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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2022

Wenn man aus dem Geldhimmel ins echte Leben geworfen wird, Ruhrpott inklusive

Der Markisenmann
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Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche ...

Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater, einem erfolgreichen Unternehmer, in Köln. Finanziell mehr wie gut aufgestellt, lotet das Mädchen gerne Grenzen aus und da ihr keiner welche setzt, ufert das aus. In der Schule steht sie kurz vor der zweiten Ehrenrunde und auch sonst folgt eine Regelüberschreitung der nächsten, bis zur Eskalation. Was folgt, ist Jugendpsychiatrie und danach, auf Beschluss der Familie, Sommerferien beim richtigen Vater. Dieser lebt in Duisburg, hatte bisher keinerlei Kontakt zu seiner Tochter und ist in Kims Augen vom ersten Moment an ein 'Looser'. Stimmt ja auch, denn sein Brot verdient er sich 'sehr viel mehr schlecht als recht' mit dem Verkauf von altmodischen, eigentlich unverkäuflichen Markisen. Und leben tut er in der Lagerhalle, in der diese DDR-Restbestände untergebracht sind, gleich noch mit. Also für die ganz anderes gewöhnte Kim ein Schockerlebnis auf allen Ebenen.
Doch irgendwie muss man die Zeit ja herumbekommen und so begibt sich das Mädchen mit ihrem Vater auf Verkaufstour. Und siehe da, das ist recht erfolgreich. Verkaufstechnisch wird aus ihnen ein echtes Team und das wirkt sich natürlich auch auf die persönliche Ebene zwischen den beiden aus. Allmählich lassen sie zu, sich dem jeweils anderen zu öffnen und da kommen die Wahrheiten, von beiden Seiten, auf den Tisch. Außerdem lernt Kim das Umfeld ihres Vaters kennen, alles, was so rumstreicht, ums Gelände. Und die Menschen, auf die sie da trifft, sie sind herzlich, ehrlich und das Leben ist bei allen ziemlich 'verstrickt'. Es ist wahrlich kein Spaziergang und Geld, davon gibt es gerade mal eben genug zum Leben. Aber davon lässt man sich nicht unterkriegen und das ist schon in Ordnung so. Und Kim fühlt sich mit der Zeit wohl hier, mitten im Ruhrpott, so rausgefallen aus der Geldgesellschaft, die ihre Familie in Köln verkörpert.
Eine schöne Geschichte, ein wenig überspitzt und skurril, aber doch erfrischend ehrlich, direkt aus dem Leben, mit richtig sympathischen Typen, Emotionen, die auch durchaus in die Tiefe gehen und zwei Menschen, bei denen eine Menge falsch gelaufen ist, auch wenn einer davon noch gar nicht so viele Jahre hinter sich gebracht hat auf dieser Welt. Dass sich die beiden sozusagen gegenseitig aus ihrem jeweiligen Sumpf ziehen, wäre dann schon eine sehr schöne Sache. Tja, man wird sehen.
Auf jeden Fall, dies alles ist sehr unterhaltsam, gut zu lesen und wer Jan Weiler kennt, hier zumindest, in diesem Buch, ist ordentlich viel von genau diesem drin.

Veröffentlicht am 10.04.2022

Eine kleine Schwester, die richtig den Durchblick hat

Weltbeste kleine Schwester
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Rosa ist die Jüngste in der Familie, die kleine Schwester eben. Da gibt es Mama, die in einem Buchladen arbeitet, Papa, der bei einer Versicherung beschäftigt ist und dann ihre Geschwister Johanna und ...

