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Veröffentlicht am 20.08.2023

Traf nicht meinen Geschmack

Was ihr nicht seht
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“Was ihr nicht seht” ist für mich die Art Thriller, für die man Ausdauer braucht, denn wirklich spannend wird es meiner Meinung nach erst zum Ende hin.

Ich empfand das Buch lange als Psychodrama über ...

“Was ihr nicht seht” ist für mich die Art Thriller, für die man Ausdauer braucht, denn wirklich spannend wird es meiner Meinung nach erst zum Ende hin.

Ich empfand das Buch lange als Psychodrama über zwei (selbst)zerstörerische Schwestern.

Kate ist trotz der schrecklichen Kindheit erfolgreich geworden: Sie war jahrelang eine taffe Kriegsreporterin, doch ein traumatisches Erlebnis in Syrien und private Enttäuschungen haben sie “kaputt gemacht”.

Sally ist nach einer Teenagerschwangerschaft zu einer gescheiterten Ehefrau und Mutter mit schwerwiegenden Alkoholproblemen geworden.

Als Kate nach Südengland kommt, um die Angelegenheiten ihrer kürzlich verstorbenen Mutter zu regeln, verschlechtert sich ihr Zustand immer weiter. Ihr Schwager kümmert sich rührend um sie und versucht auch die entfremdeten Schwestern wieder zu versöhnen. Als Kate durchdreht und ihre Nachbarin “belästigt”, ruft diese die Polizei, was zu einer angeordneten psychiatrischen Beurteilung führt.

Im 1. Teil des Buches geht um Kates Erlebnisse: Sie ist überzeugt davon, dass ihre Nachbarin und deren Sohn misshandelt werden, doch ihre Nachbarin hat gar keinen Sohn. Ihr Schwager kommt sie oft besuchen und sie erinnert sich an ihre leidvolle Kindheit sowie die jüngste Vergangenheit in London und Syrien. Zwischendurch sind die Gespräche mit der Polizeipsychiaterin eingestreut. All das führt zu einer Wahnsinns-Wendung...

Im 2. Teil geht es um Sally, sie leidet auf völlig andere Weise unter der problematischen Kindheit, die sie ebenfalls nie verwunden hat.

Der 3. Teil bringt einige Überraschungen mit sich und ab jetzt wird es meiner Meinung nach auch richtig nervenaufreibend spannend!

Mir fehlte es lange an Tempo sowie Thrill und das Psycho- bzw. Familiendrama war mir zu ausgedehnt. Kates Verhalten wirkte auf mich wenig plausibel: Für eine Frau Ende 30, mit der Lebenserfahrung einer Kriegsreporterin ist sie meiner Ansicht nach sehr leichtgläubig.

Ich fand die Schwestern nervtötend selbstgerecht: Beide verhalten sich extrem problematisch, dennoch verurteilen sie einander ständig. Da das für meinen Geschmack zu lange so geht, war ich kurz davor den Rest des Buches nur noch zu überfliegen, um an die “Auflösung” zu gelangen. Das ca. letzte Viertel hat es aber in sich, auch wenn ich nicht alle Aspekte der “Auflösung” 100%ig überzeugend fand.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Toller Auftakt!

Das Böse dahinter
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Eine Joggerin entdeckt eine Leiche, halb versteckt unter einem Blätterhaufen. Die Tote hat Lippenstiftmarkierungen auf der Haut und als eine weitere Leiche mit denselben Zeichen auftaucht, ist klar, dass ...

Eine Joggerin entdeckt eine Leiche, halb versteckt unter einem Blätterhaufen. Die Tote hat Lippenstiftmarkierungen auf der Haut und als eine weitere Leiche mit denselben Zeichen auftaucht, ist klar, dass ein grausamer Serienmörder in Chicago umgeht.

Detective Harriet Foster ermittelt: Es ist ihr erster Fall nach einem Burn-Out, in einem neuen Team und sie verspürt natürlich “Erfolgsdruck”.

Harriet ist eine interessante, vielschichtige Figur, mit echten Schwächen sowie Fehlern, die ich absolut nachvollziehbar fand - ihr “Schicksal” hat mich sehr bewegt!

