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Veröffentlicht am 03.07.2022

Academic rivals to lovers meets Glee

I Kissed Shara Wheeler
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe es, dass der Verlag das Originalcover ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich liebe es, dass der Verlag das Originalcover (und den Titel auch, btw) übernommen hat! Die poppigen Farben und der Kontrast zwischen dem grünen Hintergrund und dem pinken Brief vor dem blonden Mädchen, das genauso aussieht, wie Shara Wheeler beschrieben wird, gefallen mir super und fangen genau den richtigen High-School-RomCom-Glee-Vibe ein! Die Haptik ist durch das matte Cover mit dem glänzend hervorgehobenen Titel und den Kussmündern sehr toll.
Schön gestaltet finde ich im Übrigen die abgedrucken Schnipsel, Tagebucheinträge, Chatauszüge etc. mit Gerüchten oder Aussagen über Shara, die man vereinzelt am Kapitelende findet und die die Geschichte schön abrunden.
„I Kissed Shara Wheeler“ ist von der Haptik abgesehen allerdings ein ganz normales Taschenbuch; wenn ich auch sonst ein Fan vom Knaur-Verlag bin, finde ich die € 14,99, die man zum Teil nicht mal für broschierte Bücher zahlt, dafür schon viel. Im Laden würde ich das Buch deshalb wieder zurücklegen.


Meine Meinung:
Ich mochte das Buch sehr!! 🥰
Das liegt zum einen vor allem daran, dass es mich vom Vibe her sehr an „Glee“ erinnert hat, meine absolute Lieblingsserie von vor ca. 10 Jahren (liebe sie immer noch). Insofern hatte „I Kissed Shara Wheeler“ natürlich irgendwo einen Vorteil, wobei ich mir vorstellen kann, dass manche diese Parallelen negativ auffassen werden.
Chloe Green hat mich nämlich sehr stark an Rachel Berry erinnert. Beide sind sehr ehrgeizig, würden alles tun, um ihre Ziele zu erreichen. Während Rachel (zumindest in den ersten Staffeln) davon überzeugt ist, die beste Sängerin zu sein und vor allem mit Quinn Fabray rivalisiert, ist Chloe der Meinung, die habe es verdient, Jahrgangsbeste zu sein. Dabei ist Shara Wheeler ihre „Erzfeindin“, die sie um jeden Preis übertrumpfen muss, wovon sie fast schon besessen ist.
Ihr seht: Auf den ersten Blick mutet „I Kissed Shara Wheeler“ ein bisschen wie eine Faberry-Fanfiction an, und obwohl man diese Parallelen nicht übersehen kann, haben sie mich nicht im Geringsten gestört. Denn natürlich geht es in diesem Buch um die Beziehung zwischen Chloe und Shara, und wie beide merken, dass sie, obwohl sie zwar Rivalinnen sind, sich eigentlich eben doch nicht hassen. Gleichzeitig hat „I Kissed Shara Wheeler“ aber auf seinen fast 400 Seiten noch viel mehr Inhalt.

Im Fokus stehen nämlich nicht nur Chloe und Shara, sondern auch Sharas Nachbar Rory und ihr Freund Smith, die sie wie Chloe kurz vor ihrem Verschwinden ebenfalls geküsst hat. Alle drei finden im Laufe der Handlung an sie adressierte Briefe von Shara, in denen sie sie mit Rätseln und Geheimnissen konfrontiert, von denen sie verlangt, dass die drei sie lösen, damit sie Shara finden.
Dabei finde ich zum einen bemerkenswert, dass die Autorin es schafft über gut 300 Seiten der Figur Shara nur über diese Briefe Leben einzuhauchen. Ihr Charakter wird bloß über ein paar Zeilen, die sie Chloe und die Jungs gerichtet hat, greifbar, und von Erzählungen und Kommentaren ihrer Mitschüler im Detail geformt. Es dauert verhältnismäßig lange, bis Shara selbst auf die Bühne kommt und sich persönlich präsentieren kann – bis dahin ist sie bereits eine ausgereifte Figur, über die sich der Leser ein gutes Bild machen konnte. Was viele Autor*innen nicht mit seitenlangen Monologen oder Dialogen schaffen, schafft Casey McQuiston über ein paar Briefe und Erwähnungen. Damit beweist sie, dass sie Characterbuilding einfach kann.

Das zeigt sie darüber hinaus auch bei ihren anderen drei Protagonisten sowie sämtlichen Nebenfiguren.
Denn nicht nur Shara wird über die Briefe gestaltet; die Geheimnisse, die Shara dort offenbart, sagen sowohl dem Leser als auch Chloe, Rory und Smith einiges über die Beteiligten. Sie sorgt mit ihren Briefen dafür, dass Vieles ans Licht kommt, was den Dreien zuvor nicht klar war, und zwingt sie dadurch natürlich dazu, dass sie sich mit dem auseinandersetzen, was sie übereinander erfahren.
Das wiederum zwingt sie gleichzeitig, miteinander zu arbeiten und einander besser kennenzulernen. Sharas Briefe schaffen es, dass Chloe, Rory und Smith beginnen, die sozialen Gruppierungen die an ihrer High School herrschen, zu hinterfragen und schließlich zu duchbrechen; sie erkennen, dass sie trotz unterschiedlicher Interessen doch Vieles gemeinsam haben, und lernen, Vorurteile zu erkennen und zu beseitigen und über sich hinauszuwachsen.
Die Geschichte wird zwar aus Chloes Sicht in der dritten Person erzählt, aber durch diese Verflochtenheit der Figuren kommt man allen dreien, wie auch Shara sehr nahe und lernt sie kennen und lieben.

