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Veröffentlicht am 21.08.2021

Ein Buch, das mich wirklich positiv überrascht hat.

Das verlorene Medaillon
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Nach dem tragischen Tod ihrer Eltern kommt die junge Emma Malloy in die Bergbaustadt Coal River, um bei ihren wohlhabenden Verwandten zu wohnen. An die Stadt hat sie negative Erinnerungen, da sie in ihrer ...

Nach dem tragischen Tod ihrer Eltern kommt die junge Emma Malloy in die Bergbaustadt Coal River, um bei ihren wohlhabenden Verwandten zu wohnen. An die Stadt hat sie negative Erinnerungen, da sie in ihrer Kindheit hier ihren Bruder nach einem tragischen Unfall Doch das Elend der Arbeiter und die Kinderarbeit, die sie vorfindet schockieren sie zu tiefst. Sie beginnt gegen die bestehende Ordnung anzukämpfen und stiehlt Lebensmittel, die sie anschließend an die Ärmsten der Armen verteilt. Bei ihrem Kampf gegen die mächtige Kohlekompanie trifft Emma auf den rebellischen Arbeiter Clayton Nash. Dieser warnt sie vor der Macht der Kohlekompanie und bittet sie sich nicht einzumischen. Dabei stößt er jedoch auf taube Ohren und auch die Liebe beginnt im Leben Emmas mitzumischen.

Als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, hatte ich eigentlich keine hohen Erwartungen. Um so mehr war ich letztendlich von dem Roman überrascht. Die Hintergründe zum Kohlebergbau im Pennsylvania des frühen 20. Jahrhunderts waren sehr gut recherchiert und auch den bunte Schreibstil, der die sanften Berge Pennsylvanias vor meinem inneren Auge aus dem Nebel aufsteigen lässt, fand ich einfach fantastisch. Auch wie feind die Protagonisten ausgearbeitet sind, fand ich einfach wunderbar. Vor allem der Kampf, den Emma gegen ihre unmögliche Verwandtschaft, die Armut in Coal River, die Kinderarbeit, die unmenschlichen Arbeitsbedingungen aber auch den Kampf gegen ihre eigene Vergangenheit, machen mir Emma besonders sympathisch. Auch kam in der Geschichte nie Langeweile auf.

Im Großen und Ganzen kann ich mich über keine Mängel an der Geschichte beschweren und kann somit das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen, an alle, die gerne historische Romane lesen.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Möglicherweise eine Streitschrift für das Recht Mutter zu sein

Mutter werden. Mutter sein.
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Bei dem Buch handelt es sich um eine Zusammenstellung von Beiträgen unterschiedlichster deutschsprachiger Autorinnen, die eines gemeinsam haben: Sie alle haben ein Kind (oder mehrere) zur Welt gebracht ...

Bei dem Buch handelt es sich um eine Zusammenstellung von Beiträgen unterschiedlichster deutschsprachiger Autorinnen, die eines gemeinsam haben: Sie alle haben ein Kind (oder mehrere) zur Welt gebracht uns sich dann anschließend mit den positiven und negativen Seiten davon auseinandersetzen müssen. Uns so findet sich hier eine Bandbreite, hin von Kritik am gesellschaftlichen Bild der Familie bis zu Selbstreflexion des Kinderwunsches und was es bedeutet, Kinder in die Welt zu setzen.

Sprachlich befinden sich unter den Beiträgen der Autorinnen wahre sprachliche Schätze. Man wird mitgerissen, bildet sich eine eigene Meinung bzw. erweitert diese und kommt aus dem Lachen und Weinen nicht mehr heraus angesichts der schreienden Ungerechtigkeiten, mit denen sich Frauen, insbesondere Mütter in unserer scheinbar aufgeklärten Gesellschaft herumschlagen müssen und der herzerwärmenden Geschichten, wie die Autorinnen zusammen mit ihren Kindern über Grenzen hinausgewachsen sind.