Rosa ist die Jüngste in der Familie, die kleine Schwester eben. Da gibt es Mama, die in einem Buchladen arbeitet, Papa, der bei einer Versicherung beschäftigt ist und dann ihre Geschwister Johanna und Matti. Rosas Eltern sind echt cool, darf man aber natürlich nicht laut sagen, denn das wäre dann ja wieder uncool und Schwester und Bruder sind auch ok, wenn sie nicht gerade die Augen verdrehen und genervt sind. Mutter hat da irgendetwas von Pubertät geflüstert und das ginge auch wieder vorbei, aber so schlimm ist es wirklich nicht. Eigentlich sollte die ganze Familie zu einem großen Verwandtentreffen fahren, aber Johanna und Matti haben gar keine Lust und Rosa hat ja an diesem Wochenende die Sleep-over-Geburtstatgsparty bei ihrer Freundin Bini. Und tatsächlich, sie alle drei dürfen zuhause bleiben. Als sich dann herausstellt, das Rosas Übernachtgeburtstag ins Wasser fällt, sind die Eltern leider schon weg. Und das ist schon echt schlecht, denn Johanna und Matti haben eigentlich schon etwas vor. Matti geht zu einer Filmnacht bei seinem Freund und Johanna schmeißt eine Party, bei ihnen zu Hause, denn es ist ja 'sturmfreie Bude'.Wie das Problem zu lösen ist, so dass es Rosa trotzdem richtig gut geht und jemand auch auf sie aufpasst oder vielleicht auch eher umgekehrt, sie die ist, die den Überblick behält, das wird hier nicht verraten. Aber auf jeden Fall ist das eine ganz tolle Geschichte. Da ist richtig was los. Und eigentlich könnte sie auch jedem von euch passieren und ihr würdet das dann genauso cool hinbekommen, wie Rosa das tut und würdet natürlich die allerbesten Schwestern oder auch Brüder sein.

Veröffentlicht am 09.04.2022

Spannender Thriller mit viel Härte und auch auf mentaler Ebene stark

Die andere Schwester
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Der FBI-Agent John Adderley ist notgedrungen wieder nach Schweden zurückgekehrt und arbeitet nun in seine Heimatstadt Karlstad unter neuem Namen bei der dortigen Polizei. Seine neue Identität ist einem ...

Der FBI-Agent John Adderley ist notgedrungen wieder nach Schweden zurückgekehrt und arbeitet nun in seine Heimatstadt Karlstad unter neuem Namen bei der dortigen Polizei. Seine neue Identität ist einem vorherigen Einsatz als Undercover-Agent geschuldet, bei dem er ein nigerianisches Drogenkartell unterwandert hat und nun ganz oben auf deren Todesliste steht. Sein ständig auf der Hut sein müssen prägt auch seine Ermittlerarbeit, bei der es diesmal um die getötete Inhaberin eines Online-Datingportals geht. Ihre ebenfalls in das Geschäft eingebundende körperlich versehrte Schwester gilt sehr bald als die Hauptverdächtigte. Diese Alicia ist ein getriebender Charakter, schwer belastet durch die eigene Vergangenheit und so der Person des Ermittlers in diesem Fall gar nicht so fern. Das hat durchaus einen gewissen Reiz und den tiefen Einblick in deren Psyche, der einem hier gewährt wird, gibt der Geschichte noch einmal einen zusätzlichen Spannungsschub, über die actionreiche Handlung hinaus. Denn neben dem eigentlichen Fall ist Adderleys Gefühl unmittelbarer Gefahr auch für die eigene Person durchaus begründet. Seine Tarnung ist aufgeflogen und Abteilung tötliche Rache ist ihm erneut auf den Fersen.
Dieser Thriller hat es wirklich in sich. Eine kompakte und auch bzgl. seiner Hauptcharaktere sehr überzeugende spannende Geschichte, in der eine gewisse Härte nicht ausgespart wird und die zu einem Ende führt, das überzeugt. Und die Flucht von John Adderley, der Versuch eines Neuanfangs, es wird weitergehen und ich bin auch beim nächsten Band dieser, inzwischen kann man wohl schon Reihe sagen, gerne wieder dabei.

Veröffentlicht am 04.04.2022

Eine Lügendiebin, die plötzlich sehr wichtig wird und eine gespielte Zweisamkeit, die es in sich hat

Die Lügendiebin - Spannungsgeladene Fantasy mit opulenter Ausstattung: Hardcover mit Schutzumschlag, Metallic-Folienveredelung und Lesebändchen!
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Fawn ist 17, lebt in der Hierarchie ihrer Welt ziemlich weit unten und schlägt sich mit einer besonderen Fähigkeit durchs Leben. Sie kann Lügen erkennen, wenn sie jemand ausspricht und je gravierender ...