Als Ermittlerin ist sie scharfsinnig, feinfühlig und objektiv – sehr professionell eben. Ihr Kollege, Detective Jim Lonergan, ist leider das Gegenteil davon: Brüsk, nachlässig sowie subjektiv. Doch dann arbeitet sie mit Detective Vera Li weiter an dem Fall und die beiden passen richtig gut zusammen – beruflich und privat...

Die Handlung wird nicht nur aus der Perspektive der Ermittelnden erzählt, sondern auch aus der Sicht von zwei Geschwistern sowie einer Therapeutin - nach und nach bekommt man von allen einen guten Eindruck und die erschütternden Zusammenhänge erschließen sich langsam, aber sicher...

Die nervenaufreibend spannend gestalteten Ermittlungen und die komplexen Zusammenhänge machen “Das Böse dahinter” zu einem packenden Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Genial - Dranbleiben lohnt sich!!!

Ich soll nicht lügen
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“Ich soll nicht lügen” ist ein dramaturgisches Meisterwerk und ein genialer psychologischer Thriller, doch leider baut sich die Spannung meiner Meinung nach zu langsam auf und ich empfand den Erzählstil ...

“Ich soll nicht lügen” ist ein dramaturgisches Meisterwerk und ein genialer psychologischer Thriller, doch leider baut sich die Spannung meiner Meinung nach zu langsam auf und ich empfand den Erzählstil immer wieder mal als unnötig ausschweifend.

Abe stürzte von dem Treppenabsatz seiner Wohnung 12 Meter tief, auf den Boden des Treppenhauses und liegt nun im Koma. Seine Verlobte Jodi ist eine verhuschte junge Frau, die aufgrund massiver Kindheitstraumata extrem labil ist. Was sie Meg, Abes Schwester, die wegen des Vorfalls aus den USA anreist, über den Sturz erzählt, wirkt wenig glaubwürdig. Meg ist eine taffe, sachliche, unverblümte, berechnende Anwältin, die in den USA Karriere gemacht hat.

Jetzt ist Meg zurück in der verhassten Heimat und versucht herauszufinden, wie es zu dem Sturz ihres Bruders kam. Ich mochte ihre knallharte “Hirn über Herz-Art" sehr, da ich sie absolut nachvollziehbar fand - auch wenn sie dadurch manchmal zur Voreingenommenheit neigt...

Insgesamt ist Meg großartig, denn neben “fragwürdigen” Eigenschaften verfügt sie auch über die Fähigkeit zur Selbstreflektion, Entschlossenheit, Mut und ihr “Schutzpanzer” macht sie so widerstandsfähig, dass sie nicht nur sich selbst helfen kann, sondern auch für Gerechtigkeit sorgen kann...

Es gibt mehrere Handlungsstränge sowie Zeitebenen, aber die verschachtelten Zusammenhänge bleiben lange im Dunkeln - ich wäre nie im Leben darauf gekommen, wie das alles zusammenpasst, dabei ist die erschütternde “Auflösung” (leider) schlüssig...

Ich hielt das Buch sehr lange für ein psychologisches Drama, interessant und wendungsreich, aber nicht besonders spannend. Zum Ende hin zeigt sich jedoch, dass “Ich soll nicht lügen” ein packender Wahnsinns-Psychothriller ist – gespickt mit überzeugenden Überraschungen!

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Veröffentlicht am 11.08.2023

Unterhaltsam & spannend!

Drei Freundinnen
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Los Angeles, Beverly Hills: Vier Frauen haben sich zu einem Buchclubtreffen versammelt. Sie trinken Wein und unterhalten sich über ein Selbsthilfebuch, in dem es um Selbstbestimmung geht. Die Frauen treiben ...

Los Angeles, Beverly Hills: Vier Frauen haben sich zu einem Buchclubtreffen versammelt. Sie trinken Wein und unterhalten sich über ein Selbsthilfebuch, in dem es um Selbstbestimmung geht. Die Frauen treiben das Thema auf die Spitze, als sie über ihre untreuen Männer herziehen und darüber sinnieren, wie man es ihnen heimzahlen könnte. Als am nächsten Tag der Ehemann einer der Frauen tot aufgefunden wird, werden ihnen die unbedacht geäußerten Rachefantasien zum Verhängnis...

