nahtlos an seine großen ...

Bᴇɪ Vʀᴀᴄᴄᴀs! Fᴜ̈ʀ Lᴏʀɪᴍʙᴜʀ!

Wie habe ich doch diesen Schlachtruf der tapferen Zwerge vermisst!

Markus Heitz hat in Dɪᴇ Rᴜ̈ᴄᴋᴋᴇʜʀ ᴅᴇʀ Zᴡᴇʀɢᴇ I mit dem 6.Band aus der Zwergensaga nahtlos an seine großen Erfolge anknüpfen können. Die Geschichte spielt mehrere hunderte von Zyklen nach dem Ende von Band 5, als damals der berühmteste Held der Zwerge Tungdil Goldhand im Kampf gegen das Böse im Grauen Gebirge verschollen ist. Nunmehr nur noch eine Legende sucht Goïmron, der als Gemmenschnitzer in Malleniaswacht arbeitet, auf Märkten nach Artefakten aus dieser vergangenen glorreichen Zeit. Er findet ein Buch, das nur von Tungdil Goldhand verfasst sein muss. Er macht sich auf, ihn zu finden und wird von Zwergen, Elben und Menschen unterstützt.

Markus Heitz hat wieder viele sehr unterschiedliche Charaktere geschaffen, so dass es eine Weile braucht, bis man diese alle verinnerlicht hat. Heitz erschafft mit seinen vielen Figuren und Völkern eine sehr facettenreiche Fantasywelt, die seinesgleichen sucht. Spannend und auch humorvoll erleben wir die Suche der Gruppe nach Tungdil Goldhand. Allerlei Gefahren drohen. Orks tauchen auf, Drachen fordern Tribute und auch die Albae mischen wieder bedrohlich mit. Im Geborgenen Land verteilt leben die unterschiedlichen Zwergenstämme mit vielen anderen Bevölkerungsgruppen zusammen. Das Abenteuer ist alles andere als harmlos. Überall drohen lebensgefährliche Kämpfe oder Krankheiten. Zum Schluss hin wird es richtig spannend, doch das Ende ist offen.

Mir hat es unheimlich gut gefallen, in diese fantastische Welt einzutauchen und spannende Situationen zu erleben. Der Funfaktor kam dabei auch nicht zu kurz.

Klare Leseempfehlung und volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Spannender Kampf eines Journalisten gegen eine rechtsgerichteten Volkspartei

Die letzte Wahl
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Die Bundestagswahlen im September 2021 sind vorbei, waren es die letzten? Eine Frage, die im hervorragenden Politthriller Die letzte Wahl vom Autor Eric Sander gestellt wird. Rasant und flüssig erzählt ...

Die Bundestagswahlen im September 2021 sind vorbei, waren es die letzten? Eine Frage, die im hervorragenden Politthriller Die letzte Wahl vom Autor Eric Sander gestellt wird. Rasant und flüssig erzählt er hier eine sehr spannende Geschichte um die Themen Rechtspopulismus, Ausländerfeindlichkeit, Hasspredigen, Staatsstreich und Überwachungssysteme.

Im Mittelpunkt stehen auf der einen Seite der Journalist des Abendblatts Nicholas Moor und auf der anderen Seite der Chef der radikalen rechtsgerichteten Volkspartei Markus Hartwig, der kurz vor einem historischen Sieg bei den aktuellen Bundestagswahlen steht. Nicolas macht mit seiner Tochter Hanna einen Wochenendtrip in die Berge. Sie haben eine Drohne dabei, und wie es der Zufall will, filmen sie ein brisantes Geheimtreffen der Volkspartei. Sie werden entdeckt und verfolgt, es wird sogar geschossen. Sie haben auf Video etwas aufgenommen, das zur tödlichen Gefahr für die beiden werden kann.

Die darauf einsetzende Jagd der Security auf Nicholas, das Bestreben von Nicholas mit Hilfe seines Journalistenkollegen Lucas Wirtz hinter das brisante Geheimnis zu kommen, wird sehr spannend und teilweise nervenzerreissend erzählt. Man kann kaum Luft holen. Es geht Schlag auf Schlag. Die Protagonisten werden authentisch dargestellt. Die teilweise Hilflosigkeit von Nicholas im Kampf gegen die Volkspartei hat mich oft verärgert. Allerdings verliert er für mich gegen Ende des Buchs ein wenig an Glaubwürdigkeit. Das scheint aber eine reine Geschmacksfrage zu sein. Gegen Ende hin wird es immer brisanter und gefährlicher und hektischer bis zum Final Countdown.

Für mich ist dieser packende Kampf eines Journalisten gegen eine rechtsradikale Partei, die keine Skrupel hat, politische Gegner und Feinde mehr als nur mundtot zu machen, eine positive Überraschung, da ich bei einem Politthriller eher etwas Trockeneres erwartet hatte. Mit rasantem und flüssigem Schreibstil hetzt uns Eric Sander durch Berlin und München. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.

Ein Satz hat mir besonders gefallen, S. 212:
"Die Demokratie ist nur so stark wie die Menschen, die sich für sie einsetzen."

Ich gebe hier 4,5 von 5 Sternen.

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