Aber auch die Nebenfiguren kommen bei der ganzen Suche nach Shara nicht zu kurz: Seien es Chloes Mütter, ihre beste Freundin Georgia, Sharas Vater oder Klassenkameraden wie bspw. Dixon, Ace oder Summer: Die Autorin schafft es, ihnen allen quasi nebenher, ohne den wichtigen Hauptplot aus dem Fokus zu verlieren, eine eigene Stimme und eigene Geschichten zu geben. Sie sind zwar „nur“ Nebenfiguren, aber allesamt tragen sie auf irgendeine Weise etwas zum Plot bei und bekommen dabei selbst die Gelegenheit, wie die Protagonisten zu wachsen. „I Kissed Shara Wheeler“ besteht aus „nur“ 394 Seiten, aber es ist so angereichert mit Charakterwachstum, dass es sich nach viel mehr anfühlt, ohne dabei überladen zu wirken.


Neben dem herausragenden Characterbuilding hat das Buch eine weitere große Stärke: die fast schon beiläufige Queerness vieler Figuren. Oft sind bei Büchern mit queerer Repräsentation nur die Protagonisten oder nur eine bzw. einige wenige Nebenfiguren queer, oder es wird mit Klischees gespielt, die Queerness wird „aufgebauscht“ etc. Das kann auch gute Repräsentation und unterhaltsam sein, aber es gibt immer noch viel zu wenige Bücher, in denen die Queerness der Figuren alltäglich ist, ohne ihre Probleme herunterzuspielen. Und genau das schafft die Autorin mit „I Kissed Shara Wheeler“: Hier gibt es Figuren wie Chloe und ihre Moms, die stolz auf ihre Sexualität sind und diese auch nach außen tragen, es gibt closeted Figuren und Figuren, die sich im Laufe der Handlung erst noch finden müssen – all das in einer konservativen Kleinstadt im „Bible Belt“ der USA, also der Gegend, die besonders stark christlich geprägt ist. Das in Kombination mit der Engstirnigkeit der Bewohner sorgt dafür, dass die Schülerschaft mit Ausnahme von Chloe, die aus Kalifornien dorthin gezogen ist, erst lernen muss, mit queeren Mitschülern umzugehen; Konflikte sind da vorprogrammiert.
Das alles setzt die Autorin auf sehr schöne, authentische, gleichzeitig sensible Art und Weise um, die es einem leicht macht, sich in Chloe und die anderen Figuren hineinzuversetzen.


Abschließend habe ich einen winzigen Kritikpunkt, der letztlich dafür gesorgt hat, dass „I Kissed Shara Wheeler“ von mir nicht die volle Punktzahl bekommen hat: Ich habe relativ lange gebraucht, bis ich den Einstieg ins Buch gefunden habe und auch zwischendurch stagniert die Spannung ein wenig. Abgesehen davon fliegt man nur so durch die Seiten, aber über diese Stellen muss man natürlich trotzdem hinweg. Woran meine Schwierigkeiten gelegen haben, kann ich allerdings gar nicht so genau festmachen, vielleicht ja am doch eher unpersönlichen Schreibstil. Ich habe normalerweise eigentlich keine Probleme mit der dritten Person, aber vielleicht hätte der Ich-Erzähler hier für mich besser gepasst? Das ist aber, wie gesagt, nur eine winzige Kleinigkeit, die sehr subjektiv ist und letztlich kaum ins Gewicht fällt, weshalb ich da nicht mehr als einen halben Punkt abziehe.
Denn abgesehen von diesem Aspekt hat mir vor allem der trockene, bissige Humor der Protagonistin sehr gefallen. Durch ihn bekommt sie einerseits noch mehr Selbstvertrauen, auf der anderen Seite wird sie dadurch dem Leser trotz ihrer doch eher eigensinnigen, fast schon rücksichtslosen Art zugänglicher gemacht. Wenn ich also auch Problemchen mit der Erzählform hatte, den richtigen Erzählton trifft die Autorin ohne Frage!

Fazit:
Mir haben die Scavenger-hunt-glee-vibes super gefallen und Chloe ist eine tolle Protagonistin, die mich mit ihrem trockenen Humor und Sarkasmus oft zum Lachen gebracht hat. Shara Wheeler lernt man lange Zeit erst nur aus dritter Hand und über ihre Briefe kennen, aber trotzdem schafft die Autorin es, sie genauso greifbar und lebensecht zu gestaltet wie die Figuren, die man „live“ begleitet.
Am besten fand ich jedoch die Freundschaft, die sich unerwarteterweise zwischen Chloe und den Jungs entwickelt, und natürlich die tolle Repräsentation von Queerness!
Einen halben Punkt Abzug gibt es allerdings für den etwas holprigen Einstieg und die kleinere Durststrecke zwischendurch.
4,5/5 Lesehasen.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 28.06.2022

Super vorhersehbar und trashy, ABER es macht Spaß!