Fawn ist 17, lebt in der Hierarchie ihrer Welt ziemlich weit unten und schlägt sich mit einer besonderen Fähigkeit durchs Leben. Sie kann Lügen erkennen, wenn sie jemand ausspricht und je gravierender die Lüge ist, desto mehr bekommt sie dafür bezahlt, wenn sie sie 'stielt'. Bei ihren Beutezügen ist sie oft sehr wagemutig und dringt in Bereiche vor, die eigentlich tabu für sie sind. Eines Tages wird sie dann erwischt, von Caeden, dem Spross einer der einflussreichsten Familien von Mentano. Dieser will herausfinden, wer seinen Vater umgebracht hat und dafür kann er Fawns Fähigkeit gut gebrauchen. Und so zwingt er sie, seine Verlobte zu spielen und sein hochgestelltes Umfeld nach dem Täter 'abzusuchen'.
Dies ist der Anfang eines spannenden sehr vielseitig angelegten Fantasyromans, der den Lesern, auf zwei Bände verteilt, eine absolut packende Geschichte liefert. Genau genommen, gilt dies, sozusagen schwarz auf weiß, bis jetzt nur für diesen, den ersten Teil. Aber der tolle Schreibstil, diese sehr kreativ geschaffene, so andere Welt und die interessanten Protagonisten, ganz vorne weg die impulsive oft unbedacht handelte Fawn auf der einen Seite und als Gegenpol der adelige Caeden, beherrscht, eiskalt? und die Dinge vernünftsmäßig steuernd, da hat die Geschichte, auch in ihrer Gesamtheit, richtig viel zu bieten, davon bin ich überzeugt. Auf jeden Fall sorgt das Ende von Band 1 dafür, dass man gar nicht anders kann als, mit einem kleine Tacken Verärgerung über den so krassen Cliffhanger, wie man ihn bisher nur bei Fernsehserien erlebt hat, ungeduldig auf die Fortsetzung zu warten und den zweiten Teil dann genauso 'zu verschlingen', wie man das letztendlich auch bei diesem Buch getan hat.

Veröffentlicht am 30.03.2022

Hier haben Möhren Namen und das macht, wie alles andere auch, viel Spaß

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Ein Gasthaus im Elsass mit sehr leckerem regionalem Essen, hier kehrt man gerne ein, was neben den Künsten des Kochs auch an der freundlichen Bewirtung durch dessen Schwester liegt. Elsa, mit ihren Zwillingen ...

Ein Gasthaus im Elsass mit sehr leckerem regionalem Essen, hier kehrt man gerne ein, was neben den Künsten des Kochs auch an der freundlichen Bewirtung durch dessen Schwester liegt. Elsa, mit ihren Zwillingen schon reichlich beschäftigt, kümmert sich hier um alles, was für einen florierenden Gasthof so nötig ist. Und dazu gehört, ganz wichtig, natürlich das Zwischenmenschliche, denn ihr Bruder Robert, der Herr der Küche und auch der liebevoll selbst angepflanzten Zutaten, er ist ein totaler Eigenbrödler und Kontakt mit Menschen, das ist überhaupt nicht sein Ding. Er spricht lieber mit seinen Möhren, die alle Namen haben und beim Ernten natürlich nicht am Grün herausgerissen werden, denn wer lässt sich schon gern an den Haaren ziehen. Doch dann stellt Elsa Fatima ein, um ihre ihre zwei Wildfänge den Sommer über betreuen zu lassen und diese bringt ihren Sohn Hassan mit. Der Junge würde sich gerne bei Robert nützlich machen. Bisher hat das noch mit keinem möglichen Gehilfen funktioniert, aber zu Hassan, der ebenfalls sehr in sich gekehrt und eigen ist, findet der Grummler tatsächlich einen Draht und dieser darf bleiben. Und auch seine Mutter, die weiß, was in solchen Menschen vorgeht, darf eintreten in Roberts Reich. Tatsächlich taut Robert sichtlich auf. Und dann trifft Maggie ein, eine buntangezogene immer gut gelaunte energiegeladene Engländerin und Fatimas Freundin. Sie braucht eine kleine Auszeit und dafür ist dieses herrliche ländlich gelegene Anwesen genau richtig. Und wer hätte das gedacht, Robert mag sie, gesteht sich das natürlich nicht ein und wünscht sich genau das Gegenteil von dem, was er sich ersehnt, nämlich, dass sie wieder geht.
Schön, genau das ist diese Geschichte, das herrliche Elsass, darin eingebettet ein paar Menschen, die man sehr schnell lieb gewinnt, leckeres Essen, der sicherlich schon ein wenig skurrile Umgang mit den Gaben der Natur, jede Menge zwischenmenschliche Empathie und ganz viel Gefühl.
Ein Buch, so richtig zum Wohlfühlen und verbunden mit einer delikaten Portion Lesespaß.
Und neben all dem ist da noch etwas, was bleibt. Möhren 'an ihren Haaren ziehen', nie mehr.

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