Mich am meisten begeistern konnten letztendlich aber die schon fast streiterisch und aufrührerisch anmutenden Apelle an alle Mütter, Frauen, ja an die ganze Welt. Bei den schreienden Ungerechtigkeiten, die man leider viel zu schnell wieder aus seinem Kopf versucht zu verbannen, die hier aber eiskalt angesprochen werden, blieb mir als Mann, der es wagt, sich als Feminist zu bezeichnen, nichts anderes über, als mit ausgestreckter Faust und erhobener Fahne die Barrikaden zu erklimmen, im Kampf für die Gleichheit aller Menschen. Bei armutsgefährdeten Alleinerziehenden denen die Kinder wirklich wie ein Klotz am Bein erscheinen muss, den sie vom Staat umgeschnallt bekommen, selbstzufriedenen Männern, die es wagen, die Bedürfnisse der Frau nach Selbstbestimmung durch ihr familiär destruktiv erscheinendes Verhalten und den Vorurteilen, die man sich ausgesetzt sehen muss, nur weil man unter Schweiß, Blut und Tränen ein Kind aus seinem Leib herausgepresst hat, kommt einem letztendlich das essen wieder hoch und man fragt sich, was mit unserer Welt eigentlich falsch gelaufen ist. Der Appell, der hier im Buch verpackt ist, hat mich auf ganzer Ebene erreicht und gezeigt, dass es für den Kampf für die Mutter niemals zu spät ist. Alleine deswegen, dass dieses Buch mir gezeigt hat, was es heißt Mutter zu sein, kann ich es nur weiterempfehlen und möchte es schon fast jedem Mann, dem ich begegne in die Hände drücken. Ich bin Begeistert.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

klassische Jugenddystopie

Legend (Band 1) - Fallender Himmel
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Die USA in einer fernen Zukunft. Umwelt und Gesellschaft sind nicht mehr mit der heutigen vergleichbar. Nicht nur der Kampf zwischen der Republik im Westen der ehemaligen USA und der Kolonien im Osten ...

Die USA in einer fernen Zukunft. Umwelt und Gesellschaft sind nicht mehr mit der heutigen vergleichbar. Nicht nur der Kampf zwischen der Republik im Westen der ehemaligen USA und der Kolonien im Osten des Kontinents, bedroht die Bevölkerung, sondern auch Seuchen, Armut und das politische System, von dem nur die reiche Oberschicht profitiert. In diesem Land leben Day, der meistgesuchte Verbrecher des Landes, und June, die Eliteschülerin der Militärakademie. Gezwungendermaßen kreuzen sich die Wege der beiden, und sie müssen ihr Gewissen auf eine harte Probe stellen.

Ich hatte das Buch schon länger in meinem Regal herumstehen und wollte wieder einmal was leichtes, lockeres und anspruchsloses für zwischendurch lesen, das vor allem Potential hat, mich auch zu unterhalten und auch Potential für einen Pageturner hat. Und da ist Jugenddystopie eigentlich nie ein Griff daneben. Sehr schnell wird die Geschichte sehr spannend. Man ist sogleich mitten in der Handlung, lernt eine neue Welt kennen, neue Charaktere und erlebt mit diesen Abenteuern. Day und June waren beide zwar jetzt nicht übermäßig gut ausgearbeiutet und auch nicht sonderlich sympathisch. Ich stand ihnen recht neutral gegenüber. Aber sie passen sehr gut zur Geschichte. Allerdings kommen mir die beiden, sie sind ca. 14 Jahre alt, dann doch ein wenig sehr jung für die Geschichte vor.

Was ich ein wenig vermisst habe, nicht störend, aber Potential wäre definitv da gewesen, ist das Worldbuilding. Das System der Republik, die Hintergründe zum Krieg mit den Kolonien, die Rolle der Rebellen oder auch die Hintergrundgeschichte der beiden Hauptcharaktere bleibt mir leider zu sehr im Nebel. Es zeigen sich wirklich gute Ansätze und es drängt mich, mehr über diese welt zu erfahren. Leider schätze ich es aber nicht so ein, dass sich in den beiden Nachfolgebänden das Worldbuilding steigern wird.