Black Hearts
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Nachdem ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Nachdem mich Band 2 ja vor allem wegen Adairs Scheinheiligkeit und Hin und Her angeödet hat, war ich längst nicht so gehyped auf dieses Buch wie nach dem Auftakt. Da ich zum Ende von „Black Diamonds“ aber eine sehr starke Vermutung hatte, wie es weitergehen würde, wollte ich den Abschluss der Trilogie rund um Adair und Sterling alleine aus dem Grund schon lesen, um zu sehen, ob ich Recht habe. Und siehe da: hatte ich! :D
Im Übrigen hatte ich dann auch mit allen anderen Vermutungen, die sich mir aufgrund der Vorhersehbarkeit der GESAMTEN Handlung aufgedrängt haben, im Laufe des Buches recht, was letztlich dafür gesorgt hat, dass ich „Black Hearts“ die 4 Punkte statt 4,5 gegeben habe, wie ich zunächst überlegt hatte. Denn wenn man sowohl jegliche Konflikte als auch deren Auflösungen stets vorhersehen kann, nimmt das dem Buch natürlich enorm die Spannung. Dennoch hat es die dafür scheinbar fast schon zu hohe Bewertung eindeutig verdient, denn „Black Hearts“ ist glücklicherweise wieder genauso unterhaltsam wie der Auftakt – wer gerne Trash ohne wirklichen Tiefgang liest, ist hier genau richtig! Man müsste sich allerdings dafür durch den zweiten Band quälen, von dem ich auch im Nachhinein immer noch denke, dass er die Handlung unnötig streckt.
Würde Adair im zweiten Band nicht inkonsequenterweise jedes Mal, statt mit Sterling zu reden erstmal mit ihm ins Bett steigen, dann hätten die beiden ihre Probleme auch dort schon lösen können. Leider zieht sich das auch ein kleines bisschen durch den Anfang des Abschlussbandes, was mich zu Beginn natürlich wieder genervt hat. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dem nicht so wäre, wenn es den zweiten Band nicht geben würde – so habe ich Anfangs allerdings erstmal keinen Progress gesehen. Zum Glück legt sich das relativ schnell und sowohl Adair als auch Sterling lassen auf ihr Gerede endlich mal Taten folgen.
Damit kommt dann auch der Plot voran und obwohl man, wie gesagt, schon früh vorhersagen kann, in welche Richtung sich alles entwickelt, wird man gut unterhalten.
Dabei haben mir hier wieder besonders die Rückblicke sehr gut gefallen, da man eeeendlich erfährt, was denn damals alles passiert ist (bzw. bestätigt bekommt, was man schon seit Band 1 ahnt), und die Vergangenheit und Gegenwart werden schön miteinander verknüpft.
Da man hier, wie erwähnt, nicht allzu viel Tiefe erwarten kann, haben sich die Protagonisten, abgesehen davon, dass sie die Dinge tun, statt nur davon zu reden, natürlich im Vergleich zum ersten Band nicht allzu sehr entwickelt, aber obwohl ich beim Lesen normalerweise einen sehr starken Fokus auf die Figuren lese, hat es mich hier gar nicht wirklich gestört. In der „Rivals“-Trilogie geht es eben nicht um irgendwelchen deepen shit, es dient hauptsächlich der leichten Unterhaltung, und dem wird der Abschluss gerecht.

Fazit:
Ich habe lange überlegt, ob ich dem Buch jetzt 4 oder 4,5 ⭐️ gebe, habe mich dann aber letztlich für die 4⭐️ entschieden, weil es wirklich in absolut ALLEN Aspekten super vorhersehbar ist, und gerade anfangs hat es mich genervt, dass Adair und Sterling, statt zu reden, immer noch jedes Mal im Bett landen (das legt sich zum Glück irgendwann endlich).
ABER ich hatte trotzdem riesigen Spaß beim Lesen, da es wie der Auftakt einfach nur super trashy ist, man darf halt einfach nur nicht zu viel Tiefe erwarten
Glücklicherweise nerven die Protagonisten, v. a. Adair auch nicht mehr so wie im zweiten Band. Ich finde aber immer noch, dass die Handlung unnötig gestreckt wurde und auch locker in einem, maximal zwei Bänden hätte erzählt werden können.
4/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Atmosphärische Halloween-Vibes, ansonsten insgesamt zu blass

Die Hexen von Woodville - Rabenzauber
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Wie ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Meine Meinung:
Wie ihr an dem Titel der Rezension erkennen könnt, hat „Rabenzauber“ eine große Stärke: Die düsteren Halloween-Vibes! Mit den Vogelscheuchen und der Hexerei hat der Autor ein wunderbar gruselig-atmosphärisches Buch für die kühlere Jahreszeit geschaffen. Auch wenn das Buch im Frühling/ Frühsommer spielt, verleihen das typisch englische Regenwetter, die Kleinstadt-Mystik und das Rätsel um Pumpkinhead und seine Anhänger dem Buch eine eher düstere Grundstimmung, die hervorragend in die Halloween-/ Herbstzeit im Oktober bzw. November passt. Normalerweise bin ich eher keine Jahreszeiten-Leserin, aber ich glaube, bei dieser Geschichte würde ich eine Ausnahme machen – wenn man das Buch, wie ich, bei eher sommerlichen 20-25 Grad liest, kann die Atmosphäre nicht so richtig wirken. :D

