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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2022

Tusch und Lisa Eckhart tritt auf

Boum
4

Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken ...

Lisa Eckhart, eine Kabarettistin mit sehr spitzer Zunge, Sozialkritik vom Feinsten, Zynismus schon auch mal etwas darüber und einer Sprachschärfe, mir würde mancher ihrer Sätze fast schon im Halse stecken bleiben. Manchmal werden Wahrheiten, gerade wenn es um Aktualität geht, gerne mal schön ummantelt oder gar ganz stillgeschwiegen. Der gesellschaftliche Druck ist groß und der politische noch größer. Nicht so bei Lisa Eckhart. Und wenn man denkt, innerhalb einer von ihr kreierten Hörbuch-Geschichte, verdünnt sich die sonstige Schärfe ihrer Bühnenperformance zu einer milden Mahlzeit, der vertut sich gehörig.
Denn eigentlich ist 'Boum' nur dazu da, mit viel Pariser Flair und der entsprechenden Portion laissez faire, eine kabarettistische Vorstellung par excellence zu präsentieren. Und Lisa Eckhart ist diese Geschichte. Gerade im ersten Teil wird so perfekt auf den Punkt gebracht 'abgerechnet' und dabei ein Sarkasmus an den Tag gelegt, das ist schon sehr heftig. Später gibt es dann auch Passagen, da verschwimmt alles ein bisschen. Es wird lange auf einem Thema herumgeritten und das ein oder andere war dann auch etwas, tatsächlich unangenehm, darüber. Aber jeder hat da ja seine eigenen Grenzen und mit ein paar Hörpausen, die kann man ganz gut gebrauchen, passt es dann auch wieder.
Doch wo bleibt die Geschichte selbst. Sie geht irgendwie in der Präsenz der Autorin und Sprecherin Lisa Eckart unter. Und wenn man sie sich tätsächlich bewusst macht, dann ist das wohl der Schwachpunkt am Hörerlebnis 'Boum'. Daher sollte man diesen Punkt einfach auf sich bewenden lassen und zuhören.
Irgendwas ist hier für jeden dabei.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.07.2020

Dinge passieren

Ich will dein Leben
3

Tamsyn ist in einer kleinen Küstenstadt in der Grafschaft Cornwall zuhause. Einst war sie ein unbeschwertes kleines Mädchen, das, zusammen mit ihrem älteren Bruder Jago, in einer glücklichen Familie lebte, ...

Tamsyn ist in einer kleinen Küstenstadt in der Grafschaft Cornwall zuhause. Einst war sie ein unbeschwertes kleines Mädchen, das, zusammen mit ihrem älteren Bruder Jago, in einer glücklichen Familie lebte, in einem kleinen Haus und ihr Leben war schön. Und dann, eines Tages kam ihr heißgeliebter Vater von einem Seerettungseinsatz nicht mehr zurück. Das ist jetzt schon eine Weile her, aber das Leben ist so freudlos und mühevoll geworden und immer noch so voller Trauer. Der einzige Ort, der sie mit einem Gefühl von Ruhe und Frieden erfüllt, ist das Haus auf den Klippe. Es ist für Tam auch deshalb ein besonderer Ort, weil ihr Vater und sie dort oft heimlich im Pool geschwommen sind, so auch noch wenige Stunden vor dem Sturm, der ihn das Leben kostete Von einer kleinen Anhöhe aus beobachtet sie das Haus mit ihrem Fernglas, oft stundenlang, vor allem am Wochenende, wenn das reiche Ehepaar, das dann aus London anreist, sich dort aufhält, um sich zu erholen. Der Mann ist ein sehr erfolgreicher Schriftsteller und seine Frau äußerst mondän und absolut bewundernswert, zumindest in den Augen von Tamsyn. Am ersten Tag ihrer Ferien schnappt sich Tam dann den Schlüssel zu 'ihrem Haus auf der Klippe', denn ihre Mutter bringt dort regelmäßig alles auf Hochglanz, wenn dessen Besitzer sich wieder einmal angekündigt haben. Und dann öffnet sie leise das Tor und gleitet hinein in den Pool, fast ohne Wellen zu machen und genießt das herrliche Gefühl, geborgen zu sein, ein Empfinden, das sie nur hier spüren kann. Aber
dann kommt jemand über den Rasen gelaufen und spricht sie an. Die Tochter des Hauses, wenig älter als sie selbst, steht da und Tamsyn ist furchtbar erschrocken, aber Edie ist nicht sauer, sondern sehr nett. Und wie sich dann herausstellt, wird die Familie den Sommer über bleiben und Edie braucht unbedingt eine Freundin, um die Zeit hier 'zu ertragen'.
Was daraus wird, das Eintauchen des traurigen Mädchens Tamsyn in die Welt dieser reichen Familie, nach außen hin so perfekt und einfach wunderschön, das erzählt diese Geschichte, so echt und brutal nah dran, mit all den Freuden und Verletzungen, den Demütigungen, der Hoffnung und der Manipulation, die Menschen meinen, anderen antun zu dürfen, weil sie 'etwas besseres sind'. Aber das ist noch lange nicht alles.
Die Atmosphäre in dieser Geschichte ist von Anfang an von einer solchen Spannung erfüllt, einem Gefühl des nahenden Unheils, das man als Leser das Gefühl hat, eins ums andere Mal den Atem anhalten zu müssen, weil man meint, jetzt passiert es, die Katastrophe. Aber das tut es nicht, nicht wirklich und so geht der Ritt auf 'Messers Schneide' immer weiter. Am Ende hätte man sich dann im ersten Augenblick einen anderen Schluss gewünscht, aber die Autorin macht schon alles richtig. Denn erst jetzt wird einem bewusst, was man da für ein Buch vor sich hat. Das Genre Psychodrama trifft es bei dieser Geschichte dann auch genau.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2023

