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Veröffentlicht am 15.12.2022

Das wenig bahnbrechende Buch zum Spiel

CATAN - Der Roman (Band 1)
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Die Fürstensöhne Thorolf, Yngvi und Digur verhelfen im Norwegen des Jahres 960 den beiden Töchtern des Königs der Nordlande zur Flucht. Dabei töten sie auch noch dessen Erben. Taten, die ihnen den Kopf ...

Die Fürstensöhne Thorolf, Yngvi und Digur verhelfen im Norwegen des Jahres 960 den beiden Töchtern des Königs der Nordlande zur Flucht. Dabei töten sie auch noch dessen Erben. Taten, die ihnen den Kopf kosten können. Mit einer Verbannung aus den Nordlanden kommen sie da noch recht glimpflich davon. Weiterhin von Abenteuerlust getrieben beschließen die drei auf Entdeckungsfahrt zu gehen, und die sagenumwobene Insel Catan zu suchen, um dort ihre Verbannung zu verbringen. Für ihren Plan die Insel zu besiedeln suchen sie willige Siedler, die mit ihnen dieses Abenteuer ins Ungewisse wagen. Und schon bald begibt sich die Gruppe auf die wohl gefährlichste Reise ihres Lebens. Neben den Gefahren einer langen Seereise stellt sich auch die Frage, wie man mit der Zukunft umgehen sollte. An den alten Traditionen festhalten oder etwas neues wagen?

Von Anfang an habe ich ein wenig kritisch auf das Buch geblickt. Immerhin hat Rebecca Gablé mit Die Siedler von Catan bereits 19 Jahre früher einen großartigen Roman vorgelegt, der das Brettspiel als Vorbild hat. Und da sind mir sofort die Parallelen aufgefallen. Zwar schreibt Klaus Teuber im Nachwort, dass schon für das Brettspiel die Wikingerfahrten und die Entdeckungen der Nordmänner als Inspiration gedient haben. Dennoch kommt es in beiden Büchern zu unüberwindbaren Zwisten zwischen den Hauptcharakteren, die noch dazu in beiden Fällen ein enges emotionales Verhältnis zu einander haben. In beiden Büchern spielt eine Priester mit einer der Hauptfiguren in Kombination eine wichtige Rolle und in beiden Büchern führt die Befreiung/Entführung einer weiblichen Person zu einer Eheschließung mit einem den Hauptprotagonisten. Das waren nur einige der unangenehmen Augenblicke, bei denen mich beim Lesen Flashbacks überkamen.

Dennoch hat Klaus Teuber sein eigenes Ding gedreht, und auch wenn ich nur sehr schwer in das Buch gefunden habe, und ich mich auch bis zum Ende nicht vollständig mit dem Schreibstil anfreunden konnte, so fühlte ich mich dennoch auf weiten Strecken des Buches gut unterhalten. Auch hat der Autor dafür gesagt, dass permanent Spannung herrscht. Auch wenn ich mit der Art und Weise, wie er das gemacht hat, nicht ganz zufrieden bin, so hält er seine Leserschaft dennoch am Ball. Und zwar funktioniert die Spannung darüber, dass immer etwas im buch geschehen muss, teilweise schon zu viel für meinen Geschmack. Und weil den Hauptcharakteren nicht ständig etwas schreckliches geschehen kann, müssen andere Bewohner Catans herhalten. Diese schlüpfen kurz in die Rolle einer Hauptperson, haben ihren Actionmoment, der die Leserschaft unterhält, und verschwinden sodann wieder in den Tiefen des Buches. Problem dabei ist, dass man eine wahre Fülle an Protagonist:innen kreiert, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Dadurch, dass diese aber kaum, nur mehr in den seltensten Fällen jemals wieder eine Rolle spielen, fragt man sich bis zum Ende, wie es nun mit diesen Personen weitergeht. kaum etwas wird dann bis zum Ende des Buches aufgelöst und es bleibt nur zu hoffen, dass der Autor beim Schreiben des zweiten Teiles, der ja schon in den Startlöchern steht, nicht vergessen hat, über was alles er einen Band zuvor geschrieben hat, und was es nun zu vervollständigen gibt. hinzu kommt, dass man beim Lesen zunehmends mit einer schier undurchschaubaren Fülle an Figuren zu kämpfen hat, die scheinbar eine tragende Rolle inne haben, auf charaktertechnischer Ebene aber kaum ausgebaut sind, sodass man diese ständig verwechselt.