Abgesehen davon konnte mich der Rest allerdings nicht besonders überzeugen, auch wenn ich letztlich nur einen tatsächlich wirklich negativen Kritikpunkt habe (dazu gleich mehr).
Dass ich dem Buch eher gleichgültig gegenüberstehe, liegt vor allem daran, dass lange Zeit wirklich wenig passiert. Der Autor braucht gut 2/3, um in die Geschichte überhaupt erst einzuführen, was, anders als bei anderen Urban Fantasy-Romanen (ganz zu schweigen von High Fantasy) hier gar nicht wirklich nötig gewesen wäre. Denn „Rabenzauber“ lebt gerade davon, dass der Leser ähnlich wie Faye nicht wirklich viel weiß und stattdessen damit arbeiten muss, was er vorgesetzt bekommt. Dadurch, dass Faye ihre Kräfte gerade selbst erst entdeckt, und weil auch das Worldbuilding hier kaum eine Rolle spielt, ist eine ausführliche Einführung hier eigentlich relativ entbehrlich – das könnte der Autor, ohne, dass die Geschichte an Qualität einbüßt, auch gut „nebenher erledigen“, während er den Fall voranbringt. Stattdessen hat man hier aber in etwa 200 Seiten Vorgeplänkel, während derer der Fall vor sich hindümpelt, was bei einem 350-seitigen Taschenbuch, das man ohnehin schnell weglesen kann, schnell negativ auffällt.
Zwar ist das auf Grund des Scharfsinns der Protagonistin, der karikaturistisch im starken Kontrast zur Einfältigkeit der restlichen Dorfbewohner steht, nicht annähernd so öde, wie es sich zunächst anhört – Fayes schlauen Beobachtungen und ihre Schlagfertigkeit sorgen zwischendurch durchaus für Unterhaltung. Allerdings könnte „Rabenzauber“ mit einem etwas höheren Erzähltempo mit Leichtigkeit zu einem Pageturner werden – so fehlte bei mir durchweg die Motivation, weiterzulesen, weshalb ich dann letztlich hierfür auch länger gebraucht habe, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Darüber hinaus ist die Auflösung zum Ende für mein Empfinden zu einfach und zu lapidar, als dass sie mich doch noch umhauen könnte – auch in Retrospektive ist „Rabenzauber“ daher allenfalls okay.

Der Aspekt, der mich, wie eben erwähnt, aber wirklich tatsächlich gestört hat, ist die Protagonistin. Zwar kann ihre Spitzzüngigkeit und Intelligenz zwischendurch durchaus überzeugen, das will ich gar nicht leugnen. Sie ist sehr clever, lässt sich nicht zum Narren halten und bietet jedem, der sich mit ihr anlegt, die Stirn, ohne dabei ausfallend oder respektlos zu werden.
Trotzdem konnte ich mit ihrem Verhalten insgesamt nicht wirklich warmwerden, was vermutlich hauptsächlich an der Art und Weise, wie sie dargestellt wird, liegt. Laut Beschreibung sollte sie 17 Jahre alt sein, in meinen Augen passt das aber überhaupt nicht zu ihrem Auftreten; sie ist mir dafür einfach zu kindlich, zu naiv gewesen.

Das Ende deutet schließlich einen nächsten Konflikt an, aber ich bin nicht so neugierig, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Ich weiß noch nicht, ob ich zur Fortsetzung greifen werde; vermutlich eher nicht.

Fazit:
„Rabenzauber“ ist in Ordnung für ein kurzweiliges Lesevergnügen, das ich aufgrund seiner tollen mystischen Atmosphäre vor allem für die Halloweenzeit empfehlen kann.
Man darf allerdings keinen überwältigenden Pageturner erwarten: Wegen des langen Vorgeplänkels braucht das Buch sehr lange, bis die Ermittlungen in Schwung kommen, und die Auflösung zum Ende ist demgegenüber fast schon antiklimaktisch.
Mit der Darstellung der Protagonistin muss man klarkommen; mir war ihre Art zu kindlich, als dass ich ihr ihre 17 Jahre wirklich abkaufen konnte.
3/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Optisch ein Hingucker, inhaltlich sehr persönlich und emotional

Zu Mensch
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Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt ...

Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt die Aufmachung eines Buches ja nicht in meine Bewertung mit ein, weil sie im Regelfall vom Verlag stammt und nur wenig zum Inhalt beiträgt. Hier ist es allerdings so, dass „Zu Mensch“ von der Aufmachung wesentlich mitgetragen wird, daher wirkt sie sich ausnahmsweise auf meine Endbewertung aus.

Das ist aber auch gut so, denn das Buch ist ein richtiger Hingucker! Nicht nur, dass die Gestaltung an sich durch das große Format, den Kunststoffeinband und den bunten Druck (und natürlich das Lesebändchen) schon sehr hochwertig ist und alleine deshalb den Preis von 30 € bereits rechtfertigt.
Vor allem aber unterstützen und ergänzen die Illustrationen und Skizzen das Lesen, und sorgen dafür, dass man auch abseits vom Inhalt bereits viel Spaß daran hat, durch das Buch zu blättern!
So findet man hier bspw. viele kleinere Skizzen, die etwa Bühnenbilder wie den Eisbären oder Szenen darstellen, über die Weitholz erzählt, oder einfach nur kleine Doodles sind, die die Seite etwas auflockern.
Darüber hinaus findet man hier auch einige Abbildungen handgeschriebener Songtexte von Herbert Grönemeyer sowie viele größere Illustrationen, die eine ganze Seite oder eine Doppelseite einnehmen, oder die als Hintergrund für den Text dienen, und die die Stimmung der jeweiligen Situation einfangen und sie auf den Betrachter übertragen.

Die Aufmachung des Buches lädt dazu ein, es länger zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Auf diese Art und Weise unterstützt es den Text und erleichtert es der Autorin, beim Leser die Gefühle auszulösen, die sie transportieren möchte. Es lohnt sich also definitiv, 30 € für die Printausgabe auszugeben!