Selbstfindung und ein Weg heraus, die Folgen eines Kriegskonflikts währen lange nach

Close to Home
2

Der 22-jährige Sean hat sich schon einmal aufgemacht, um sich von den Traumata seiner Familie, den Nordirlandkonflikt erlebt zu haben, zu lösen. Er hat Literaturwissenschaften studiert. Doch jetzt ist ...

Der 22-jährige Sean hat sich schon einmal aufgemacht, um sich von den Traumata seiner Familie, den Nordirlandkonflikt erlebt zu haben, zu lösen. Er hat Literaturwissenschaften studiert. Doch jetzt ist er wieder zurück in seinem alten zuhause. Mit dem, was er vorzuweisen hat, eine passende Arbeit zu finden, war aussichtslos und nun hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, verbringt seine Zeit mit Alkoholkonsum und Drogen, um der Perspektivlosigkeit und der inneren . Machtlosigkeit, sein Leben zu gestalten, kurzzeitig zu entkommen. Dann, eines Nachts, verprügelt er auf einer Party, berauscht, einen Mann. Der Schock über das, was er getan hat, ist groß. Das Gefängnis bleibt ihm zum Glück noch einmal erspart. Stattdessen hat er Sozialstunden abzuleisten. Und er beschließt, es noch einmal zu versuchen, sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen und eine Chance zu suchen, wo doch eigentlich keine ist.
Dieses Buch nimmt einen mit, mitten hinein in diese so bittere reale Welt dieser Zeit danach. Der Krieg ist beendet, doch gut ist nichts. Die Menschen haben schwere Traumata erlitten, dafür steht Seans Mutter, die so unaussprechlich schlimme Dinge erlebt hat während des Nordirlandkonflikts. Und unweigerlich mit im Boot sind die Kinder, die nun erwachsen, leben sollen, als wäre dies alles nie geschehen. Wir begleiten diesen jungen Mann, fühlen die Hoffnungslosigkeit, die Verzweiflung und dann doch wieder ein Gefühl von Perspektive, das Kraft gibt und sie erneut zurückbringt, die Hoffnung auf ein wirkliches Leben.
Mit viel Authentizität kommt diese Geschichte daher und sie berührt. Schaut hinein in dieses Buch, es ist es wert, gelesen zu werden.

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  • Erzählstil
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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 24.11.2020

Die fantastische Welt der Bücher, das Beste kommt, jetzt!

