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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein wahres Lesehighlight

Angst
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Irene Wagner hat ein Geheimnis. Sie betrügt ihren Ehemann. Auf der einen Seite reizt sie das verbotene Verlangen, doch auf der anderen Seite steht auch die Furcht davor, erwischt zu werden, aber noch viel ...

Irene Wagner hat ein Geheimnis. Sie betrügt ihren Ehemann. Auf der einen Seite reizt sie das verbotene Verlangen, doch auf der anderen Seite steht auch die Furcht davor, erwischt zu werden, aber noch viel mehr davor, welche Folgen das Auffliegen ihrer Romanze mit sich ziehen würde. Und gerade diese Furcht wird immer mehr zum Problem für Irene, und es scheint immer weniger Augenblicke zu geben, in denen sie nicht von dieser last erdrückt zu werden droht. Als Irene zusätzlich auch noch erpresst wird, gerät ihr Leben endgültig aus den Fugen.

Meine erste Novelle von Stefan Zweig, generell mein Erstes Werk von ihm, und ich bin wirklich begeistert. Alleine die poetische Sprache hat mich überzeugt. Man bekommt ein wunderbares Bild in den Kopf gezaubert und ich bin nur so durch die Geschichte gerauscht, konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, wollte gleichzeitig aber auch nicht, dass es endet. Neben der wunderbaren Sprache konnte mich aber auch die tiefgründige und trotzdem mitreisende Geschichte komplett überzeugen. Die Umsetzung dieser Angstgefühle, der Scham, der Panik und der schier endlosen Verzweiflung wird den Leserinnen und Lesern auf eine geniale und direkte Art vermittelt, dass diese einen nicht kalt lassen kann. Oft gab es auch Situationen und Gedanken, in denen ich selbst wiederfand und die mich dadurch auch unweigerlich über einen selbst und über sein eigenes Verhalten nachdenken lassen. Und gerade diese Authentizität der Handlung und der Dialoge macht für mich das geniale an dieser Novelle aus. Auch vermag es Stefan Zweig innerhalb von nicht einmal 100 Seiten einen so enormen Spannungsbogen zu kreieren, der viele Romane aus dem Spannungssektor problemlos in den Schatten stellen kann, und gerade vom Ende der Geschichte bin ich wirklich überrascht. Ich hatte zwar mehrere mögliche Endszenarien im Kopf, die im Laufe der Handlung immer wieder untermauert wurden, doch mit der finalen Wendung der Geschichte hatte ich wirklich nicht gerechnet. Überrascht bin ich auch, in welchem Umfang Stefan Zweig verschiede soziale und gesellschaftsrelevante Probleme mit in seine Novelle eingebaut hat, die seit den 1920er Jahren, in denen das Werk veröffentlicht wurde, keinerlei an Aktualität eingebüßt haben. Offensichtlich sind die Schwerpunkte des psychischen Verfalls in dieser enormen Stress- und Angstsituation. Viel subtiler werden aber auch Themen wie die Rolle der bürgerlichen Frau, die Irene ja verkörpert, oder die unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaftsschichten angesprochen.

letztendlich kann ich sagen, dass ich wirklich überrascht und vor allem begeistert bin. Ich habe Stefan Zweig jetzt viel mehr am Schirm als noch vor wenigen Stunden, als ich die Novelle begann, da ich sprachlich von ihm bis jetzt überzeugt bin und mich auch die Themen seiner anderen Werke ansprechen. Aktuell kann ich diese Novelle aber von ganzem Herzen weiterempfehlen, da man durch die Lektüre wirklich zum Denken angeregt wird und in gewissen teilen auch mit sich selbst konfrontiert wird.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein Stück amerikanische Geschichte

Die Erfindung der Flügel
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Charleston im frühen 19. Jahrhundert: Die elfjährige Sarah Grimké, Tochter eines der einflussreichsten Männer der Stadt und Mitglied einer bedeutenden Pflanzerdynastie, bekommt zu ihrem Geburtstag ein ...