Zur Liebesgeschichte: ja ist halt da, war nicht besonders ausgefeilt und die Geschichte hätte sie meiner Meinung nach auch nicht gebraucht. Sie ist für mich oft ein bisschen seicht beschrieben und wenig greifbar, sodass ich das Gefühl bekommen habe, dass es keinen Unterschied machen würde, ob die Liebe zwischen Day und June überhaupt mit in die Geschichte miteinflösse. Für eine Jugenddystopie von vor 10 Jahren gehört sie auch irgendwie mit dazu.

Im Generellen entspricht das Buch in vielen Aspekten dem Strickmuster, dass ich von diesem Genre aus dieser Zeit habe. Aber deswegen kann ich die Punkte, die ich gerade Kritisiert habe, nicht zu sehr gewichten, weil mir klar war, worauf ich mich einlasse, und ich die leichte und lockere Unterhaltung bekommen habe, die ich gesucht habe. Buch funktioniert also.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Mord und Habgier in der römischen Provinz

Das Mädchen von Agunt
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Aguntum im heutigen Osttirol: Cincia führt mit ihren Eltern ein beschauliches, dennoch anstrengendes Leben als Bergbäurin. Währenddessen ist der Bürgermeister von Aguntum immer weiter bestrebt, seine politische ...

Aguntum im heutigen Osttirol: Cincia führt mit ihren Eltern ein beschauliches, dennoch anstrengendes Leben als Bergbäurin. Währenddessen ist der Bürgermeister von Aguntum immer weiter bestrebt, seine politische Macht und vor allem seinen eigenen materiellen Wohlstand auszuweiten. Dabei sind im jegliche Mittel recht und immer mehr Einwohner:innen der Stadt geraten in Bedrängnis, so auch Cincia und ihre Familie.

Zunächst einmal gehört gesagt, dass der Klappentext nur sehr schemenhaft dem Inhalt des Buches entspricht. Ansonsten präsentiert sich der Roman doch recht spannend. Sprachlich ist der Roman wie immer nichts außergewöhnliches, dennoch gut und flott zu lesen. Das gleiche gilt für die Charakterzeichnungen. Emotionale Tiefe und charakterliche Tiefe bzw. Facettenreichtum könnten definitiv ausgebaut werden. Allerdinsg ist das soweit nichts, was man nicht von den anderen Büchern des Autorenpaares kennt. Nachdem ich doch einige der Bücher der beiden gelesen habe, sind mir dennoch einige Dinge positiv aufgefallen. Der Cringe-Faktor, vor dem ich mich jedes Mal, wenn ich zu einem Buch von Iny Lorentz greife, ist dieses mal sehr gering ausgefallen. Zwar haben wir am Ende das typische jeder findet jemanden anderen, mit dem die unsterbliche Liebe besiegelt wird, ansonsten blieben so komische Momente zum Glück aus. Auch die Geschichte fand ich dieses mal wieder recht spannend. Das alles gut ausgehen würde, war mir zwar klar, im Mittelteil waren die einzelnen Handlungen aber nicht so vorhersehbar, wie ich es erwartet hatte. Und so kam wirklich Spannung auf und das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitetet.

Das Buch hat alle Merkmale, die man von Iny Lorentz kennt, ob man diese Mag, sei dahingestellt. Dennoch habe ich diesen Roman als stärker empfunden, als viele der anderen Romane des Autorenduos.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

russisches Coming of Age

Die Lüge
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Mit fünf Jahren kommt Mikita zu seinem Onkel Slawa. Nach dem Tod seiner leiblichen Mutter wächst er fortan bei ihm und dessen Lebensgefährten Lew auf. Zusammen geht die Familie durch turbulente Zeiten, ...