Klaus Teuber hat mit diesem Buch versucht etwas als neu zu präsentieren, was jemand anderes Jahre zuvor schon viel besser hinbekommen hat. Und auch wenn das Buch Mängel aufgewiesen hat und mich stellenweise richtig aufgeregt hat so habe ich mich dennoch weitestgehend gut unterhalten gefühlt. Kurzum: ein Auf und Ab der Gefühle.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

unterhaltsamer Südstaatenroman

Das Leuchten der Sehnsucht - Töchter der Freiheit
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Im Jahr 1859 tritt die junge Annie eine Stelle als Lehrerin auf der Prachtvollen Plantage Birch Island in South Carolina an. Für das Mädchen, dass ihre Kindheit und Jugend in Nebraska und New York verbracht ...

Im Jahr 1859 tritt die junge Annie eine Stelle als Lehrerin auf der Prachtvollen Plantage Birch Island in South Carolina an. Für das Mädchen, dass ihre Kindheit und Jugend in Nebraska und New York verbracht hatte, ist der luxuriöse Lebensstil des Südens eine komplett neue Erfahrung. Doch für eine Frau aus dem Norden ist es am Vorabend der Sezession nicht gerade leicht, den Drahtseilakt zwischen der Besonderen Institution und der abolitionistischen Einstellung des Nordens zu meistern. Hinzu kommen noch ihre Gefühle für einen der Söhne des Plantagenbesitzers, die sie nicht so ganz einzuschätzen weiß.

Ich griff zu dem Buch, mit dem Wunsch hier leicht und unkomplizierte Unterhaltung im Setting des untergehenden Südens zu erleben. Eigentlich habe ich auch genau das geboten bekommen, was ich mir erwartet hatte. Der Schreibstil des Buches ist flüssig, locker und leicht, eignet sich perfekt für diese bezaubernde Geschichte und trägt einen flott durch die Seiten. Hinzu kommt, dass eigentlich immer etwas los ist in der Geschichte. Annie stolpert von einem Fettnäpfchen ins nächste und ist immer drauf und dran, ihren Ruf zu ruinieren und ihre Anstellung als Hauslehrerin von Birch Island zu verlieren. Das ganze macht sie auf so sympathische Art und Weise, dass man nicht anders kann, als mit der jungen Frau mitzufiebern.

Zusätzlich dazu gibt es dann auch noch einen Handlungsstrang, der sich mit der jüngeren Schwester Annies auseinandersetzt, die in den fruchtbaren Ebenen Kansas' dabei ist, ihr Familienglück und ihre Farm gegen die politischen Unruhen des Landes zu verteidigen. Hierbei könnte man hin und wieder sogar schon fast glauben, in einem Western Roman gelandet zu sein, auch wenn die Ureinwohner des Kontinents mit keinem einzigen Wort erwähnt werden.

Was mir bei der Geschichte allerdings ein wenig aufgestoßen ist, ist, dass sich für unsere Protagonistin alles ein wenig zu einfach fügt. Aus jeder der vorhin erwähnten Bredouillen windet sie sich heraus, ohne von der aufgeheizten Meute der Sklavereibefürworter:innen aus dem Tiefen Süden gemeuchelt zu werden. Insgesamt scheint es auch so, als hätte man mit Annie solch eine Wucht an einnehmender Sympathie vor sich, dass sie sich fast mit jedem im Buch auftretenden Charakter sofort anfreundet. In der Geschichte wendet sich insgesamt zu viel und zu schnell hin zum Guten, was ein bisschen an der Authentizität der Geschichte kratzt.

Auch gelingt nicht ganz der Spagat zwischen "Annie kommt mit allen klar" und der Tatsache, dass die Handlung ein Jahr vor dem Zerfall der Union und zwei Jahre vor dem Beginn des Bürgerkrieges spielt. Immer wieder werden von der Autorin Probleme und politische Kontroversen, sowie tagespolitische Aspekte mit in die Geschichte eingewoben. So lesen wir beispielsweise auch über John Brown und Harpers Ferry und erfahren etwas über Bleeding Kansas, dennoch wird Annie trotz ihrer Herkunft aus dem Norden und ihres engen Kontakts mit den Sklav:innen der Plantage niemals politisch angefeindet. All die anderen Plantagenbesitzer, deren Töchter und viele mehr sehen in Annie die mutige und selbstbewusste Frau, vergessen dabei allerdings, dass besagte nicht so ganz in ihr Weltbild passt.