Charleston im frühen 19. Jahrhundert: Die elfjährige Sarah Grimké, Tochter eines der einflussreichsten Männer der Stadt und Mitglied einer bedeutenden Pflanzerdynastie, bekommt zu ihrem Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: die junge Sklavin Hetty "Handful", die ihr ab sofort als Dienstmädchen zur Verfügung stehen soll. Doch in Sarah regt sich Wiederstand, und so beschließt sie, Hetty das Lesen beizubringen, sehr zur Überraschung und zum Entsetzen ihrer Eltern. Denn die beiden jungen Mädchen wollen aus dem Leben, dass ihnen aufgezwungen wird, ausbrechen und ihre Zukunft nach ihren eigenen Regeln gestalten. Der Wiederstand Sarahs gegen das Gesellschaftsbild der Südstaaten, der noch so leise bekommen hat, entwickelt sich mehr und mehr zu einem tosendem Sturm.

Die Thematik hat mich sehr angesprochen. Ich lese gerne Bücher, die am Vorabend des amerikanischen Bürgerkriegs in den USA spielen, dabei allerdings nicht zu schnulzig werden, und immer noch ein gewisses Niveau aufweisen. Insofern hatte ich an das Buch hohe Erwartungen. Alleine der Schreibstil konnte mich begeistern. Einerseits ist er nicht zu kompliziert, sodass man sich sehr schnell durchs Buch lesen kann, auf der anderen Seite ist er aber auch recht beschreibend, was ich persönlich an einem guten Schreibstil besonders schätze. Die Autorin hat es also geschafft, mir Charleston, seine Bewohner und das Leben im Haus der Grimkés als den Teil einer dekadenten Gesellschaft zu verkaufen, der er ist. Neben dem Schreibstil konnte mich Sue Monk Kidd aber auch mit der Handlung und der Spannung überzeugen. Durch das Thema der Handlung - Abolitionismus und Frauenrechte - wurde diese enorm weitergetrieben und die Spannung steigerte sich immer mehr, je mehr sich die handelnden Protagonisten radikalisierten. Bei der Handlung und den Charakteren hat die Autorin eine schwierige Gradwanderung gemeistert, da ja beides auf wahren Begebenheiten basiert und es die beiden Grimké-Schwestern wirklich gab. Dabei wirkten sie weder übertrieben und an den Haaren herbeigezogen, noch den wahren Vorbildern der beiden unangemessen. Dabei währe ich auch schon beim Punkt, der die Protagonisten betrifft. Diese wirkten auf mich wirklich authentisch und überzeugend. Zwar sind Sarah und ihre Schwester Nina, das merkt man mit Voranschreiten der Geschichte deutlich, mit ihren Ansichten und Vorstellungen der Gesellschaft und der Politik weit ihrer damaligen Zeit voraus, doch trotzdem hatte ich als Leser nicht das Gefühl, dass sie nicht mit der Zeit, in der das Buch spielt, kompatibel wären. Begeistern konnte mich an den Charakteren aber wirklich, wie reflektiert sie mit ihrer jeweiligen Lebenssituation umgehen. Dadurch konnte man sich wirklich in sie hineinversetzen, und an vielen Stellen, an denen eine der Protagonistinnen wieder einmal mit dem Rücken an der Wand stand, fragte ich mich, was ich wohl an der Stelle getan hätte. Kurz gesagt kann man sich einfach sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Was außerdem nicht außer Acht gelassen werden darf, ist, wie gut sich die Autorin mit der Geschichte der beiden Schwestern auseinandersetzte, und sie den Leserinnen und Lesern in einer einfachen und direkten Art zugänglich machte, da sie in meinen Augen einen Beitrag von unschätzbaren Wert zur Entwicklung der Menschenrechte tätigten.

Abschließend kann ich sagen, dass mich die Geschichte sowohl von Schreibstil, Handlung, den Hintergründen und den Protagonisten restlos überzeugen können. Eine wirklich große Empfehlung an alle, die sich mit dem Thema der Sklaverei in den USA auseinandersetzen wollen.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Emotionale Verwahrlosung auf den Punkt gebracht

Der Zementgarten
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Es handelt sich scheinbar um eine ganz normale Familie aus einem englischen Vorort. Jedes der Familienmitglieder hat seine Eigenarten, doch nichts besonders auffälliges oder gar schlimmes. Als der Vater ...