Inhalt:

Aber auch unabhängig von den Illustrationen gelingt es Weitholz ganz wunderbar, die Emotionen einzufangen, die während der Entstehung des Albums „Mensch“ augenscheinlich vorherrschend waren.

„2021 sagt er: ‚Musik ist mein Zuhause. Sie ist mein Hochsicherheitstrakt, mein Geheimnis, das mich überallhin begleitet und das mir keiner nehmen kann. Wenn man Musik macht, wenn man schreibt, dann trägt man sich in eine Welt, auf die man sich verlassen kann. […].‘“ (S. 29)

Als Textdramaturgin war sie vor 20 Jahren dabei und kann daher aus erster Hand von den Schwierigkeiten und Durchbrüchen erzählen, denen sich Herbert und sein Team stellen mussten. Weitholz erhält dabei aber auch Unterstützung von Freunden, Bandmitgliedern, anderen Mitwirkenden und Herbert selbst, die sie mit Zitaten über das ganze Buch verteilt immer wieder zu Wort kommen lässt.
Dadurch fühlt es sich für den Leser an, als sei er selbst mit dabei gewesen; die Erinnerungen Weitholz‘ und aller anderen werden darüber fast schon zu eigenen Erinnerungen. Ich persönlich war bei Erscheinen des Albums 2002 mit drei Jahren zwar noch zu jung, um tatsächlich irgendetwas mitbekommen, geschweige denn eigene Erinnerungen zu haben, aber durch Weitholz´ sehr persönlichen Schreibstil, der zwischendurch fast schon an ein Tagebuch erinnert, verschiedene Anekdoten ihrerseits, von Herbert oder anderen, die Zitate, mit denen sich alle Beteiligten der Entstehung des Albums entsinnen, habe ich hin und wieder durchaus vergessen, dass ich nicht selbst dabei war und mich eigentlich gar nicht erinnern kann.

Sie schafft es also nicht nur, dass man der Erzählung super folgen kann und sich von den Emotionen, der Trauer, dem Spaß mitreißen lässt, und teilweise fast zu Tränen gerührt ist.
Sie schafft es auch, die Persönlichkeit und Verbundenheit, die sie mit Herbert und den Mitwirkenden teilt, zu transportieren, wodurch alle Beteiligten auch dem Leser vertraut und vor allem sehr nahbar und greifbar werden.
Dadurch wird das Buch zu etwas Besonderem. Man denkt beim Lesen gerne an die Musik von Grönemeyer, was sie einem bedeutet oder womit man sie verbindet. Man erinnert sich an vergangene Konzerte, kann das Erlebnis, das ein Konzertbesuch bei Herbert Grönemeyer ist, und von dem hier berichtet wird, nachempfinden, oder sehnt es herbei (mit diesem Buch ist es auch nicht mehr ganz so schade, dass die Jubiläumstour zum Album leider ausgefallen ist).

Zuletzt lernt man quasi als Kirsche auf dem Sahnehäubchen nebenbei einiges über Musik (-theorie) sowie die Entstehung eines Musikalbums, die Planung und Durchführung einer Konzertreihe, wer alles dahintersteht und was alles daran hängt. So ist „Zu Mensch“ also vielleicht nicht nur für Herbert-Fans sondern für alle Musikbegeisterte interessant.


Fazit:
Nicht nur die Aufmachung ist absolut traumhaft, auch der Inhalt ist interessant, spannend, lustig und emotional; dabei kommt man durch die Erzählung Weitholz‘ Herbert und seiner Crew sehr nahe. Große Empfehlung für alle, die Herberts Musik mögen, aber auch für jeden, der gerne mal erfahren möchte, wie so ein Album entsteht.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Das war nicht gut lol (0 Sterne)

Heartless Dynasty - Der Erbe
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Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, wie ihr vielleicht ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also, wie ihr vielleicht wisst, bin ich ja kein Fan von Personen auf dem Cover, und dieses hier ist auch das perfekte Beispiel dafür, warum das so ist: Der Blick des Herrn ist soooo unangenehm! xD
Ich bin froh, dass das Buch nur als ebook erhältlich ist, insofern ist das ja nicht weniger schlimm – zumal bei dem Cover auch irgendwie sofort klar ist, dass es sich hier um Adult Romance handelt (auch wenn der Gute angezogen ist – immerhin das!).
Gut gefällt mir allerdings der dunkelrote Hintergrund und die goldenen Schnörkeleien am Rand. Das gibt dem Cover etwas Royales, was ja durchaus zur De Loughrey-Dynastie passt.


Meine Meinung:
Uff. Wo fange ich nur an? Vielleicht mit dem Offensichtlichen: w t f ?!
Das Buch ist schlecht. Keine Leseempfehlung.

Ich habe mich nach Beenden bereits in meiner Instagramstory über all die Gründe ausgelassen, aus denen ihr dem Buch möglichst fernbleiben solltet, dabei fing es gar nicht mal soooo schlecht an.
Gut, der Prolog besteht quasi nur aus einer seitenlangen Sexszene, die noch dazu nicht mal gut und ohne jegliche Emotionalität, Sexiness oder Spannung geschrieben ist und in der eigentlich nur auf alle erdenklichen Weisen geschrieben wird, dass Atticus Ophelia nimmt (nicht wie, dazu gleich noch mehr). Das fand ich schon sehr cringe und etwas bedenklich, eigentlich hätte mir da bereits ein Licht aufgehen müssen.
Allerdings bin ich von vornherein nicht mit sonderlich hohen Erwartungen ans Buch gegangen – ich wollte nur ein bisschen Smut und hätte dafür sogar auf Plot oder Charakterentwicklung verzichtet. Also hatte ich nach diesem seltsamen Prolog noch die Hoffnung, dass meine fast schon unterirdisch niedrigen Erwartungen an „Heartless Dynasty“ noch erfüllt würden.