Insgesamt also ein gutes und vor allem unterhaltsames Buch für zwischendurch, dass mich trotz einiger eher mäßigen Aspekte begeistern und überraschen konnte.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Geriatrische Tagesklinik

Frau mit Messer
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Hornclaw ist eine durchschnittliche Pensionistin. Unauffällig, ruhig und angepasst. Zumindest möchte man das meinen. Dabei ist das Leben im scheinbaren Ruhestand nichts als Lug und Trug. Denn die ältere ...

Hornclaw ist eine durchschnittliche Pensionistin. Unauffällig, ruhig und angepasst. Zumindest möchte man das meinen. Dabei ist das Leben im scheinbaren Ruhestand nichts als Lug und Trug. Denn die ältere Dame ist immer noch als Auftragsmörderin unterwegs. Einst eiskalt, merkt sie das Alter nicht nur in den Gelenken, die immer eigenartigere Geräusche von sich geben, sondern vielmehr darin, dass ihr ihre Kaltblütigkeit abhanden zu kommen droht. langsam aber sicher merkt sie, dass es an der Zeit ist, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen.

Schnell stellt sich heraus, dass das Buch ein wahrer Pageturner ist. In flotter Sprache geschrieben fliegen die Seiten nur so dahin. Hinzu kommt, dass sich von Anfang bis Ende ein toller Spannungsbogen aufbaut und man beim Lesen auch nur einem einzigen Handlungsstrang folgt, also kaum die Gefahr besteht, sich beim Lesen zu verstricken und irgendwo stecken zu bleiben. Insgesamt kommt man also recht linear und flott voran. Aufgelockert wird das Ganze dann auch noch durch die lockere und humorvolle Art der Autorin.

Gefallen hat mir, dass neben Hornclaws Leben als Mörderin auch gesellschaftspolitische Themen beleuchtet werden. So wird beispielsweise beschrieben, wie die Entstehung immer neuer Supermärkte die altbestehenden Strukturen der kleinen Läden und Märkte aufbricht und zerstört.

Insgesamt ein spannendes Buch, das Stunden der guten Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 18.11.2022

Le Grand Est

Connemara
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Hélène scheint mit 40 Jahren das Leben zu führen, dass sie sich selbst in ihrer Jugend immer gewünscht hat. Sie ist erfolgreich, hat Karriere gemacht und ist der ostfranzösischen Provinz entflohen und ...

Hélène scheint mit 40 Jahren das Leben zu führen, dass sie sich selbst in ihrer Jugend immer gewünscht hat. Sie ist erfolgreich, hat Karriere gemacht und ist der ostfranzösischen Provinz entflohen und aus den dortigen Zwängen und Rollenbildern ausgebrochen. Doch trotz ihrer beiden Kinder ist die Frau nicht glücklich. Ihr Leben beginnt nimmt dann eine neue Richtung, als Christophe die Bühne betritt, der die Heimatstadt der beiden in Ostfrankreich nie verlassen hat und dort ein ruhiges Durchschnittsleben führt. Eine Affäre beginnt, die beide in die Vergangenheit zurückwirft und alte Wunden wieder ans Licht bringt.

Nicolas Mathieu erzeugt mit diesem Roman ein eindrückliches Bild des halbprovinziellen Lebens Ostfrankreichs und was es bedeutet, in einem immer währenden Kampf aus dem gewohnten Umfeld auszubrechen und in eine andere soziale Schicht aufzusteigen. Er seziert mittels Rückblenden, wie es für die beiden Charaktere war, aufzuwachsen und schließt dann mit der Handlung des Haupthandlungsstranges an und zeigt auf, womit Hélène und Christophe immer noch zu kämpfen haben. Dabei werden neben gesellschaftlichen Aspekten auch immer wieder ökonomische und vor allem politische Aspekte aufgerollt, sodass sich ein rundes Bild eines Ganzen ergibt.