Die verborgene Geschichte
2

Irene soll auch bei ihrem neuen, dem inzwischen sechsten Auftrag die Balance der Welten überwachen und natürlich eingreifen, wenn dieses Gleichgewicht bedroht wird. Und diesmal ist eine ihr ganz besonders ...

Irene soll auch bei ihrem neuen, dem inzwischen sechsten Auftrag die Balance der Welten überwachen und natürlich eingreifen, wenn dieses Gleichgewicht bedroht wird. Und diesmal ist eine ihr ganz besonders am Herzen liegende Welt in Gefahr und nur ein seltenes Buch kann die Katastrophe verhindern. Doch dieses befindet sich im Besitz des Elfen Mr. Nemo und ohne Gegenleistung ist er nicht bereit, das Kleinod an Irene heraus zu geben. Und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, der Forderung des nicht gerade feinen Herrns Folge zu leisten und mit einem eher kriminell ausgerichteten Sammelsurium von 'Komplizen' ein Gemälde aus einem Wiener Museum zu stehlen. Und das ist natürlich kein bisschen so einfach, wie man ihr das zuvor hat weißmachen wollen. Da geht es richtig zur Sache. Immer wieder tauchen neue Schwierigkeiten auf und der Trupp, den man Irene an die Seite gestellt hat, ist echt schwer lebhaft, mit sehr unterschiedlichen durchaus unterhaltsamen Charakteren. Da kann der ein oder andere ja sogar mal sympathisch rüberkommen, aber alles in allem sind die Herrschaften doch eher der bösen Seite zugewandt.
Das Buch macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, in dem Sinne, dass man hier eine ungeheuer spannende Geschichte erleben darf, sozusagen rasant in einem durch und der Humor kommt dabei auch nicht zu kurz.
Wenn eine so gute und erfolgreiche Buchreihe wie diese hier in der sechsten Fortsetzung sein aus meiner Sicht gelungenstes Werk präsentiert, dann will das schon etwas heißen und ist allemal ein bisschen Extrabeachtung wert. Und, wer hätte das gedacht, die elegant gelegten Pfade am Ende der Geschichte schlängeln sich geradewegs zum nächsten Fall, für Irene und die fantastische Welt der Bücher.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Der Kampf um Rom als neue italienische Hauptstadt und eine Handvoll Menschen, die dies erleben lassen

Es war einmal in Italien
2

Luca Di Fulvio und der historische Roman sind einfach miteinander verwoben. Schon viele Male hat der Autor bewiesen, dass seine Geschichten eine ganz eigene Nische dieses Genres abbilden. Das perfekte ...

Luca Di Fulvio und der historische Roman sind einfach miteinander verwoben. Schon viele Male hat der Autor bewiesen, dass seine Geschichten eine ganz eigene Nische dieses Genres abbilden. Das perfekte Zusammenspiel von historischer Handlung und ganz großem Menschenkino, das gelingt in dieser Perfektion nicht vielen. Und das ist auch in seinem neuesten Buch 'Es war einmal in Italien' nicht anders. Der Schauplatz des Geschehens ist Rom. Und die Kämpfe, die dort stattfinden, führen letztendlich zur endgültigen Eingliederung des Kirchenstaats in das italienische Königreich und zur Deklarierung Roms als neue Hauptstadt Italiens. Soweit die Historie, aber nun kommen wir zu den Protagonisten dieses Romans, die für uns Leser dafür sorgen, dass Fakten zu Emotionen werden und aus Geschichte Lebendigkeit. Da ist Pietro, der von Nella, einer echten Contessa, aus dem Waisenhaus geholt wird und die fortan versucht, dessen Mutter zu sein. Und dann gibt es noch Marta, die im Zirkus lebt, aber irgendwie das Gefühl hat, dort nicht wirklich hinzugehören. Diese Drei, Pietro, seine neue Mutter Nella und die junge Marta treffen, auf elegant verschlungenen Wegen, schließlich in Rom aufeinander und bestimmen, mit vielen Irrungen und Wirrungen, diese Geschichte, absolut packend und getragen von viel Sympathie für die handelnden Personen.
Über 700 Seiten Leseunterhaltung vom Allerfeinsten, besser geht's nicht.

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