Tja. Zum einen: Das war die einzige Sexszene im Buch, wenn man mal von einer höchst bedenklichen Situation, die eigentlich keine Sexszene ist, (auch dazu gleich noch mehr) absieht. Also selbst meine einzige, in dem Genre eigentlich wirklich nicht so schwer erfüllbare Erwartung wird hier enttäuscht!
Zum anderen ist der Rest des Buches nicht einfach nur schlecht geschrieben, sondern auch inhaltlich echt nicht gut.


Fangen wir aber mal mit dem Harmlosesten an: dem Schreibstil der Autorin. Ich selbst schreibe keine Geschichten, aber durch die unzähligen Bücher, die ich bereits gelesen habe, sowie Autorentipps-Posts auf Instagram, die ich mir gerne mal durchlese, weiß selbst ich von einer goldenen Regel, die Geschichten um so viel besser machen, wenn man sie einhält, weil der Leser das Geschriebene dann viel leichter nachempfinden kann: Show, don’t tell – also dass man nicht darüber schreiben soll, dass etwas passiert oder eine Figur so ist, sondern beschreiben soll, wie es dazu gekommen ist, wie die Figur sich fühlt, wie andere sie wahrnehmen etc. Das gibt dem Geschehen und den Figuren viel mehr Tiefe und Greifbarkeit, man kann sich als Leser leichter fallenlassen und das wiederum sorgt dafür, dass man beim Lesen vergisst, dass man liest.

Und genau das macht die Autorin nicht.
Sie sagt, dass Atticus der heißeste, begehrteste Junggeselle der Stadt ist, sie sagt, dass er sexy ist usw. Er gibt aber keinen Anlass dafür, dass man der Autorin auch glaubt, dass er wirklich so sexy ist! Im gleichen Stil beschreibt sie auch die Sexszene im Prolog, ohne jegliches Gespür für Sinnlichkeit; trotz der ersten Person kommt man sich dadurch als Leser dabei vor wie ein gruseliger Voyeur, der das Geschehen von oben beobachtet. Show, don’t tell beherrscht Lynn nicht.

Darüber hinaus hätte sie sich bestimmt gut 200 Seiten sparen können (was bei einem 350 Seiten-langem Buch über den restlichen Inhalt auch viel aussagt), wenn sie nicht in gefühlt jedem zweiten Satz gesagt hätte, dass Atticus so heiß und sexy und begehrt ist.
Genauso oft betonen Atticus und Ophelia im Übrigen, dass Ophelia ja ✨ nicht wie alle anderen ✨ ist – warum mich dieser Satz jedes Mal hart genervt hat, müssen wir hier wohl auch nicht weiter ausführen –, und alle möglichen Vorgänge, Gedanken oder Handlungen der Protagonisten beschreibt sie in einem Absatz in gefühlt 467 verschiedenen Formulierungen. Hier ein Beispiel:

„Ich hatte nichts versprochen, hatte meine Gefühle nicht offengelegt, obwohl sie da waren – knospend und neu. Ich würde es nicht wagen, sie ihr zu offenbaren, aber ich konnte nicht leugnen, dass sie vorhanden waren. Ich wollte mehr von ihr, hielt diesen Wunsch aber im Zaum.“ (S. 182/240 im ebook)

Okay, also er findet sie toll, will ihr das aber nicht sagen, und das muss er ganze drei Mal betonen. Das habe ich aber auch schon beim ersten Mal verstanden.
Über solche Stellen bin ich beim Lesen häufiger gestolpert, und während es nach einem oder vielleicht auch nach zwei Malen vielleicht noch durchs Lektorat gerutscht sein könnte, zeugt das bei der Häufigkeit, mit der diese Passagen hier auftreten, von einem schlechten, übertrieben pathetischen Schreibstil, dem ich nichts abgewinnen kann.

So viel also zum bloß nervigen Teil des Buches.


Was mich aber fast schon wütend gemacht hat, ist die Art, wie die Autorin mit der Toxizität der Beziehung zwischen Ophelia und Atticus umgeht, und der Reproduktion von Misogynie.


Zum einen sind alle Frauen neben Ophelia in dieser Geschichte Feindbilder und Konkurrenz für sie, selbst Atticus‘ lesbische Sekretärin, die aus offensichtlichen Gründen ja nun wirklich kein Interesse an Atticus hat (gut für sie) – das weiß Ophelia zwar nicht, aber warum empfindet es die Autorin dann als notwendig, die Sekretärin zu einem solchen Feindbild zu machen?
Es dreht sich ausnahmslos alles um Atticus und seine Sexiness; ständig wird über ihn geredet, getuschelt oder Ophelia dafür niedergemacht, dass sie es (als arme Frau) geschafft hat, den super sexy, reichen Atticus zu heiraten. Keine einzige weibliche Frau in diesem Buch hat darüber hinaus einen weiterreichenden Zweck (weshalb ich auch den Namen der Sekretärin sowie aller anderen weiblichen Figuren vergessen habe).