Sprachlich verpackt der Autor das Ganze in ein vielschichtiges Konstrukt aus intensiven Beschreibungen von Umgebung und Lebensgefühl verpackt. dadurch reduziert sich das Lesetempo zwar, im Generellen ist es aber so, dass das Buch nicht durch ein hohes Tempo auffällt. Vielmehr ist es so, dass man sich auf ein intensives und genaues Studium der beschriebenen Leben einlässt. Dadurch bleibt wiederum Platz für die ausschweifende Sprache Mathieus aber auch für eine komplexe Ausgestaltung der Protagonist:innen. Gerade Hélène und Christophe glänzen durch ihre Authentizität und ihre Vielschichtigen Wesenszüge. und gerade auch, weil die beiden nicht perfekt sind, das ganze Buch über Dinge tun, die an anderen Stellen von der Gesellschaft verurteilt werden würden, wirken sie viel perfekter als manch andere Figur in einem Buch.

Insgesamt also eine intensive und bunte Erfahrung, auf die man sich allerdings einlassen können muss, Zeit und Ruhe dafür aufwenden können muss.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Simon de Montfort und der Versuch einer Demokratie

Drachenbanner
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England im 12. Jahrhundert: In Waringham wachsen die junge Adela von Waringham und der Leibeigene Bedric mit einander auf. Eine Freundschaft entsteht, die unzertrennlich ist. Doch das stürmische Mädchen ...

England im 12. Jahrhundert: In Waringham wachsen die junge Adela von Waringham und der Leibeigene Bedric mit einander auf. Eine Freundschaft entsteht, die unzertrennlich ist. Doch das stürmische Mädchen wird an den Hof Eleanors, der Schwester des Königs geschickt, während ihr Jugendfreund auf den heimischen Äckern sein schweres Dasein fristen muss, eingeklemmt zwischen Rechtlosigkeit und der Grausamkeit Adelas älteren Bruders. Eines Tages jedoch sieht sich Bedric dazu gezwungen, zu fliehen und Waringham hinter sich zu lassen, gleichzeitig nicht ahnend, dass die heimliche Liebschaft mit Adela, die aus der einstigen Freundschaft entstanden ist, Früchte getragen hat. Doch die Wege der beiden führen unaufhaltsam auf einander zu, als Bedric in den Dienst des charismatischen Simon de Montoftr tritt, zu dessen Haushalt auch Adela gehört.

Wieder einmal hat es Rebecca Gablé wundervoll geschafft, ein Panorama Englands über die Jahre von 1238 bis 1265 zu spannen. So startet die Leserschaft einen Besuch sowohl dem Königshof ab, vor allem in der Mitte des Buches, als auch dem damaligen Leben in der Großstadt London, aber auch dem einfachen Leben auf dem Land. Eingebettet ist das Ganze wieder in ein akribisch recherchiertes, und dennoch nicht langweilig anmutendes historisches Setting, das die Leserschaft mit einem verblüffenden Detailreichtum in seinen Bann zieht.

Auch was die Gestaltung der historischen und fiktionalen Personen der Geschichte angeht, hat rebecca Gablé nichts von der Stärke verloren, wie wir sie aus ihren hervorgegangenen Romanen kennen. Dieses Mal haben wir zwei starke Protagonist:innen in der Mitte der Geschichte, die wir auf ihren getrennten und gemeinsamen Wegen begleiten. Die Reihe der Gegenspieler ist wunderbar abwechslungsreich. Zwar haben wir wieder einen typischen Antagonisten, der von vorne herein als solcher erkennbar ist. Aber nicht jeder, der sich letztendlich als Gegenspieler herausstellt, ist von Beginn an als solcher zu erkennen. Aber auch die Mitstreiter:innen von Bedric und Adela sind sehr abwechslungsreich gestaltet, wodurch sich insgesamt ein charakterlich interessantes Sammelsurium bildet.

Auch an Spannung mangelt es in der seitenstarken Geschichte nicht. Zwar spürt man von den historischen Hintergründen und dem sich anbahnenden politischen Konflikt im ersten Drittel der Geschichte noch nicht so viel, umso präsenter sind diese Themen dann dafür im späteren Verlauf der Geschichte. nabenbei sind dann wie üblich in einem historischen Roman auch noch der Kampf um Liebe und Familiendramen von nicht wenig tragender Rolle. Insgesamt ergibt sich also eine bunte Mischung, die für Spannung sorgt und die Leserschaft am Ball hält.

Insgesamt hat Rebecca Gablé wieder einmal einen wundervollen Roman geschaffen, der es schafft, einen über Stunden zu fesseln und zu begeistern und einem dabei einen Teil der englischen Geschichte näher bringt.

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