Es handelt sich scheinbar um eine ganz normale Familie aus einem englischen Vorort. Jedes der Familienmitglieder hat seine Eigenarten, doch nichts besonders auffälliges oder gar schlimmes. Als der Vater plötzlich stirbt beginnen sich die Familienmitglieder langsam zu verändern und driften langsam von einander Weg. Als die Mutter dann noch unerwartet an Krebs stirbt, bleiben Jack, Julie und ihre beiden jüngeren Geschwister alleine in dem Haus zurück. Da ihnen die Abschiebung in ein Kinderheim droht, fassen die Kinder den Entschluss die Mutter im Keller einzuzementieren, um so deren Ableben zu verbergen. Ohne die festen familiären Strukturen beginnt sich jedes der Kinder nun immer schneller zu verändern und driften dabei immer weiter von einander ab.

Nachdem ich von "Saturday" einigermaßen begeistert war, wollte ich noch etwas anderes von Ian McEwan lesen und da kam mir dieses kurze Buch mit seiner doch pikanten Thematik sehr zupass. Der Schreibstil des Autors konnte mich schon bei seinem anderen Buch begeistern, doch bei dieser Geschichte konnte mich der Autor auf sprachlicher Ebene sogar noch ein Stückchen mehr abholen. Man bekommt bunte beschreibende Bilder geliefert, ohne dass die Geschichte dabei zu zäh werden würde, oder der Lesefluss eingeschränkt werden würde. Ian McEwan konnte meiner Meinung nach also die besonderen Lebensumstände, in die sich die 4 Heranwachsenden manövriert hatten, sehr gut darstellen und erzeugte dabei eine besondere und drückende Atmosphäre, die ich ähnlich einem schwülen, drückend heißem Sommertag empfand, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Neben dem Schreibstil konnte mich die Geschichte auch mit ihrer kranken und gewöhnungsbedürftigen Handlung abholen. Dadurch, dass man in der Geschichte nur einen einzigen maßgebenden Handlungsstrang hat, der sich immer weiter auflädt und polarisiert fliegt man beim Lesen nur so durch die Geschichte. Das Thema mag nicht für jeden passend sein, doch man kann ihm nicht absprechen, dass er Garant für Spannung ist. Am meisten Begeistern konnte mich Ian McEwan aber mit den Charakterzeichnungen. Zwar kam ich keinem der Protagonisten auf emotionaler Ebene nahe, doch das wäre meiner Meinung nach bei dieser Handlung nicht möglich gewesen. Man blickt viel mehr als unbeteiligter Zuseher auf eine Horde kranker Minderjähriger herab und wünscht sich dabei, niemals in so einem emotional verwahrlostem Zustand wie diese zu Enden. Was Ian McEwan allerdings geschafft hat ist, dass jeder der Protagonisten eine andere Richtung in seiner emotionalen bzw. körperlichen Verwahrlosung einnimmt. Am besten merkt man dies in meinen Augen bei Jack und seinem kleinen Bruder. Jack verwahrloste körperlich und ich muss sagen, dass ich mich während des Lesens vor ihm ziemlich ekelte, wohingegen bei seinem jüngeren Bruder die emotionale und soziale Verwahrlosung erschreckende Ausmaße annimmt. Das Meisterwerk des Autor besteht dabei aber, dass er mir die Charaktere und deren doch recht abartige Entwicklung als authentisch verkaufte. Ich hatte das Gefühl, dass das ganze so gerade sich irgendwo abspielen könnte, und ich nur nichts davon wissen würde. Ein einziges kleines Problem hatte ich allerdings damit, dass ich vor allem gegen Ende der Geschichte nicht mehr mit der Handlung auch nur ansatzweise identifizieren konnte. Ich hatte am Ende einfach das Gefühl, dass es zu viel wurde.

Letztendlich ist das Buch aber extrem lesenswert - wie alle Bücher des Autors - , alleine durch diese doch recht unkonventionelle und krasse Thematik. Die Umsetzung ist auch insofern gelungen, dass mich das Buch trotz seiner Knappheit schockieren konnte.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein guter Thriller

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
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Der Tag beginnt für Rachel wie jeder andere. Am Morgen fährt ihre dreizehnjährige Tochter zur Schule, wo sie allerdings nie ankommt. Die einzige Spur ist das Handy von Rachels Tochter, das an der Bushaltestelle ...