Ophelia hat im Übrigen auch keine einzige richtige Frauenfreundschaft (oder überhaupt Freundschaften). Allerdings ist Ophelia ja auch ✨ nicht wie alle anderen ✨, sie könnte vermutlich also sowieso nichts mit den typischen girls anfangen.
Man sollte meinen, „Heartless Dynasty“ sei von einem alten, weißen Mann, der normalerweise Drehbücher für US-amerikanische Actionfilme mit einem weißen, männlichen, super sexy Helden und einer Jungfrau in Nöten, die er rettet und später heiratet, und die ihm dann Kinder gebärt (was im Übrigen auch Ophelias Zweck ist), schreibt, so viel Sexismus findet man hier auf den 350 Seiten.


Zum anderen ist Atticus ein gigantischer, frauenfeindlicher Arsch. Und Ophelia hat entweder Entschuldigungen für sein asoziales Verhalten, oder sie findet es doch gar nicht so schlimm, denn so ist er halt, hihihi.
Meine Güte. Ich weiß gar nicht, wie ich euch meine Fassungslosigkeit über die überromantisierende Art, wie die Autorin die Toxizität in ihrem Buch übergeht, begreiflich machen soll!
Grundsätzlich, das sage ich immer wieder, können toxisches Verhalten oder toxische Beziehungen in Büchern sehr unterhaltsam sein, vor allem in einem (quasi-) royalen Setting wie diesem hier mit einer reichen Familie, die viel mehr Macht besitzt als sie sollte, und diese auch gut und gerne missbraucht – siehe L. J. Shen. Auch „Heartless Dynasty“ hätte eine schön trashige, verdrehte und schmutzige Cinderella-Story sein können, wenn die Autorin nicht jedes Mal Entschuldigungen für übergriffiges Verhalten seitens Atticus gefunden hätte. Wirklich jedes. Verdammte. Mal.

Der Typ ist einfach extrem besitzergreifend, herrisch und kommandiert Ophelia ausnahmslos herum. So hat er bspw. über ihren Kopf hinweg einfach ihren Job gekündigt, weil sie als seine Frau ja jetzt nicht mehr arbeiten muss, er ist schließlich super reich und super sexy. Ob sie vielleicht arbeiten will, spielt für ihn keine Rolle.
Er befiehlt ihr, ihre Frisur und ihren kompletten Kleidungsstil zu ändern, weil sie als seine Frau für ihn nicht reich genug aussieht, schließlich muss sie als sein Accessoire zu ihm und seiner Sexiness passen. Hier mal zwei kleine Zitate an dieser Stelle:

„‚Wir müssen dir morgen neue Kleider besorgen. Ich kann nicht zulassen, dass meine Verlobte so Pennerin herumläuft‘“ (S. 121/240 im ebook)

„‚Ich kenne außerdem deine Kreditkartenabrechnung, weiß um deine wachsenden Schulden und sehe, dass du dringend einen guten Haarschnitt brauchst und nicht den Fünf-Dollar-Topfschnitt, den du gegenwärtig zur Schau stellst.‘ […] ‚Und da wir schon mal beim Thema Haare sind, du wirst sie dir, sobald wir jemanden damit beauftragt haben, diesen übertrieben maskulinen Schnitt geziemend zu korrigieren, wachsen lassen‘“ (S. 122f./240 im ebook)

Ich lüge nicht! Das hat er wirklich 1:1 zu Ophelia gesagt! Er hat sie ganz ernsthaft einfach zu arm und zu hässlich genannt, um würdevoll an seiner Seite zu stehen, und ihr darüber hinaus einfach einen Teil ihrer Identität (denn Kleidung und Haarschnitt sind ja nunmal Ausdruck der Identität) abgesprochen. Auf die vielen anderen Punkte, die mir allein im zweiten Zitat sauer aufstoßen, gehe ich einfach mal nicht weiter ein, ihr könnt es euch sicherlich denken.

Hinzu kommt, dass er ihr auch noch verbietet, das Haus ohne einen Bodyguard zu verlassen. Hallo? Das grenzt an Freiheitsentzug?

Und ihre Reaktion auf all das? Sie schimpft ein bisschen mit ihm, woraufhin er seine Sexiness und seine Macht und seinen Reichtum spielen lässt und böse wird. Dann lässt sie das Thema sofort fallen und wehrt sich nicht gegen seine Befehle. Er behandelt sie wie einen Gegenstand oder einen Hund, und sie lässt es mit sich machen. Denn so ist er halt. Er will sie ja ✨nur beschützen✨, von daher ist es okay.

Versteht ihr mein Problem??????? Sie lehnt sich ein kleines bisschen gegen ihn auf, vollführt dann aber beim kleinsten Anzeichen von Gegenwind seitens Atticus‘ eine 180°-Wende; es scheint fast, als sollte ihr Pseudo-Protest das Alibi für Atticus‘ unmögliches, sexistisches, übergriffiges Verhalten sein, denn wenn sie sich dagegen wehrt, dann sind sie ja ebenbürtig, oder? Dass aber genau das gerade nicht der Fall ist, wird immer wieder nur allzu überdeutlich! Sie versucht nicht einmal, standhaft zu bleiben. Es ist aber auf der anderen Seite auch nicht so, als sei sie sich des Machtgefälles bewusst, oder als sollte der Leser darauf hingewiesen werden, dass dem so ist, da sie für sein Verhalten immer wieder Entschuldigungen findet.
Sie bedankt sich bei ihm stattdessen sogar für ganz grundlegenden Anstand, mit dem er ihr eigentlich alleine deshalb schon begegnen sollte, weil sie ein Mensch ist!!! Das sagt sie ihm sogar fast wörtlich:

„‚Ich danke dir.‘
‚Wofür?‘
‚Dafür, dass du es mir erklärt und mich nicht von oben herab behandelt hast.‘“ (S. 144/240 im ebook)

Ich bin ja schon eine Verfechterin für Höflichkeit und man kann sich ruhig hin und wieder für ein paar Nettigkeiten des Gegenübers bedanken, aber man bedankt sich nicht für das Mindestmaß an Respekt, mit dem man allein aus dem Grund, dass man selbst ein Mensch ist, verdient hat, dass andere Menschen einem begegnen! Es liegt in der Würde eines jeden Menschen, mit Respekt behandelt zu werden, und dass es hier so dargestellt wird, als sei Atticus ein Ritter in weißer Rüstung, wenn er sie ihrem naturgegebenen Recht gemäß behandelt, ist einfach falsch, und das wird hier nicht deutlich!


Den Höhepunkt erreicht die ganze Toxizität, als er neben der schlafenden Ophelia liegt, sich nicht im Griff hat, und sich noch während sie schläft auf sie legt und sich zwischen ihre Beine schiebt! Als sie davon wach wird, sagt er Folgendes:

„‚Du wirst mir nachgeben, und verdammt, du wirst es genau jetzt tun‘ […] ‚Gib nach, Ophelia. Ich weiß, dass du es genauso sehr willst wie ich.‘“ (S. 183/240 im ebook).

Während sie schläft, kann sie offensichtlich keinen Consent geben, und sobald sie dazu fähig wäre, drängt er sich ihr auf und gibt ihr gar keine Chance, sich zu weigern! Das ist (versuchte) Vergewaltigung, ffs.
Ophelias Reaktion? Sie tritt ihm zwar zwischen die Beine – das fand ich zuerst gut –, ein paar Seiten später findet sie das dann aber doch ganz heiß. Da war ich dann doch wieder fassungslos und habe mich verarscht gefühlt. Was ist das bitte für eine Aussage!?


Ganz abgesehen davon, dass also Atticus‘ falsches Verhalten jedes Mal relativiert und meistens sogar romantisiert wird (er ist schließlich super sexy), bekommt Ophelia durch ihr ständiges Hin und Her auch einen völlig inkonsistenten Charakter. Sie findet sein Verhalten eigentlich doof, aber dann doch gut. Was denn jetzt? Wieso ändert sie jedes Mal so schnell wieder ihre Meinung? So kann ich ihre Pseudo-Abwehr gar nicht ernstnehmen.
Gekrönt wird das dann vom Ende, als etwas passiert, dass dafür sorgt, dass sie Hals über Kopf wegläuft. Warum so plötzlich? Warum ausgerechnet erst dann? Warum nicht schon vorher, was hat sich jetzt geändert? Das habe ich wirklich nicht verstanden.


Ich habe jetzt gerade viel zu schlechte Laune, da ich schon wieder viel zu viel über dieses Buch nachdenke, also will ich meinen Rant mit wenigen Worten zum Plot abschließen:
Gibt’s nicht. Es gibt keinen Plot, es passiert einfach nix. Zugegeben, das habe ich auch eigentlich nicht anders erwartet, wie ich eingangs ja schon geschrieben hatte. Aber dafür, dass es dann auch keine einzige weitere Sexszene gibt, finde ich die Tatsache, dass Atticus (neben den Verboten, die er gegenüber Ophelia ausspricht) über 350 Seiten erklärt, dass seine Familie mindestens so anstrengend ist wie er sexy, ohne dass man jemals Einblicke in seine Arbeit oder seine Familie bekommt, doch schon sehr mager.
Hier wären wir, um den Kreis zu schließen, auch wieder beim Thema Show, don’t tell: Die Autorin sagt die ganze Zeit, dass es eben so ist, aber warum Atticus solche Schwierigkeiten hat, seine Familie zu kontrollieren (komisch eigentlich, bei Ophelia fällt es ihm doch so leicht), weiß ich bis heute nicht.
Auf der anderen Seite macht er ja auch nix außer sexy aussehen, also vielleicht liegt’s daran.


Fazit:
Das war nicht gut.
Habe noch nicht mal viel erwartet, wollte eigentlich nur ein bisschen Smut. Aber selbst die einzige Sexszene in diesem Buch war cringe. Darüber hinaus ist Atticus einfach nur ein Idiot, Ophelia findet ständig Entschuldigungen für sein übergriffiges, sexistisches und schlicht unmögliches Verhalten und ist darüber hinaus auch noch dankbar dafür, wenn er sie ausnahmsweise mal nicht von oben herab oder wie einen Gegenstand behandelt. Ich habe nicht per se was gegen toxische Geschichten, aber wenn das Ganze wie hier romantisiert oder entschuldigt wird, habe ich daran keinen Spaß 🤷🏻‍♀️
Darüber hinaus hätte sich die Autorin sicherlich gut 200 Seiten sparen können, wenn sie nicht ständig alles hundertmal wiederholt hätte.
Auf allen Plattformen, auf denen ich einen Stern geben muss, bekommt dieses Buch diesen einen Stern, aber eigentlich hat’s halt nix verdient.
0/5 Lesehasen, lasst es einfach sein.

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