“Drei Freundinnen” (der Titel ist meiner Meinung nach irreführend) ist so packend und unterhaltsam gestaltet, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin! Die drei Blickwinkel der Protagonistinnen sowie Protokolle von Gerichtsverhandlungen machen neugierig, denn die man erfährt erst spät, wer das Mordopfer ist. Bleiben noch die Fragen wer war es und warum, schließlich gibt es einige Verdächtige mit einem starken Motiv...

Eliza, Anne, Penny und Marguerite verstecken sich hinter einer Fassade, die ihnen hilft zu erreichen, was sie erreichen wollen: Eliza gibt die perfekt organsierte PR-Beraterin, Anne nutzt die Rolle der gestressten 4-fachen Mutter geschickt (die natürlich der Wahrheit entspricht), Penny macht auf Unschuld aus dem Mittleren Westen und Marguerite auf Öko-Verfechterin.

Die Auch die pflegen ein Image, das wenig mit der Wahrheit zu hat: Der aufrechte Polizist, der entrückte Künstler und der Fürsorgliche. Nur eine der Frauen hat einen guten schlechten Mann ergattert, der immerhin ehrenwerte Motive hat...

Die vielen offenen Fragen sowie Andeutungen von dunklen Geheimnissen erzeugen einen unwiderstehlichen Sog, weshalb ich das Buch innerhalb von zwei Abenden verschlungen habe!

“Drei Freundinnen” ist herrlich schwarzhumorig, ereignis- und temporeich gestaltet! Da die meisten Charaktere himmelschreiend unaufrichtig sind, kommen sie sich mit ihren (geheimen) Plänen gegenseitig in die Quere, was spektakulär nervenaufreibend ist. Und die kurvenreiche Handlung bietet Spannung bis zum letzten Kapitel!

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Veröffentlicht am 10.08.2023

4,5 Sterne von mir

Die Unbekannte
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Die Polizistin Roxane wird aufs Abstellgleis geschoben, da sie den Dienstweg, Regeln und Vorschriften ignoriert hat. Sie wird in der verwaisten “Abteilung für ungewöhnliche Fälle”, die in einem Turm vor ...

Die Polizistin Roxane wird aufs Abstellgleis geschoben, da sie den Dienstweg, Regeln und Vorschriften ignoriert hat. Sie wird in der verwaisten “Abteilung für ungewöhnliche Fälle”, die in einem Turm vor sich hinvegetiert, als Krankheitsvertretung geparkt. In dem malerischen Gebäude gibt es keine Computer, ihr Vorgänger, der nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, hat jedoch eine Katze, ein gemütliches Sofa sowie Wein hinterlassen. Und eine eifrige Doktorandin, die dort recherchiert darf, wird kurzerhand zweckentfremdet - denn kaum im Turm angekommen, wird Roxane mit einem mysteriösen, kniffeligen Fall konfrontiert...

Eine verwirrte, nackte Frau wurde aus der Seine gefischt. Auf dem Weg zur Psychiatrie floh sie und die DNA-Spuren, die sie hinterlassen hat, passen zu einer Verstorbenen.

Paris wird auf interessante, unterhaltsame Weise, als dreckig, nervtötend bürokratisch, heruntergekommen sowie mit dysfunktionaler Infrastruktur dargestellt. Die kryptische Verlorengegangene und der pit­to­reske Turm bilden einen tollen Kontrast zu diesen grauen Alltagproblemen.

Verschiedene gesellschaftskritischen Elemente werden geschickt in die ereignisreichen, unorthodox ausgeführten Ermittlungen eingeflochten. Die desillusionierte, aber hoch engagierte Roxane mit ihrer Bürokratieallergie und die überaus hilfreiche Doktorandin sind ein sympathisches, faszinierendes Team.

Den Stil würde ich als typisch Musso bezeichnen: Atmosphärisch, ausdrucksstrak, mit vielen Details ausgeschmückt, lebendig, bildstark und gelegentlich werden bittersüße philosophische Betrachtungen einstreut, z.B. “Wie so oft im Leben eilt eine lobenswerte Absicht dem Drama voraus.”

Der rätselhafte Fall der “Unbekannten aus der Seine” ist wirklich spannend, vielschichtig und wendungsreich. Das Ende ist zwar nicht nach einem Geschmack, aber es Sinn!

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