Der Tag beginnt für Rachel wie jeder andere. Am Morgen fährt ihre dreizehnjährige Tochter zur Schule, wo sie allerdings nie ankommt. Die einzige Spur ist das Handy von Rachels Tochter, das an der Bushaltestelle gefunden wird. Kurz darauf erhält Rachel einen Anruf von einer komplett aufgelösten Mutter, deren Kind ebenfalls entführt wurde. Doch das ist noch nicht alles, sie gibt sich als die Entführerin von Rachels Tochter zu erkennen und sagt, dass sie Teil des Netzwerkes "The Chain" ist. Wenn Rachel ihre Tochter jemals lebendig wiedersehen möchte, muss sie ebenfalls ein Kind entführen, und deren Eltern erpressen. Zusätzlich muss sie noch ein enormes Lösegeld aufbringen. Anfangs glaubt Rachel noch, dass die Liebe zu ihrer Tochter sie dazu bringen wird, die Entführung schnell hinter sich zu bringen, doch schnell muss sie erkennen, dass sie nur schwer den emotionalen Belastungen standhalten kann.

Der Schreibstil ist angenehm kurzweilig und flüssig, also perfekt für einen Thriller. Gepaart damit, dass die Spannung der Geschichte kontinuierlich hoch ist, flog ich nur so durch die Geschichte. Die Idee hinter dem Buch fand ich wirklich super spannend und eigentlich gut umgesetzt. Vor allem hat sie mich aber zum, Nachdenken gebracht. An sich wäre es ja möglich, dass hinter unserem Rücken sich genau solche Szenarien abspielen, weil wir ja nichts davon mitbekommen würden. was man aber sagen muss, ist, dass die Geschichte nicht besonders viele Plottwists aufweist, und so diese eigentlich immer in die gleiche Richtung steuert. Zu den Protagonisten kann man sagen, dass diese an und für sich recht einfach gestrickt sind, aber trotzdem nicht schlecht sind. Und auch die Auflösung der Geschichte hielt keinerlei große Überraschungen bereit, war aber durchaus schlüssig. So kann man sagen, dass sowohl Protagonisten und Ende der Handlung recht einfach sind, aber dem Buch angemessen.

Final kann ich sagen, dass es sich bei diesem Buch um einen rasanten Thriller handelt, der auch ohne große Überraschungen auskommt und durchaus gelungen ist.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Eine Liebe, aufgebaut auf einer Lüge

Lila, Lila
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David ist keine herausstechende Persönlichkeit. Insofern tut er sich schwer, als er Gefühle für Marie entwickelt, dass diese ihn wahrnimmt. Da findet er ein Manuskript in seinem Second-Hand-Nachtkästchen, ...

David ist keine herausstechende Persönlichkeit. Insofern tut er sich schwer, als er Gefühle für Marie entwickelt, dass diese ihn wahrnimmt. Da findet er ein Manuskript in seinem Second-Hand-Nachtkästchen, dass die Geschichte der reinsten Liebesgeschichte der Welt erzählt. Durch einen unglücklichen Zufall schlüpft David ungewollt in die Identität des Autors dieser Geschichte und droht sich in dieser selbst zu verlieren.

Der Schreibstil Martin Suters wirkt vielversprechend auf mich. Angenehme Sprache, bunt und umschreibend, ohne zu ausschweifend zu werden. Und sie geleitet einen schnell durch die Geschichte. Was mich aber massiv störte, war, dass die Geschichte sehr langweilig ist. Das Potential, dass dieses Lügenkonstrukt rund um David geboten hätte, wurde nicht umfassend ausgeschöpft. Zwar merkt man sehr schön, wie sich die Geschichte aufbaut, allerdings kommt es nie zu einem großen Knall, mit der sich die Spannung entlädt. Am Ende versickert diese ganz langsam wieder im Sand. Auch mit den Protagonisten wurde ich nicht ganz warm. Zwar konnte David mit seinem naiven und unreflektiertem Verhalten einige Emotionen bei mir auslösen, allerdings waren mir Jacky, David und Marie als Hauptcharaktere viel zu blass gezeichnet. An manchen Stellen konnte ich Gedankengänge und Entscheidungen der Protagonisten nicht ganz nachvollziehen und sie blieben mir auf weiten Teilen der Geschichte fremd. Was mich aber begeistern konnte, waren die Hintergründe und Einblicke, die Martin Suter uns mit diesem Buch in das Verlagswesen gibt. Hier können Leserinnen und Leser einige interessante Fakten mitnehmen.

Letztendlich muss ich leider sagen, dass mich dieser Roman ziemlich kalt gelassen hat, auch wenn der Schreibstil sehr toll war, und es einige interessanten Fakten rund um die Verlegung eines Buches bereithielt.

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