Mit fünf Jahren kommt Mikita zu seinem Onkel Slawa. Nach dem Tod seiner leiblichen Mutter wächst er fortan bei ihm und dessen Lebensgefährten Lew auf. Zusammen geht die Familie durch turbulente Zeiten, immer in der Angst vor den gesellschaftlichen Konsequenzen, wenn jemand herausfindet, dass Mikita zwei Papas hat. Das ewige Versteckspiel und Lügen, Aufpassen, was man in der Schule erzählt, drückt Mikita zunehmend auf die Seele und er steht immer wieder kurz davor, psychisch zu zerbrechen. Scheinbar zu allem Überfluss hegt er immer mehr den Verdacht, dass er ebenso wie seine Väter sich zum gleichen Geschlcht hingezogen fühlt. Ist er damit nicht genau das, wovor die konserbvative Propaganda nicht immer gewarnt hatte?

Mit seinem Schreibstil konnte mich der Autor sehr schnell fesseln. Durch den Ich-Erzähler nimmt die Story schnell an Fahr auf und gefühlvolle Momente jeder Art werden besonders emotional dargestellt. Auch wird dadurch der autofiktionale Charakter des Buches sher deutlich unterstrichen und die Geschichte auch insgesamt nachfühlbarer, intensiver und greifbarer.

Der Buchtitel ist meiner Meinung nach etwas irreführend. Klar muss die Wahrheit gewissen Menschen gegenüber verdeckt werden, und dazu gehört auch Lügen, doch die eine große Lüge in Mikitas Leben gibt es nicht. Auch nimmt das sich Verstellen vor der Gesellschaft auch nicht einen sonderlich dominanten Part in der Geschichte ein, sondern ist vielmehr unabdingbarer Teil einer Coming-of-Age-Story. Und genau das ist es, was mir an dem Buch so gut gefallen hat. Es geht nicht nur rein darum, wie sich die queere Familie gegen Normen von Staat und Gesellschaft durchsetzen muss, um das eigene Glück leben zu können. Viel mehr ist das der Rahmen, in dem die gesamte Entwicklung Mikitas stattfindet. Probleme des Heranwachsens, die sich nicht nur darauf beziehen zu verstekcen, dass man zwei Väter hat. Besonders berührend empfinde ich dabei die Selbstzweifel und die Wut und Scham gegenüber seiner Eltern, die Mikita im Laufe des Älterwerdens empfindet, weil diese sich eben nicht in die wenigen Schubladen der russischen Akzeptanz zwängen lassen. Kurzum Mikita wird durch die Schule und die wiedersinnigen Ansichten der dort verkehrenden Menschen homophob. Dabei stellen die Kinderjahre Mikitas wunderbar dar, wie gehaltlos Homophobie doch eigentlich ist.

Mit dem Ende kommt auch der Teil des Buches, in dem Mikita mit seinen eigenen homoerotischen Neigungen einen Kampf ausfechten muss. Allerdings kam es mir beim Lesen dann doch teilweise so vor, als würde sich der Autor zu wenig Zeit nehmen, versuchen Mikitas Gefühlswelt uns stark aufgedrüselt zu präsentieren, wie es noch bei den vorherigen Teilen des Buches der Fall war. Jedenfalls fehlt mir ein wenig das warum und woher. Für mich persönlich und plötzlich muss Mikita sich plötzlich beweisen, was an seinem Interesse dran ist. Der Autor hätte sich hier definitiv ein wenig mehr Zeit nehmen müssen, um den Roman zu einem runden Ende verhelfen zu können.

Dennoch kann ich das Buch nur jedem ans Herz legen, alleine wegen dem emotionalen und greifbaren sprachlichen Stil, der eine wirklich tiefgehende Erfahrung ist. Das Buch wird mir mit vielen Annektoten und Gefühlen noch lange in Erinnerung bleiben.

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